Arbeiten für und mit Drumheros
Im Rahmen einer Werksbesichtigung bei Sonor in Aue bei Bad Berleburg hatten Worf und ich die Gelegenheit, den Artistrelation-Manager Milan Goltz ein paar Fragen nicht nur zu seinem sehr interessanten Job zu stellen.
Für manch einen ist es sicherlich ein Traumjob, denn er hat weltweit mit etlichen Drumheros zu tun.
Allerdings hat auch dieser Job seinen Preis, denn Milan Goltz ist z.B. viel unterwegs und kann seine Freizeit nicht langfristig planen.
Aufgeschlossen und freundlich beantwortete er die acht Fragen. Wir möchten uns dafür bedanken,
dass er sich Zeit für uns genommen hat, obwohl er im Rahmen seines Berufes sehr viel um die Ohren hat.
DF: Bist du ein Schlagzeuger und wenn ja, wie lange spielst du schon?
MG:Mit sieben Jahren habe ich angefangen, insgesamt neun Jahre ekam ich
Unterricht. Mit 16 dann hatte ich meine erste Band, das war gar nicht so
einfach, denn es ist etwas anderes, dass musste ich lernen, ob man alleine
oder mit anderen zusammen spielt. Bis 20 spielte ich in mehreren Bands,
wobei das Problem war, Leute zu finden, die technisch auf dem selben Niveau
wie ich spielten. Das Angebot war eh nicht so groß, ich wohnte
in einer ländlichen Gegend, entweder war ich besser oder die anderen spielten auf
einem höheren Niveau. Zur Zeit habe ich leider keine Band.
DF: Was bedeutet das Instrument für dich?
MG: Für mich ist das Schlagzeug eine Möglichkeit mich künstlerisch
auszudrücken, es ist sozusagen meine erste und einzige Liebe in Sachen
Instrumente, ich spiele nichts anderes. Heute ist es für mich eine
Möglichkeit der Entspannung.
DF: Wie siehst du die Rolle eines Drummers innerhalb einer Band?
MG: Der Drummer ist der versteckte Dirigent, die Basis. Er hält alles
zusammen oder eben nicht, wenn ein Gittarist einen Fehler macht, werden die meisten
das nicht hören, wenn der Drummer jedoch sich verspielt, dann
bekommt das Publikum das mit.
Wichtig ist außerdem, dass die Chemie zwischen den Musikern stimmt. Ich
hatte das Glück, innerhalb einer solchen Band zu spielen, leider brach sie
dann auseinander, als wir uns wegen Studium und Beruf in alle Richtungen
verstreuten. Es muss also auch menschlich passen.
DF: Welche Voraussetzungen gab es für deinen Job und worin liegen deine Aufgaben?
MG: Das ist nicht so einfach zu beantworten, denn es gibt kein
ausgeschriebenes Stellenprofil für meine Tätigkeit hier bei Sonor. Nach dem
Abitur machte ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann und begann danach
ein Studium in Kanada. Schwerpunkt war die Webentwicklung, also Informatik
zielgerichtet für das Internet. Nach dem Abschluss hatte ich verschiedene
Jobs, unter anderem bei Plattenlabels. Wichtig für meinen Job sind auf
jeden Fall gute Fremdsprachenkenntnisse, da ich Endorser weltweit betreue.
Zu meinen Aufgaben zählt die Betreuung unserer Endorser, das kann auch
heißen, ich baue ein Set für einen Workshop auf und ab. Wenn ein Teil über
den Musikfachhandel kurzfristig nicht zu bekommen ist, fahre ich auch schon
Mal quer durch die Republik und bringe es einem Endorser. So etwas passiert
meist am Wochenende. Daneben kümmere ich mich auch um die Akquise von neuen
Endorsern.
Ein weitere Aufgabenschwerpunkt ist die Budgetverwaltung für die
Endorsersets, da kommt mir meine kaufmännische Ausbildung zugute, ich mache
auch die Bestandsführung. Das Verständnis für Finanzen ist sehr wichtig.
