Brauche ich bessere Akustik zur Mikrophonierung?

  • In den kommenden 5-6 Monaten möchte ich mein Schlagzeug mikrophonieren. Zum einen, weil ich mich selber monitoren möchte, um mich als "Zuhörer" zu hören und mein Spiel zu verbessern. Zum anderen möchte ich eine PA für Proben installieren (aufgrund der Kosten werde ich die PA-Boxen wohl als letztes kaufen und zunächst mit Kopfhörern spielen).


    Ich hatte zunächst überlegt, die Akustik im Raum zu optimieren. Weiß aber gar nicht so genau, was mich stört. Es gibt ja bereits einen Thread zum Thema Raumakustik. Mein Set up hatte ich in einem anderen Forum schon mal gepostet, siehe Bild oben:
    http://recording.de/Community/Forum/Recording_und_Studiotechnik/Raumakustik_und_Dämmung/204741/Post_2353263.html




    Meine Frage:
    Lohnt sich die Optimierung der Raumakustik überhaupt, wenn ich mich sowieso demnächst über Mikros monitore? Das ist doch wenn nur für die Oberheads wirklich relevant oder?
    Würdet Ihr in jedem Fall vorher die Akustik optimieren?

  • Hallo,


    ich höre mich selbst immer ganz gut (ganz ohne Mikrofone).
    Mir leuchtet nicht ein, was in einem derart kleinen Raum der Aufwand soll.
    Durch das "Selbstmonitoring" kann man ja - je nach Einstellung der Apparatur
    die Wahrheit vor allem beschönigen bzw. verfälschen.
    Die halbwegs reine Wahrheit erhält man mit zwei hochwertigen Raummikrofonen - dort aufgestellt, wo
    das vermeintliche Publikum stehen würde.


    Wenn mich am Raum nichts stört, würde ich auch nichts ändern, ich bin da konservativ.


    Grüße
    Jürgen

  • Mein Eindruck war, dass komplett-Mikrofonierung zur Spielverbesserung eher ablenkt bzw. den Sound auffettet und kleine Timingfehler oder dynamische Schwankungen maskiert.


    Etwas anderes ist es, wenn man alles mikrofoniert aber diese Sgnale nicht! beim Üben auf den Ohren hat... sondern hinterher! nach dem Üben, mit zeitlichem Abstand nüchtern! die Kanäle akribisch analysiert (beim Lauschen über Kopfhörer, Hifianlage, auch mal die Spuren einzeln schaltet etc.) Alleine was man da beim Analysieren des Kick-Kanals mitunter entdecken kann... zieht vielen das Selbstwertgefühl erst mal in den Keller :D ;) Hilft aber auf Dauer, und vielen Wiederholungszyklen (wenn man sich dem stellen kann) ;) , deutlich besser zu werden und an eigenen Mängeln zu arbeiten.


    Mit diesem Procedere kann man meiner Meinung nach massig über seinen eigenen Mikrokosmos in Sachen Mikrortiming, Dynamikkontrolle etc. lernen.
    So macht das für mich total Sinn.


    Aber nochmals: permanentes Drumming mit Mikrofonsignalen auf den Ohren ist meiner Meinung nach genau das Gegenteil einer Hilfe.

    Edit: noch einen Satz ergänzt

  • Hallo Slippy Fingers,


    für mich liest sich deine Fragestellung, pardon, noch ziemlich undurchdacht. Erstens glaube ich wie meine Vorschreiber nicht, dass die Abnahme des Sets irgendwelche positiven Effekte auf dein Spiel haben wird. Ist aber nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen.


    Die komplette Mikrofonierung des Schlagzeugs mit Band hat in einem kleinen Proberaum im Wesentlichen erst mal eine Folge: alles wird unerträglich laut, da ja alle anderen nachziehen müssen. Die Sänger hört man vermutlich gar nicht mehr, da die Gesangsmikros die erforderlichen Level nicht ohne Feedback liefern. Und um das noch ertragen und akustisch differenzieren zu können, sind angepasste In Ears für jeden Musiker Pflicht. Ob da noch jemand die Raumakustik bemerkt bzw. deren Optimierung irgendeinen Nutzen hat, kann sich jeder vorstellen.


    Also entstehen hier schon einmal zusätzliche Kosten und zusätzlicher Aufwand. Es sei denn, man verzichtet wie du erst mal auf die PA-Boxen, dann hört man ja nichts davon. Aber, äh ja, hören wollten wir doch in den Proben was von den Drums, oder? ;)


    Die Verbesserung der Raumakustik kann völlig unabhängig von der Schlagzeugabnahme durchaus Sinn machen, wenn man weiß, was an ihr schlecht ist. Dafür braucht man aber erstens erfahrene Ohren, die du noch nicht zu haben scheinst, und zweitens je nach akustischem Phänomen richtig viel Geld. Unterschiedliche Probleme erfordern unterschiedliche Maßnahmen. Wo man bei höherfrequentem Hall noch mit Decken und Vorhängen was erreichen kann, wird es bei tieffrequentem Dröhnen schon deutlich schwieriger, und die erforderlichen Elemente werden teils richtig groß. Google mal Begriffe wie Super Chunks, Bass Traps oder Helmholtz-Resonatoren. Ein paar Qm Noppenschaum an die Wände zu hängen, mag in vielen Augen professionell aussehen, den Sound macht es aber nicht automatisch besser.


