Bodo Stricker - Dr. Doublekick - Trommeln als Therapie

  • Jeden Tag seinen Traum leben


    Bodo Stricker, der Bruder von Ulf, war ebenfalls auf der Musikmesse in Frankfurt auf verschiedenen Bühnen zu sehen und natürlich zu hören. Wie sein Bruder hat er das Trommeln im Blut. Im Drummerforum ist er als Dr.Doublekick unterwegs. Auch wurde er bei verschiedene Treffen in Astheim gesichetet. Es war an der Zeit, den offenen und sympathischen Trommlerkollegen ein paar Fragen zu stellen.



    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    BS: Ich glaube ich hab angefangen als ich so 10 oder 11 war. Genau weiß ich das nicht mehr. Ich hatte ja nie Unterricht und hab die meisten Sachen durch anhören-probieren, anhören-probieren usw. erlernt. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch noch Klavier gespielt.


    DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?
    BS: Ich hab es laut meiner Eltern schon als kleines Kind geliebt auf Sachen rumzutrommeln, von daher lag es wohl nah. Ich wollte ausserdem immer mit anderen zusammen Musik machen. Klavier war aufgrund meines Lehrers für mich zu sehr mit klassischer Musik behaftet also musste was anderes her ;o)
    Was es für mich bedeutet ist schwer in Worte zu fassen. Es ist quasi mein Lebensinhalt, meiner Art mich auszudrücken, mich zu "therapieren"...


    DF: Ab wann professionell? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
    BS: Richtig professionell wurde es ab Herbst 2002 als ich bei Final Virus eingestiegen bin. Da ging es dann direkt auf 2 monatige Deutschland Tour, die Messen in Ibbenbüren und Frankfurt und später dann ja auch nach China.


    Die Vorteile sind definitiv, dass man jeden Tag seinen Traum leben kann, immer coole neue Leute kennenlernt, etwas von der Welt sieht und man den Leuten etwas geben kann, wenn sie zu deinen Konzerten kommen. Sie können einfach mal für ein paar Stunden den Alltag vergessen und aus sich raus gehen, das ist ein tolles Gefühl, wenn man es schafft Leute dazu zu bewegen.
    Nachteile sind in meinem Fall der unsolide Lebenswandel, also zuwenig Schlaf, unregelmäßiges Essen, etc.. Ausserdem muss man wohl dafür geboren sein aus dem Koffern zu leben, heute dieses Hotel, morgen das, ständig neue Umgebungen, usw.. Und wie ja alle hier wissen, die das mit dem Trommeln etwas ernster betreiben: Beziehungen sind auch immer kritisch *L*


    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
    BS: Ich denke das der Drummer eine der wichtigsten Figuren innerhalb einer Band ist. Wenn der Drummer seinen Job nicht ordentlich macht, dann taugt die Band oft nichts. Wenn er nicht groovt und das Timing scheisse ist, kann der Gitarrist noch so cool sein, oder der Sänger, es wird trotzdem nicht gut klingen. Umgekehrt hab ich schon mittelmäßige Bands gesehen die durch einen guten Drummer enorm aufgewertet wurden. Der Drummer sollte also die Zügel in der Hand haben, das Tempo bestimmen und, natürlich zusammen mit dem Basser, für das nötige Fundament sorgen.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
    einen ausgleichenden Charakter haben?

    BS: Kommunikation ist immer wichtig. Um mal meinen Bruder zu zitieren: Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Wenn wir z.B. an neuen Songs arbeiten, werden die Parts und das Arrangement immer zur Diskussion gestellt. Kommunikation ist meiner Meinung nach innerhalb einer Band das A und O, damit alles richtig funktionieren kann. Ob es nun der Drummer sein muss der einen ausgleichenden Charakter hat, sei dahin gestellt, aber es hilft sicher so jemanden in der Band zu haben, der vermitteln kann und eine relativ neutrale Position hat.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei das Medium Internet?
    BS: Diese Frage ist sicherlich schwer zu beantworten. Für meinen Teil kann ich sagen, das das Medium Internet sehr wichtig ist. Unbekannte Bands haben z.B. ein Forum um sich vorzustellen. Es kommt oft vor, dass ich auf eine Band stoße, einen Song von ihnen runterlade, ihn gut finde und mir daraufhin die CD kaufe. Ich denke auch das Portale wie "Itunes" eine gute Sache sind um die illegalen Downloads zumindest ein wenig einzudämmen. Meiner Meinung nach würde es sich für die Plattenfirmen bezahlt machen, mal wieder längerfristig zu planen und eine junge Band langsam aufzubauen anstatt immer nur irgendeinen Schrott zu casten, ihn auf den Markt zu werfen und das schnelle Geld abgreifen zu wollen. Die Leute wollen Qualität. Hat ein Act nur einen Hit, warum dann die CD kaufen, wenn alles gleich klingt? Würde man eine Band aufbauen, über einen längeren Zeitraum hinweg und keine Schnellschuss Platte machen, dann würde die Qualität der Songs steigen und das Produkt für den Konsumenten wieder interessanter werden. Es sind schließlich alt eingesessene Acts wie Grönemeyer, Williams, Sting und Gabriel, die unglaublich viele Platten verkaufen weil die Leute wissen, dass sie da Qualität bekommen. Wer braucht da schon Gracia, Vanilla Ninja, Nu Pagadi und wie sie alle heissen.. Vielleicht wäre es auch gut, wenn CDs wieder billiger würden.


    DF: Auf der Messe konnten wir dich zusammen mit deinem Bruder erleben. Spielt ihr öfter zusammen und worin liegt
    der Reiz, mit jemandem aus der Familie zu spielen?

    BS: Leider können wir nicht so oft zusammen spielen, wie wir das gerne machen würden. Wir arbeiten allerdings, wenn es unsere Zeit erlaubt, an einem Duo Projekt mit 2 Schlagzeugen und haben auch schon einen kurze Show in Gladbach getrommelt. Es hat sich auch schon ein Management mit Booking und allem gefunden, das sehr großes Interesse an der Sache hat.
    Der Reiz liegt sicherlich darin das man sich seit Jahren kennt (DUH!!) und von daher auch weiß, was der andere spielt, kann, nicht kann, sein Timing, Groove, etc.. Es passt einfach alles viel besser zusammen, weil eine wortlose Kommunikation vorhanden ist.


    DF: Den Tipp für das DF?
    BS: Zuerst sollte man erwähnen, dass das Forum eine super Sache ist. Ich habe sehr großen Respekt vor den Machen und Betreuern, obwohl ich mir nur annähernd vorstellen kann wieviel Zeit und Arbeit in diesem Forum und dem drumherum steckt!
    Meine Tipps wären, viel und konstant üben, auch wenn es nur eine Stunde am Tag ist (Practice Pad zu Hause ist ne super Sache), viel verschiedene Musik hören damit man nicht festgefahren ist und alle Einflüße für sich nutzen kann und an sich selbst und seine Sache zu glauben. Klar ist es oft frustrierend und entmutigend, aber auf der anderen Seite wird man irgendwann für seine Arbeit belohnt. Keep it up!


    Vielen Dank an Bodo, dass er sich Zeit genommen und die Fragen sehr schnell zurück geschickt hat.



    Bodo Stricker und 00Schneider auf unserem Stand bei der Musikmesse Frankfurt 2005



    Bodo live mit 2$Haircut

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