Drumbassadors - Die spieltechnischen Grenzen erweitern

  • Zuhören, Zusammenspielen, aber bitte mit Spaß
    Die Drumbassadors verstehen es durch ihre gekonnte Show nicht nur Schlagzeuger zu beeindrucken. Mit viel Spielwitz und reichlichen technischen Raffnissen liefern sich Rene Cremers und Wim deVries auf der Bühne jedoch kein Drumbattle, sondern das Zusammenspiel steht im Vordergrund.
    Ebenso locker verlief das Interview mit den Beiden, das im Büro von Session Musik in Walldorf stattfand. Vielen Dank an allen, die dieses Interview ermöglichten.



    DF: Wann habt ihr mit dem Drumming angefangen und warum gerade dieses Instrument?


    RC: Ich habe mit sechs Jahren angefangen und der Grund war, dass mein Bruder Schlagzeug spielte. Deswegen hatten wir ein Drumset zu Hause. Ich bin jetzt 47, also spiele ich seit über 40 Jahren. Mit neun kam ich in die Musikschule, mit 17 fing ich in Arnheim zu studieren an und mit 23 machte ich dort meinen Abschluss.


    WdV: Bei mir ist das ähnlich, mein Bruder hat in einem Fanfarenzug getrommelt. Auch mit sechs wollte ich schon trommeln, aber erst vier Jahre später durfte ich dann loslegen. Ich bin mit der Snare angefangen und habe dann noch Trompete gelernt. Ich studierte auch in Arnheim und danach ein halbes Jahr in Berkley.
    In den letzten zwanzig Jahren habe ich viel Jazz gespielt, auch so Sachen wie mit einem Glenn-Miller-Orchester. In den letzten fünf Jahren hatte ich auch Musical-Jobs. Ich wollte gerne jeden Tag spielen, das habe ich dann auch gemacht, aber, zum Schluss war es wohl doch zuviel (lacht). Ich hatte nämlich keine Zeit mehr zum Üben.
    Vor fünf Jahren haben wir mit den Drumbassadors losgelegt und da merkte ich, dass ich mehr Zeit zum Üben brauchte. Deswegen habe ich letztes Jahr gesagt, dass ich keine Musicals mehr mache. Außerdem wollte ich noch etwas von meinen Kindern mitbekommen. Jetzt habe ich wieder Zeit für mich selbst und kann auch mal Stücke schreiben. Das mit den Drumbassadors hat sich ja auch toll entwickelt, wir haben viele Termine. Für Rene und mich ist das das Wichtigste zur Zeit. Wir werden die ganze Welt damit erobern (lacht). Wir sind schließlich schon in Kanada, USA, Australien und fast in ganz Europa gewesen. Japan und überhaupt Asien würde uns schon reizen.



    WdV: Wir haben ja schon eine DVD gemacht und die zweite ist in Arbeit. Es wird einen Livemittschnitt geben sowie die Erklärung von einigen Stücken, soviel kann ich schon verraten. Das wird natürlich eine Doppel-DVD, denn die Leute stehen auf Länge und nicht auf Inhalt (lacht). Deswegen, jeder muss die kaufen, schließlich müssen wir ja reich werden (allgemeines Gelächter). Die Drumbassadors machen wir auch nicht wegen dem Spaß, sondern eben, damit wir reich und berühmt werden. Das Einzige, was uns noch fehlt, ist ein Endorsment von Mercedes (wieder großes Gelächter). Sonst haben wir ja schon alles und sind sehr glücklich.
    ...Ach, ja, noch managen wir uns selber, aber, um an die großen Rockfestivals ranzukommen brauchst du einen Manager. Sehr viele Gigs kommen übrigens schon über unsere Website zustande.
    Hmm, das war jetzt schon recht viel, vielleicht kannst du Rene mal wieder was fragen (grins)?


    DF: Was bedeutet das Instrument für euch?


    RC: Ich mag besonders, die Grenzen des Instruments zu finden und dann zu versuchen, darüber hinaus zu kommen. Klar, es ist ein Groove- und Rtyhmusinstrument, aber, ich versuche Harmonien und Melodien zu finden. Unser Repertoire hat deswegen auch melodische Stücke. Richtige Melodien auf den Trommeln gespielt wechseln sich mit Grooves ab. Wir sind auch ständig auf der Suche nach neuen Sounds, so interessiert uns Afrika sehr.


    WdV: Ich habe dem nichst hinzuzufügen...



    DF: Was sind die negativen Seiten, die der Job so mit sich bringt?


    WdV: Immer, wenn ich mit meinem vollbepackten Auto nach einem Gig nach Hause fahre, denke ich, ich habe den besten Beruf der Welt. Aber, klar, es ist unruhig, denn du weisst nicht, ob und womit du in einem halben Jahr dein Geld verdienen wirst.. Außerdem must du immer kreativ sein, aber, dafür gibt es keinen Knopf, den ich bei mir drücken kann. Gute Ideen dauern manchmal. Rene hat da mehr Glück, der ist da schneller.


    RC: Ich kann mich noch gut an unseren ersten Gig erinnern, das war gleich auf der Musikmesse in Frankfurt und da war natürlich schon viel los. Da hatten wir ganz schön Druck. Du wußtest, dass sind alles Musiker und ausserdem wolltest du ja auch, dass alles klappt. Doch mittlerweile ist es so, dass wir nicht mehr diesen Druck haben, wenn ich mir so die anderen bei den Festivals anschaue, dann haben die mehr Lampenfieber. Wir haben nämlich den Vorteil, dass wir zu zweit auf der Bühne stehen. So kann sich jeder auch mal zurücklehnen, wenn der andere mit einem Solo im Rampenlicht steht. Das eigentlich kritische in unserer Show ist vielleicht das Snaredrumduett mit den fliegenden Stöcken. Aber, das klappt auch immer besser, wir haben ja auch schon viel Routine damit.
    Ein weiterer Vorteil ist, dass wir zur Zeit noch nicht 350 Tage im Jahr zusammen touren. Da könnte das mit dem Warten, was bei einer Tour zwangsläufig dabei ist, zum Problem werden. So aber haben wir jede Menge Spaß zusammen und unser Humor funktioniert, auch mit Milan, der uns ja für Sonor betreut.


