Henning Lachmann - Wayne Schlegel - ein Drummer, der viel mehr zu bieten hat als Bilder fürs DF

  • Fasziniert vom Klang der Drums


    Henning Lachmann alias Wayne Schlegel hat die Männerwelt hier im Forum in helle Aufregung versetzt, weil er Bilder mit den Hupfdohlen seiner Robby-Williams-Coverband gezeigt hat. :rolleyes:
    Die Frage, warum einige auf solche Fotos so abgehen, soll hier nicht weiter erörtert werden. Wesentlich wichtiger ist der Drummer, der sein Geld nicht nur mit der Coverband verdient. Er ist auch ab und zu im Session in Walldorf hinter der Verkaufstheke anzutreffen. In der Nähe des Sessions fand auch dieses Interview stat. Wir nutzten das gute Wetter und machten einen ausgedehnten Spaziergang über Feldwege.
    Vielen Dank an Hennig, durch den ich einen Einblick in das Walldorfer Landleben bekam. Bilder sind in seinem Galerieeintrag zu finden oder auf der RWC-Homepage.


    DF: Seit wann spielst du Schlagzeug und warum ausgerechnet dieses Instrument?


    HL: Das hat sich zufällig ergeben, es gibt Fotos, da bin ich so als 4- oder 5-jähriger mit einer Marschtrommel zu sehen. Mein Vater trommelte in einem Spielmannszug, verließ diesen jedoch. Das war es denn erst Mal. Ein paar Jahre später, 1978, war ich im Rahmen eines Schüleraustausches in England. Mein Austauschkollege hatte ein Schlagzeug (ein Rogers) und so bin ich endgültig infiziert worden. Ich trommelte an diesem Set zu Supertramp und anderen Bands, die damals aktuell waren. So hatte ich auch Pink Floyd im Kopfhörer. Wenn ich mich nicht irre, war „Us and Them“ das erste Stück, zu dem ich trommelte. Das ganze passierte ohne Anleitung. Hart war für mich als Linkshänder auf einem Rechtshänderset zu spielen. Kurz danach bin ich dann wieder in Deutschland in unsere Schülerbigband eingestiegen. Der externe Aushilfsdrummer (ein Profi) dieser Band hat mich unter seine Fittiche genommen und mir Etliches beigebracht. In der Bigband blieb ich bis zum Ende der Schulzeit. Einen richtigen Swing kann ich allerdings bis heute nicht spielen :) .
    Parallel dazu spielte ich dann noch in der obligatorischen Schülerrockband. Zur der Zeit bekam ich dann endlich mein eigenes Set, ein Maxwin by Pearl, Sperrholz massiv mit schlecht geklebter Folie drauf. So ging es dann weiter mit verschiedenen Bands in Hamburg, dort lebte ich bis 1990. Ich habe z.B. viel auf der Reeperbahn in Zuhälterschuppen gespielt. Einmal schrie einer aus der Band beim Aufbauen den versammelten Kiezleuten zu, dass sie doch mal mitschleppen könnten, wo sie doch so kräftig aussähen. Ich dachte, das gibt Haue, aber, die Jungs waren ganz nett und haben uns beim Tragen geholfen. Auch sorgten sie dafür, dass es nie Streß gab. Wenn einer aus dem Publikum Ärger machen wollte, hatte er sehr schnell einen Weg nach draußen gezeigt bekommen. Zu Trinken gab es immer reichlich. Auch geldmäßig ließen sie sich nicht lumpen.
    Tja, zwischendurch hatte sich das durch den Job mit dem Trommeln dann auch mal erledigt. 1990 hat es mich dann hier in den Heidelberger Raum verschlagen und ich hatte zwei Jahre lang überhaupt keine Band. Es ging dann los mit einer Funkkapelle. Danach kam meine Hard’n’Heavy-Ära. Das hatte sich dann auch irgendwann erledigt, aber es gab mittlerweile einen Kreis von Musikern, mit denen ich immer wieder spielte. Mit einem der Gitarristen zum Beispiel spiele ich noch heute in der RWC (Robby-Williams-Coverband).
    Vor gut zwei Jahren verlor ich meinen Job und seit dem lebe ich vom Trommeln. Ich spiele ich verschiedenen Bands, gebe Unterricht und arbeite ein paar Stunden nebenbei im Session in Walldorf.


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?


