Ist es eine Schande, wenn Drums programmiert sind ?

  • Hey Leute


    Es gibt ja immer mehr Bands, die im Studio ihre Schlagzeugspuren programmieren lassen, um Zeit und Geld zu sparen, oder weil der Drummer im Studio nicht sicher spielt, usw...
    Die Sounds werden ja auch immer "echter".
    Wenn ich einen Song höre, könnte ich rein vom Drumsound nicht sagen ob das Schlagzeug Programmiert wurde oder nicht.


    Ich habe jedenfalls diesen Threat eröffnet, weil mich mal eure Meinung interressiert, was ihr von Programmierten Drums haltet.

  • Mir ist es egal, wie andere Musik machen. Von mir aus können die sämtliche Instrumente programmieren.


    Aber ich spiele lieber selbst und mit Leuten, die es in "echt" tun.


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Frage der Philosophie. Ich finde schon Triggern und das bloße Kompressor-Gate-pipapo-"Runterputzen" von Drums schon furchtbar, seine Vollendung findet das ganze dann im Programmieren...
    Vor einiger Zeit saß ich mit ein paar Leuten zusammen, der eine gab vor, der Drummer einer Technical DeathMetal Band zu sein, seine Bandkollegen wären grade dabei, die Drums zu programmieren für's Album. Die Gitarristen klemmen Tempos unter's Top End und shredden mit der 7-Saiter in die DAW, dann wird ge Re-Amped ;( Nachdem irgendwelche Plugins letzte Unsauberheiten behoben haben.


    Eine Band haben heißt für mich zusammen Musik machen, und Musik, die mir sympathisch ist, klingt nach Hand- und Fußarbeit mit menschlichen Macken und Fehlern. Ich nehme in der Regel nichtmal irgendwas auf Click auf.
    Wenn jemand beim Songwriting mal die ein oder andere Spur synthetisiert ist das ja was anderes. Aber das Resultat soll nach mir klingen - und nicht nach Konserve.


    Ich mein, wenn man 'n (whatever)-Core komplett alleine am PC Programmiert ist das auch nur Techno. Der Moderne Metal-Gedöns-Sound will das seinem Publikum ja aber halt auch servieren.
    Ich find's schlecht!

  • Ich arbeite in meinem Homestudio für andere Künstler zum Teil mit programmierten Drums und auch selbst als Drummer hin und wieder mal.


    Ich sehe daran nichts verwerfliches, da für mich zählt, was am Ende dabei rauskommt: die Musik. Und wenn diese gut klingt, dann klingt sie nunmal gut. Wenn ich momentan nicht die richtigen Micros da habe oder das richtige Set, um genau die Klänge zu kriegen, die das Lied/Album für mich perfekt machen würden, die programmierten Drums das aber bereitstellen, dann warum nicht? Es geht mir schließlich darum, die Musik so auf CD haben zu wollen, wie ich bzw. ein Künstler mit dem ich arbeite es will. Zumal bei Konsorten wie Superior Drummer ja auch echte Sounds benutzt werden, nicht synthetische.


    Natürlich sollte man niemals etwas programmieren, was man nicht spielen kann (vor Allem in Hinblick auf schnellen Metal, etc...), aber wenn man Ahnung hat, kann man sehr menschlich und eben gut programmieren.


    Von daher wie gesagt: für mich völlig in Ordnung und gut. Das ist aber alles Ansichts-/Geschmacksache.


    Liebe Grüße,
    B.

  • Das ist rational, wenn man Musik als Ergebnissport sieht, auch sicher Mittel und Weg. Aber so sehe ich Musik eben nicht, das ist in erster Linie für mich emotional und mir geht es nicht darum, ob der Laienkonsument hinterher noch echt von unecht unterscheiden kann und sich der Klänge ungetrübt erfreut, sondern ein Song/Album ist das Ergebnis meines persönlichen Einsatzes, der darin auch unverkennbar bleiben soll. Computer schalten halt alles gleich, das kenn jeder mit youtube-Tutorials lernen und in die gewünschten Bahnen lenken. Aber ein persönlicher Stil, der eben nicht programmierbar ist, fehlt, und das ist das, was mich an Musik begeistert. Viel mehr als nur die Komposition selbst.

  • Wie gesagt, da gehen die Meinungen auseinander.


