Unterricht für 8-jährigen

  • Hallo,


    ich hab mal ne Frage zum Unterricht für einen 8-jährigen Jungen.


    Der Sohn eines Freundes hat jetzt seit ca. 1 Jahr Unterricht. Ab und zu kommt er zu mir in den Keller um mit mir ein bisschen zu trommeln. Was mir dabei auffällt, er lernt nur Rythmen von irgendwelchen Popsongs (nur den Grundrythmus). Er lernt dabei absolut keine Grundlagen auf der Snare oder am Set. Die Rythmen sind meiner Meinung nach auch noch zu schwer für ihn. Wenn ich ihm mal ganz einfache Sachen auf der Snare zeigen will, guckt er mich nur immer mit großen Augen an und sagt, sowas würden sie im Unterricht nicht machen.


    Wenn er mit uns zusammen ein Stück spielt (also mit Begleitung) ist er nicht in der Lage, den Rythmus geschweige denn das Tempo über einen längeren Zeitraum zu halten.


    Ich hab so das Gefühl, dass der Junge langsam die Lust verliert. ?(


    Ich hab daraufhin mal mit seinem Lehrer geredet und der meinte, dass es in dem Alter zuerst einmal darauf ankommt, die Kids bei Laune zu halten und das man die anderen Sachen (sprich die Grundlagen) auch noch später lernen könne?!?


    Mich würde mal interessieren, was Ihr davon haltet. Ich für meinen Teil bin damals am Anfang mit Übungen auf der Snare gequält worden, was sicherlich keinen Spaß gemacht hat, aber im Nachhinein auch nicht schädlich war.


    Falls ich die Suche nicht richtig bemüht haben sollte, bitte ich jetzt schonmal um Entschuldigung!


    Gruß,


    Dietmar

    Mein Spielzeug


    Kaffee schmeckt übrigens am Besten, wenn man ihn morgens trinkt und alle ihren Mund halten...

  • Hallo



    Das Problem kenne ich, Unterrichte selber. Ich meine der Lehrer macht einen fehler,wenn er dem jungen nur so zeug beibringt.
    Ich fange mit meinen Schülern immer erst mit der snare an um die Technik,Grundlagen und Rhytmik richtig bei zubringen.
    Zwischen durch mache ich mit ihnen auch mal was am Drum-set aber nur das sie die lust nicht verlieren. Ich kenne das auch von früher, erst ewig snare und dann ein bischen Drum-set, wie bei dir.


    Ich denke nach 1 Jahr sollte der junge wenigstens einiger maßen das Tempo und den Rhytmus halten können.
    Ich an deiner Stelle würde mal den Vater drauf an sprechen, weil wenn es dem kleinen spaß macht und er nur, nicht ganz ricvhtige Sachen von seinem Lehrer lehrnt, hat er später mal Probleme das defiziet wieder rein zu holen.


    Gruß

  • Also meiner Meinung nach kommt es immer auf den Schüler an. Bei jüngeren Schülern ist das immer etwas schwerer als bei Jungens/Mädels so ab 11 Jahren. Weil dann fangen die so langsam an nachzuvollziehen und zu verstehen wofür diese Übungen auf der Snare oder auf dem Pad oder sonstwodrauf nötig sind.
    Deswegen ist es ganz wichtig, dass man vor allem bei jungen Schülern immer darauf achtet, dass man die Technikübungen die man macht auch sofort mit irgendwelchen Fills/Grooves etc am Set für die Schüler verständlich macht.
    Ich finde auch, dass man bei den Kleinen diese Techniksachen eher im Hintergrund aber trotzdem aktiv mitlaufen lässt, damit der Schüler nicht die Lust an seinem Hobby verliert.
    Bei älteren kann man natürlich auch mal mehrere Wochen am Stück reine Technik an der Snare machen, denn die wissen meist was Sache ist und wofür es von Nöten ist.

  • Zitat

    Ich fange mit meinen Schülern immer erst mit der snare an um die Technik,Grundlagen und Rhytmik richtig bei zubringen.
    Zwischen durch mache ich mit ihnen auch mal was am Drum-set aber nur das sie die lust nicht verlieren. Ich kenne das auch von früher, erst ewig snare und dann ein bischen Drum-set, wie bei dir.



    So kenn ich das auch. Ich halte es auch für extrem wichtig, die Grundlagen zu lernen um sie dann später am Set umsetzen zu können.


    Zitat

    Ich an deiner Stelle würde mal den Vater drauf an sprechen



    Mit dem hab ich meine Bedenken schon durchgesprochen. Da er unser Bassist ist, bekommt er die Sache ja hautnah mit.




