aus Hauptberuf aussteigen - unterrichten in Vollzeit?

  • Hallo zusammen,


    eigentlich wollte ich die Überschrift "Hauptberufsausstiegsstrategie" nennen, habe aber beim Lesen des Wortes gleich gemerkt, dass es als Überschrift eher zu Verwirrung führen würde.


    Durch die alternative Überschrift seht ihr gleich, worum es geht:


    ich bin derzeit sehr unzufrieden mit meinem Haupberuf in der IT durch zunehmenden Leistungsdruck und dadurch schwindende Motivation. Ich bin (wie vielleicht einige wissen) semi-professionell unterwegs, hatte vor einigen Jahren ca. 10 Schüler und kann (denke ich) auf mittlerweile über 30 Jahre Erfahrung in verschiedensten Stlistiken zurückblicken, die ich (denke ich wieder) recht gut vermitteln kann.


    Es gab in der Vergangenheit immer wieder mal Anfragen und Überlegungen, die Unterrichtstätigkeit mit einer Anzahl von Schülern wieder aufzunehmen. Dies hat jedoch wegen meines 9 to 5 Jobs nicht wirklich geklappt.


    Ich überlege mit inzwischen 46 Lebensjahren aus meinem Hauptberuf aus der IT mittelfrisitg auszusteigen, hier nach und nach (je nach Entwicklung) Stunden zu reduzieren und u.U. eben vielleicht in Selbständigkeit an Musikschulen und/oder privat die nächsten (zwangsläufig) mindestens 20 Jahre zu unterrichten. Eine sehr schiwerige Entscheidung, die durchdacht und v.a. eben auch durchgerechnet werden muss.


    Ich werde viele Gespräche führen müssen, da es sehr viele Kriterien zu berücksichtigen gilt.


    Mit zwei Kindern möchte ich mich finanziell gesehen nicht wesentlich verschlechtern, was die realistische Einschätzung eines zu erwartenden Einkommens durch welche Mittel umso nötiger macht.


    Es gibt ja einige Forumskollegen, die dahingehend sehr gut beschäftigt sind. Ich würde mich freuen, wenn ich an Euren Erfahrungen teilhaben könnte. Ihr könnt mich über Mail, mobil s. Profil) oder natürlich hier erreichen.


    Ich freue mich auf Eurer Feedback.


    Viele Grüße
    Daniel

  • Ich würde in diesem Fall den Hauptberuf auf Teilzeit reduzieren und nicht ganz aufgeben. Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, das Ganze erst einmal vertraglich auf eine begrenzte Zeit zu regeln. Dies gibt dir die Möglichkeit dein Vorhaben auszuprobieren, und dabei nicht gleich ins kalte Wasser zu springen.


    Gruß vom Fürst

  • Durch reinen Unterricht auf das gleiche Einkommen, wie Du jetzt in der IT hast, ist sicher schwierig. Mach doch mal eine Überschlagsrechnung: Du kannst nachsehen, was die Kollegen pro Stunde verlangen, schätze eine realistische Schülerzahl pro Woche ab, Steuer und weitere Unkosten abziehen, und Du siehst, was Sache ist.

  • Vergiss bitte in Deinen Kalkulationen nicht zusätzliche Kosten die als Selbstständiger anfallen (Steuerberatung, Krankenversicherung, Altersrückstellungen...). Bin auch der Meinung Teilzeit IT und Teilzeit Unterricht ist der bessere Weg.


    just my 2cs

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    Zitat

    Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit.
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  • Überschlagsrechnung ist gut. Wenn du komplett vom unterrichten leben möchtest solltest du davon ausgehen deinen 8h Job von 9to5 auf 13to21 zu verlegen ;)
    Du verdienst nicht wirklich mehr als in einem anderen Job und um das gleiche Geld zu erhalten braucht es auch eine entsprechende Arbeitszeit! Außerdem brauchst du erstmal Schüler.
    Bei deinen Plänen so 30-40 und die bekommst du nicht von heut auf morgen.


    Ich praktiziere das ganze übrigens schon seit längerer Zeit als Kombi aus halber Stelle, Musikschule, private Schüler und Konzerte. Mehr verdienen und mehr Zeit hätte ich bei einer ganzen Stelle ;) Allerdings auch weniger Spass...

  • Zitat

    Ich überlege mit inzwischen 46 Lebensjahren aus meinem Hauptberuf aus der IT mittelfrisitg auszusteigen


    Würd ich bei nem geregelten Einkommen niemals machen, schon garnicht wenn Kinder da sind.


