Die G.A.S.-Selbsthilfe-Gruppe

  • "Hallo, mein Name ist Surfkoala und ich habe das G.A.S."


    ...bedrückende Stille, nervöses Stühlerücken, räuspern....


    "Von der G.A.S.-Selbsthilfe-Gruppe erwarte ich mir den Erfahrungsaustausch mit aktuell betroffenen Schlagzeugern und Schlagzeugerinnen, mit ehemaligen betroffenen und mit Menschen, die resistent sind. Vielleicht können wir uns gegenseitig stärken, Betroffenen Halt und Heilung bieten und jungen Schlgazeugern und Schlagzeugerinnen ein abschreckendes Beispiel sein. Damit unser Leiden nicht umsonst ist.


    Meine Krankheitsgeschichte:
    Ich spiele seit 25 Jahren Schlagzeug. Davon 20 Jahre glücklich und zufrieden. Dann ist mir ein Crash gerissen. Das Beckensetup hatte ich zu dem Zeitpunkt bestimmt 10 Jahre nicht verändert. Ich hatte auch keinen zweiten Satz und auch nur ein Schlagzeug, eine Snare...alles nur einmal.
    Damit hab ich Schlager, Metal, Big Band, Rock und Coverkram gespielt.


    Und dann hab ich angefangen mich schlau zu machen. Eins kam zum anderen. Seitdem hab ich etwa knapp 30 verschiedene Paiste-Becken und 3 Sets zusammen gekauft und wieder verkauft"...wieder bedrückende Stille..."mehr will ich dazu erstmal nicht sagen.


    Mein G.A.S. sieht aktuell so aus
    Ich durchforste jeden Tag das Internet. Neues interessiert mich nicht. Gretsch und Paiste sind meine Leidenschaft. Doch nicht nur der Start dieser Gruppe sollen ein Zeichen setzen und der Anfang vom Ende meines G.A.S. sein.
    Am Dienstag in der Probe hat mich ein echter Ekel überkommen, nachdem ich ein ewig gesuchtes Ride gespielt habe (Sound Creation 20“ Dark Ride) in Kombi mit einem ewig gesuchten Crash (Formula 602 18“ Thin Crash) gespielt habe. Es hat mich richtig angeätzt. Ich kann es nicht erklären, aber das Gefühl des Satt-Seins war körperlich. Und es lag nicht daran, dass die Becken schlecht waren.


    Was habe ich seitdem gemacht:
    Ich habe meine automatischen Suchaufträge alle gelöscht.
    Ich habe alle überflüssigen Becken fotografiert, gewogen und online gestellt.
    Es bleibt ein Standardset (Ride, HiHar, 2x Crash) und ein Alternativset (Ride, HiHat, Crash)


    Ich weiß, jeder langjährige G.A.S.ler schmunzelt jetzt und denkt sich seine Teil....aber ich will es diesmal wirklich schaffen."

  • Ich kenne GAS eher aus meinem Hobby Fotografie. Sie befällt mich in der Form, dass ich stundenlang das Internet nach den perfekten Objektiven und Kameras durchsuche. Meist kaufe ich nichts, weil ich hinterher feststelle, dass ich länger keine Fotos gemacht habe. Außerdem denke ich daran, dass ein Foto oder ein Musikstück, oder jegliches andere Schöpfung der Kunst, Kreativität nicht allein vom Werkzeug abhängt, sondern nur durch die Vorstellungskraft eines Menschen, einer Idee zu etwas wird, was hängen bleibt. Ob wir Fotos machen, malen, Musik machen, wollen wir doch eigentlich etwas mitteilen. Ein Gefühl, eine Stimmung oder einfach eine Geschichte erzählen. Wir haben alle begrenzte Resourcen in Form von Zeit und Energie. Und ich möchte meine Resourcen viel lieber nutzen, um tolle Erlebnisse, Momente zu erleben und vielleicht sogar mit zu erschaffen. Das gelingt mir nicht über das anhäufen von mehr und mehr Kram, sondern wenn ich einen Weg finde, mich auszudrücken.
    Vielleicht hilft dir das weiter. Weniger denken, was du vemeiden möchtest. Unser Gehirn kennt kein Nein. Das merkt man bei dem Satz: Denke nicht an einen rosa Elefanten. Woran hast du Gedacht? Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, sich darauf zu konzentrieren, was man möchte und nicht, was man nicht möchte. Lenkst du also die Zeit und Energie, auf das MACHEN und aktive Schaffen von Musik und Proben und mehr Möglichkeiten aus deinem Instrument zu holen, hast du automatisch weniger Gedanken auf dein Equipment verwendet.


