David Haynes - Ein Amerikaner in Mannheim

  • Durch das Instrument sich ausdrücken
    David Haynes lernte ich auf der Muskimesse in Frankfurt kennen. Er ist ein amerikansicher Musiker, der mittlerweile in Deutschland lebt.
    Aber, eher untypisch für die Amis in Mannheim ist er nicht wegen der Army nach Deutschland gekommen.
    Das Interview mit ihm fand in der bisher für mich schönsten Umgebung statt: Am Neckarufer im Sonnenschein und als Hindergrundgeräusche abgeschwächter Stadtlärm, Vogelgezwitscher und ein paar bellende Hunde.
    Die Überstezung stammt wieder von Burning, der das superschnell und sehr gut gemacht hat. Vielen Dank!


    DF: Wann hast Du angefangen Schlagzeug zu spielen, und warum ausgerechnet dieses Instrument?


    DH: Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, habe ich zunächst mit der Snaredrum angefangen. Einer meiner Brüder spielte bereits Schlagzeug,
    und er zeigte mir ein paar Sachen auf dem Übungspad. Aber er erlaubte mir nicht, an seinem Set zu spielen, daher begann ich erst später am Drumset.
    Mein erstes Set bekam ich 1992, hier in Deutschland. Ich ging damals zur Future Music School in Aschaffenburg.
    Ich kam damals nach Deutschland, weil mein anderer Bruder hier als Keyboarder in der Nähe von Frankfurt spielte.


    DF: Was bedeutet Dir das Schlagzeug?


    DH: Es ist für mich eine spirituelle Angelegenheit. Trommeln sind ein sehr wichtiges Instrument in der afrikanischen und amerikanischen Kultur.
    Man kann durch Trommeln sprechen. Ich versuche immer, mich durch das Instrument auszudrücken, egal, welchen Stil ich gerade spiele.
    Verschiedene Rhythmen der ganzen Welt faszinieren mich einfach, das ist der Grund, warum mir die Drums so viel bedeuten.


    DF: Wann hast Du angefangen, professionell Schlagzeug zu spielen?


    DH: Im Jahre 1995 bekam ich meinen ersten professionellen Job. Ein Jahr vorher, 1994, hab ich eine Clinic auf dem Drummers Meeting in Koblenz gehalten,
    und seitdem kennen mich auch die Menschen in Deutschland.


    DF: Was macht für Dich einen guten Drummer aus?


    DH: Als erstes und wichtigstes muss er ein gutes Timing haben, als nächstes muss er die notwendigen Sachen zur Musik spielen.
    Ein guter Drummer kann einfache Sachen auf einem hohen technischen Niveau spielen, sobald dies nötig wird.
    Beherrschen der Technik bedeutet nicht, viele Schläge zu machen, sondern zu wissen wie und wo man Akzente setzt.
    Mit schlechter Technik kann deine Karriere als Drummer sehr kurz sein, denn meistens entwickelt man dadurch schlechte Angewohnheiten.


    DF: Für wie wichtig hältst Du das menschliche Verhalten in einer Band/Projekt, und Kommunikation außerhalb der Musik?


    DH: Es sind sehr viele Leute eingebunden, wenn es darum geht, dass auf einer Tour alles glatt geht, oder dass eine Aufnahme vernünftig läuft.
    Es ist sehr wichtig, zu verstehen, dass die Musik die eine Sache ist, und dass der Umgang miteinander eine ganz andere Sache ist.
    Tja, Disziplin ist auch so eine Sache, die andere ist ein guter Ruf. Es gibt viele Leute, die sich schlechte Angewohnheiten angeeignet haben, so wie Trunkenheit und so.
    Aber wenn man einen Job macht, und zum Beispiel früh aufstehen muss, um einen Flieger zu erreichen, kann man dieses Partyzeugs nicht machen
    Man sollte so einen Job wie einen richtigen Beruf sehen.
    Ich versuche das wie bei einem Bürojob zu sehen: es gibt viele Musiker da draußen, die nur darauf warten, deinen Job zu übernehmen.


    DF: Was magst Du daran, ein professioneller Drummer zu sein, und was nicht?


    DH: Ich mag daran, dass ich machen kann, was ich liebe: Schlagzeug zu spielen, und das in der Lage sein, zu spielen.
    Es ist für mich kein Hobby, sondern ich mache das um leben zu können.
    Was ich nicht leiden kann, ist zum Beispiel, dass viele von diesen Jobs, die über einen kurzen Zeitraum gehen, einfach so verschwinden können.
    Man sagt dir direkt vor dem Gig, dass der gecancelt ist. Das zwingt mich dazu, mit Verträgen zu arbeiten, weil ich die Gigs benötige, um leben zu können.
    Die Schwierigkeit außerdem dabei ist, die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen, und zwar so, dass sie dich wiedererkennen, dass sie in der Lage sind,
    dich aus der Masse von Drummern zu unterscheiden.


    DF: Wie würdest Du die Zukunft der Musikindustrie beschreiben, besonders die Rolle des Internet?


    DH: Die Leute beschäftigen sich momentan mehr damit, was sie sehen, so wie diesen ganzen MTV-Krams; sie schauen sich die Sachen an, statt die Musik zu hören.
    Das Internet ist eine sehr wichtige Sache, denn man kann durch das Internet seine eigenen Sachen vertreiben und die Leute schnell dazu bringen, zu sehen,
    was du genau machst. Man kann Geld direkt verdienen, durch den Verkauf von Mechandise-Artikeln und so. Es gibt keine Zwischenhändler.
    Aber die Musik ist das, was man als erstes hört, und was einem bleibt. Viele Plattenfirmen dagegen gehen dazu über, dass, was man sieht, in den Vordergrund zu stellen.
    Die Leute zahlen heutzutage, um Musik aus dem Internet zu laden, nicht wie damals, es illegal herunterzuladen. Aber wenn du Musik machst, nur um Geld zu verdienen,
    bemerken das die Leute. Darum ist es für mich wichtig, den Hintergrund der Musik zu kennen, die gesamte Theorie hinter dem Instrument zu kennen,
    Noten lesen zu können und auch andere Instrumente zu beherrschen.
    Wenn man das Verständnis für andere Instrumente, z.B. für Keyboards hat, macht es dich in meinen Augen zu einem besseren Drummer.



    DF: Deinen Tipp für junge Drummer?


    DH: Sieh dich nach Pionieren um, die einen Namen haben, die Helden sind, die eine Menge Sachen ins Rollen gebracht und Stile geprägt haben.
    Höre dir verschiedene Musikrichtungen an. Denn Leute unterscheiden zu sehr grob, in Rock, Pop und so weiter.
    Eine andere wichtige Sache ist es viel zum Metronom zu üben und nicht aufzugeben.



    Weitere Infos: http://www.david-haynes.com

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