CRYO-Tuning????

  • Hallo,


    Diese Website preist ein Verfahren der Abkühlung des Instruments in flüssigem Stickstoff und Aufwärmung/Abkühlung in mehreren Zyklen als strukturverändernde Klangverbesserungsmaßnahme an.


    Hat das hier schon mal jemand gehört? Oder gar mit seinem Instrument machen lassen? Was halten insbesondere unsere Materialspezialisten davon?


    Viele Grüße, Nils

  • Hallo,


    Ich kann mich nicht mehr erinnern, welche Schlagzeugfirma das macht, jedenfalls stellen die die Kessel aus einem Brett (einer Schicht) her, welches "gebogen" wird.
    Um die Spannungen zu nehmen, welche durch das Biegen entstehen haben sie das auch so oder zumindest ähnlich gemacht.
    Hier macht das Ganze sicherlich Sinn. Ob es deutlich hörbar ist, kann ich nicht beurteilen,ich denke aber, dass der Ton durchaus homogener sowie tiefer klingt.


    Dass dies bei einem Stück Holz z.b. bei einem Bass (hier sollte sowieso idealerweise - wenn nicht mehrfach geleimt, sowie richtig trockenes Holz - wenig Spannungen vorhanden sein) oder auch mehrlagigen Trommeln hörbar ist, kann ich mir nicht vorstellen.


    Mfg frenkie

  • Also für mich wird der Effekt den das CT haben soll, wie so oft in der Musikbranche, mit sehr subjektiven Eindrücken beschrieben. Ein gutes Instrument klingt meiner Meinung nach auch ohne CT bereits gut. Ein schlechtes wird aus meine Sicht wegen CT nicht wirklich zum Hammer-Teil. Tjoa, bringt Dir jetzt auch nicht viel aber Du kannst es ja mal probieren. Wenn Du danach das Gefühl hast, dass es gut war, dann passt es doch! :thumbup:

    SCIENCE FOR THE WIN!
    Ich habe Interesse an; Zildjian K-Istanbul und Avedis Rides und Hihats (bis ende 60er) sowie Sonor Drumsets bis 1990! :thumbup:

  • Hallo Nils,


    ich kenne solche Verfahren umgekehrt, also erwärmen zu höheren Temperaturen. Die heißen dann "tempern", "annealing" (wörtlich: Glutofen, sinnhaft "ausheilen") oder "ausgasen" (oft im Vakuum). Zu tiefen Temperaturen hin müsste es auch gehen.


    Die tiefe Temperatur an sich bringt noch keine Strukturveränderung - es sei denn, dass im Holz oder sonstigen Material enthaltene Wasser dehnt sich 'mal eben ungewollt aus wie Sprengstoff in Zeitlupe. Der springende Punkt sind die Temperaturwechsel. Klassisch, also mit Hitze, entsteht mehr molekulare Bewegung, so dass sich beispielsweise Fehlstellen in Kristallgittern wieder befüllen (wegwandern), oder eingeschlossen Gase und Mikropartikel ihren Weg "nach Draußen" finden. Kälte (-180/-190 deg C) macht das Gegenteil: unbeweglich, nicht ganz am, aber nahe am absoluten Bewegungsstilstand. Nun passen große Hitze, Holz und Felle nicht unbedingt freundschaftlich zusammen ...


    Bischen überraschend, dass es funktioniert, aber das ist in der Technik erst einmal nicht ungewöhnlich. Die Videos belegen das vermutlich auch. Möglicherweise spielt hier doch das eingeschlossene Wasser die Hauptrolle. Im Holz würden Eiskristalle mehr oder weniger gleichmäig Druck auf die umschlossenen Holzfasern ausüben, sie gleichsam verdichten und stratifiziern ("langmachen"). Das kann insgesamt zu einer homogeneren Struktur führen, als im unbehandelten Holz.