    Würde auch erstmal auf Teilzeit gehen, ggf bei einem anderen Arbeitgeber, wo der Druck nicht so hoch ist

    Einmal editiert, zuletzt von -00- ()

  • Ich habe - ehrlich gesagt - keine Ahnung, ob Du eine gute oder eine schlechte Idee damit hast, Dich aus Deinem Job zu verabschieden und mit der Trommelei etwas neues auf die Beine zu stellen.


    ABER beim Lesen Deines Posts gingen mir direkt die folgenden Gedanken durch den Kopf, vielleicht helfen sie Dir bei Deiner Entscheidung:


    - Du schreibst, Du könnest momentan wegen Deines 9 - 5 Jobs nicht unterrichten: gefällt Dir ein 5 - 9 Job besser? In der Regel finden doch Unterrichte oft erst ab dem Nachmittag statt, da Schüler morgens in der Schule und Berufstätige vor 17 Uhr i.d.R. auch nicht verfügbar sind - ODER?


    - Du schreibst, Du würdest es anfangs mal mit Teilzeit versuchen: das ist doch ein guter Ansatz. Vielleicht schaffst Du es, nur 9 - 15 im Job zu arbeiten und hängst dann noch 2 - 3 Stunden Unterricht dran. Oder Du nimmst einen kompletten Tag für den Unterricht, sprich 4 Tage IT, 1 Tag Trommelei und wenn sich das mit der Trommelei immer mehr und besser gestaltet, verschiebst Du das Verhältnis (3 Tage IT zu 2 Tage Trommelei, 2 Tage IT zu 3 Tage Trommelei...). Ganz am Anfang, zugegeben ein hartes Los, könntest Du auch nur samstags unterrichten und erst mal einen Schülerbestand damit aufbauen. Aber mit Familie zugegeben echt hart.


    - Ich frage mich, ob man NUR und ausschließlich vom Unterrichten wirklich leben kann? Die Lehrer, die ich so kenne, unterrichten eher, weil bei ihrem "Hauptjob" als Schlagzeuger nicht genug rum kommt und der Unterricht ist damit eine zusätzliche Einnahmequelle.


    Was mir an Deiner Planung gut gefällt, ist, daß Du "durchdacht" an die Sache rangehst und bemerkst, daß das ganze "v.a. eben auch durchgerechnet werden muss.".


    Ich wünsche Dir viel Erfolg!

  • Kann mich meinem Vorredner nur anschliessen.


    Der Druck einer Selbständigkeit kann mitunter belastender sein, wie ein geregelter Job.


    Ich wollte beruflich auch immer etwas anders machen, habe aber den Schritt nach 4 Jahren wieder in eine Festanstellung gemacht. Hatte aber auch verdammtes Glück in einer auf Handwerk fokussierten
    Manufaktur zu landen, in der Uhren langsamer gehen und in der der Kunde kein Diktator ist.


    Jetzt lasse ich die Selbständigkeit als Kleingewerbe nebenher laufen. Alles was ich dazu verdiene ist gut. Aber meine Familie ist weitestgehend abgesichert.


    Vielleicht überlege ich mir auch nochmal etwas beruflich vollkommen anderes zu machen. Gerne im Bereich Musik bzw. Musikinstrumente. Aber das muss dann gute Substanz haben, ehe ich auf die Sicherheit verzichte.


    Und wie gesagt, als Nebengewerbe zu starten würde ich auch empfehlen.


    Drück Dir die Daumen.


    Peter

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank schon mal für Eure Antworten.
    ..
    Ich schrieb zu Anfang bereits, dass ich evtl. erst auf Teilzeit gehen und mit der dann zur Verfügung stehenden Anzahl von Schülern mein dann "fehlendes" Festgehalt eingermaßen ausgleichen würde.


    Ich weiss, dass einige Kollegen auch hier im Forum über 50 Schüler unterrichten. Dementsprechend bleibt einge geänderte Arbeitszeit, die sich durchaus mit "Spätschicht" beschreiben lässt, gar nicht aus.


    Ich möchte in die EInkommensschätzung Gigs gar nicht erst einbeziehen, da diese neben der wegen abnehmender Schülerzahlen (Dank G-Acht) eine weitere Unbekannte darstellen würde.


    Ich denke auch, dass ich neben der Unterrichtstätigkeit weiteren Betätigungsfeldern nachgehen muss.


    Ich weiss leider eben nicht, ob die Reduzierung der Stunden mir in diesem Unternehmen wirklich "hilft", oder mich diese Situation noch mehr unter Druck setzen würde.