    Zitat

    Technikübungen die man macht auch sofort mit irgendwelchen Fills/Grooves etc am Set für die Schüler verständlich macht.



    Er weiss noch nicht mal, was ein Fill ist, geschweige denn, dass er auch nur irgendwie von dem vorgegebenen Groove abweichen kann.


    Außerdem macht mich auch noch ein wenig stutzig, dass der Junge Linkshänder ist, und vom Lehrer open-handed unterrichtet wird. Wäre es nicht sinnvoller, das Set entsprechend umzubauen?


    Gruß


    Dietmar

    Mein Spielzeug


    Kaffee schmeckt übrigens am Besten, wenn man ihn morgens trinkt und alle ihren Mund halten...

  • Das finde ich jetzt nicht so schlimm eigentlich, wenn der Lehrer im open-hand beibringt.
    Ich kenne viele Berufsschlagzeuger (Studierte) die das Set wie ein rechtshänder stehen hatten im Unterricht und später dann es umgedreht haben.
    Diese Leute sind heute links wie rechts gleicht stark und können alles mit links oder rechts spielen.
    Finde ich Persönlich richtig geil.


    Gruß

  • Moinsen,


    bei jüngeren Schülern ist das immer schwierig. Gerade in dem Alter funktioniert noch nicht so viel über das intellektuelle Verstehen sondern eher über intuitive Imitation. Außerdem ist die Frustrationstoleranz sehr niedrig. Wie wichtig technische, rhythmische Grundlagen auch sein mögen, wenn der Schüler dadurch die Lust zu spielen verliert und sein Hobby aufgibt hat man nichts gewonnen, sondern eher noch verloren.


    Man muss als Lehrer, denke ich, versuchen dem Schüler das Instrument näher zu bringen. Wenn das heißt, dass man erstmal nur Bum Klatsch in verschieden musikalischen Situationen spielt ist schon viel gewonnen. Wenn dann auch die Handhaltung, Schlagtechnik und Dynamik einigermaßen stimmt dann ist damit viel eher ein Fundament gelegt als mit Dante Agostinis Übungen für die kleine Trommel. Dann behält der Kleine die Lust am spielen und lernt jedesmal dazu. Bleibt er am Ball und möchte dann später mehr machen, dann kann vorsichtig und mit Bedacht auch technische Übungen integrieren.
    Allein drei Takte einen Achtelgroove zu spielen und dann im vierten Takt Sechzehntel durchgehend auf der Snare ist in dem Alter schon sehr komplex. Da muss das rhythmische Verhältnis zwischen Achtel und Sechzehntel sicher beherrscht werden. Außerdem ist auch ein gewisses Tempo mit beiden Händen neben der Koordination nötig.
    Daher ist die Idee technische Übungen direkt in Grooveübungen einzubauen zwar gut gedacht, geht aber meiner Erfahrung nach meisten über das hinaus, was in dem Alter in der Zeit möglich ist.


    Wenn der Junge Grooves spielen möchte und sen Vatter Basser ist steht doch einem Zusammenspiel nichts im Wege. Das beste musikalsche Training was man haben kann. Wenn der Basser dann auch noch hilft die Time zu halten hat er gewonnen ;)


    Spielen, spielen, spielen!


    Gruß
    molle

  • Zitat

    Außerdem macht mich auch noch ein wenig stutzig, dass der Junge Linkshänder ist, und vom Lehrer open-handed unterrichtet wird. Wäre es nicht sinnvoller, das Set entsprechend umzubauen?


    Wenn der Linkshänder ist aber mit dem rechten Fuß z.B. einen Fußball schießt kann das doch ganz sinnvoll sein. Das ist natürlich Mist, wenn der linke Fuß stärker ist.

  • im Prinzip hat dieser Lehrer schon recht:
    In dem Alter müssen die Kids spielen spielen spielen. Diese Philosophie wird an vielen namhaften Schlagzeugschulen vertreten (D.I. z.B.).
    Ich hab selber auch die Erfahrung gemacht. Damals musste ich mich durch Dante Agostini, Morris Goldenberg etc. kämpfen. Spaß hat mir das nicht gemacht, daher hab ich auch nie geübt.
    Bei meinen eigenen Schülern habe ich dann mal die andere Richtung eingeschlagen und bin mit denen nach einigen Grundlagen "einfache" Songs durchgegangen. Die haben sich immer top vorbereitet und waren mit Spaß bei der Sache. Später hab ich dann den Unterricht geteilt in eine Hälfte spielen, die andere "nervige" Technik und Aufgaben, Chartreading usw.
    Da in einem Dorf viel geklüngelt wird, habe ich dann mitbekommen, dass über mich erzählt wurde, dass ich den Unterricht sehr interessant gestalte und die Kinder begeistert sind (will mich hier nicht beweihräuchern oder so).
    Wichtig finde ich auch immer bei den Aufgaben und der Technik noch zu veranschaulichen (spielerisch z.B.) wozu das ganze nützlich ist. Denn was will man sonst mit so einem schnöden Rudiment.
    Die richtige Didaktik ist der Weg zu Motivation. Und diese muss man halt an das Alter des Schülers anpassen.
    Ich wills einfach anders machen, als ich es selbst erlebt habe.