    HL: Schwierige Frage, ich sage immer, in meinem nächsten Leben spiele ich Querflöte. Als Drummer musst du viel schleppen oder, wie z.B. auf Festivals, auf fremden Sets spielen. Diese sind dann meistens ganz anders als für mich passend aufgebaut. Es kann aber auch passieren, dass irgendwelche „Heiopeis“ über dein Set spielen und prügeln wie Blöde. Aber, das ist trotzdem angenehmer für mich, zumal ich bisher immer Glück hatte, das nichts kaputt gegangen ist.
    Letztendlich hat mich der Klang einer Trommel schon immer fasziniert.


    DF: Was sind für dich die Vor- und Nachteile des „Jobs“ als Profidrummer?


    HL: Die Nachteile, sofern es welche sind, du stehst nicht unbedingt im Vordergrund, das kommt mir allerdings charakterlich eher entgegen. Der Vorteil ist, du kannst dich nach einem Gig unters Publikum mischen und hast deine Ruhe. Unser Frontsänger kann das nicht. Man muss bedenken, das wir bei der RWC einen Frauenanteil von über 70% im Publikum haben und die sind manchmal recht aufdringlich. Aber, ich als Drummer habe damit zum Glück weniger Probleme. Allerdings ist es schon vorgekommen, dass ich dem Barkeeper versichern musste, dass ich zur Band gehöre. Deswegen habe ich mir ein etwas auffälligeres Drumset zugelegt. Mit schwarz oder blau gehst du im Bühnenkontext unter.


    DF: Was macht für dich einen guten Schlagzeuger aus?


    HL: Bänddienlich spielen, gutes Timing, gutes Felling, das heißt, einen Song nicht nur runterkloppen, sondern ihn mit Leben füllen und möglichst sparsam spielen.


    DF: Wie waren da die Vorgaben bei der RWC?


    HL: Ich bin da ziemlich frei in der Interpretation der Songs, weil meine Bandkumpels eh keine Ahnung vom Schlagzeug haben. Es ist immer lustig, wenn die versuchen einem irgendetwas zu erklären. Klar, die Abläufe und die Grundrythmen sind vorgegeben, wobei ich und die Band die Songs auch nicht eins zu eins nachspielen. Davon lebt ja auch unsere Band. Wir bringen die Stücke authentisch rüber, aber, wir hängen nicht total an der Vorlage. Das Wichtigste ist der Gesang und die Präsentation und deswegen haben wir auch die Tänzerinnen. Damit bieten wir den wenigen Männern im Publikum dann auch noch etwas. Ich bin jetzt nicht der absolute Williams-Fan, aber, die Stücke sind gut zu spielen und technisch nicht allzu schwer.
    Ich bin der einzige, der einen Klick auf dem Ohr hat und benutze die Tama-Rythm-Watch mit einem simplen Kopfhörer, damit ich noch den Monitorsound hören kann. So garantiere ich, dass live die Stücke immer im selben Tempo abgehen. Allerdings mussten wir uns erst an den Klick gewöhnen. Da musste ich schon drastisch werden, mein Klick ist das Maß und der Rest der Band hat sich daran zu halten, sonst wäre ich gegangen. Wobei ich gerade bei den Balladen den Klick als Orientierung nehme, aber nicht sklavisch an ihn hänge. Das Problem ist eben, dass ich als Einziger den Klick höre. Wenn die anderen dann treiben, hört es sich fürs Publikum so an, als würdest du als Drummer schleppen. Dann bist du der Arsch für die Aussenstehenden, dabei ist die Band zu schnell. In der Phase habe ich meine Band richtig gequält. Entweder sie bekommen das auf die Reihe oder sie bekommen auch einen Klick. Das wollten sie aber nicht. Mittlerweile tauchen diese Probleme aber nur noch selten auf.
    Ich muss zugeben, dass ich im Laufe der Zeit immer mehr abgespeckt habe, also jetzt nicht gewichtsmäßig, sondern eher in Sachen Anzahl der Trommeln, Becken und so. Splashbecken, Cowbell und anderes kommen nicht mehr mit auf die Bühne. Ich bin da ja auch eine faule Sau und je weniger Geraffel zu schleppen ist, desto besser.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte ein Drummer einen eher ausgleichenden Charakter haben?