    Wenn ich Drums programmiere, dann definitiv mit meinem persönlichen Stil. Und mit Ghostnotes an den Stellen, an denen ich sie auch spielen würde, stelle zum Teil für jeden Schlag einzeln die Dynamik ein, etc... Aber wie gesagt: absolut Geschmackssache. Ich mache ja zum Beispiel beides. Ich liebe es, im Studio selbst einzutrommeln, aber wenn es mal die günstige und schnelle Lösung sein muss, dann greife ich auch gern mal zum Tool.


    Musik ist für mich definitiv kein "Ergebnissport". Ich bin mit Leib und Seele Musiker/Drummer und finde auch nicht, dass sich das einschränkt, weil man manchmal zu programmierten Drums greift. Jedem das seine. :)

  • Hi,


    ich halt's mit HOHK: Mir egal. Ich will *spielen*. Es ist doch so, dass ich mit meinen (hust) Künsten, mit meinem Set/Raum/Equipment ohnehin nie auf ein professionelles Klangniveau komme. Von daher wäre der Griff zur Maschine ja fast zwangsläufig. Aber mir geht's um das Erlebnis beim Musizieren mit anderen und für andere. Zum Glück brauche ich als Amateuer auf Markttrends keine Rücksicht nehmen. Mir geht bereits die Triggerei viel zu weit, aber ich bin halt auch nicht im Metallgewerbe tätig, da gelten andere Regeln.


    Als Musikkonsument hingegen interessiert mich vor allem die musikalische Aussage und ich habe ein paar Brasilektro-Platten im Schrank ... hm ... so würde ich durchaus gerne selber grooven.


    Grüße von
    Hajo K

  • Von einer Schande zu sprechen, halte ich auch für übertrieben und ich bin auch der Meinung, dass jeder tun und lasen muss, was er/sie für richtig hält. Aber für mich ist das einfach nix und es spricht mich auch nicht an, wenn ich sowas höre. Mehr wollte ich unterm Strich auch nicht loswerden :)


    Soll ja Leute geben, die im Gegenzug besonders den Klang von ausnahmslos digital erzeugter Musik schätzen... gleich welches "Instrument" zu hören ist ;)

  • Ich persönlich mag es, wenn echt gespielt wird.
    Aber das liegt freilich auch an der Musik, die ich vorwiegend höre.
    Meistens alte Sachen, da wo Schlagzeug nach echtem Schlagzeug klingt, so als würde es im Raum stehen. =)


    Gerade vorhin haben wir im Proberaum nochmal unsere Aufnahmen durchgehört, die nun sehr bald abgemischt werden.
    Wir haben dem Mischer gesagt, es soll alles so echt wie möglich klingen, die ganzen Nebengeräusche (Rauschen des Leslie-Verstärkers zum Beispiel) sollen unbedingt draufbleiben!
    Ich finde es genial, wenn man auch das Klicken des Gitatarreneffektgerätes auf der Aufnahme hört und so Zeug.
    Die Snare darf auch gerne mitrauschen.
    Rock 'n Roll! 8)

  • Wo fängt denn programmieren eigentlich an? Wenn der Drummer auf Pads einspielt, und diese Spuren dann später in der DAW nachbearbeitet/orchestriert/zu einem Song zusammengestetzt werden, ist das schon programmiert? Für mich ein gangbarer Weg, der hinterher Drumtracks ermöglicht, die eben "Echt" klingen.


    Ich persönlich wäre sehr enttäuscht, wenn ich nicht selber, auf Bandaufnahmen "live" einspielen dürfte und würde das Ergebnis nicht als "meins" bezeichnen wollen. Ich würde heulen wenn mein Part auf einer Taschentuchgitarre eingespielt werden würde.


    Aber letzlich soll das jeder für sich selbst entscheiden.


    Warum sollte es eine Schande sein, wenn man dadurch ne Menge Zeit und Nerverei einsparen kann, das Ergebnis aber gut ist? Musik ist schliesslich auch ergebnisorientiert.

  • Vielleicht bin ich da old school, aber mit programmierten Drums habe ich nix am Hut, nicht mein Ding. Ich liebe mein Instrument und ich will authentische Musik machen. Das programmierte Drum-Zeugs ist allenfalls was für Tanzmucke.


    By the way: Eröffne lieber einen "Thread" anstatt einen "Threat", sonst ist Gefahr im Verzug ... :)

  • Die Sounds werden ja auch immer "echter".

    Werden die programmierten "Aufnahmen" immer echter, oder die echten Aufnahmen immer programmierter?