Außerdem bin ich für die Organisation von Workshops verantwortlich. Dazu
gehört auch, bei der kurzfristigen Absage eines Endorsers für Ersatz zu
sorgen. (Anmerkung des DF: Das ist ihm letztes Jahr sehr gut gelungen, als Jojo
Mayer und Benny Greb einsprangen und einen sehr interessanten Workshop
u. a. im Rockshop Karlsruhe boten) Dann wäre da noch das Sponsoring,
wofür ich auch verantwortlich bin.
Zu meinem Job gehört das viele Reisen, es ist kein 8-16 Uhr –Job mit einer
starren 40-Stunden-Woche und die Freizeit ist nicht wirklich planbar.
DF: Warum hast du dir diesen Job ausgewählt?
MG: Nun, eigentlich habe ich ihn nicht direkt ausgewählt, es war
folgendermaßen: Ich hatte einen virtuellen Drumset-Builder in Flash
entwickelt und stellte das Tool bei Sonor vor. Die Präsentation verlief
sehr gut und wir kamen ins Gespräch. Ich fragte u. a., ob sie nicht noch Leute
suchen würden und ob ich etwas bei Sonor machen könnte. Schließlich sollte ich
eine Bewerbung schicken. Ich hörte einige Zeit nichts, dann hörte mein Vorgänger auf
und ich wurde gefragt, ob ich mir diesen Job zutraue.
Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen und mein erster wichtiger Termin
war die Musikmesse in Frankfurt, das war 2003. Ich brauchte natürlich Zeit,
bis ich alles raushatte, wie dieses und jenes z.B. auf einer Messe funktioniert.
Ich bin fast auf mich alleine gestellt, d.h. ich habe keine Mitarbeiter und
arbeite direkt mit der Geschäftsführung sowie den anderen Abteilungen
wie z. B. der Produktentwicklung zusammen. Unterstützt werde ich lediglich z.B. in
den USA durch den dortigen Vertrieb.
Wichtig ist, dass ich auf meine Erfahrungen, die ich bei den Plattenlabels
machte, zurückgreifen konnte, aber, mein Job bei Sonor ist doch wesentlich
produktbezogener.
DF: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang der Umgang mit anderen Menschen für dich?
MG: Sehr wichtig neben der Musik. Bei Sonor gefällt mir das angenehme
Betriebsklima, dass auch im Umgang miteinander deutlich wird. Zu Beginn
unterliefen mir natürlich Fehler, statt mich fertig zu machen, wurde sich
Zeit genommen und zusammen nach Lösungen gesucht. Ein Grund hierfür ist
sicher die familiäre Struktur, die immer noch bei Sonor zu finden ist.
Der Umgang mit den Endorsern macht sehr viel Spaß, vor allem, wenn mal Zeit ist,
sich zusammen zu setzen. Dann erzählen sie Geschichten aus ihrem
Schlagzeugerleben und das ist schon sehr interessant bis unterhaltsam. Der
persönliche Kontakt macht letztendlich ein Endorsment aus.
DF: Zum Schluss, wie handhabt ihr bei Sonor das Thema Endorsment?
MG: Wir sind bestrebt eine langjährige Zusammenarbeit aufzubauen
und Loyalität ist dabei sehr wichtig. Bei uns gibt es nur ein Vollendorsment,
d.h., wir stellen das Set. Andere Firmen bieten ja an, dass man Sets zum
Einkaufspreis bekommen kann. Das machen wir nicht, denn dafür ist uns der
Fachhandel zu wichtig. Der Fachhandel ist sozusagen unser Auge und Ohr
direkt beim Kunden und wir wollen ihn nicht verärgern.
In Frage kommen entweder Bandplayer, wenn eine Band über einen längeren
Zeitraum erfolgreich ist und z.B. mit Autogrammstunden etwas für uns tun
kann oder sogenannte Drummers Drummer, das sind Schlagzeuger mit Reputation,
die dann z.B. Workshops machen.
Milan Goltz und Worf im Sonormuseeum