    Abgesehen ist das natürlich auch ein Problem unseres Wohlstandes. Ein relatives Wort. Aber solange unsere Grundbedürfnisse abgedeckt sind und wir keine oder geringe finanzielle Sorgen haben, haben wir überhaupt die Möglichkeit uns über so etwas Sorgen zu machen wie GAS.


    Zum Beispiel die Herkunft des Cajon. Man hat auf alten Kisten gespielt, die gerade da waren. Man hatte nicht anderes. Damals hätte sich keiner Gedanken gemacht, ob eine Kiste aus Mahagoni oder was auch immer besser klingen würde. Man hatte Gefühle, war mit Menschen zusammen und hat einen Weg gesucht, das zum Ausdruck zu bringen. Ohne Seele und Ausdruck nützt die beste Ausrüstung nichts. Aber klar macht es mehr Spaß ein Konzert zu spielen, wenn das Schlagzeug sich nicht jedes zweite Stück verstimmt.

  • Abkürzung für Gear Aquisition Syndrome. Man will sich immer was neues kaufen. Der Drang ist so stark, dass man sich gar nicht mehr damit beschäftigt, das zu benutzen was man schon hat. Man kann sich auch nicht mehr freuen, an dem was man hat.

  • Hi Surfkoala,


    bevor das untergeht: Du hast meinen völligen Respekt für diesen Schritt - konsequent, unverbrämt und in aller Öffentlichkeit. Das erfordert eine verdammte Menge Mut. Ich drück Dir die Daumen fest, dass Du dafür mit neuer Freiheit belohnt wirst und sich das wieder so stabilisiert, wie Du's von früher kennst.


    Gruß
    Hajo K

  • Bei mir zeigen sich auch schon die ersten Symptome aber ich bin noch nicht ganz soweit darüber frei zu sprechen ... bisher habe ich auch noch keine größeren Probleme mit meiner Bank oder mit paypal ... obwohl: meist ist es ja, wenn man soweit ist, darüber sich mit anderen auszutauschen schon viel zu spät: Haus und Hof verpfändet, Schulden ohne Ende, Frau(en) und Kind(er) versklavt ... :D "Na!" werdet Ihr jetzt sagen, darüber lacht man doch nicht, das ist eine ernste Angelegenheit ... ich weiß: G.A.S. ist auch von der WHO offiziell als Suchtkrankheit mit sehr hohem Ansteckungspotential anerkannt ... So und nun offenbare ich doch noch ein kleines Detail: ich habe mir für die Suchtbefriedigung sozusagen eine zweite Identität aufgebaut, mit geheimen accounts und direkten Lieferungen an einen Paketshop, so dass manche Sachen gar nicht nach Hause geschickt werden, wo Frau und Kinder immer sehr beunruhigt die Pakete entgegen nehmen, immer in der Befürchtung, dass es morgen nichts mehr zum Essen gibt ... ach, hier im Forum verkauft doch einer ein ...

