Wahrnehmung des Drummers in der Band

  • Angenommen, ihr seit bei einem auftritt und spielt einen song mit 'eurer' band, dessen rhythmus nicht gerade einer der einfachsten ist (jeder kann bitte für sich selbst einschätzen, was 'nicht ganz so einfach' für ihn oder sie bedeutet). sicher müsst ihr 'ein bisschen' acht auf die anderen bandmitglieder geben, z.b., wie ihr am besten hier und da ein fill-in reinsetzt oder so, aber selbst, wenn ihr diesen rhythmus schon x-mal gespielt habt (probe), besteht doch immernoch nicht die möglichkeit, sich zurückzulehnen (bildlich) und die musik im ganzen zu 'betrachten' (ich sage mal: 'sicht' des publikums), geschweige denn, sie zu genießen, oder?!
    das würde mich mal interessieren!


    anbei: wenn ich mich nich richtig konzentriere und, auch, wenn man vielleicht besser aus dem bauch heraus spielt, nicht wenigstens ein bisschen vorausdenke, komm ich schnell raus.

    in_utero


    peace, take care and keep the faith


  • Ich persönlich denke, dass, wenn Du Eure Musik ob erhöhtem Konzentrationsbedarfs nicht richtig geniessen kannst, Du Dich möglichwerweise überforderst (oder zuwenig geprobt hast, hehe). Das ist gar nicht böse gemeint. Die Begleitung Eurer Musik am Schlagzeug sollte im Idealfall aus Dir "herausfließen", die Musik muss die Begleitung geradezu diktieren. Dass jeder seiner Begleitung eine mehr oder weniger persönliche Note verleiht, bzw. zu verleihen versucht, ist klar.


    Versuche einfach, die Musik zu fühlen und sie aus dem Gefühl heraus zu begleiten, bestenfalls zu prägen. Falsch ist es dabei, möglichst komplizierte Grooves, Licks und Fills spielen zu wollen. Wenn diese Sachen nicht wie selbstverständlich gespielt werden, hören sie sich auch gar nicht gut, sondern eher gezwungen an. Das ist jeder Musik abträglich. Eine Band ist in der Regel kein Forum für zur Demonstration seiner technischen Brillianz, auch wenn Ausnahmen die Regeln bestätigen. Wenn Du Deinen Möglichkeiten entsprechend spielst, wird sich die Musik immer am besten anhören. Und wenn Du im Rahmen Deiner eigenen Routine spielst, wird sich auch sehr schnell Spielfreude einstellen.

    Irgendeiner wartet immer.

  • kleine Anmerkung : Lieber beim alleine spielen Schwierigere Sachen ausprobieren und mit der Band aus dem herzen, d.h. spontan das spielen, was du bis zur Vergasung in dich reingefrässt hast und nun frei spielen kannst, und was deinem Gehör nach passt. Das klappt bei mir immer. Du wirst sehen: Wenn du anspruchsvolle Dinge einübst und sie für dich keine Herausforderung mehr darstellen, kommen sie beim Spielen quasi von alleine. Wer sich zudem beinahe nur auf sich konzentriert und nicht den anderen Mitgliedern lauscht, kann sich so schnell nicht einfügen. Ich persönlich halte Gigs für Konzerte wo ich fürs bisschen Trommeln umsonst rein kann. :D


    Das freie Spielen aus dem Bauch heraus klingt freier, lockerer und passt an sich immer. Jeder Drummer hat, ob er will oder nicht, ein paar eigene Licks, die seinen Stil ausmachen und immer wieder in seinen Rhythmen aufkreuzen. Einfach Straight den Rhythmus durch ist bei Aufnahmen angebracht, ist aber auf der Bühne schnell ausgelutscht und langweilig.


    XERS
    DIERK

    WLÄ

  • schonmal vielen dank für diese ersten beiden antworten! ich denke, ich bin lange noch nicht gut genug, um so kompliziert zu spielen, dass ich mich dabei von nichts ablenken lassen und nicht auf die restlichen mitglieder der band hören darf.
    ich dachte dabei eher an den drummer von incubus, der sonstwelche sachen auf seinem set hinzaubert (keine sache, wenn ich dabei an andere leute denkt; warscheinlich kenn ich erst zu wenig richtig gute drummer)!

    in_utero


    peace, take care and keep the faith


  • Um bei einem Auftritt absolut relaxed spielen zu können ist es notwendig die Songs absolut auswendig im Kopf zu haben.
    So kann es leicht vorkommen, dass ein Song in den Proben immer funktioniert und bei einer Live Performance zum Reinfall wird.
    Das liegt meist daran, dass keine Monitorbox vorliegt oder alles nicht optimal abgemischt ist. So hört man plötzlich den Song aus einer anderen "Perspektive", die man nicht gewohnt ist.
    Um auf solche Situationen vorbereitet zu sein ist es wichtig die Songs auch ohne Band, ohne Aufnahme auswendig zu spielen. So bist du immer der Mann/Frau in der Band, der im Falle eines Black Outs alle wieder zusammenführt.

