Flo Dauner - Der Torwart der Fantas

  • Der Trommler ist quasi der Torwart


    Flo Dauner ist den meisten wohl durch sein Mitwirken bei den Phantastischen Vier bekannt. Mit seinem solidem Groove ohne viel Schnickschnack schafft er zusammen mit dem Bassisten live das Fundament, auf dem sich die Fantas austoben können. Vor einem Gig in Wiesbaden war er bereit, sich den Fragen zu stellen. JB und ich bekamen so einen tollen Einblick in die Welt des Profidrummers, denn das Interview fand im wahrsten Sinne des Wortes Backstage statt. Auf Cases, nur wenige Meter von seinem leuchtenden Set entfernt, überzeugte Flo durch seine freundliche und aufgeschlossene Art. Von seinem Lampenfieber oder gar Tourstreß war nichts zu merken.
    Danke an Flo für das Interview und die Möglichkeit, ein Fanta-4-Gig aus einer etwas anderen Persepektive zumindest vor dem Konzert erleben zu können.



    Seit wann spielst du Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    FD: Bei mir hat das den Background, dass ich durch meinen Vater schon mit vier
    Jahren angefangen habe mit dem Klavier, war aber nicht sehr begeistert
    davon. Durch das United Jazz and Rockensemble, auf dessen Konzert mich mein
    Vater mitnahm, er spielt dort ja Klavier, begann ich mich schon relativ früh
    für das Schlagzeug zu interessieren. Jon Hiseman an den Drums muss wohl ein
    Schlüsselerlebnis für mich gewesen sein. Danach jedenfalls habe ich solange
    meinen Vater gequält, bis ich mit sechs Jahren endlich ein Set bekam.
    Mit sechs Jahren überlegt man natürlich bewusst, das Drumset hat mich
    irgendwie begeistert. Vielleicht die Energie und damit der sportliche Aspekt,
    denn bei keinem anderen Instrument ist der körperliche Einsatz so groß,
    muss mich fasziniert haben. Ich wollte auch lange Zeit Sportler werden. In
    meiner ganzen Jugend wollte ich eigentlich gar nicht Musiker sondern
    vielmehr Tennisspieler und Fußballer werden. Tja, Schlagzeug hat
    für mich auch etwas mit Sport zu tun und das hat mich begeistert. Aber,
    letztendlich kann ich es nicht erklären.
    Es war schon so früh bei mir klar, dass das Schlagzeug mein Instrument ist
    und ich mir vorstellen konnte, Musiker zu werden. Vielleicht auch durch
    meinen Vater konnte ich ja sehen, dass man als Musiker seinen
    Lebensunterhalt verdienen konnte. Aber, so ganz klar war der Gedanke nicht
    geformt, es ist alles so passiert.



    Was bedeutet das Instrument heute für dich?


    FD: Ja, alles! Mein ganzes Leben hat damit zu tun. Mit 17 bin ich dann von der
    Schule gegangen und wollte Musik studieren, das habe ich dann aber nicht
    gemacht. Zu dieser Zeit konnte ich aber mehr oder minder gut davon leben. Es
    gab aber immer heftige Phasen, in denen ich nicht wußte, wie es weiter geht. Obwohl
    ich ja schon relativ früh, 1993, bei den Fantas eingestiegen bin, gab es
    immer mal wieder Jahre, in denen nichts los war oder in denen sie eine Pause
    gemacht haben. Das war dann immer ganz schwierig, Anschluss zu finden. Alle
    dachten, ich wäre gut mit den Fantas ausgelastet, hatte keine Zeit, aber
    genügend Geld.
    Es ist also schwierig, wenn du mit einer Band unterwegs bist, dich mit
    anderen Musikern auszutauschen, um an andere Jobs zu kommen. Dann hast du
    mal ein Jahr, wo nichts ist und dann musst du gucken, wo du bleibst. Zum
    Glück ist diese Zeit vorbei.
    Inzwischen bekomme ich auch andere Angebote und kann mich somit als
    etabliert bezeichnen.


