Ist das neueste immer besser?

  • Ich hab mir grad mal folgendes überlegt:


    Es kommen ja immer neues Beckenserien und Setserien auf den Markt. Force 2003, 2005 usw. als Beispiel.


    Sind denn die Beckenserien, die im Jahr 2000 raus kamen schlechter als die, die jetzt neu sind? Klar trifft das nicht auf alles zu, dass die neuen Sachen besser sind als die alten. Aber warum produziert man dann nicht einfach die alten Sachen weiter? OK die Hersteller müssen wegen der Konkurrenz immer neue Sachen vorstellen usw.


    Wenn man aber mal so die Gesamtentwicklung betrachtet, kommt mir so die Frage auf:" Klingt ein Becken in 50 Jahren ultimativ geiler als ein Becken von heute?"


    Genauso wie bei Sets. Klar kann man immer neue Sachen (Legierungen, Verarbeitung, Holmischung(?), Brennverfahren usw.) entwickeln, aber das würde ja bedeuten, dass die Sachen, die heute produziert werden schon in 3 Jahren schlechter sein "müssen".



    Bei Autos, PCs usw. ist das ja wirklich der Fall, aber bei Schlagzeugen????


    Ist der Sound eines Schlgazeugs in 20 Jahren so viel besser als heute?


    Ich zweifel daran.

    "Musik ist keine basisdemokratische Veranstaltung."


    Götz Alsmann

    Einmal editiert, zuletzt von okku ()

  • Einige der Neuentwicklungen oder Neu-Vorstellungen tragen tatsächlich nur unserem Übersättigten Wohlstandsverhalten Rechnung. Das bedeutet wir sind gelangweilt, haben schon alles und viele Hersteller machen sich Gedanken mittels welchem marketing-Hype man uns "Produktneuheiten" auftischen kann, die uns wieder zum Zücken der Kreditkarte veranlassen. Wer sich je mal ernsthaft mit qualitativer Marktforschung beschäftigt hat, weiß mit welchen Methoden viele großen Firmen branchenübergreifend (also keinesfalls nur auf Musikinstrumente bezogen) arbeiten, um Bedürfnisse zu wecken, von denen wir als Konsument (noch) garnichts wissen :-), um uns zum Beispiel auf emotionaler Ebene zum Kauf zu verleiten oder zumindest rationale Hemmschwellen (die gegen einen Kauf sprechen würden) zu umgehen.


    Andererseits muß man gerade im Drumsektor attestieren, dass besonders in der Low-Budget- bis zur Mittelklasse, die Qualität in den letzten 5- 10 Jahren unglaublich angezogen hat. Bei vielen Herstellern. Das beschränkt sich nicht nur auf optische, Designkapriolen, sondern wirklich auf handfeste (hörbare) Verbesserungen. Zuallererst: bessere Holzverarbeitung, bessere Hölzer als Kesselmaterial, stabilere Hardware, schwingungsneutralere Tomaufhängungen etc. In diesem Feld wünschte ich mir insgeheim, heute Drumanfänger zu sein. Da bekommt man für sein Geld sehr viel mehr Gegenwert als vor 25 Jahren. Wichtig: die negativen Ausnahmen von diesem Trend findet man in der Black-List.


    Ein Negativ-Cymbal-Beispiel, wo ich persönlich enttäuscht war: Das 802 China fand ich vom Sound früher wirklich recht gut. Dann kam das NEW 802 und dieses fand ich hörbar schlechter (obwohl die Verpackung darauf hinwies die Qualität der NEW 802 Series sei verbessert worden... tja die Marketing-Texter... hahaha :)


    Noch extremer die bewußte Anspielung auf ein passables altes Produkt. Die 502 Serie hatte soundtechnisch garnix mit der passablen alten Serie 505 zu tun. Die armen Käufer, die Verwechlsungen anheim fielen und die 502 erwarben.


    Edits... zu viele Schreibfehler am frühen Morgen :)

  • Ich denke, bei einigen Entwicklungen kann man von deutlichen Verbesserungen sprechen, das hat Drumstudio ja schon sehr gut dargestellt. Wenn ich die Hardware aus den 60ern mit den akuellen Angeboten bei den Markenherstellern vergleiche, kann ich eine großen Unterchied feststellen, klar zum Postiven hin.
    Bei Becken ist es ja so, dass durch die Bearbeitung des Schlägers (hihi) das Material sich verändert. Deswegen klingt ein 20 Jahre altes 2002er nicht wie ein Neues. Was besser klingt, muss jeder selbst entscheiden. Gleiches gilt für Vintage oder Neuware. Ich möchte mein Superstar aus den 80er nicht missen, denn zum Beispiel die Verarbeitung ist aller erste Sahne.
    Ähnlich dürfte es Besitzern eines Sonor Lite oder Signature gehen, von den Ludwigkisten mal ganz zu schweigen.
    Letztendlich bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich möglichst gut zu informieren und zu vergleichen, nur dann ist ein Marketing-Hype eher wirkungslos.

  • im allgemeinen verbessert sich natürlich die qualität der produkte.


    jedoch würde ich nicht sagen, dass alles immer unbedingt besser wird.
    ich würde jedes 50er gretsch oder ludwig einem heutigen gleichteuren set vorziehen. auch becken wie die alten ks wirds nicht wieder geben. die ganzen neuen constantinoples sind schon sehr geil, jedoch kommt z.b. eins der neuen cons flat rides nie an ein altes k flat ride heran. (blindgänger bleiben außen vor)


    also ich würde es mal so sagen:


    die herstellung wird einfacher und die hardware haltbarer und funktionaler. der sound nicht überall besser. in den anfänger serien hat sich viel getan, im high end bereich klang es aber auch vor 50 jahren schon genial. gleiches gilt für becken.