  • antwort von der ex-top40-schlampe:


    ich hab mir mal ca 60 songs in 2 wochen draufgeschafft. das geht schon, musst halt mit system rangehen. in der regel kennt man ja die "üblichen verdächtigen" und ist bei ca 30% der songs schon mal "gut in form".


    ich hab pro song immer 4 durchgänge gemacht.


    1. form anhören und rausschreiben
    2. groove genau anhören (wenn nötig rausschreiben)
    3. breaks raushören (wenn nötig rausschreiben)
    4. mittrommeln und das geschriebene wegschmeissen..


    dann ungefähr 3 gigs und du hast den ganzen schmodder schon ganz gut im blut ;)


    gruss
    tim

  • Tim & drummergirl:


    Ich mußte auch schon 2mal für einen Auftritt bei einer Coverband aushelfen, und mir jeweils an die 20 Songs raufschaffen! Die meisten kennt man ja sowieso (wie Tim schon meinte: "Die üblichen Verdächtigen") Wenn du nicht gerade die schwierigsten Songs spielst, kannst du außerdem oft nach Gefühl spielen, und im Notfall gibt's ja immer noch die Möglichkeit des Blickwechsels mit den "Kollegen", das hat bei mir eigentlich bisher immer geklappt!


    Aber im Grunde spiel' ich ja eh' lieber eigene Songs! :D

    Fell- & Beckenriss wünscht


    Kai aus der Kiste


    SUCHE: Sonor Designer Thin Maple 10x08 Tom, möglichst durchgehende Böckchen und möglichst in Azur

  • Hi,


    ich hatte ja schon mal erwähnt, wenn wir mit der Band neue Stücke entwickeln, so spiele ich zuallererst immer das was ich bei dem Song "fühle". Darauf kann man dann aufbauen, ein paar Fills rein, hier und da etwas ausschmücken oder auch ein bisschen was weglassen. Nach genug proben, kann ich dann bei den meisten Songs von mir behaupten, dass das locker vom Hocker geht und ich gerne mal den Blick über das Publikum schweifen lasse. Mir ist es beim ersten Konzert sogar mal passiert, dass jemand aus dem Publikum auf die Bühne kam und mich gebeten hat mal auf seine Sachen aufzupassen *g*, ich frage mich bis heute wie ich es geschafft habe nicht in einen Lachkrampf zu verfallen.


    Wenn ich bei nem Konzert merke, dass ich es einfach nicht auf die Reihe bekomme, weil ich z.b. nicht gut drauf bin, oder mit dem Set nicht zurecht komme, dann spiele ich so minimal wie es geht, möglichst wenig tricksen usw. Bei einem unserer letzten Konzerte war nach dem ersten Song die Monitorbox tot, da hab ich dann auf einige Sachen verzichtet, weil ich mich so sehr auf das konzentrieren musste was "da Vorne" abging.


    Ansonsten kennt ja jeder das Schicksal des Drummers in der Band: "bin ein mensch ohne sinn, nirgens gehör ich hin, weil ich schlagzeuger bin" ;)


    Gruß
    Maurice

  • Als Drummer sollte man immer das "Gesamtbild" der Band im Auge haben.


    In der Probe sollte sich das Programm so eingespielt haben, das man sich eben nicht zb. nur noch auf das nächste Fill konzentrieren sollte. Zur not spielt man live eh besser auf "Nummersicher", lieber ein Kartofferlsackfill und alles passt, als das tolle ParradiddelrückwärtsmitSticktwirling Fill und dann völlig out of time.


    Zur Konzentration: ein Lied ist im Schnitt 4 Min lang.
    Das heißt volle Konzentration auf das Lied für 4 min.
    Wenn Du sicher bist, kannst Du das ganz entspannt spielen und dabei noch das Publikum angrinsen, oder Grimassenschneiden oder was auch immer. Aber konzentrier dich auf das, was Du machst.
    90% aller "Hobbydrummer" (da zähle ich mich auch zu)
    spielen das Intro prima. Die erste Strophe und den Ref auch, die 1. Bridge ist prima ...
    Und dann fängts an.


    Der letzte Ref ist dann schon eher schlampig.
    Darum immer volle Konzentration. Es sind nur 4 min ...



