Proberaum klingt zu dumpf

  • Zu dumpf auf der Aufnahme oder live in deinen Ohren?

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Der Noppenschaum sieht in der Tat sehr dünn aus, das bedeutet, dass er nur einen sehr kleinen Frequenzbereich in den Höhen absorbiert. Außerdem wäre es besser, wenn er versetzt angebracht wäre - das kannst Du jetzt nur nicht mehr ändern.
    Helfen könnten Dir evtl Basstraps in den Ecken und ein paar Diffusoren die den Schall streuen und den Raum natürlciher klingen lassen würden - die müssen nicht gekauft sein, Wunder wirkt z.B ein Regal voll mit alten Büchern und allem was man sonst noch auf dem Dachboden oder im Keller findet und in ein Regal passt, hinterm Schlagzeug oder ihm genau gegenüber. Basstraps kann man ganz einfach selbst herstellen: Steinwolle (am besten die Steinwolle für Innenwände, TP Platten heißen die glaube ich) in Dreiecke schneiden (je größer, je besser, etwa 60 cm Seitenlänge sollten sie schon sein) und in den Ecken bis zur Decke aufeinanderstapeln. Dann ne dünne Folie davor und das Ganze mit Stoff verkleiden - fertig.

  • Ich tippe auf zu wenig Bassabsorber.
    Der Noppenschaum und Teppich haben wenig Einfluss auf den Bassbereich, daher gibt es bestimmt Raummoden, da die Wände relativ gerade sind.


    Sag deinen Bandkollegen sie sollen eine dicke flauschige Bettdecke einmal hinter dich und einmal neben dich ca 20 cm vor die Wand halten während du spielst.
    Wenn ich richtig rate sollte es eine hörbare Verbesserung geben.


    Abhilfe:
    1. Bassabsorber an die Wände direkt neben und/oder hinter dem Schlagzeug um evtl. stehende Wellen zu dämpfen. Hier aber auch nicht übertreiben.
    2. Regale aufstellen, Polstermöbel, Hängelampen, Gummipalme... einfach alles um die Quadergeometrie des Raums zu brechen. Am besten nützliche Sachen die man eh brauchen kann oder die schön aussehen.
    3. Bassabsorber in die Raumecken, dass aber nur wenn die 1. u 2. noch nicht geholfen haben.


    Lass den teuren Noppenschaum erstmal an der Wand. Bestimmt dämpft der die Höhen nicht zu stark sondern nur den Bass zu wenig. ;)
    viel Erfolg :thumbup:

  • ich dachte das klingt eben so dumpf weil der noppenschaumstoff zu viel höhen abschneidet
    also du meinst ich soll bass traps in die ecken und gut ist's


    Sorry, hast Du gelesen was ich geschrieben habe? ?(


    Auf die Schnell: Ja, Bassabsorber würden dir evtl. helfen, genau so wichtig wären aber auch Diffusoren, wie es Wackn0r und ich bereits geschrieben haben.


    Ausführlich:


    Noppenschaum schneidet keine Höhen ab, wie denn auch. Was da passiert nennt man Schall absorbieren.
    Vereinfacht kann man zur Akustik folgendes sagen: Stell Dir eine Schallwelle vor, die z.B. von Deiner Bassdrum aus durch den Raum fliegt. Trifft diese Welle nun auf ein festes Hindernis bricht sie sich wie die Kugel an der Bande am Billardtisch und fliegt weiter durch den Raum bis zur nächsten Wand, bricht dort wieder usw. und schaukelt sich evtl auf, bis sie ihre Energie verloren hat. Trifft die Welle auf einen porösen Gegenstand (wie Deinen Noppenschaum), dringt sie dort ein und verliert an Energie. Jetzt hat nur eine Frequenz von 100HZ (mittlerer Basston) eine Sinus-Wellenlänge von knapp 3,5m!!! Um diese auch nur zur Hälfte zu absorbieren müsste Dein Absorber also 85cm tief sein (1/4 der Wellenlänge) - Gleichzeitig absorbiert dieser Absorber aber, je höher die Frequenz ist immer besser, da die Wellenlänge von z.B. 10.000Hz nur 3,4cm ist.
    Also: --> Je höher der Ton, je kleiner die Wellenlänge, je einfacher zu absorbieren.
    Bassabsorber oder Superchunks in den Ecken nutzen den Effekt, das zum einen eine Ecke ungenutzter Raum ist und man dort sehr tiefe Absorber praktisch und platzsparend installieren kann, sie haben aber auch den Vorteil, dass der Absorber an jeder Stelle unterschiedlich tief ist und daher die Frequenzen unterschiedlich stark bedämpft werden und der Absorber also sehr Breitbandig und natürlich wirkt.