    Was macht für dich einen guten Schlagzeuger aus?


    FD: Kurz: Ein guter Musiker zu sein. Musikalität, Einfachheit und ein gutes
    Timing, es gibt viele Drummer, die technisch gut, aber die mir jetzt nicht
    unbedingt gefallen. Er ist für mich noch kein guter Schlagzeuger, nur weil
    er sein Instrument beherrscht. Zu einem guten Profidrummer gehören noch viel
    mehr Dinge, du musst mehr als gut auf dein Instrument sein, aber, du musst
    eben auch ein umgänglicher Typ sein.


    Wie siehst du die Rolle eines Schlagzeugers innerhalb einer Band?


    FD: Ganz unterschiedlich, ein Drummer kann ein ganz gleichberechtigtes Mitglied
    einer Band sein. Es gibt Bands, die funktionieren nur mit dem einen Drummer,
    dazu zähle ich zum Beispiel U2. Larry Mullen spielt zwar relativ einfach,
    hat aber seinen eigenen Stil. So Geschichten wie auf das Tom links anstatt
    auf der Hihat zu spielen, macht ihn unverwechselbar. Darum geht es.


    Wie wichtig ist zwischenmenschliche Kommunikation im Profidasein?


    FD: Ich kann das nicht einschätzen, ehrlich gesagt. Es gibt so viele
    unterschiedliche Musikertypen, die erfolgreich sind. Für mich gilt zuhören,
    erfassen, was die Rolle der Drums in der Formation ist, in der man gerade
    spielt. Kommunikation klappt automatisch, wenn die richtigen Leute
    zusammenspielen. Den Bassisten, mit dem ich hier bei den Fantas
    zusammenspiele, kenne ich, seit dem ich 14 bin. Da redet man über Musik
    nicht mehr. Das klappt einfach, das musikalische Ziel ist klar.


    Wie siehst du das Medium Internet und die Zukunft der Musikindustrie?
    FD: Das Internet ist großartig. Da es ja offen ist, ist aber eben auch viel am
    Rande der Legalität oder darüber hinaus möglich. Die Plattenindustrie hat
    diese Möglichkeit verschlafen, da bin ich mit vielen einer Meinung. Die
    professionellen Downloadseiten hätten schon viel früher kommen müssen.. Ich
    kaufe keine CDs mehr im Laden, dafür fehlt mir einfach die Zeit. Ich habe
    seit zwei Jahren alles im Internet gekauft, was ich mir so anhöre. Die
    Zukunft der Industrie wird davon abhängen, wie sie es schaffen, dran zu
    bleiben und nicht noch mehr Umsatzeinbußen haben.


    Ein Tipp für junge Drunmmer bzw. für das DF?


    FD: Mich hat weitergebracht, kann ich zurückblickend sagen, dass ich das Glück
    hatte, Drummer wie Billy Cobham durch meinen Vater zu treffen und die haben
    mir gesagt, dass ich an meinem Timing arbeiten müsse. Das hat mir sehr
    geholfen, denn sich mit dem Timing auseinander zu setzen war das Beste, was ich
    tun konnte. Deswegen kann ich das nur jedem empfehlen. Letztendlich ist das
    Timing alles, worum es beim Schlagzeug geht! Wenn dein Timing gut ist,
    wirst du auch gebucht. Alles andere kommt von alleine. Es gibt so viele
    Wege, um auch als Profi ans Ziel zu kommen. Ich kann nicht sagen, dass man
    unbedingt studiert haben muss. Man muss einen Fokus haben. Wenn man weiß,
    wie man sich verbessern kann, dann ist das gut. Ich habe zum Beispiel zu
    meinen Lieblings-CDs geübt. Das hat mich wahnsinnig weitergebracht.
    Stundenlanges Paradiddle-Geübe war nicht mein Fall. Das habe ich zwar auch
    gemacht, aber eben nicht nur.
    Ein Lernprozess war, dass die allermeisten im Studio relativ einfache Sachen
    haben wollen und nicht möglichst komplizierte Fills und so was. Es geht eher
    darum, möglichst schnell den Song zu erfassen. Das kann man üben, indem man
    zu Songs spielt. Ich übte zu Popsongs, Funk und vieles mehr. Der Groove,
    den du anbieten kannst, ist das wichtigste als Profi.