    Bob

    ____________________________________________


    Unser Knoblauch heißt Äppelwoi

  • Die Top 40 Sachen sind oft einfacher zu spielen als man denkt.
    Grade bei Coverkapellen merkt das normale Publimkum fast nie, ob das jetzt exakt der Fill aus dem Orginal war.
    Nur die Musikerpolizei merkts natürlich sofort und kann das sowieso besser.


    Man kann da schon einiges mit Erfahrung und Standards machen. Der Ablauf in den Liedern ist ja auch oft identisch oder ähnlich.


    Wichtig ist nur, das man die Leute zu tanzen/klatschen/auf den Tischen rumspringen
    bringt.


    Dann werdet Ihr nächstes Jahr auch noch spielen.


    Bob

    ____________________________________________


    Unser Knoblauch heißt Äppelwoi

  • >> Die Top 40 Sachen sind oft einfacher zu spielen als man denkt.
    Grade bei Coverkapellen merkt das normale Publimkum fast nie, ob das jetzt exakt der Fill aus dem Orginal war.
    Nur die Musikerpolizei merkts natürlich sofort und kann das sowieso besser. <<


    musikerpolizei, nicht schlecht - da gehöre ich wohl dazu ;) ich persönlich finde es sehr peinlich, wenn der schlagzeuger sich einen abäfft, um eben unten genanntes ziel zu erreichen, dann aber z.b. "ain't nobody" dermaßen verhunzt, das alles zu spät ist.


    aufgrund meiner persönlichen top40-erfahrung muss ich sagen, daß dieses -ich spiel den song genauso nach, wie er auf platte ist - mitunter der einzige anreiz für den job ist. da kommt man sich natürlich schon öfters mit seinen bandkollegen ins gehege, die meinen, alles schlampig spielen zu müssen, weils eh keinen interessiert. sehr bedauernswert.


    schön nach dem motto: so viel wie nötig; so wenig wie möglich. du merkst schon: ich hege da einige aggressionen ;)


    >> Wichtig ist nur, das man die Leute zu tanzen/klatschen/auf den Tischen rumspringen
    bringt. <<


    stimmt. das ist priorität nummer eins. nummer zwei: ich bin toll... nummer 34: wir spielen die songs gut.


    wie so oft gilt auch hier: ausnahmen bestätigen die regel. manchen davon hab ich sogar schon gehört ;)


    tim

  • Zitat

    >> Wichtig ist nur, das man die Leute zu tanzen/klatschen/auf den Tischen rumspringen


    Zitat

    stimmt. das ist priorität nummer eins. nummer zwei: ich bin toll... nummer 34: wir spielen die songs gut.


    Nummer zwei ist doch bei vielen das Problem.
    Das sollte ganz hinten stehen.
    Mir ist aber ein Drummer lieber, der seine Möglichkeiten kennt, sich dann nicht exakt ans Orginal hält und deswegen überzeugender spielt (das hat nix mit Schlampigkeit zu tun), als einer, der sich einen abbricht und trotzdem nix hinbekommt.
    Wenn der Drummer natürlich entspannt die Orginale exakt nachspielt um so besser.
    Bands die sich sowieso nur durch das Programm quälen, sollen besser zuhause bleiben. Das macht dann auf Dauer dem Publikum auch keinen Spaß.


    Bob

    ____________________________________________


    Unser Knoblauch heißt Äppelwoi

  • Also das Zuhören aus der Metaposition (der Fachbegriff wenn man etwas von "außen betrachtet") ist etwas, was man erst im Laufe der Jahre entwickelt. Manche Musiker leider auch nie.
    Egal ob ein Song schwer oder leicht ist, sollte man immer in der Lage sein, die anderen Musiker zu hören (zu sehen) und das Gesamtbild beurteilen zu können. Manchmal groovt es z.B. nicht und dann sucht man ganz schnell, wer denn heute scheiße spielt usw.
    Aber ganz ist es mir bis heute auch noch nicht gelungen, schließlich muss ich mich auch von Zeit zu Zeit konzentrieren oder "geile" mich grad mal wieder an meinem eigenen Beat auf (meistens dann, wenn er einfach und direkt ist) und dann geht schonmal was verloren.
    Da fällt mir nur ein alter Witz unseres Musiklehrers ein:
    Orchesterwitz: Ein Geiger eines großen Klassikorchesters hat mal wieder seinen freien Tag und tut diesmal etwas ganz "außergewöhnliches". Er schaut sich "sein" Orchester in der Abendvorstellung an.
    Am nächsten Tag erscheint er wieder zur Probe und spricht mit der Cellistin: "Hier, ich hab mir gestern mal die Vorstellung angesehen - das Orchester ist ja richtig gut!"...
    Tja, so ist das mit dem Hören...

    BORIS.

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