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Moin
    Erst mal danke und Respekt für's "Outing", "AR..." :thumbdown: ***
    Also normal weiter. ***
    Es wundert mich das sich jetzt erst mal Jemand "ernsthaft" (hoffe das bleibt auch so!) mit dem Thema auseinandersetzt :huh:
    "Vielen Dank für die freundliche Aufnahme", . . . macht man doch so in Gruppen, ... oder :huh: ;)
    Klar sind in der Vergangenheit schon öffters Äußerungen gefallen das man, bzw. der Ein oder Andere User hier, ggf. mal über sein Kauf- und Sammelverhalten nachdenken sollte.
    Das war/ ist bisher aber immer in freundlich, lustigen Komentaren versteckt und nie wirklich ernst genommen worden. Ich habe ja auch schon über mich selbst Witze gemacht, wofür den ganzen Plunder, . . . lern erst mal trommeln :whistling:
    Solange es keine ernsten Auswirkungen hat, kann man das ja machen, also (mehr oder weniger) selbstfinanzierende Hobby-Kaufsucht.
    Inzwischen beunruhigen mich selbst aber "Hinweise aus der Bevölkerung". Soll heißen, Nicht-Musiker aus dem näheren Umfeld schmunzeln mit ernster Miene, wenn ich mal wieder was Neues/ Anderes ergattert habe (wie auch immer die das schaffen) :S
    Das Problem als solches, also als Krankhaftes Verhalten, hat vermutlich auch keine Grenze bis es zu ernsthaften Schwierigkeiten im Wirtschaftlichen, Familiären u.A. Bereichen kommt.
    Interessanter Weise pendel ich da immer im Grenzbereich, so das es mal "Zoff" gibt, aber nicht eskaliert. Ich erinnere da nur an die Geschichte mit den Blumen/ Grünzeug, das ist vieleicht schon der erste Hinweis, mal darüber nachzudenken.
    Ja, jetzt hab ich bestimmt ein Fass ohne Boden auf gemacht, ich weis das ich mit der Aktion nicht alleine bin ;)
    Der Versuch das ganze etwas zu reduzieren bzw. einzudämmen ist, sagen wir mal . . . . gescheitert.
    Mittlerweile "kompensiere" ich das auf andere Bereiche, Proberaum, PA, Recording-Zeugs,... :(
    Aber guggen wir mal was hier so alles noch passiert, so richtig einen an der Waffel hab ich halt nicht. Also "professionelle Hilfe" mit Couch und Joga ziehe ich erst mal nicht in Beracht :)
    Nächter bitte . . . . .


    PS: Ja ich verkneife mir Namen und will niemandem was unterstellen, ist leider doch ein zu ernstes Thema.


    Edith sagt, *** begründet sich durch Post 15.

  • Hallo, ich bin der Braindead sein Animal und weiss nicht, ob ich G.A.S. habe.


    Fakt ist, ich habe jede Menge Zeugs. weil ich seit über 35 Jahren mehr kaufe als verkaufe. Ob ich die drei Sets mit mindestens vier Toms sowie alle 21 Becken gleichzeitig einsetzen kann, NEIN! Aber, eine zeitlang hatte ich zwei Bands in zwei Proberaumen und konnte dennoch noch für Auftritte auf ein demontiertes Set zurückgreifen.
    Momentan steht im Proberaum der (Alp-)Traum eines jeden Frickeltrommlers, Jazzrock lässt grüßen. Nun spiele ich mit meinen Kapellen alles andere als Progrock oder eben Jazzrock, von daher bräuchte ich das Alles nicht! Aber, es macht mir immer noch Spaß, die rote Gefahr mit fünf Toms zu spielen. Und ich vertete immer noch die Meinung, dass fünf Ridebecken nicht zuviel sind.
    Ich durchforste aber nicht mehr das Internet noch Neuem und Altem, damit habe ich abgeschlossen. Ein SC 22" Bellride würde mich interessieren, aber, da fehlt dann auch irgendwie das Kleingeld.
    Nichstestotrotz, live werde ich in absehbarer Zeit keine fünf Toms auffahren, obwohl der Kollge von The Cure ja derer fünf auf der 2016er Tour hatte.


    Fazit: Ich kann mich immer noch an meinem Krempel erfreuen und bin zufrieden mit dem Vielem, das ich habe. Ist das G.A.S.?

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Hallo,


    da bin ich wohl in die falsche Tür eingetreten,
    ja, ich hatte da auch schon Anwandlungen und habe sie auch immer
    mal wieder, aber der richtige Messi sammelt nur und verkauft nix
    und bei mir liegt der Fokus jetzt einfach mehr auf der Praxis, da
    hat man keine Zeit mehr für sinnloses Zeug, ich muss nach Geigen-
    Bögen, Triangel-Stäben, Schellenringen und ähnlichen wichtigen
    Dingen Ausschau halten ...


    Grüße
    Jürgen

  • Ein guter Thread. Schön, dass wir über so etwas mal reden.


