Johnny Rabb - ein sympathischer Profi

  • Aus Freude am Spiel
    Johnny Rabb begeisterte nicht nur auf der Musikmesse in Frankfurt mit seinem technisch gekonnten Spiel. Der sympathische US-Amerikaner hatte trotz seiner zahlreichen Terminen noch Zeit für ein Interview. Vielen Dank auch an Norbert Saemann von Meinl, der das Interview ermöglichte.
    Die Übersetzung stammt von Sixstringstring, ebenfalls vielen Dank!



    DF: Seit wann spielst du Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    JR: Ich habe angefangen als ich ungefähr drei Jahre alt war. Damals bekam ich von meinen Eltern ein Spielzeugschlagzeug zu Weihnachten geschenkt. Der Grund, warum ich ausgerechnet mit dem Trommeln angefangen habe, war ganz einfach, dass ich dieses Feeling mochte.
    Irgendwann einmal sah ich Marschkapellen in einer Urlaubsparade und das inspirierte mich. Auch heute noch habe ich dieses Gefühl, wenn ich am Set sitze. Ich liebe andere Instrumente, aber das Schlagzeug ist einfach fantastisch und wird für mich immer an erster Stelle stehen.


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?


    JR: Das allerwichtigste ist, Spaß zu haben! Die Freude am Spiel kommt vor der Sorge um meine Karriere. Es würde mir ziemlich schlecht gehen, wenn ich nicht Schlagzeug spielen könnte. Deshalb bin ich auch wirklich verdammt glücklich, dass ich meinen Lebensunterhalt mit dem Trommeln verdienen kann.


    DF: Wann hast du dein Hobby zum Beruf gemacht?


    JR: Professionell wurde es wahrscheinlich, als ich 1996 meine Drumstick-Firma gründete. Sämtliche Endorsements begannen zu der Zeit, so auch das mit Meinl. Die Kontakte festigten sich mit der Zeit. Als ich von Sacramento nach Nashville zog, arbeitete ich hauptsächlich als Kellner und Barkeeper.
    Letztendlich war ich dann aber in der Lage, das Trommeln zum Fulltimejob zu machen. Und ich bin wirklich sehr froh darüber, mit anderen Künstlern im Studio arbeiten zu dürfen und Clinics für Roland, Meinl, Remo und Pro-Mark zu spielen.


    DF: Was macht für dich einen guten Schlagzeuger aus?


    JR: Ein guter Schlagzeuger kennt sich mit den Stilen und ihren Hintergründen aus und hat außerdem eine gute Technik. Ich glaube auch, dass Vielseitigkeit wichtig ist, weshalb ich Schlagzeugern empfehle, auch andere Instrumente zu erlernen.
    Persönlich bevorzuge ich Schlagzeuger, die einen funky Groove spielen und dann in den richtigen Momenten die Technik ins Spiel bringen. Ein guter Schlagzeuger sollte in der Lage sein, alles zu spielen, nicht bloß eine einzige Musikrichtung.



    DF: Was ist deiner Meinung nach die Aufgabe eines guten Schlagzeugers innerhalb einer Band?


    JR: Das hängt von der Art der Band ab. Wenn es deine eigene Band ist, dann kannst du eher kreativ sein, musst aber dennoch auf den Sänger achten. Denn du solltest ganz einfach songdienlich spielen. Also, nicht übertreiben, halte dein Spiel einfach und mach das, was nötig ist. Sein Ego sollte man dabei vergessen.
    Eine Sache, die man sich immer wieder vor Augen führen sollte, ist, wie lange man mit seinen Bandkollegen unterwegs ist. Letztlich ist es so, dass man mehr Zeit mit der Band zusammen im Tourbus verbringt als auf der Bühne. Da ist es wichtig, ein korrektes Verhalten an den Tag zu legen, damit du mit dem Rest der Gruppe und der Crew gut zurecht kommst. Ich kenne Leute, die gefeuert oder ersetzt wurden, weil sie entweder zu schüchtern oder zu aufgedreht waren.
    Du musst einfach den idealen Mittelweg für jede Situation finden und solltest nett sein zu den Leuten um dich herum. Wenn die Band sagt: „Trink’ kein Bier im Bus und mach’ keinen Krach nach 23 Uhr“, dann trinkst du auch besser kein Bier im Bus und machst keinen Krach nach 23 Uhr!
    Wenn der Künstler mit dir zusammen im Bus unterwegs ist, finde heraus, was er will. Wenn er mit dir sprechen will, dann sprich mit ihm. Wenn er nicht will, dann lass ihn in Ruhe. Man könnte diese Situation mit einer Party vergleichen, für die man keine Einladung hat. Du kannst alleine in der Ecke sitzen, dich mit Leuten unterhalten oder dich zum Affen machen. Es liegt ganz alleine an dir, einen guten Eindruck zu hinterlassen.



    DF: Was ist wichtiger, ein guter Techniker zu sein, oder einen guten Charakter zu haben?


    JR: Beides ist wichtig! Du musst natürlich die Songs kennen, die Musik verstehen und dich amüsieren. Aber wenn das vorhanden ist, dann ist es schon sehr wichtig, nett zu sein und einen guten Charakter zu haben. Wenn du das allerdings nur vortäuschst, werden die Leute um dich rum das schnell merken.
    Menschliche Qualitäten und Anstand sind also von großer Bedeutung. Außerdem ist es nicht schlecht, eine dicke Haut zu haben, was aber nicht immer einfach ist. Ich erinnere mich an eine Situation, in der der Bassist vor dem Auftritt zu mir kam und mir sagte, dass der Künstler gerne den alten Drummer wieder in der Band sehen würde. Alles was ich nun tun konnte, war, ich selbst zu sein und mein Bestes zu geben.
    Es lohnt sich einfach nicht, sich darüber zu ärgern, dass man gefeuert wurde. Du selbst wirst wissen, ob du einen guten Job machst oder eben nicht. Und wenn Band oder Künstler entscheiden dass du gehen musst, dann schau nach vorne und lerne aus dieser Erfahrung. Das Beste ist dann, ruhig und gelassen zu bleiben, denn du weißt nie, wann du wieder mal mit den gleichen Leuten arbeiten wirst. Denn wenn es dazu kommen sollte, dann ist es gut, wenn sie dich als einen netten Menschen in Erinnerung haben.
    Also, nicht ärgern! Wenn du gefeuert wirst, dann kommt etwas anderes und wird dir neue Türen öffnen. Das ist nicht immer gut für’s Ego, aber letztlich wirst du daran wachsen.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie, besonders in Bezug auf des Internet?


    JR: Nun, ich mag Dinge wie dieses Podcasting. Außerdem wird man in Zukunft durch das mp4-Dateiformat zunehmend Musik und Videos auch unterwegs auf kleinen Multimedia-Playern abspielen können. Natürlich wird auch der Vertrieb von Musik über das Internet weiter ansteigen.
    Ich persönlich nutze das Internet für Promotion. Über meine Homepage stelle ich z. B. meine Biografie zur Verfügung, beantworte Fragen oder wickle generell Kommunikation ab. Videos habe ich dort auch online gestellt – die Reaktionen waren durchweg positiv.



    DF: Wie sieht dein Tipp für junge Schlagzeuger aus?


    JR: Was auch immer du tust, es sollte Spaß machen! Und wenn du jemanden siehst, der viel besser spielt als du, gib nicht auf. LASS DICH INSPIRIEREN UND GIB GAS! So etwas sollte dich anspornen, selbst besser zu werden.


    Weitere Infos: http://www.johnnyrabb.com

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