Florian Alexandru-Zorn - Mr. Brush - Familie und Beruf nicht getrennt voneinander -

  • Trommeln als Mittelpunkt des Lebens
    Florian Alexandru-Zorn, hier als Mr. Brush unterwegs, ist ein interessanter Schlagzeuger und Perkussionist. Sein Ding ist der Jazz und die Weltmusik. Sein Nickname ist Programm, denn besonders das Besenspiel hat es ihm angetan.
    Sein kleines, aber feines Set ist außergewöhnlich. Dank dem Hersteller des Sets konnte ich Florian besuchen und einen sehr kurzweiligen Abend mit ihm verbringen. Danke für diese interessanten Stunden.



    DF: Seit wann spielst du Schlagzeug und warum ausgerechnet dieses
    Instrument?


    FAZ: Schlagzeug spiele ich, seitdem ich acht bin. Auslöser war eine Anzeige
    im Wochenblatt, dass der örtliche Spielmannszug einen Schlagzeuger
    sucht. So wurde ich dann kurzerhand von meinen Eltern angemeldet. Das
    habe ich ein Jahr lang gemacht und dann gemerkt, dass diese Musik
    nichts für mich ist. Daraufhin bin ich dann u.a. zu Tom Hapke
    gekommen. Seit dieser Zeit habe ich das Schlagzeug spielen sehr
    intensiv betrieben.


    DF: Seit wann darfst bzw. musst du davon leben?


    FAZ: Ich wollte schon immer davon leben. Ich hatte schon seitdem ich elf
    war, den festen Wunsch Profidrummer zu werden. Es ging dann relativ
    schnell, mit 15, 16 unterrichtete ich schon an Musikschulen. Ich baute
    mir einen Stamm an Schülern auf, mit 18 hatte ich so um die 25. Ich
    spielte außerdem in den unterschiedlichsten Bands. Das waren zum Einen
    Coverbands, aber eben auch zum Anderen Alternative- oder Metalbands
    bis hin zum Jazz.


    DF: Du studierst an der Musikhochschule in Mannheim?


    FAZ: Ja, ich bin der Region treu geblieben, gebürtig stamme ich aus
    Grünstadt. Ich bin hier auch aufgewachsen.


    DF: Das hört man aber nicht (Lachen von ipo).


    FAZ: Jaaa, ich bin hochdeutsch erzogen worden.
    Ich bin jetzt im dritten Semester, bin also noch nicht so lange
    Student. Mit 18 hatte ich eher die Vorstellung nach Amerika zu gehen.
    Jedoch lernte ich dann meine Frau kennen und so bin ich heute Stolzer
    Vater von zwei Söhnen. Nun war Amerika natürlich abgehakt.
    Ich machte mich schlau, was hier in Deutschland so verlangt wird. Ich
    konzentrierte mich eher auf den Bereich Jazz und da bin ich in
    Mannheim gut aufgehoben.


    DF: Was bedeutet das Schlagzeug für dich?


    FAZ: Ich habe mich sehr viel mit afrikanischer Musik beschäftigt, d.h. vor
    allem mit Percussion und Trommel. In Afrika ist die Trommel auch
    historisch gesehen ein Lebensmittelpunkt. Für mich heißt das Spielen,
    dass ich eben nicht nur den Beat liefere, sondern mich auch durch mein
    Instrument ausdrücke. Es ist in meinem Leben ein absoluter Mittelpunkt.



    DF: Was macht für dich einen guten Drummer in einer Band aus?


    FAZ: Das ist sehr unterschiedlich, es kommt eben auf die Band an. Er muss
    songdienlich spielen, wie es so schön heißt. Ein guter Drummer sollte
    wissen, in welchem Metier er sich bewegt.
    Meine Musik liegt eher im Jazz bzw. Weltmusikbereich. Da geht es eher
    darum, die Musik als Kunstform zu begreifen. Es geht um die
    künstlerische Aussage. Ich spiele nicht nur stur vom Blatt, sondern
    versuche das Stück zu interpretieren und mit meinen Mitmusikern zu
    interagieren.


    DF: Sollte ein Drummer einen ausgleichenden Charakter haben?


    FAZ: Musikalisch gesehen kann ich natürlich auch ausgleichen, aber eben
    auch den Fokus auf mich ziehen. Das funktioniert aber nicht mit jedem
    Musiker. Abseits der Bühne ist ein ausgleichender Charakter aber auch
    förderlich, besonders, wenn da so ein paar Hibbelköppe unterwegs sind.
    Sozusagen als Ruhepol auch mal das eigene Ego runterfahren.


    DF: Wie ist für dich das Verhältnis Technik/Gefühl?


    FAZ: Es ist klar, dass ein guter Drummer eine technische Grundlage braucht.
    Die braucht man aber nicht, um eine musikalische Aussage zu treffen.
    Die Technik sollte nicht in den Vordergrund gestellt werden. Es gibt
    viele Drummer, die über wenig Technik verfügen, aber trotzdem gut
    spielen können. Die Phase in der Entwicklung eines Drummers, in der er
    versucht, möglichst der Band zu zeigen, was er kann beziehungsweise
    gerade gelernt hat, ist wichtig. Nach den ersten Aufnahmen und der
    Erkenntnis, dass zu viel gespielt wurde, ist wieder Bodenhaftung
    angesagt.
    Allerdings muss der Drummer selbstkritisch genug sein, zu erkennen,
    dass das Gefrickel vielleicht nicht zum Song passt. Dann kann es
    passieren, dass das Set schrumpft, die zweite Snare fällt weg, das
    eine oder andere Becken muss nicht wirklich sein und so weiter. Es ist
    eine Frage der Erfahrung.