    Dass man schnell zu viel anhäuft, ist nicht ungewöhnlich, finde ich. Man ist beständig Reizen ausgesetzt. Seien es Verkaufsportale, Schlagzeugläden oder Foren wie dieses hier. Jemand holt sich etwas, schwärmt hier davon, es werden automatisch Begehrlichkeiten geweckt. "Muss ich auch mal ausprobieren..." Man sieht die Ansammlungen von tollen Trommeln hier und da, die vielen schönen Becken... das man sowas auch gerne hätte - ja Gott - ist nicht schlimm. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Der eine behält die Kontrolle, der andere "Verirrt" sich im Dschungel der vielen Trommeln und Becken. Aus Spielleidenschaft wird Sammelleidenschaft, wird Obsession. Wer z.B. ein Becken gekauft hat und - anstatt sich darn zu erfreuen - sogleich nach dem nächsten Becken Ausschau hält, der ist vermutlich in einer nicht ganz problemlosen Situation.


    Erst einmal stellt sich bei der Betrachtung des eigenen Fundus die Frage: Was braucht man denn wirklich? Ich denke, fast jeder hier hat das eine oder andere zuviel stehen. Was als "ausreichende Ausstattung" bezeichnet werden kann, ist immer dabei davon abhängig, was für Musik in welchem Umfang jemand macht. Wenn jemand z.B. in drei Bands spielt, die Stilistisch sehr unterschiedlich sind, würden drei Schlagzeuge, drei Snares und mindestens drei Beckensätze als völlig normal, ja fast minimalistisch gelten. Für jemanden, der im Hauskeller vor sich hintrommelt, kann das schon dekadent wirken. Wer Studioaufträge übernimmt, kann locker zehn oder 20 Snares und 30, 40, 50 Becken besitzen und es darf immer noch als angemessen bezeichnet werden. In welche Schublade man gehört, ist ein erster guter Weg, sein eigenes Kaufverhalten einzuschätzen.


    Was man braucht ist also sehr individuell. Wer viel braucht, kauft viel, das ist dann noch kein GAS. Wenn aber vorher alles minimalistisch gewesen ist und ausreichte, plötzlich aber angeschafft wird, ohne einen echten triftigen Grund, dann muss man aufpassen. Der eine probiert aus und nach dem Ausprobieren ist Schluss mit der Kauferei. Bei anderen geht es endlos weiter. Und das ist dann GAS.


    Bei mir ist es ja auch so, dass ich vieles angehäuft habe. Zu vieles. Ich bin aber immerhin noch in der Lage, mich von Sachen zu trennen. Was ich mir geholt habe, ist sicher zum Großteil dem geschuldet, dass ich eine mehr als zehnjährige Pause am Schlagzeug "kompensieren" wollte, nachholen, ausprobieren, was ich verpasst habe. Da gehört dann auch dazu, dass man schaut, was es gibt, sich Wissen anliest und aneignet durch beständiges ausprobieren, und dass man sich seinem veränderten musikalischen Stil und der veränderten Spielweise schrittweise anpasst. Der eine schafft das innerhalb einer bestimmten Zeit, der andere nie - aus diversen Gründen. Entweder z.B. weil er nicht weiß, was er stilistisch eigentlich will, bzw. seine "musikalische Sprache" einfach nicht findet, ergo bestädnig kauft, in der Hoffnung das passende Puzzleteil zu finden. Der andere, weil er ständig Bands wechselt und daher immer neues, stilistisch passendes kauft. Und manch einer kauft z.B. immer weiter, weil er sich an bestimmten Dingen satthört oder sattsieht. (In diesem Fall empfiehlt sich, so meine ich, Schlagzeuge in klassischen Maßen und Farben zu holen und klassische "Allrounder"-Becken. Die nerven auf Dauer wohl am wenigsten)


    Ich besinne mich zum Glück immer wieder und frage mich: Brauchst du das wirklich??? Willst du z.B. die Snare nur wegen der Optik behalten? Ja, manche Sachen sind schön. Aber nur zum angucken eine Snare zu behalten ist für mich dann doch etwas unsinnig. Ich habe mir die Regel gesetzt, hast du ein Instrument ein Jahr lang nicht gespielt, merke es zum Verkauf vor. Sollte in den kommenden sechs Monaten weiterhin kein Verwendung des Instruments erfolgen, braucht man es nicht. Verkaufen. Rigoros. An diese Regel halte ich mich seit einiger Zeit mit recht gutem Erfolg. Diverse Snares und Becken sind aus meinem Fundus bereits verschwunden. 8)

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • ja ich weiß ja auch nicht.... - hab ich mich etwa angesteckt?


    fast mein ganzes Musikerleben bin ich mit einer einzige Snare (und div. verschiedene Befellung dazu) ausgekommen, inzwischen hab ich 20 - finde ich toll, und das, obwohl ich nie mehr als eine gleichzeitig spiele.
    In über 50 Jahren auf der Bühne haben sich 50+ Becken angesammelt - jedes Jahr ein Becken ist doch ok. Im Vergleich zu Briefmarkensammlern... - wenn die jedes Jahr nur ein Briefmarke kaufen würde?!