    HL: Ja, sollte er! Ich bin vielleicht der Ruhigste in der Band. Bei hitzigen Debatten halte ich mich eher bedeckt. Wenn es mir aber dann mal zu blöde wird, haue ich mit der Faust auf den Tisch und dann ist Ruhe im Karton. Wir waren vor der RWC fast in derselben Besetzung öfters auf dem Aida-Clubschiff. Da wurde es nach drei Wochen echt hart. Aber, natürlich schweissen solche extremen Situationen auch zusammen. Obwohl, ein reinigendes Gewitter gab es schon. Nur, danach war es denn auch gut. Letztendlich haben wir es über die Jahre hinweg geschafft, uns so zusammen zu raufen, dass es funktioniert.


    DF: Wo liegen deine Wünsche bzw. Träume für die Zukunft?


    HL: Mensch, es ist so viel, das kann ich nicht in zwei Sätze fassen. Wenn ich richtig böse und gemein wäre, würde ich mir wünschen, dass Robby wegen Drogen in den nächsten zwei Monaten sterben würde. Dann hätten wir ausgesorgt. :) Aber, das ist natürlich nicht wirklich mein Wunsch. Meine Wünsche sind irgendwo banal, ich möchte bei Gesundheit bleiben und mit der Band so erfolgreich oder vielleicht noch erfolgreicher weitermachen.


    DF: Wie siehst du das Medium Internet gerade auch im Hinblick auf die Musikindustrie?


    HL: Sehr zwiespältig, ich bin ein analoger Mensch. Ich trauer immer noch der LP mit dem großen Cover und reichlich Infos wie Texte und so hinterher. Ich habe sie ja noch kennengelernt, weil ich ein alter Sack bin. Ich nehme den ganzen Krempel wie Internet, MP3 und ähnliches hin wie das Wetter, aber, begeistert bin ich davon nicht. Ich glaube nicht, dass diese Entwicklungen die Musikkultur nach vorne gebracht haben. Dass die Plattenindustrie aber das Ganze verschlafen hat und deswegen am Boden liegt, ist nicht weiter schlimm. Da habe ich kein Mitleid.
    Wenn ich allerdings Zeit habe, stöber ich schon im Drummerforum rum. Da gibt es viele Sachen, über die ich lachen kann. Manchmal schreibe ich auch was, aber, meistens ist die geballte Fachkompetenz, die zum Glück ja auch vorhanden ist, schneller als ich mit dem Schreiben.
    Die Reaktion auf meine Bilder mit den Hupfdohlen war aber schon interessant. Besonders die Frage, ob ich mich dann noch konzentrieren könne, war lustig. Wenn du mit den Mädels vorher stundenlang im Bus gesessen hast, dann hast du nur noch wenig Lust auf die Hinterteile zu glotzen.


    DF: Den Tipp für junge Musiker bzw. das DF?


    HL: Wenn ich gemein wäre, würde ich sagen, mehr spielen als reden. Ernsthaft, diese Manie mit den Doppelpedalen ist zwar gut für den Musikhandel, aber, als Lehrer kann ich das jetzt nicht so nachvollziehen. Die meisten kommen noch nicht mal mit einem Pedal gut klar und kaufen sich trotzdem so ein Teil. Ausserdem ist mir noch aufgefallen, dass die meisten Rock mit viel zu kleinen Becken spielen und sich dann wundern, wenn diese kaputtgehen. Ein 14er Crash ist für mich eher ein Splashbecken. Vergessen wird auch gerne, dass die Drumheros in den Videos die Becken nicht selbst bezahlen und deswegen so draufrumholzen können. Im Studio mit ihren Lieblingsbeckensatz gehen diese Drummer bestimmt anders um. Da redest du aber gegen Wände. Was auch anstrengend werden kann, ist die Fragerei nach dem halbtarsten Stick. Für mich sind Stöcke und Felle Verbrauchsmaterialien. Mir ist aufgefallen, dass eher selten unterrichtet wird, wie ein Set richtig gestimmt wird und es wird auch zuwenig auf die richtige Handhaltung geachtet. Dann wundern einige sich, dass sie Probleme bekommen, wenn sie versuchen volle Pulle zwei Stunden zu spielen. Schade ist auch, dass nur wenige richtig laut spielen können, ohne sich und ihr Material zu zerstören. Es ist alles eine Frage der Technik und wenn ich die nicht richtig lerne, dann klappt das nicht so gut. Allerdings freut sich darüber der Einzelhandel, denn es muss ja mehr gekauft werden, weil die Sachen nicht so lange halten.



    Weitere Infos: http://www.robbiewilliamscoverband.de

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