    DF: Was bedeutet das Internet für dich?


    FAZ: Es ist natürlich schön, dass man durch das Internet Zugriff auf viele
    schöne Songs hat. Das Schlimme daran ist aber, dass der Wert der
    einzelnen Songs geringer wird. Die Musik wird nicht mehr so geschätzt.
    So ist es keine Wunder, dass viele Bands wieder Live spielen müssen,
    damit das Geld reinkommt.
    Es ist toll, wenn ich ein Lied für eine Probe vorbereiten muss und
    finde es sofort bei den diversen Portalen. Zum Beispiel bei meinen
    Schülern sehe ich jedoch, dass sie ganz stolz erzählen, sie hätten
    10.000 MP3s. Wenn man dann aber nachfragt, gestehen sie, dass sie
    davon vielleicht nur 100 gehört haben. Das kann es einfach nicht sein.
    Ich finde z.B. den iTunes-Store eine faire Sache, du bekommst
    einzelne Songs für einen guten Preis. Das Wichtige ist, dass es eben
    nicht umsonst ist. Das ist für mich der richtige Weg.
    Ich nutze die verschiedenen Plattformen um Videos und MP3 zu finden.
    Wichtiger sind aber die Informationen, die ich bekommen kann. So kann
    ich herausfinden, wie beispielsweise ein Pandeiro oder eine Cajon
    gespielt werden kann.
    Das Drummerforum ist eine Supersache. Auf jede Frage kriege ich sofort
    eine Antwort.


    DF: Was ist zurzeit dein Fokus?


    FAZ: Ich konzentriere mich seit fünf Jahren auf das Besenspiel, daher auch
    mein Nickname im DF. Der Auslöser war eine Zusammenarbeit mit einem
    polnischen Gitarristen. Das war ein Weltmusik-Projekt. Mit mir waren
    es vier Musiker, Gitarre, Querflöte und Oud, eine elfsaitige Laute. Da
    waren Besen angesagt. Ich konnte zwar etwas spielen, aber, richtig
    zufrieden war ich nicht.
    Ich habe dann gemerkt, dass mir die angebotenen Bücher nicht
    ausreichten. Es gab auch nur eine DVD zu diesem Thema. Die Übungen
    waren alle toll. Aber, ich merkte an verschiedenen Stellen, dass sie
    erweitert werden könnten. Irgendwann hatte ich einen Stapel mit
    eigenen Übungen und dann war es an der Zeit, diese in einem Buch zu
    veröffentlichen.
    Mein Ansatz ist, dass du alles nicht als fertige Pattern lernst,
    sondern jeden Notenwert mit den verschiedenen Wisch-Techniken zu
    spielen. Es ist ein Baukasten, diese Note spiele ich mit der einen
    Technik, eine andere mit einer anderen Technik.
    Wenn ich so zurückgucke, war eine entscheidene Entwicklung, dass ich
    mich vom Rock, Metal und ähnliches dem Jazz und der Weltmusik
    zugewandt habe. Es war jedoch gut und wichtig in den eher populären
    Musikgattungen meine Erfahrungen zu machen. Außerdem sehe ich als
    weiteres Plus meine Erfahrungen mit Percussion an. Ich muss nicht
    immer am Drumset sitzen, sondern kann auch z.B. mit einer Cajon den
    passenden musikalischen Beitrag leisten.



    DF: Was sind die Vorteile beziehungsweise Nachteile deines Lebens als
    Drummer?


    FAZ: Meine beiden Söhne und meine Frau sind total begeistert von den
    Trommeln und der Musik . Sie fahren bei jeder sich bietenden
    Gelegenheit mit auf Konzerte, wenn das möglich ist. So lässt sich der
    Beruf mit der Familie vereinbaren. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich
    hier bei mir zu Hause unterrichten und üben kann. Ich bin somit
    flexibel und kann mir die Zeit frei einteilen. Das geht im normalen
    Berufsleben nicht.
    Der Nachteil ist, wenn einem etwas passiert, z. B. der Bruch des
    Fußgelenkes, dann fällt man aus, hat Pause und kann in dieser Zeit
    nicht spielen, ja, kein Geld verdienen. Da muss man irgendwo seine
    finanziellen Rücklagen haben, um solche Situationen überstehen zu
    können und ein Haus halten zu können.


    DF: Dein Tipp für junge Schlagzeuger bzw. das DF?


    FAZ: Wenn ihr Fragen habt, dann stellt sie ohne Scheu. Wenn auch mal böse
    Antworten kommen.
    Einen jungen Schlagzeuger rate ich zu einem guten Lehrer, viel
    Motivation, auch in schwierigen Situationen dranbleiben. Außerdem, ist
    es wichtig, dass der Enthusiasmus stimmt und erhalten bleibt. Dann
    kann auch etwas aus dem Trommeln werden.


    Weitere Infos: http://www.besenspiel.de

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!