Ulf Stricker - Metalfusion, großes Set und großartiges Spiel

  • Mensch bleiben und offen für Einflüsse
    Auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt hatte Ulf Stricker u.a. die Möglichkeit in der Festhalle seine faszinierenden Solokünste zu zeigen. Schon ein Jahr zuvor machte er mit seinem großen Set, dass er wirklich gut zu bedienen versteht, auf sich aufmerksam. Dem Drummerforum ist er besonders verbunden und als Metalfusion schreibt er fachkundige Beiträge.
    Der eine oder andere DFler hat ihn als netten, umgänglichen und immer hilfsbereiten Zeitgenossen zu schätzen gelernt. Höchste Zeit für ein Interview!

    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    US: Meinen ersten Trommelunterricht bekam ich im Sommer 1988. Das war allerdings klassischer Unterricht.
    Meinen ersten "echten" Setlehrer bekam ich 1993.


    DF: Ab wann Profi? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
    US: Nun ja, also professionell, seit dem ich mich entschieden hab, zu studieren, also seit 1997.
    Vorteile: Es macht einen Riesenspaß und man kommt viel rum und ist unabhängig.
    Nachteil: Dadurch, dass man viel rumkommt, hat man nicht immer so viel Zeit für seine bessere Hälfte,
    wie man das gern hätte. Außerdem schwankt die Höhe meines monatlichen Einkommens doch erheblich...


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?
    US: Das Instrument bedeutet für mich ALLES!
    :o) Nein, im Ernst: Ich mag es, vom Set aus zu dirigieren, das Ruder in der Hand zu haben oder auch mal völlig
    schleifen zu lassen. Außerdem liebe ich den Sound!



    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
    US: Schlagzeug ist ein Begleitinstrument. Ich sehe den Drummer als Dirigenten, der einfühlsam mit
    seinen Mitmusikern kommunizieren sollte und offen ist für deren Einflüsse.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
    einen ausgleichenden Charakter haben?

    US: Generell finde ich die Chemie innerhalb einer Band wichtig. Wenn ein Typ ein A...loch ist,
    kann der noch so gut spielen, mit dem will ich nichts zu tun haben. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch
    und verhalte mich in einer Band auch so.
    Allerdings sollte man sich als Schlagzeuger auch nie musikalisch in den Hintergrund drängen lassen.
    Die Wichtigkeit eines guten Grooves für einen Song wird oft unterschätzt.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie?
    US: Ehrlich gesagt hoffe ich inständig, dass die ganzen großen Plattenfirmen den Bach heruntergehen,
    damit es endlich wieder komplett mündige Musikkonsumenten gibt. Ich sehe das immer bei meinen Schülern.
    Ich spiele denen einmal eine gute Jazz- oder Fusionplatte vor, und dann will selbst der coolste Typ mehr davon
    und fragt sich, warum er nie erfahren hat, dass solche Musik überhaupt existiert. Mir ist es so oft geschehen,
    dass gerade auch im Popbereich der letzte Sch... gepusht und die richtig guten Sachen werden nicht mal angehört.
    Das gleiche gilt für die unglaublich arroganten Herren bei vielen Radiosendern, die meist ohne erkennbaren Grund
    wirklich gute Sachen einfach nicht spielen wollen und das selbst in sogenannten "Newcomer" Sendungen. Sorry, dass
    ich das sagen muss, aber EinsLive ist, was solche Leute angeht, ganz weit vorne. Da könnte ich Stories erzählen,
    die würden jedoch den ganzen Rahmen hier sprengen.
    Das Internet wird immer wichtiger, denn hier hat man mit ein bisschen Glück auch die Chance, als Musiker,
    der nach Qualität strebt, auch wahrgenommen zu werden. Viele Künstler verkaufen einen Großteil ihrer CDs mittlerweile
    übers Internet.



    DF: Auf der Messe konnten wir dich zusammen mit deinem Bruder erleben. Spielt ihr öfter zusammen und worin liegt
    der Reiz, mit jemandem aus der Familie zu spielen?

    US: Wir spielen öfter zusammen und arbeiten auch an ein paar Duetten. Ich kenne meinen Bruder ja nun schon
    etwas länger ;-p und weiß, was er kann und was er gerne spielt und er weiß das, was mich betrifft.
    Mit diesem Hintergrund kann man wunderbar zusammen Ideen entwickeln.
    Des weiteren hat mein Bruder eine sehr frische Art zu trommeln, was auch sehr viel damit zusammenhängt,
    dass er als Autodidakt komplett aus dem Bauch heraus spielt.


    DF: Den Tipp für das DF?
    US: 1. Seid immer und überall freundlich und loyal zu Euren Mitmusikern. Wenn man über Leichen geht,
    kommt man gerade als Freiberufler nicht weit.


    2. Es wird immer Leute geben, die besser sind. Bescheidenheit ist eine Zier!


    3. Lernt erst mal ordentlich 2 und 4 hauen, bevor Ihr Euch so Schwachfug wie Stöcke drehen etc. draufschafft
    bzw. endlose Diskussionen um Freehand, Möller usw. übers Knie brecht.
    Für die ganzen Sachen zahlt Euch kein Mensch auch nur einen Cent!


    4. Als Schlagzeuger sollte man in erster Linie eines machen:
    MUSIK!



    Dank an Ulf, dass er sich nach der Messe Zeit fürs Interview genommen und die Fragen unkompliziert und sehr schnell beantwortet hat

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