    Kritisch ist natürlich, wie schnell die Temperaturwechsel erfolgen: je langsamer, desto besser, im Idealfall adiabatisch (also in Zeitlupe der Zeitlupe, praktisch ohne Wäremaustausch). Insofern sollte man das für seine Instrumente, wenn man möchte, durch jenen Anbieter machen lassen.


    Fraglich ist natürlich, wie stark der Effekt hörbar ist und ob er durch ander Massnahmen an der Trommel nicht auch erreicht wird ...
    Ein Klangeffekt an akustischer Gitarre? Möglich. An E-Gitarre? Nochmal: an E-Gitarre? Will ich mich selbst ver...?
    In diesem Sinne.


    ~~~
    Ein Erinnerung aus meinem Studium möchte ich dazu teilen: das Geheimnis des Nagels.


    In der Chemievorlesung kam der Prof. mit seinen Assistenten herein, begann die Vorlesung, hängte dabei beiläufig seinen Kittel an besagten Nagel, und ließ beim ersten Mal durchblicken, dessen Geheimnis werde in der Weihnachtsvorlesung gelüftet ...


    Weihnachten. Der Hörsaal quillt über. Feierlich wird er gezogen, der Nagel. "Sie sehen hier", hielt er die Banane mit einem teuren Spezialhandschuh hoch, "das Werkzeug, mit dem ich diesen Nagel wieder an jener Latte befestigen werde ..." Ungläubige Stille. Der Assitent schiebt ein blaues tonnenartiges Gefäß dezent zum Prof. Es dampft und nebelt etwas. "Ich tauche nun diese Banane in flüssigen Stickstoff - VORSICHT, NICHT nachmachen !. " Brodel - zisch. Er zieht sie heraus, ignoriert den sich darauf bildenden Eiskristallteppich, schreite zur Wand und schlägt mit ein paar geübten Schlägen den Nagel mittels Banane ...


    Zwischenzeitlich tunkten seine Assitenten Birnen, Weitrauben und anderes Obst in den Stickstoff ... "Oh, Ahh .." chorte es entgegen. Und dann ...
    ... warfen diese Fredies ...
    ... das Zeugs auf Boden und ins Auditorium.


    In Kleinstteile zersprungene Birnen, zerschellte Weintrauben. Alles schick. Bis es ihnen wärmer wurde ....


    Arme Putzfrau.



    P.S.: Eine Schadensgarantie des Anbieters wäre vielleicht nicht verkehrt ...

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    2 Mal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Nachtrag:


    Für Trommeln ist das Verfahren vielleicht nicht wirklich geeignet. Es kommt dabei auf die Bauweise an. Sobald die Trommel mehr enthält, als einen homogenen aus einem Vollstück gefrästen Torso, wird's schmutzig: Jede Schicht hat ihre eigene wärmebedingte Ausdehnung / kältebedingte Schrumpfung. Da kann ganz schnell ganz viel kaputt gehen. Lackierte Volltorsi mögen da nichts von merken, aber schon eine Schmuckfolie außen kann böse Folgen haben. (Wäre alles leitfähig, würden wir das entstehende Gebilde wohl Bimetallschalter nennen, der von vernieteten Metallen unterschiedlicher Wäremausdehnung lebt ... hier wird's wohl mehr zur Spreng- und Rißfalle ...)


    Denk' an das Birnenzerschnitzelte aus obiger Vorlesung ...


    Grüße, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Ich finde das auf alle Fälle interessant. Das ein gealtertes Instrument durchaus besser klingen kann, haben sicher viele schonmal selbst erlebt. Wenn man das mit Kälte herbeiführen kann - warum nicht? Leider gibt es ja nur Referenzen für Gitarren...


    Wer traut sich jetzt, eine ihm lieb gewordene Trommel einfrieren zu lassen? Mich würde da ein vorher/nachher-Video sehr interessieren. Aber wir alle wissen auch, wie schwer es ist, wirklich genau eine Stimmung zu reproduzieren... Ganz abgesehen von der Hardware, die ja denke ich vom Kessel runter müsste...


    Edit: hier ein Beispiel eines Cryo-getunten Beckens:


    [video]

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    [/video]


    Ist natürlich total nichtssagend, weil kein Mensch weiß, wie es vorher geklungen hat...

