Benny Greb - Solodrumming der Extraklasse

  • Bewusstes Sein als Künstler
    Benny Greb ist eine der angesagtesten deutschen Solodrummer. In zahlreichen Workshops und auf Messevorführungen stellte und stellt er sein Können unter Beweis.
    Dabei zeigt er, dass solche Darbietungen nicht öde und trocken sein müssen. Mit seiner lockeren Art versteht er es, das Publikum zwischen seinen Stücken oder Songs zusatzlich zu unterhalten.
    Auch während des Interviews auf der Musikmesse 2005 in Frankfurt konnte er mit seiner freundlichen Art überzeugen. Seine Antworten zeigen, dieser Mensch weiss, was er macht.


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    BG: Ich habe schon überall drauf rum getrommelt seitdem ich denken kann. Es gibt eigentlich keinen Zeitpunkt, ab dem ich sagen kann, ich wollte Schlagzeuger werden. Ein Schlagzeug bekam ich dann mit fünf Jahren und das war natürlich ein Müllteil, aber, es ging dann qualitätsmäßig aufwärts. Man kann sagen, dass ich schon fast 20 Jahre spiele, obwohl ich erst 24 Jahre alt bin und Unterricht habe ich aber erst sehr spät bekommen, nämlich mit zwölf Jahren.
    Ich habe auch andere Instrumente gelernt, aber mit dem Schlagzeug konnte ich mich am Besten identifizieren.


    DF: Ab wann professionell?


    BG: So richtig ohne Unterstützung kann ich davon leben seitdem ich 21 bin.


    DF: Was liebst du an deinem "Job" und was magst du überhaupt nicht?


    BG: Ich mag daran, dass ich mir alles einteilen kann an Zeit und ich mag nicht, dass ich mir alles einteilen kann an Zeit.
    Es ist zum Einen der Riesenvorteil daran, aber eben auch ein großer Nachteil, es ist so, man gerät in Gefahr zu sagen, ich könnte immer noch mehr machen, denn da ist keiner, der sagt, jetzt ist mal Feierabend, denn als Freischaffender setzt du dir das Pensum selbst. Du musst auf dich aufpassen. Du musst auf deine Ernährung aufpassen, gerade, wenn man so jung anfängt wie ich, musst du erst Mal "Scheiße fressen". Es dauert, bist du verstehst, wie du es am Besten machen kannst. Ein Vorteil ist, dass ich etwas mache, was mich emotional berührt, ich mache keinen Job, den ich nicht mag.
    Ich suche mir die Sachen strikt aus, die ich machen will. Das war natürlich nicht immer so, aber, mittlerweile...


    DF: : Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band
    / eines Projektes?


    BG: Kommt darauf an, allgemein sollte man immer das Passende machen, dass man seine Rolle im Team versteht, sowohl menschlich als auch als Musiker, es ist immer eine zwischenmenschliche Situation, du kannst Menschen sehr verletzen, wenn du ihr emotionales Werk nicht richtig behandeltst. Z.B. auf Tour gibt es da einige, die ins Fettnäpfchen treten. Man muss da sehr behutsam und höflich miteinander umgehen. Sensibilität ist bestimmt 50 Prozent des Jobs. In einer Band sollte man sich nicht als Einzelner verstehen sondern als ein Rad im Uhrwerk. Man sollte das Gesamtkonzept im Kopf haben und nicht nur, stimmt der Sound und die Technik, sondern, wo will die Band hin, wie soll das Album klingen, was für ein Konzept steckt dahinter, wollen die "Retro" sein? Im Prinzip heißt das auf Produzentenebene mitzudenken.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte ein
    Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?


    BG: Man sollte vermitteln können und der Drummer ist meist der, der organisatorisch tätig ist. Ich würde nicht sagen, dass andere Musiker das nichts machen, aber, meist sind es die Schlagzeuger. Diplomatie ist das Stichwort.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
    das Medium Internet?


    BG: Alles so mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Musikindustrie bekommt das, was sie verdient. Es ist wie woanders auch, die Konzentration auf kurzfristige Produkte schafft keine dauerhafte Qualität, Firmen wie z.B. Porsche haben einfach einen anderen Namen, weil die ganz anders wirtschaften, sie gucken nicht nach dem billigsten Preis, sondern auf ihre Qualität. Das ist mir auch wichtig bei den Firmen, mit denen ich zusammenarbeite. Sonor z.B. bringt nicht jedes Jahr Signature-Snares raus, weil sonst die Endorser vielleicht beleidigt sind, sie denken sich etwas dabei und das hat auch etwas mit Qualität zu tun.
    Auf der anderen Seite ist es natürlich auch sehr schade, denn früher hat die Plattenindustrie Bands oder Künstler aufgebaut. Da gab es Budgets für die Nachwuchsförderung, die heute kaum noch vorhanden sind. Man sieht ja, das so Schulen wie die Popakademie, die sehr gut ist, aus dem Boden sprießen, die machen im Prinzip die Arbeit, die früher die Plattenfirmen übernommen haben. Der Vorteil ist, es bleibt so in der Musikerhand. Ich finde aber, da sollte die Plattenindustrie ihre Aufgabe verstehen und mehr mitmischen.
    Das Internet hat den Vor- und Nachteil, dass es für alle zugänglich ist. Es besteht keine Auslese, das Riesenangebot lähmt einen zunächst. Es ist eine Frage des Überblicks.


    DF: Den Tipp für das DF?


    BG: Analysiert euch selbst, guckt, was euch wirklich wichtig ist, ob ihr ein- oder doppelschichtiges Fell spielt, oder ist nicht vielmehr die Art, wie man aufs Fell schlägt viel wichtiger? Ich verstricke mich ja auch immer gerne in solche Diskussionen, aber, habe z.B. mein Drumset verkleinert. Die Frage ist, was lenkt dich ab? Allerdings macht es einem verständlicherweise die Industrie nicht gerade einfach, sie sagen, du brauchst dieses, du brauchst jenes. Deswegen möchte ich jedem diese Selbstanalyse empfehlen, was will ich eigentlich machen, wer bin ich überhaupt, einfach sich mal ein paar Gedanken darüber machen, bewusstes Sein als Künstler.


    DF: Möchtest du noch etwas zu deiner CD sagen?


    BG: Ja! Auf jeden Fall, so nach dem Motto, was machst du gerade?!
    Ich baue mir gerade ein Studio in Hamburg, da werde ich dann endlich wieder einen Raum haben. Ich war in letzter Zeit ziemlich viel unterwegs, habe meine Sets zeitweise in fünf verschiedenen Räumen gehabt, ich möchte da jetzt wieder mehr Ordnung reinbekommen. Ich schreibe ja schon länger, aber, jetzt habe ich endlich angefangen meine eigene Platte zu produzieren, die in diesem Jahr noch fertig werden soll. Ich wollte ja schon eher fertig sein, aber, ich habe jedes Instrument ausarrangiert und dann durch meinen "Gesang" ersetzt. Wenn z.B. die Gitarre einen Vier-Töne-Akkord hatte, musste ich diese vier Töne einsingen. Das ist natürlich ein tierischer Aufwand, aber, es macht Spaß und klingt einfach gut. Außerdem lerne ich ziemlich viel dabei. Hier auf der Musik-Messe habe ich ein Teil davon schon performt.
    Außerdem habe ich die Ehre als zweiter Deutscher nach Marco Minnemann auf dem Montreal-Drum-Festival zu spielen.


    Weitere Infos findet ihr unter
    http://www.bennygreb.de

    Einmal editiert, zuletzt von ipo ()

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