    DF: Was macht für euch einen guten Schlagzeuger aus?


    RC: Er muss natürlich ein gutes Timing haben und seine Grooves beherrschen. Wenn man begleiten kann, dann ist das ok, aber, für mich ist wichtiger, dass, wenn du spielst, du dich zeigst und auch performst.
    Ich mag es lieber kreativ zu spielen als wenn einer vor mir steht und mir genau sagt, was ich machen soll, deswegen liebe ich den Jazz, dort bin ich freier. Bei großen Bands mit einer durchdachten Show ist jeder Schlag vorgeschrieben, das ist nicht so mein Ding.



    WdV: Schlagzeugspielen ist nicht so schwer, denn das kannst du üben. Zusammenspielen, dass ist das Schwere. Du must zuhören können. Du must mit großen Ohren spielen. Wenn die Leute mich loben, dass ich ein tolles Solo gemacht habe, dann sage ich immer, das war das Einfachste, denn da muste ich mit niemanden zusammenspielen.
    Die Funktion des Schlagzeugers ist, dass die Band besser klingt. Dazu mußt du wissen, was und wieviel du spielen kannst.
    Als ich die Musicals gespielt habe, musste ich mich sehr zurückhalten und sehr auf den Punkt ohne viele Fills spielen, weil sonst die Einsätze und auch der Sound für die anderen z.B. auf der Bühne nicht klar waren. Wenn du dagegen in einem Trio spielst, bis du eben 33% der Band und mußt auch so spielen.
    Mein Problem ist so ein bischen, dass mir alle Musik gefällt, die ich spiele. Deswegen hat mir das Musical auch sehr viel Spaß gemacht, zumal, die wollten, dass ich richtig laut spiele. Zwei Paar Sticks pro Aufführung sind da schon kaputtgegangen. Auch etliche Crashbecken habe ich in der Zeit verschlissen. Aber, das hat eben auch Spaß gemacht.


    DF: Wie seht ihr die Zukunft der Musikindustrie auch in Hinblick auf das Internet


    RC: Schwierige Frage, denn ich habe noch nie über das alles nachgedacht. Ich kann echt nicht sagen, was in zehn Jahren sein wird. Ich kann höchstens sagen, dass ich in zehn Jahren genausoviel oder noch mehr üben werde wie heute.
    Was das Internet anbelangt, das ist eine tolle Entwicklung, aber, ich gehöre nicht zu den Vorreitern, sondern mache lediglich ein bischen mit. Ich habe aber das Vertrauen, wenn ich gut spiele und gute Ideen entwickeln kann, dann läuft alles. Wir brauchen ja einen Manager, denn das mit den Drumbassadors wird ja immer mehr und es kommen auch immer mehr Anfragen. Eigentlich bin ich da altmodisch, gut spielen und einen guten Manager.
    Was ich aber gut finde, dass diese strikte Einteilung nach Rock, Jazz und so aufgebrochen wird, denn viele machen verschiedene Sachen, die sich nicht so klar in Schubladen packen lassen. Durch das Internet erfährst du mehr über so eine Musik. Das wird sicherlich noch mehr werden in den nächsten Jahren.



    WdV: Das Problem mit dem Internet ist, jeder kann dir irgendwas erzählen und du weisst nicht, ob einer lügt, übertreibt oder ob er wirklich der ist, der er zu sein scheint. Der Vorteil ist aber ganz klar, dass du deine Sachen selbst vertreiben kannst ohne Plattenvertrag.
    Wenn du etwas Eigenes auf die Beine stellst, dann hast du auch Chancen am Markt.


    DF: Der Tipp für junge Schlagzeuger?


    RC: Lernen zuzuhören ist ganz wichtig, und auch genießen können. Klingt vielleicht merkwürdig, aber, es geht um lange und kurze Töne genau wie beim Sprechen. Viele Rockdrummer können das nicht, das klingt dann eckig, immer nur Tschack - Bum.


    WdV: Die jungen Leute sollten auch mal andere Musik hören. Wenn du ein guter Schlagzeuger werden willst, mußt du die Basis begreifen. Die hörst du auch im Jazz. Zusammenspielen, improvisieren und kreativ sein, das ist alles im Jazz zu hören. Auch leise spielen können ist so ein Ding.


    DF: Wie seid ihr eigentlich auf die Idee mit den Drumbassadors gekommen?


    RC: Es hat was mit Sonor zu tun, ich habe jahrelang für Sonor Workshops und Clinics gemacht und vor zehn Jahren war es so, dass viele alleine als Drummer nur zur CD vor Leuten spielten. Es wurde irgendwie langweilig. Tja, deswegen wurde ich gefragt, ob ich nicht mal was mit jemanden zusammen machen könnte. Mit einem Bassisten war ich schon zusammen unterwegs, aber der hatte keine Zeit mehr. Da musste ich dann gleich an Wim denken und habe ihn angerufen. Wenn ich also jemanden frage, dann Wim.


    WdV: ...den besten natürlich (großes Gelächter)!


    RC: Nee, ich habe Wim gefragt, weil ich wusste, dass er anders spielt als ich und weil er auch so ein Draufgänger ist. Er wohnt zudem in der Nähe und wir verstehen uns einfach gut.


    Weitere Infos: http://www.drumbassadors.com

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