  • Ich gebe zwar keinen Unterricht (mehr), aber habe zumindest sehr lange richtig guten Unterricht gehabt, daher will ich mich auch mal äußern.


    Irgendwelche Rudiments und kurze Patterns, die mir zu Anfang unmöglich erschienen nd total sinnfrei habe ich einige Wochen geübt und sehr oft habe ich sie dann derart integriert, dass sie schon mein Spiel ein Stück weit ausmachen. Das konnte natürlich nur klappen, weil ich den Sinn dahinter erkannt habe und mir mein Lehrer jedesmal vorgemacht hat, was man mit so nervigen Übungen alles anstellen kann, wenn man sie im schlaf draufhat. :D


    Bis vor kurzem habe ich mich auch für etwa 2 Jahre als Lehrer versucht, der Schüler war in dem Alter, also 8-10 (am Anfang 8 und am schluss 10. nicht dass ihr denkt, ich wüsste nicht, wie alt er war!) ;) Ich war sein erster Lehrer. Und seitdem weiß cih zu schätzen, was die Schlagzeuglehrer dieser Welt so alles leisten... ;) chapeau! ^^ Ich habe drauf geachtet, dass ich ihm von anfang an alles richtig beibringe und dass sich keine fehler einschleichen (Stickhaltung, heel up und so...) . Dann hab ich vieles mit ihm gemacht, was ich auch im Unterricht früher hatte: Rudiments erst auf Sn, dann über die Toms verteilt, dann die Füße dazu; auch gerne mal "schwerere" BD-Fuguren usw. Das hat er echt gut gemacht, aber ich hatte den eindruck, er versteht nicht, warum ers tun soll. also hab ich nen groove aus nem eminem-lied einfließen lassen, weil er auf das lied so abfuhr. primitives zeug, aber er hatte einen mordsspaß. seitdem hab ich ihn einen teil des unterrichts mitgestalten lassen. und siehe da: er hat dann auch die sahcen, die er nicht mochte, öfter geübt! ^^


    Mangels Zeit und Lehr-erfahrung hab ich ihn dann an einen Profi abgegeben. Ich hoffe, er musste ihm nicht allzu viele Fehler austreiben, die ich ihm womöglich eingetrichtert habe... ^^


    soweit mein bescheidener Beitrag.
    Finde den Post von Trommelfreak gut, bei dir hätte mir Unterricht sicher auch Spaß gemacht! ;)


  • 100 % :thumbup: kommt mir alles sehr bekannt vor. Kids in dem Alter bei Laune zu halten ist ein nicht allzuleichtes Unterfangen :rolleyes: (ein oder zwei Jahre später wird´s nicht leichter, denn dann kommen die anderen Interessen). Alleine mit sturen Rudiment-Übungen und trockener Snaredrumming-Technik klappt das nicht. Ich denke (bzw. habe die Erfahrung gemacht) daß eine gesunde Mischung aus Aufgabenstellung, Kontrolle der gestellten Aufgaben, Vermitteln der Praxistauglichkeit vermeintlich "doofer" Rudimente und ab und zu ein bißchen Rumblödelei am Set gepaart mit möglichst viel Spaß und Humor für Kinder in dem Alter wichtig sind. Stop, bevor ich es vergesse: hin und wieder ein dickes Lob, wenn eine gestellte Aufgabe im Unterrichtsraum oder Zuhause sauber gespielt / geübt wurde. Bsp: "Wenn Du bis nächsten Montag die Rudimente 57 - 68 sauber, ohne abzusetzen und gut in Time spielen kannst, gibt´s nen Ausflug ins MCD inkl. Big Mäc und Eis :D "


    Zum Thema "Linkshänder": seit einem Vierteljahr habe ich einen 9-Jährigen Linkshänder, der lernt tatsächlich auf rechts... komplett auf eigenen Wunsch, nachdem wir beide Varianten getestet haben. Auch für ihn gilt - Übungen sowohl Cross- als auch Open-Handed durchzuspielen. Macht immer wieder Spaß, da zuzuschauen wie sich die Kids entwickeln.

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