    Suchen?? nö, wirklich gesucht hab ich selten (dann z.B. nach Original-Strainern für SONOR-Phonic-Snares :D ), meist hab ich einfach gefunden, konnte mich begeistern und habs gekauft. Aber immer nach dem eisernen Grundsatz: alle Instrumente MÜSSEN durch Einnahmen durch Musik finanziert sein und zwar vorfinanziert! Mach ich schon mein ganzes Leben so - ausschließlich! Da ich kaum noch spiele, kann ich auch nicht viel ausgeben. Schon gar, weil ich ja auch Verschleißartikel kaufen muß.



    P.S. ich bräuchte da einen Ersatz für ein tolles uraltes Paiste-Dixie extradünn, 20" Sizzle - meines hat irgendwo einen Riß, selten hört man ihn, dann störts mich... 8)

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Im Gegensatz zu Genussmitteln sind die negativen Auswirkungen in den meisten Fällen wohl eher überschaubar, und sofern man sich nicht in den finanziellen Ruin "kaufrauscht", ist G.A.S. nach meinem Empfinden häufig eher risikoarm. Auch bei mir ist über die Jahre natürlich ein gewisser Grundstock zusammen gekommen, allerdings ist meine Hauptmotivation nach wie vor der tatsächliche Nutzen. Gekauft wird eben (meist) nur, was tatsächlich benötigt wird oder wenigstens das Leben erleichtert.


    Natürlich gibt es gelegentlich auch diese "Muss-Ich-Haben"-Käufe ohne Sinn und Verstand, aber es ist doch legitim, sich einfach mal was Gutes zu tun. Trotzdem schaffe ich es ohne Leidensdruck, die meisten dieser Impulse abzufedern und mit dem Vorhandenen glücklich zu sein.


    Klar bleibt in der heutigen Zeit oft das Gefühl, sich klarer gegen das Konsumdiktat zur Förderung des Wirtschaftswachstums zur Wehr setzen und auch beim Equipment etwas bescheidener sein zu können. Aber das betrifft im Grunde alle Lebensbereiche.


    Wer G.A.S. im Sinne eine echten Zwangsstörung hat, sollte vielleicht mal mit einem Fachmann darüber sprechen.

  • Ich freu mich über die rege Beteiligung. Bei einigen Äußerungen musste ich echt schmunzeln. Das liegt daran, dass ich einige Jahre als Sozialarbeiter mit den Konsumenten harter Drogen gearbeitet habe. Wir waren ja so ein bisschen darauf trainiert Suchtmechanismen und die zugehörigen Rechtfertigungsmuster zu entlarven. Lest mal folgende Sätze:


    Zitat

    Ich habe zwar viel, manchmal dachte ich zu viel, aber wenn ich sehe was andere hier angehäuft haben, dann spiele ich vergleichsweise spartanisch.


    Zitat

    Bei mir ist es ja auch so, dass ich vieles angehäuft habe. Zu vieles. Ich bin aber immerhin noch in der Lage, mich von Sachen zu trennen.


    Zitat


    In über 50 Jahren auf der Bühne haben sich 50+ Becken angesammelt - jedes Jahr ein Becken ist doch ok. Im Vergleich zu Briefmarkensammlern... - wenn die jedes Jahr nur ein Briefmarke kaufen würde?!


    Zitat

    Auch bei mir ist über die Jahre natürlich ein gewisser Grundstock zusammen gekommen, allerdings ist meine Hauptmotivation nach wie vor der tatsächliche Nutzen. Gekauft wird eben (meist) nur, was tatsächlich benötigt wird oder wenigstens das Leben erleichtert.


    Zitat


    Natürlich gibt es gelegentlich auch diese "Muss-Ich-Haben"-Käufe ohne Sinn und Verstand, aber es ist doch legitim, sich einfach mal was Gutes zu tun.