    Im Prinzip kann man gar nicht sagen, was für Deinen Raum richtig wäre, ohne vorher etwas gemessen zu haben. Hier spielen auch noch andere Faktoren wie die Form und Größe des Raumes, die Höhe der Decke und die verbauten Materialien eine Rolle (Google mal nach stehende Wellen, Kammfiltereffekt, Raummoden...). Ich bin kein Akustiker sondern hab mein Wissen nur für mein Studio angelesen - und da ist sicher auch gefährliches Halbwissen dabei, aber im Großen und Ganzen gibt es eine Faustformel, wie man einen Raum akustisch optimieren kann:


    1. Superchunks in mindestens 4 Ecken bzw. Decken-Wand-Übergänge. Materiel am besten Rockwool Sonorock oder Isover TP1, das sind Mineralwolleplatten für Trennwände. Wichtig: Strömungswiderstand der Steinwolle sollte kleiner 6kPA sein. Diese Steinwolle ist relativ günstig in jedem Baumarkt zu bekommen. Zu Dreiecken geschnitten (Seitenlänge mind. 50cm ) und aufeinander gestapelt, Folie und Stoff davor, Fertig.
    2.Rund 20% der Wandfläche gleichmäßig verteilt mit Absorbern bedecken. Absorber sind im Prinzip auch Mineralwolleplatten aber mit sehr hohem Strömungswiderstand größer 15 KPa und mindestens 10cm dick, einfach in einen grob zusammengezimmerten Rahmen gesteckt (etwa 120/60cm, je nachdem wie groß die Platten sind) und auch wieder dünne Folie und Stoff davor. Diese Platten werden z.B. für Feuerschutzwände gebraucht und bekommt man beim Baustoffhandel, muss man dort aber meistens bestellen z.B. Termarock 50. Wichtig: keine toten Stellen im Raum schaffen, gegenüber jedes Absorbers sollte kein anderer Absorber sondern blanke Wand sein!
    3. 40-50 % Der Decke ebenfalls mit Absorbern verkleiden.
    4. Diffusoren. Die Sorgen dafür dass der Schall sich nicht im Raum aufschaukelt, sondern brechen diesen und verteilen ihn difus im Raum. Ideal: an den schmalen Wänden tiefe 2D Diffusoren (relativ einfach zu bauen...) und an Decke und langen Wänden weniger tiefe 3D Diffusoren (schon komplizierter aber machbar) - Was aber auch hilft sind große Regale voll mit Büchern und anderem "Zeug"...


    Vorhänge, Noppenschaum und Decken helfen bei Problemen im mittleren und untern Frequenzbereich wenig bis gar nicht, etwas mehr wenn man sie nicht direkt an Wand oder Decke hängt sondern mit etwas Abstand (~20cm).
    Pyramidenschaumstoff und Bassabsorber aus Schaumstoff wie man sie bei Amazon oder den Musikhäusern bekommt wirkt deutlich schlechter als die oben beschriebenen Absorber und ist um einiges teurer. Bei meinen Galeriebildern sieht man meinen Aufnahmeraum, den ich etwa so ausgestattet habe und der klang geil! Investition rund 200-300€.
    Wichtig: Achte darauf das gesamte Frequenzbild und den ganzen Raum zu beeinflussen ! Nur der Noppenschaum und dünnes Material bedämpft nur den Hochtonbereich und macht den Raum dumpf und die Probleme im Bassbereich erscheinen noch extremer.