    Dieses Foto stellte uns Flo freundlicherweise zur Verfügung.


    Hast du eigentlich noch Lampenfieber?


    FD: Ja, klar, gestern beim Tourstart standen wir alle mit nassen Händen vor der
    Bühne. Heute auch, jetzt habe ich auch schon wieder feuchte Griffel. Das
    macht aber ja auch den Kick aus, sonst wäre es ja auch irgendwie
    eingefahren. Es ist generell egal, ob du in einem kleinen Club oder in einer
    großen Halle spielst. Im Gegenteil, in einem Club bekommst du mehr von den
    Leuten mit und das kann dein Lampenfieber steigern.


    Findest du, das Drummer anders als andere Musiker sind?


    FD: Da gibt es natürlich die blöden Witze. Ich vergleiche uns immer mit den
    Torwarten und den Feldspielern. Ich war beim Fußball immer der Torwart. Das
    ist vielleicht die ähnliche Position in der Band. Du spielst zwar keine
    Töne wie die anderen, die man Feldspieler nennen könnte, aber, du hast eine
    superwichtige Position, du bist das Fundament.


    Inwieweit hat dein Vater deine Karriere positiv und negativ beeinflusst?


    FD: Mein Vater hat meine Karriere maßgeblich beeinflusst. Ich weiß gar nicht, ob
    ich ohne ihn überhaupt Schlagzeug spielen würde, wenn er nicht da gewesen
    wäre. Dass ich Schlagzeug spiele hat also mit ihm zu tun, meine Karriere so
    wie sie jetzt geworden ist, ja, da hat mein Vater natürlich auch einen
    Anteil. Es gibt verschiedene Kehrseiten, einmal hatte ich natürlich einen
    anderen Einstieg ins Musikbusiness als andere, denn bei uns zuhause waren
    und sind immer Musiker da, ich bin zu Konzerten mitgeschleppt worden, habe
    Soundchecks gesehen, schon als kleiner Pifke irgendwie. Ich bin auf eine
    natürliche Art früher als andere dabei gewesen. Aber, es hat auch ein paar
    Nachteile: Die Messlatte liegt dadurch sehr hoch, wenn ich früher zu einem
    Studiojob oder Gig z.B. hingekommen bin, dann hieß es, wollen doch mal
    sehen, was der kleine Dauner so drauf hat. Du wirst automatisch gemessen und die
    Leute erwarten mehr von dir, sie gehen nicht mehr vorurteilsfrei auf dich
    zu. Du wirst gleich mit Profis verglichen, auch wenn du erst 16 oder 17
    bist. Das war manchmal auch ein Druck, der mir ein bisschen zu schaffen
    gemacht hat.
    Alles in allem bin ich super froh, dass ich so einen Vater habe, das hat mir
    auch sehr viel erleichtert.


    Wie ist das, wenn du mit ihm zusammenspielst, ihr habt ja ein Trio?
    FD: Ja, das ist lustig, wir haben sschon immer zusammen Musik gemacht,
    eigentlich seitdem ich Schlagzeug spiele. Das ist also nichts Neues für
    mich, mit meinem Vater Musik zu machen. Natürlich sind in der Zwischenzeit
    10 bis 20 Jahre vergangen und mein Musikverständnis ist zum Anderen ein ganz
    anderes. Insofern ist diese Triogeschichte sehr interessant, weil wir aus
    ganz unterschiedlichen Ecken kommen. Da sich zusammen zu wurschteln, das ist
    das Spannende dabei und auch die Herausforderung. Ich hoffe, dass wir im
    nächsten Frühjahr noch ein paar Liveauftritte machen können. Mit den
    Terminen ist das natürlich immer schwierig, dann bin ich gebucht, dann hat
    er eine Tournee.


    Weitere Infos: http://www.flodauner.com

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