    Zitat

    meist hab ich einfach gefunden, konnte mich begeistern und habs gekauft. Aber immer nach dem eisernen Grundsatz: alle Instrumente MÜSSEN durch Einnahmen durch Musik finanziert sein und zwar vorfinanziert!


    Zitat

    Klar bleibt in der heutigen Zeit oft das Gefühl, sich klarer gegen das Konsumdiktat zur Förderung des Wirtschaftswachstums zur Wehr setzen und auch beim Equipment etwas bescheidener sein zu können. Aber das betrifft im Grunde alle Lebensbereiche.


    Und jetzt vergleicht mal mit typischen Sätzen aus der Arbeit mit wirklich suchtkranken Menschen:
    "Ich nehm zwar schon viel zur Zeit, aber gegen den alten Mike ist das gar nix"
    "Klar nehm ich Heroin, aber ich hänge nicht an der Nadel. Ich ziehs nur durch die Nase."
    "Ich nehm das Zeug, könnte aber jederzeit aufhören, wenn ich wollte" (TAUSENDMAL HAB ICH DEN SATZ GEHÖRT)
    "Ich mach das jetzt schon so lange und bin immer noch voll fitt. Wenn ich mir dagegen den John anschau, der ist 20 Jahre jünger und schon total unten."
    "Ich nehms doch nur, wenn ich Party machen will."
    Ich finds einfach geil, drauf zu sein. Tut doch keinem weh."
    "Ich konsumier nur, wenn ich Kohle hab. Nie würde ich dafür anschaffen gehn."
    "Jeder hat doch irgendein Laster, bei mir sinds halt die Drogen"


    Bitte, bitte nehmt das nicht persönlich. Ich war ja echt baff, dass es einen Wikipedia-Eintrag zu G.A.S. gibt. Ich versuch das ganze nicht zu ernst zu nehmen. So war übrigens auch mein erster Post gedacht. Ein bisschen hab ich allerdings den Eindruck, dass das nicht bei jedem so angekommen ist :S . Ich werde jetzt aber den Teufel tun und mich rechtfertigen. Die Sätze würden nämlich genauso klingen wie die obigen Sätze von euch. 8)

  • ist das hier trash oder kann das weg?


    schön dass du deinen Spaß hattest, auf Kosten anderer


    ich denke mir nur: was für ein ......!

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Ich versuch das ganze nicht zu ernst zu nehmen.


    Warum startest du das dann? Ich bin dir nicht böse, aber der "Witz" ist gründlich daneben gegangen. Ganz ehrlich, so wie du das geschrieben hattest, war da nichts an Ironie auch nur ansatzweise erkennbar. Aus einem aber zudem alles mögliche ableiten zu wollen, aus einem schnöden "Füllwort", ist ebenfalls äußerst gewagt. Du trittst genau damit so einigen hier sicher auf die Füße, mir nicht so sehr, anderen bestimmt. Was mich jedoch (noch so ein synonymhaftes Füllwort) enorm stört, ist dass du ein Suchtthema aufmachst, eine "ernsten" Aufruf zur Beteiligung startest und Menschen, die sich darum ernsthaft Gedanken machen, in gewisser Weise dumm da stehen lässt. Das finde ich partout nicht in Ordnung. Mit dem Thema Sucht betreibt man keine Spielchen. Das solltest gerade DU, wenn du schon in der Suchtarbeit tätig gewesen bist, doch am allerbesten wissen, oder?


    :thumbdown:

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Moin, ich habe das als ein sinnvolles Thema - mit Augenzwinkern vorgebracht - angesehen. Meines Erachtens völlig in Ordnung so. Es sind, wie wir hier im Forum des Öfteren bemerken, schriftlich nicht alle Facetten der Ironie für jeden zu spüren. Der Startpost war aber vermutlich nicht ironisch gemeint, ich schmunzle auch des Öfteren über mich Kellertrommler, der für "seinen Sohn" alles Mögliche einkauft. Mancher würde das Problem ohne Prise Humor gar nicht angehen oder auf sich selbst beziehen können. Surfkoala, Du auch? Oder bist Du in einer Art Leugnungsphase? ;)
    Grüße, Hörnix
    Trommel-Polygamist

  • Ach herrje, das ist ja jetzt komplett schief gelaufen.... es war wirklich nicht meine Absicht, eine reale Krankheitsgeschichte vorzutäuschen oder jemand anderem eine Sucht zu unterstellen. Dass das passiert ist, tut mir aufrichtig leid.