    Viele Grüße
    Daniel

  • Hi Daniel,


    ich stand vor der ähnlichen Entscheidung und hatte mal nen Fred angeregt - evtl. bringt er Dir was => ALTER FRED - PROFI MUSIKER / SCHLAGZEUG LEHRER


    Falls Dir jetzt die Frage aufkommt was ich gemacht hab - ich hab vor fast 2 Jahren den Schritt getan und bin inzwischen als Freiberufler unterwegs.
    Ganz grob ALLES was mit Musik / Drum zu tun hat.


    Grund war für mich damals ähnlich wie bei Dir: 25 Jahre Industrietätigkeit, 9 to 5 Job, jedoch 70 Std. Woche mit der Musik nebenher, kurz vorm Burnout und das Übliche ( Stress / Schnauze voll / unbefriedigt usw..... )!


    Lieben Gruß
    Marc

  • Hallo Daniel,


    erstmal finde ich's sehr mutig und respektabel, dass Du Dich der Unzufriedenheit stellst und nach einer Alternative suchst. Die meisten Menschen suchen ja die Verantwortung für ihre Situation bei anderen. Ich habe selbst aus ähnlichen Gründen einen sicheren Job aufgegeben und mich neu orientiert. Schwierig finde ich bei Dir folgende Aussage:


    Mit zwei Kindern möchte ich mich finanziell gesehen nicht wesentlich verschlechtern

    In der IT werden ja bekanntermaßen gute Gehälter gezahlt. In der Musik wird, mit Ausnahmen, schlecht(er) gezahlt. Vermutlich ist daher Deine Idee von Teilzeitarbeit in beiden Branchen genau die Lösung. Das kann ja auch bedeuten, dass Du in beiden Arbeitsfeldern die Motivation (wieder) gewinnst und behältst. Andererseits gibt's an Bedenkenträgern (wie mir jetzt in diesem Moment) ja keinen Mangel und manchmal muss man einfach ins kalte Wasser springen und losschwimmen.


    Viel Erfolg und ein glückliches Händchen wünscht
    Hajo K

  • In der IT werden ja bekanntermaßen gute Gehälter gezahlt. In der Musik wird, mit Ausnahmen, schlecht(er) gezahlt.


    Hajo K


    Das ist es ja: mein Gehalt ist (zugegebenermaßen bei einer 40h-Woche) mit rund x€ brutto inkl. Firmenwagen und ca. x€ netto inkl bAV nicht so gut, als ich hier nicht reduzieren könnte. Den Stundenkohn kann man sich ja ausrechnen.


    Gruß
    Daniel

  • Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen bisher, ich würde mir das sehr gut überlegen, evtl eher den aktuellen Arbeitgeber wechseln etc. Ich möchte noch ein Punkt hinzufügen:


    Ich bin hauptberuflicher Musiker, verdiene mit der Trommelei/Unterrichten mein Geld, seit 5 Jahren selbständig damit. Ich überlege derzeit, ob ich den Schritt, den du machen willst, genau in die andere Richtung mache, sprich "normaler" Job zum Geldverdienen und das Unterrichten sein lassen. Aus folgendem Grund: man begibt sich in eine Abhängigkeit in einen Sektor, der viel zu wenig geschätzt wird, will sagen, wenn gespart werden muss, als erstes da. Habe ich bei einer der Musikschulen, an denen ich bin (beide städtisch), jetzt 2 mal erlebt, einmal einfach so Lohnkürzung, einmal wurde ein neues "Unterrichtsmodell" eingeführt, was eigentlich auch nur eine schön verpackte Lohnkürzung war. Das Argument seitens der Musikschule war damals, das der Haushalt damit für die nächsten 2 Jahre gesichert ist. Und dann?
    Diese Entwicklung wird, denke ich, sicher auch Einfluss haben auf die Lehrer, die ausschließlich privat unterrichten ("Warum soll ich privat 25€ für 45 min bezahlen, wenn es an den Musikschule billiger ist?"), das Preisdumping hat kein Ende, da es sowas wie Mindestlohn für Selbstständige nicht gibt.
    Kleiner Zusatz noch, was die Arbeitszeit angeht: Ich habe 2 volle Tage, die allerdings jeweils bis 22.30 gehen, da die meisten Schüler wegen Schule, anderer Hobbys immer später antanzen.


    Soweit erstmal.
    Beste Grüße
    Patrick

  • Mal noch einige Punkte meinerseits:


    - Es wird immer von Teilzeit gesprochen => Würde das Dein Chef eigentlich mitmachen?? Wollen kann man viel!