    Da findet derzeit wohl ein Verschmelzungsprozess statt. Wie immer, wenn eine Technologie immer raffinierter und "mächtiger" wird, kommen die "ethischen" Fragen auf.
    Da ich selbst Drums programmiere, halte ich es wohl für keine Schande.

  • Werden die programmierten "Aufnahmen" immer echter, oder die echten Aufnahmen immer programmierter?

    Das ist die Frage!
    Selbst bei echten Aufnahmen aus der heutigen Zeit klingt für mich das Schlagzeug oft zu sehr nach Studio, also clean, bearbeitet, fast unecht.
    Deswegen meinte ich vorher auch das hier:

    Ich persönlich mag es, wenn echt gespielt wird.
    Aber das liegt freilich auch an der Musik, die ich vorwiegend höre.
    Meistens alte Sachen, da wo Schlagzeug nach echtem Schlagzeug klingt, so als würde es im Raum stehen. =)

  • Ich will mich jetzt net hinstellen und sagen, dass programmierte Drums keine Existenzberechtigung hätten, aber ich meine doch, dass Musik am Ende aus Händen, Hals und Herz kommen sollte. Ausserdem macht es einfach Spaß mit anderen zu Musizieren... uuuuuuuuuuuund: ich denke, wenn man ne Weile spielt, hört man schon, ob das Fleisch und Blut oder programmiert ist... Naja, und wenn man ein Album aufnimmt und ich zu ner Band gehöre, dann will ich das Album auch eingespielt haben, sofern ich das natürlich gebacken bekomme...

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Ich schmeiß jetzt mal ganz provokativ die Gruppe Yello in den Raum.......


    Ist das keine Musik? Ist das keine echte Musik? Dürfen die das überhaupt? Bzw. durften die diesen Weg gehen?


    Wenn hinten das raus kommt, was man sich vorstellt, ist in meinen Augen auch Programmierung erlaubt. Spielen tue ich jedoch lieber selbst.

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Aber ich spiele lieber selbst und mit Leuten, die es in "echt" tun.


    So sehe ich das auch.


    Im Studio darf imo auch noch etwas "retuschiert" werden, also darf auch programmiert werden - der Konsument wills ja perfekt.
    Oft leider auch, weil der Drummer der Band seinen Part nicht richtig (und im professionellen Gewerbe vllt auch nicht schnell genug - Time is Money ;( ) gebacken kriegt.
    Bei Sängern wird dann ja auch gerne mal mit irgendwelchen Harmonizereffekten herumexperimentiert, bis die Stimme und Intonation stimmen.


    Eine Schande finde ich es nur, und das kommt leider immer häufiger vor, wenn diese spielerische "Unzulänglichekeit" live auch "retuschiert" wird - soll heißen, der Drummer spielt das, was er kann und der Rest kommt dann unterstützend aus der Computerkonserve.
    Durch solches Faken fühle ich mich als zahlender Zuhörer irgendwie verar...! Ich bezahle meinen Eintritt bei einem LIVE Gig für die reale Leistung einer Band und nicht für eine Virtuelle. Denn eine perfekte CD kann ich mir zuhause billiger anhören.



    ch schmeiß jetzt mal ganz provokativ die Gruppe Yello in den Raum.......


    Ist das keine Musik? Ist das keine echte Musik? Dürfen die das überhaupt? Bzw. durften die diesen Weg gehen?


    Da weiß ich aber als Konzertbesucher, was mich erwartet und wie es, auch live, performanced wird und gehe vllt sogar gerade deshalb dahin. Kraftwerk hat sowas übrigens früher auch schon perfekt gemacht.


    Aber ein Popsternchen, was gut aussieht, aber leider nicht singen kann, (oder eben einen nicht ganz so fähigen Drummer) live mit Elektronik zu pushen, halte ich für unehrlich und somit für eine Schande.


    Aber vllt denke ich da einfach nur zu altmodisch :S - vllt will das zahlende Volk ja beschis... werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Hammu ()

  • Mir ist es egal ob Drums programmiert, von auswertigem Drummer eingespielt oder gar aus der Dose kommt. Gefällt mir das Lied höre ich es ansonsten höre ich was anderes. Ich begrüsse auch den Hinweis im booklet wie was zustande kam. Ist aber kein muss. Peinlich und eine Schande wird es IHMO nur dann wenn vorher der Drummer (oder auch Musiker) grosskotzig über sein Studioalbum zu prahlen aber dann live nicht in der Lage ist es zu spielen oder ein Drummer z.B. beim Album gut im Timing ist, aber auf der Bühne nicht das Tempo haltenkann.

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