  • Ich bin skeptisch.

    Extreme Temperaturschwankungen bedeuten Stress für den Werkstoff Holz.


    Bekommt man eine Garantie darauf das die Instrumente das schadlos überstehen?

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

  • Holz, insbesondere verleimtes Schichtholz, und andere poröse, nicht homogenen Materialien dürften für dieses Verfahren mehr als ungeeignet sein lieber Nils. ich kenne flüssigen Stickstoff mal abgesehen von neumodischer Küche , nur im Zusammenhang mit Schrumpfen ( ausnutzen des Längenausdehnungskoeffizienten ) und Wärmebildverfahren / Supraleiter ) einen Trommelkessel würd ich nicht in flüssigen Stickstoff einbringen! ;)


    PS. safety first! Der Umngang mit flüssigem Stickstoff ist alles andere als ungefährlich! wenn du das umsetzen solltest, zieh bitte jemanden zu Rate, der Erfahrung mit der Materie hat.

    Eisenbiegerei 8)
    ich find mich zurecht, ich hab tom tom am set! 8)
    the two legged is supposed to be fooled!:P
    (-: sresiarlleH dna sreknirdreeB uoy ll@ zliah :Dwas Krupp in Essen, das sind wir in trinken!

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  • Das Prinzip funktioniert so: mit dem Instrument passiert bestenfalls gar nichts, denn jeder Materialwissenschaftler weiss, dass man tiefe Temperaturen benutzt, damit sich im Material möglichst wenig verändert. Schlimmstenfalls wird das Instrument nach der Kältebehandlung zu früh der Atmosphäre ausgesetzt, sodass Wasser darauf kondensiert, und Schaden anrichtet.


    Trotzdem sind die Kunden begeistert. Denn sie haben einen Haufen Geld für das "Tuning" ausgegeben, und um diese Ausgabe vor sich selbst zu rechtfertigen müssen sie eine Klangverbesserung wahrnehmen. Die Psychoakustik hilft ihnen dabei, den Klang nach der Behandlung wirklich besser zu finden, also schreiben sie euphorische Dankesnachrichten an den Anbieter. Diese werden auf der Webseite veröffentilcht, das ködert die nächsten Kunden, die die Wirksamkeit des Verfahrens dann auch gerne wieder bestätigen, usw, usw.

  • Manche Kollegen haben dies schon sehr verständlich beschrieben.


    Meine ersten Assoziationen waren 3 Dinge:
    1.) Als in den Achtzigern ein paar abgespacte Audiophile, sagten man solle seine CD´s ins Eisfach legen, dann würden dieser nach der Entnahme besser und wärmer klingen... wieher. :D


    2.) Der Hinweis anderer audiophiler, bei CD´s solle man den Außenrand schwarz bemalen, damit der Laser (bzw. die Datenabtastung) nicht durch störende Reflektionen negativ beinflußt wird.


    3.) Das erstaunen mancher Japaner abseits der Musikinstrumenteindustrie. Wenn ich jenen sag(t)e dass ich seit früher Jugend bis heute von Tama, Pearl und Yamaha begeistert bin und diese 3 Firmen seit Dekaden eine Schlüsselrolle für Drumherstellung und weltklasse Drumsets spielen... wurde mehrfach mit Erstaunen reagiert. Mehrfach erfolgten dann sinngemäß Fragen wie: es sei doch in Japan ín langen Phasen im Jahr so ein feucht-schwüles Klima, ob dies wirklich gut für Klanghölzer sei?, insbesondere wenn diese in diesem feucht-schwülem Klima gelagert würden?