    Es gab zwei Ereignisse, die mich veranlasst haben, das Thema zu eröffnen. Der Wikipedia-Eintrag zum Thema G.A.S. und die Reflexion meines eigenen Kaufverhaltens.


    Beim Verfassen meines ersten Beitrags bin ich von folgender Annahme ausgegangen und ich bin offensichtlich fälschlicherweise davon ausgegangen, dass diese Annahme jeder teilt: G.A.S ist keine wirkliche Suchtkrankheit. In der Hinsicht lässt der in meinen Augen humoristische Eintrag bei Wikipedia keinen Zweifel zu. Lest mal hier. Der letzte Satz der Definition lautet: GAS is often the subject of musicians' humorous self-reflection in social media.


    "musicians' humorous self-reflection in social media"... genau das hab ich versucht...und bin total gescheitert. Mehr als eine Person haben aufgrund meines ersten Eintrags gedacht, dass es sich um einen echten Hilferuf handelt. Ich habe da über mich nichts erfunden, aber es sollte doch definitiv eine „musicians' humorous self-reflection“ sein, die dazu anregt auf das Thema einzusteigen.


    Mein zweiter Beitrag, der mit den Zitaten, war nicht geplant, sondern spontan. Als ich eben abends die Kommentare auf meinen ersten Beitrag gelesen habe, hat mich das spontan an meine alte Arbeit erinnert. Niemand den ich zitiert habe, unterstelle ich eine Suchtkrankheit. Es ging mir wieder um „musicians' humorous self-reflection“ und ein zweites Mal bin ich gescheitert.


    Bitte entschuldigt. Ernsthaft.


    P.S. Ich habe in dem Beitrag mit den Zitaten geschrieben, dass ich mich nicht „rechtfertigen“ möchte. Damit habe ich gemeint, dass ich mich nicht für meine Equipment-Käufe rechtfertigen möchte. Denn meine "Rechtfertigungen sähen ja genauso aus wie die zitierten. Auch das war sicherlich missverständlich, wenn jemand davon ausgegangen ist, dass ich tatsächlich an einer Suchtkrankheit leide.

  • Liebe Kollegen,


    wäre ich heute Abend nicht auf einem Geburtstagsfest gewesen, hätte ich sicherlich auch Vielkäufe "gestanden" und mich zu meinen "Missetaten" bekannt oder jedenfalls eingeräumt, dass ich eigentlich viel zu viel angehäuft habe, was ich doch aber vielleicht irgendwann gebrauchen könnte ... , wäre sicherlich auch mit meinem Kaufverhalten bzw. meinen Äußerungen hierzu zitiert worden und hätte mich dann über den weiteren Verlauf der Diskussion geärgert.


    Aber - abgesehen von dem eher suboptimalen Beginn und den hierdurch entstandenen, verständlichen Irritationen - lohnt es nicht doch, sich über das eigene Konsumverhalten Gedanken zu machen?


    Ist bei mir jedenfalls geschehen. Mich haben einige der Beiträge zum Nachdenken gebracht. Tatsächlich habe ich auch - mit sechs Shellsets und zwei weiteren in der Restauration, mit mehr als 20 Snares und mehr als 30 Becken - deutlich mehr an Instrumenten, als ich tatsächlich zum Musizieren brauche, auch wenn ich für verschiedene musikalische Gegebenheiten auf sehr unterschiedliche Figurationen zurückgreifen kann und auch sorgfältig auswähle, was ich wo einsetze. Aber einiges von dem, was ich habe, verwende ich nicht. Ich werde reduzieren.


    Ich finde es interessant, wie andere Betroffene (von Süchtigen will ich nicht reden, das wäre den tatsächlich mit Suchtproblematiken belasteten Personen gegenüber nicht angemessen) hiermit umgehen und ob es Strategien gibt, sich selbst gegen ausuferndes Kaufverhalten zu wappnen.


    Vielleicht finden wir einen neuen Beginn für eine ernsthafte und ernst gemeint Diskussion.


    Gutes Gelingen!

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