    Wenn das Kind nicht bereits in den Brunnen gefallen ist und du einen "tollen" Koffer mit vielen Schlagzeugmikrofonen für wenig Geld gekauft hast, dann überlege dir deine Herangehensweise noch einmal. Nicht umsonst gilt die Schlagzeugabnahme mit als die schwierigste Disziplin des Tontechnikers. Auch deshalb wird hier oft empfohlen, am Anfang bescheiden zu bleiben und erst mal Erfahrung mit 3 (guten) Mikros zu sammeln. Hier gibt es schon einige interessante Varianten wie z.B. Recorderman oder Glyn Johns, die gut klingen können, gleichzeitig aber Nerven und Budget schonen. Zum Thema Recording mit schmalem Budget gibt es hier im Forum unendliche viele Threads.


    Um hier wirklich Hilfe zu erhalten, würde ich dir folgende Herangehensweise empfehlen:


    1.) Finde heraus, was an deinem Raum schlecht klingt und versuche es möglichst exakt zu beschreiben.
    2.) Teile uns deine derzeitige Ausstattung mit (Mikros, Interface, Pult, Endstufe etc.)
    3.) Überlege dir dein derzeitiges Maximalbudget für die Summe aller gewünschten Beschaffungen und Maßnahmen.


    Dann können wir dir eventuell besser behilflich sein und dich davor bewahren, Geld zu verbrennen, wie du es im Moment zu tun scheinst.


    Grüße,
    Jan

  • 1.) Finde heraus, was an deinem Raum schlecht klingt und versuche es möglichst exakt zu beschreiben.


    ...und wenn Dir das schwer fällt, dann mach eine Aufnahme von Einzelschlägen mit BD, SN und den einzelnen Toms sowie Becken mit einem Recorder, der nicht automatisch komprimiert. Stell den (oder das Mikro) einfach weit weg vom Set, damit der Raumanteil moglichst groß ist. Lass hinter jedem Einzelschlag 3-4 Sekunden Zeit für die "Raumantwort".
    Diese Aufnahme stellst Du dann hier ein, dann kann zumindest der Problembereich eingegrenzt werden.


    Nochmal zum Spielen über PA im Übungsraum: ich habe das einmal in einem Raum mit einer Band gemacht, und obwohl dieser Raum furztrocken war, war es höllisch laut und nur mit Gehörschutz leidlich zu ertragen. Wenn jetzt der Raum noch möllert: viel Spass! Ich spiele ab und zu mit einem Signalmix von BD, SN und zwei Overheads im Kopfhörer - das macht schon Spaß. Aber besser spielt man deswegen nicht - da ist die Eigenanalyse danach anhand einer Aufnahme deutlich zielführender (wie oben schon von Gerald geschrieben). Jeder Drummer sollte sich die Möglichkeit verschaffen, das eigene Spiel aufzuzeichnen. Ob nun mit dem Handy, mit einem Radiore corder (mal im Oldschool Wiki nachschauen) oder am besten einem Handyrecorder. So ein Ding sollte wie ein Metronom zur Grundausstattung gehören für einen Drummer.


    PS: vielleicht interessant für dich: Akustik-Behandlung eines Übungsraumes / Bassfallen (mit Audiobeispiel vorher/nachher)

  • Danke erstmal für die vielen Rückmeldungen. Bislang wurde noch kein Geld investiert, außer in Noppenschaum :D


    Das Grundproblem ist wohl, dass ich einfach null Plan habe von Akustik und Klang, bin eher ein optischer Mensch. Siehe anderer Thread zum Thema Schlagzeug stimmen. Mich reizt auch nichts daran, mich mit der Materie Akustik als Selbstzweck zu beschäftigen.


    Ich komme wohl nicht drum herum und werde mir jetzt erstmal Grundlagen anlesen. "Musik im Kopf" soll ganz gut sein.

  • Mich reizt auch nichts daran, mich mit der Materie Akustik als Selbstzweck zu beschäftigen.


    Verständlich, aber wenn dein Set - mit oder ohne Mikros - optimal klingen soll, helfen wenigstens Grundkenntnisse enorm weiter.
    Vielleicht solltest du dich zusätzlich auch etwas mit Gehörbildung auseinander setzen, zumindest in gewissem Maß lässt sich das üben. Ein Musiker ohne Ohren ist schließlich wie ein Politiker ohne Stimme, da fehlt einfach was.

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