    So, ich hoffe das war jetzt nicht zu viel Info, da kam mal wieder der Lehrer in mir durch... :S

  • Ich häng grad noch ein bisschen Halbwissen dran . ;)


    Die Bassabsorber in der Ecke nutzen nicht nur den ungenutzen Raum aus sondern wirken dort auch besonders gut! Das liegt daran, dass die Luftmoleküle direkt an der Wand sich quasi nicht bewegen können. Die Schallwelle hat dort den Knotenpunkt(Nullpunkt). Bei 1/4 der Wellenlänge Entfernung von der Wand liegt deshalb immer ein Maximum der Welle. Ein Absorber der genau dort liegt wirkt besonders gut ( hat red one ja auch erklärt ). An der Kante wo zwei Wände sich treffen tritt der Effekt jetzt doppelt auf! 1/4 der Wellenlänge von jeder Wand weg überlagern sich zwei Maxima. Und in der Ecke kommt noch die Decke bzw. der Boden dazu. Ein dreifaches Maximum.


    Gut zu wissen ist dass das auch umgekehrt funktioniert, also mit einem Schallerzeuger. Ein Lautsprecherchassie oder eine Floortom kann die Schallenergie viel effektiver in die Bassfrequenzen einkoppeln wenn es in der Raumecke steht. Die Frage ist immer ob das gewünscht ist. Hifi boxen können dann unangenehm Wummern. Ein Subwoofer dagegen erhöht deutlich seinen Wirkungsgrad.


    Ein Absorber in der Ecke reduziert die Nachhallzeit für die tiefen Frequenzen. An deiner Sitzposition wird aber bestimmt Direktreflektion an den nahen Wänden das Problem sein. Die Reihenfolge meiner Vorschläge war also schon so gedacht. Die Bassabsorber in der Ecke und auch Diffusoren werden das Problem der Direktreflektion an der Schlagzeugposition nicht erschlagen. Ein Bassabsorber hinter dir oder neben dir aber schon und der reduziert gleichzeitig auch die Nachhallzeit. Daher kanns sein dass du die Absorber in den Ecken dann garnicht mehr brauchst.


    Noch ein Punkt der fast nie erklärt wird:
    Noppenschaum wirkt auch als Diffusor! Allerdings auch nicht besonders effizient aber immerhin ein bisschen. Das kommt daher, dass eine Wand mit Noppenschaum eine andere Schallhärte hat als eine blanke Wand. Darum bringt es was den Noppenschaum auf der Wand zu verteilen. Die Abfolge von schallharter und schallweicher Wand bricht die Schallwelle bei der Reflektion. Das gleiche passiert durch die genannten Bilder und Spiegel. Der Effekt betrifft hauptsächlich Frequenzen in der Größenordnung der halben Perioden des Noppenschaums. Soll keines wegs ein Argument für Noppenschaum sein, für das was er bringt ist er einfach zu teuer. Da er aber nun vorhanden ist, kann man die Wirkung ja mal erwähnen. Hoffe das ist halbwegs verständlich, ist immer schwer schriftlich zu veranschaulichen.


    mehr Halbwissen für Alle! :thumbup:

  • Hi MikeUnger,


    ich möchte einmal einen anderen Aspekt ins Spiel bringen. Zuerst einige Leitlinien, und dann etwas Praktisches.


    Hallo
    also mein Schlagzeug Proberaum klingt zu dumpf
    vlt. liegts am teppich oder am noppenschaumstoff oder das ich kein bass absorber habe
    kann mir vlt. wer sagen was ich da machen kann
    danke


    Als Leitlinie: Wenn ich das richtig sehe, dann sind Deine Ohren etwa auf halber Deckenhöhe und halber Raumbreite; für die Raumlänge trifft das nicht zu. Das wären etwa im Schnittpunkt der beiden blassen pinken und grünen Linien im Bild. In einem idealisierten Raum würden sich nun mindestestens 3 stehende Wellen ausbilden (es gibt noch deutlich mehr), und zwar: a) zwischen Decke und Boden (pink), b) zwischen linker und rechter Wand (grün), c) zwischen vorderer und hinterer Wand (nicht eingezeichnet).



    Diese 3 Wellen haben gemeinsam: A) sie haben keine Schallamplitude an den Wänden (Knoten), B ) sie haben maximale Schallamplituden auf halbem Wege (also: bei Deinen Ohren). Das sind jeweils die längsten (als: tieffrequentesten) Wellen, die in Höhe, Breite und Länge des Raums hineinpassen. (Als Ergänzung: Die Wellen selbst sind Longitudinalwellen, also Druckveränderungen entlang der Ausbreitungsrichtung. Statt Verdichtungen längs der blassen Linien zu zeichnen, visualisiert man das meist als Auslenkung / Amplitude.)