  • Zitat

    Original von okku
    Bei Autos, PCs usw. ist das ja wirklich der Fall, aber bei Schlagzeugen????


    Das kann man auch anders sehen. Ein Auto heute ist mit Airbag und Sicherheitsgurten bestimmt besser als das vieleicht elegantere und robustere Auto von früher. Aber ein Käfer rollt auch noch heute, der Japaner von heute in 15 Jahren wahrscheinlich nicht mehr.


    Ähnlich verhält es sich ja auch mit den Waschmitteln. Eigentlich wusch ja das neueste Waschmittel in den 70er Jahren schon supi weiß. Doch die Industrie schafft es jedes Jahr wieder, dass die Wäsche noch weißer als weiß wird. Thumbs up für Waschmittelindustrie!


    Es ist eben so wie die Vorposter sagten: Manches macht Sinn (Hardware, Einsteigerbereich), vieles dient aber nur dem Wecken von Begehrlichkeiten. Dazu würde ich z.B. das Sonor Middle-Pedal zählen, oder ganz toll, dieses Gretsch-Miniset auf Räder-Rack. Beides gab es schon früher, findige Marketingstrategen haben diese Konzepte wohl ausgegraben und versuchen es auf ein neues. Mit Hilfe der größeren Werbereichweite mittels Internet und Fachzeitschriften könnte das diesmal auch durchaus gelingen.

  • Hi okku,


    Du wirfst imho hier einige Sachen durcheinander. Ich versuch's mal zu sortieren.


    Immer neuer, immer besser...
    Ja klar kommen immer neue Serien auf den Markt und manchmal hat das auch einen Grund... ;) Bestes Beispiel sind die von Dir genannten Force-Serien. Hier gibt es von einer zur nächsten Generation erhebliche Unterschiede bei Kesselmaterialien und Ausstattung. Wobei es nicht immer kontinuierlich besser wurde. Da muß man schon etwas genauer hinschauen. Wenn Dich Details hierzu interessieren, bemühe doch mal die Suche und achte z. B. auf Beiträge von Drumstudio1.


    Die Hersteller können natürlich nicht alle Serien weiter produzieren, weil das wirtschaftlicher Selbstmord wäre. Sonor hätte heute ungefähr 598 verschiedene Serien. Es werden Entscheidungen getroffen, deren Richtigkeit sich erst nach einger Zeit herausstellen wird.


    Früher war die Zukunft besser...
    Zudem ändern sich auch die Anforderungen an die Instrumente, weil sich die Musik ändert. Mit einem Hiphop-Snare-Sound wärst Du Mitte der 70er hochkant aus jedem Studio geflogen. Es gab Zeiten, da war das Klangideal einer Snare dem einer mit Snares bespannten Bassdrum nicht unähnlich. Ultrabrutale Metal-Becken gibt's halt erst, seit dem die Musik danach verlangt. Die Qualität eines alten Jazz-Rides bleibt deswegen trotzdem erhalten. Das klingt ja nicht schlechter, nur weil's jetzt andere Becksounds gibt. Und genau an diesem Punkt muß man noch mal einhaken: Alte Instrumente klingen nicht gut weil sie alt sind, sondern wiel sie gut sind. Und selbstredend klingt nicht jeder alte Schrott gut. Bestimmte Instrumente klingen immer noch gut, weil sie von guter mechanischer Qualität sind und weil deren Sounds heute noch gefragt sind. Bestes Beispiel: Supraphonic und New Beat Hihat. Das Ganze kann ziemlich schnell einen irrationalen Zug annehmen: Vintage-Hype. Bei uns Trommlern geht das gerade noch so, aber es wird schlimmer werden. Bei Gitarren gibt's inzwischen Preise von 250.000 $ für alte Les Pauls. Und das ist noch nicht das Ende.


    Mark und Marketing (€ klingt so blöd)
    Der Mensch ist eben kein rationales Wesen und der Gedanke, auf einem Set zu spielen, das dem von Ringo ähnlich ist, läßt bei dem einen oder anderen die Brieftasche etwas weiter aufgehn. Das ist ja auch in Ordnung so, wenn's gefällt. Diese Entwicklungen werden wiederum von den Instrumentenherstellern aufgenommen und es gibt dann halt wieder verstärkt Drums mit "alten" Konstruktionsmerkmalen (Flatstands, dünne Kessel mit Verstärkungsreifen, Sparkle- und Oysterfinishes...). Marketing eben.


    Und was haben wir davon?
    Ich denke im Großen und Ganzen kommt uns diese Entwicklung zugute. Für die meisten ist das Passende dabei, egal ob Vintage-Freak oder Anhänger des Neuestem vom Neusten. Konkurrenz belebt das Geschäft, hält i.d.R. die Preise im Zaum und trägt zu Neuentwicklungen bei. Und gerade die gibt's in Hülle und Fülle. Was sich davon durchsetzt? Keine Ahnung. Das Mitttelpedal von Sonor ist für den einen das Teil, von dem er schon immer geträumt hat, für den anderen einfach Quark. Im Endeffekt entscheiden wir durch unser Kaufverhalten, was überlebt und was nicht. Pech für den, der in 15 Jahren das Mittelpedal kaufen will, nachdem es vielleicht 2006 ins Sonor-Museum Einzug hielt. Aber dafür gibt's ja denn wieder den Vintage-Markt...


    Keep On Groovin'
    fwdrums


    Uuups: Mund zu voll genommen. Das mit dem Sortieren hat zwar nicht geklappt, aber wir wissen ja alle: Der moralische Verdienst liegt im Bemühen...

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

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