    Zu Punkt 3 kann ich nun endlich fundiert kontern: dass die besten Hölzer natürlich nur in in den berühmten arktischen Wäldern bei -45 Grad wachsen und im Idealfall die Kessel nach Abholzung der Arktiswälder auch nur kaltgepreßt hergestellt werden. Am besten bei -180 Grad. :D


    Wenn ich mir vorstelle (es sind ja nicht alle Meisterwerke gewesen), eine als wirklich per Expertise fulminant klingend-begutachtete Stradivari würde solch einem Verfahren zugeführt... da zittern mir schon der Hände auf der Tastatur vor Erschaudern. Es muß die Kälte sein :D ... oder eher der Gedanke an das Instrument und die Risiken?


    Humor rulez.

  • Die Leute sollten mehr Musik machen, als sich so einen Unsinn auszudenken. Oder direkt das Musikmachen fördern, was weiß ich. Aber sowas?


    :thumbup:

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  • 1.) Als in den Achtzigern ein paar abgespacte Audiophile, sagten man solle seine CD´s ins Eisfach legen, dann würden dieser nach der Entnahme besser und wärmer klingen... wieher. :D

    Das passt schon: CD steht ja für Coole Disc ^^


    2.) Der Hinweis anderer audiophiler, bei CD´s solle man den Außenrand schwarz bemalen, damit der Laser (bzw. die Datenabtastung) nicht durch störende Reflektionen negativ beinflußt wird.

    Nur gut, dass weder der Laser noch der DAC etwas davon wußten ... :thumbup:


    Zu Punkt 3 kann ich nun endlich fundiert kontern: dass die besten Hölzer natürlich nur in in den berühmten arktischen Wäldern bei -45 Grad wachsen und im Idealfall die Kessel nach Abholzung der Arktiswälder auch nur kaltgepreßt hergestellt werden. Am besten bei -180 Grad. :D

    "Kaltgepresst" finde ich rekordverdächtig ... :rolleyes:


    Wenn ich mir vorstelle (es sind ja nicht alle Meisterwerke gewesen), eine als wirklich per Expertise fulminant klingend-begutachtete Stradivari würde solch einem Verfahren zugeführt... da zittern mir schon der Hände auf der Tastatur vor Erschaudern. Es muß die Kälte sein :D ... oder eher der Gedanke an das Instrument und die Risiken?

    :huh: :huh: ;( ;( autsch

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  • Gerald:


    An die Audiophilen Auswüchse musste ich bei dem Thread auch als Erstes denken.


    Hauptsache es kommen nicht demnächst die bei Vollmond von Jungfrauen geklöppelten Kabel die das letzte an Sound rausholen wenn das Drumset mit Mikros abgenommen wird.... :D


    Aber ich will das aber auch nicht ins Lächerliche ziehen, wenn es für Saiteninstrumente eine Verbesserung bringt, nur zu. Aber für Drumkessel.... ???

  • Hallo,


    alter Hut,
    auch Rosen kann man mit Stickstoff so erscheinen lassen, als wären sie schon (weit mehr) als 50 Jahre alt.


    [video]

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    [/video]


    Bei der Sache fällt mir siedend heiß ein, dass ich ja dringend in den Garten muss, da hatte ich doch vor
    Jahren mal Becken vergraben ...


    Grüße
    Jürgen
    trommelt mit energetischem Wasser viel frischer

  • auch Rosen kann man mit Stickstoff so erscheinen lassen, als wären sie schon (weit mehr) als 50 Jahre alt.

    Ah, Rosengeschnetzeltes (0:31) :rolleyes: Trommel? ;(


    trommelt mit energetischem Wasser viel frischer

    :thumbup:

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Zum Thema Audiophilie bin ich gestern zufällig über eine Reportage gestolpert, in der einige "Kenner" meinen herausgefunden zu haben, dass die Barcodes auf Platten / CDs den Klang negativ beeinflussen. Und überhaupt seien Barcodes auch sonst für manches Übel verantwortlich. Man *hust* lernt nie aus. Immerhin glauben inzwischen wohl so viele daran, dass sogar die Industrie teils reagiert, und die Barcodes "entstört".

  • Der einzige Bar-Code, der sich hier negativ auswirken könnte, heißt im Volksmund "Tresen" :rolleyes:
    2 Gerstenkaltschalen, bitte ...

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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