    Was sind nun die Frequenzen, die dazu gehören? Die Wellenlänge lambda herauszufinden, ist einfach: lambda = L / 2, wobei L Höhe, Breite oder Tiefe Deines Proberaums ist. Schätzen wir es einmal:


    L_pink = 2.5 m, L_grün = 4 m, L_Tief = 6 m. Damit: lambda_pink = 1.3 m, lambda_grün = 2 m, lambda_Tief = 3 m. Frequnzen ergeben sich aus f = c / lambda, mit Schallgeschwindigkeit c = 300 m/s: f_pink = 230 Hz, f_grün = 150 Hz, f_Tief = 100 Hz. Das sind in etwa die zugehörigen Grundfrequenzen. Alle anderen stehenden Wellen in diesen 3 Raumrichtungen sind kürzer und damit hochfrequenter. 230 Hz, 150 Hz, 100 Hz hörst Du am Schlagzeug lauter, und das erzeugt einen dumpfen Klang.



    Wirkliche realistische Räume in der Praxis ... weichen davon beliebig ab. Würdest Du's nachmessen, kämen noch deutlich mehr Eigenheiten rund um die genannten Frequenzen hinzu. Aber wir können daraus bereits etwas lernen, z.B.:

    • macht Deine Raumtiefe auch den tiefsten (= dumpfesten) Klang aus (dominant, aber nicht ganz so laut/dumpf, wie auf der halben Tiefe (Maximum!))
    • dicht gefolgt von der Raumbreite


    Was könntest Du mit einfachen Mitteln tun?


    Veränderung bringt Veränderung. Setz' doch 'mal Jemanden ans Schlagzeug und höre an verschiedenen Punkten (hoch, seite, tiefe), ob es irgendwo weniger dumpf klingt. Bewege zu und/oder drehe an diesem Punkt ggf. das komplette Schlagzeug (das bringt Asymmetrie, und verlängert (tieffrequenter = unhörbar dumpf) oder verkürzt (hochfrequenter, = weniger dumpf) die Wege und damit Wellenlängen der stehenden Wellen (Billiardtischeffekt: Welle muss über 4 Wände/Banden). Spiele am neuen Ort selbst und bitte Jemanden, eine größere Reflektionsfläche um Dich herum zu bewegen, zu kippen, zu drehen. Usw.


    Um es vorwegzunehmen: Die Effekte werden wohl nicht groß sein. Aber vielleicht sind sie groß genug, also weniger dumpf?



    Noch ein Wort zum "dämpfen". Da ist leider nicht immer klar, wie dämpfen physikalisch funktioniert. Machen wir es kurz, es geht nur um REsonatoren, dann um REsonatoren und letzendlich um Resonatoren. Den (nahezu) ungedämpften Fall kennen wir alle: den nackten, hell hallenden leeren (Probe) Raum. Als Spektrum würden wir eine ziemlich schmale und vergleichsweise hohe Nadelspitze jeweils bei den Resonanzfrequenzen sehen. Dämpfende Elemente, wie Schaumstoffe, Öle usw., die Energie entziehen, senken die Höhe dieser Nadelspitze, verschieben sie mehr oder weniger leicht zu tieferen Frequenzen UND VERBREITERN sie (das ist der energiezehrende Einfluss). Streuende Elemente, wie Regale, schiefe Flächen usw. verlängern Schallwege und führen bestenfalls zu "unendlich" langen (totlaufende) Wege oder zu tieferfrequenten stehenden Wellen (siehe oben). Je tiefer die Frequenz wid, desto schwerhöriger werden wir .. und das bennenn wir dann oft als "gedämpft". Passender wäre: schwerhöriger ; -) Näheres zum letzten Punkt findet man bei Hörkurven. // Die Schalldecken mit eingebauten Helmholtzresonatoren (Löchlies) lasse ich einmal weg: Multi-Resonatoren sind etwas komplizierter.



    FAZIT:
    Schlagzeug aus seiner fast perfekten symmetrischen Lage gezielt herausbringen, und vielleicht für Deine Ohren gezielt ein paar Reflektoren platzieren. Menge, Größe, Material, Anordnung musst Du ausprobieren. Und wie gesagt: Ein Hörwunder wird wohl nicht dabei sein, aber wer weiß ; -)


    Grüße, Michael

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