    - Schülerzahlen von 50 Stk. usw => Möchte ich mal anzweifeln, da dies mit den Wechseln zwischen den Stunden, Pausen usw. ne Wochenunterrichtszeit von +- 55 bis 60 Std....... zzgl. Verwaltungsarbeit usw. bedeutet.


    - Wie stark ist Deine Wohngegend besiedelt? In einem Ballungszentrum kommst Du evtl. mal so auf +-30 Schüler - aber mehr ?( ?(


    - Deine Gehaltsangabe ( würd ich übrigens net so in nem Forum bringen - aber egal :) ) - mir gings ähnlich und ich finde diese Entlohnung mit 46 Jahre jetzt net SOOOO üppig ( net böse gemeint ), aber auf das Geld kannste mit der Musik, Schüler usw. auch kommen :thumbup:


    Lieben Gruß
    Marc

  • Mit zwei Kindern möchte ich mich finanziell gesehen nicht wesentlich verschlechtern, was die realistische Einschätzung eines zu erwartenden Einkommens durch welche Mittel umso nötiger macht.


    Bist Du eigentlich Alleinverdiener zu Hause? *)
    Das wäre auch noch ein wichtiger Punkt, wie ich meine.
    Es ist ja ein Unterschied, ob das gesamte Einkommen für die Familie von Dir alleine bestritten werden muss, oder ob Deine Frau ebenfalls finanzielle Einkünfte hat.


    Grüße!
    Tom



    *) Diese Frage musst Du freilich nicht öffentlich beantworten, aber ich finde sie für einen selber sehr wichtig.

  • Hallo Daniel,


    leider komme ich in letzter Zeit jobbedingt nicht mehr ganz so oft zum Schreiben, aber mir macht mein (neuer) Job zum Glück so viel Spaß, dass ich damit gut leben kann - dieses Thema finde ich aber sehr interessant und möchte einfach noch zwei, drei Gedanken hier mitgeben.


    Zum einen ist es (zumindest bei uns in der Gegend) so, dass Du bei einer öffentlichen Musikschule nicht ohne Abschluß zum unterrichten kommst - ob das jetzt etwas über die Qualität des Musikers bzw. Lehrers aussagt, sei einmal dahingestellt, bei uns ist das jedoch Fakt.


    Das weiteren möchte ich noch das Thema "Altersabsicherung" ins Spiel bringen: in Deine Berechnungen solltest Du auch das mit einfließen lassen.


    Zu guter Letzt war es bei mir so, als ich nach dem Abi darüber nachdachte, eventuell auch etwas in Richtung Musik zu studieren, dass ich davon Abstand genommen habe, weil ich mir den Spaß an der Musik erhalten wollte: ich denke, es macht einen Unterschied, ob man kann oder muss...


    Und gerade heutzutage, wo leider viele Eltern ihre Kinder auf Hochleistung trimmen wollen, hast Du es sicher auch mit dem ein oder anderen Schüler zu tun, der keine Lust hat und Dich das als Lehrer auch spüren lässt - da muss man dann auch durch, weil man eben muss...


    Wie gesagt: das sind nur meine Gedanken - ich drücke Dir die Daumen, dass Du die für Dich richtige Entscheidung triffst!


    Viele Grüße


    Jens

    Galerie


    Amateure üben solange, bis sie es richtig machen. Profis trainieren solange, bis sie es nicht mehr falsch machen können.

  • Hi Daniel,
    einen wichtigen Punkt solltest Du noch bedenken: die Krankenversicherung. Als Selbstständiger musst Du Dich privat versichern, was ab einem gewissen Alter teuer wird. UND evtl. müsstest Du dann Deine Kinder auch privat versichern (=extra bezahlen!). Das solltest Du unbedingt vorher klären.
    LG, Thorsten

  • Als Selbstständiger musst Du Dich privat versichern


    Das stimmt nicht.
    Du kannst dich auch weiterhin freiwillig gesetzlich versichern.
    Auch die Familienversicherung greift dann weiterhin.


    An den TS:
    46 Jahre alt heißt: noch 20 Jahre arbeiten.
    Wie sollen diese 20 Jahre aussehen? Das dürfte die eigentliche Frage sein.


    Noch 20 Jahre IT-Branche kann ich mir sehr ungemütlich vorstellen, zumindest als älterer Arbeitnehmer.
    Ich habe einige Klienten aus dieser Branche, die ähnliches erzählen wie du (Belastung, Burn-Out, Konkurrenzkampf etc.)


    Berufsmusiker mit über 50 stelle ich mir jetzt auch nicht sooo prickelnd vor, aber da kommt es wahrscheinlich auf die indivduelle Situation an.

    Einmal editiert, zuletzt von jensensen ()

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