Becken refurbishing

  • Liebe Drummercommunity,


    hiermit möchte ich mich bei euch vorstellen.


    Ich habe mir im Rahmen meiner Abschlussarbeit, im Studium, Gedanken über unsere Lieblinge – die Becken- gemacht.
    Bei dauerhaften Schlägen auf das Becken kommt es zur Ermüdung des Materials und es entstehen nach einer gewissen Zeit Risse. Die häufigsten Risse entstehen dabei an der
    Außenseite des Beckens, da dort die größte Belastung während des Anschlagens
    herrscht. Sobald ein Riss im Becken entstanden ist, wird es unbespielbar
    (klanguntauglich).
    Solche Risse lassen sich nach den üblichen Hausgebrauchsmethoden nur mit primitiven Werkzeugen wie Trennschleifer, Feile, Stichsage, Bohrer etc. lokal entfernen und erzeugen ein noch weniger brauchbares Ergebnis.


    Nach tiefgründiger Analyse und Tests, habe ich mich für das Kreisrunde abtrennen entschieden, da es wesentlich vorteilhafter ist.


    Durch das kreisrunde Abtrennen des eingerissenen Bereiches, kann das Becken wieder bespielbar gemacht werden und die Lebensdauer, je nach Anschlagwinkel, Stärke und Häufigkeit, um ein vielfaches verlängert werden.
    Der Klang des Beckens verändert sich durch die Verkleinerung nur geringfügig.
    Sicherlich ist diese Wahl des refurbishings von Becken, für Pro und Studiodrummer weniger Sinnvoll, aber als Hobby- und Jungmusiker, ist der Geldbeutel nicht immer so flüssig. Da lohnt sich das Aufarbeiten schon eher.
    Darum habe ich mich entschieden hier zu helfen wo ich kann.
    Schaut doch bei Gelegenheit mal rein.


    Meine Seite


    Grüße,


    Phil


  • Ich habe das mal freigeschaltet, damit du dich nicht benachteiligt fühlst und damit deine Thesen diskutiert werden können. Gleichzeitig melde ich aber auch meine Bedenken sowohl hinsichtlich deiner Methode als auch - daraus folgend - hinsichtlich des Konfliktpotenzials dieses threads an.


    Denn wie viele andere hier halte auch ich es für den späteren Klang gerade NICHT für zuträglich, wenn ein Becken abgedreht wird (je kleiner und dünner das Becken ist und je mehr abgedreht wird, desto schlimmer m. E.).
    Mit der anderen, von dir gebashten Methode (möglichst wenig Substanz wegzunehmen) habe ich hingegen mehrfach sehr gute Erfahrungen gemacht. Um nicht alles zum x-ten Mal zu schreiben (von anderen usern gibt es gleiche Erfahrungsberichte): Becken abdrehen


    Aussagen wie


    Zitat

    Sobald ein Riss im Becken entstanden ist, wird es unbespielbar


    oder


    Zitat

    ... üblichen Hausgebrauchsmethoden [...] erzeugen ein noch weniger brauchbares Ergebnis.


    und vor allem


    Zitat

    Der Klang des Beckens verändert sich durch die Verkleinerung [gemeint: dein Abdrehen] nur geringfügig.


    muss ich aus meiner Erfahrung 180° widersprechen.


    Last not least wären sicher auch noch nähere Infos bezüglich


    Zitat

    meiner Abschlussarbeit, im Studium


    und


    Zitat

    Nach tiefgründiger Analyse und Tests


    hilfreich. ;)

  • Hallo,


    mein lieber Phil,
    die getätigten Aussagen im Zusammenhang mit Heilsversprechen ("Doktor") halte ich für absolut unseriös.


    Ich habe zwar im Rahmen meiner Abschlussarbeit (wie waren Fach und Thema doch gleich?) mir keine Gedanken über Becken gemacht, aber eins weiß ich: ja, es gibt Materialermüdung.
    Ja, es gibt Risse. Aber: Ersteres entsteht einfach so, letzteres in der überwiegenden Mehrzahl durch falsche Anwendung. Ich habe ganz hobbymäßig praktisch alle Prospekte von Paiste (vor allem die alten mit den vielen Hinweisen) seit etwa Mitte der 1980er Jahre studiert und komme auch nach ausgiebigem Test von Becken, die ich besitze und teilweise über 30 Jahre alt sind, zu dem Ergebnis: jeder Riss hat noch mindestens einen Grund mehr wie Materialermüdung: Fast immer falsche Anwendung, ganz selten Produktionsfehler.


    Ansonsten: beim Wegschnitzen ändert sich nicht nur der Klang. Alleine schon das Abdrehen ist keine Garantie für ein fortan sorgenfreies Restleben. Davon abgesehen, hat ja ein Becken - wie man anhand des Studiums der Prospekte, aber auch des lebenden, pardon, des noch intakten Objekts dank Optik, Haptik und Akustik feststellen kann, eine Anatomie. Vor allem die Wölbung ist ja meist nicht einfach so dem Zufallsprinzip geschuldet. Wenn man dann etwas entfernt, dann ist es eben nicht einfach ein kleineres Becken gleicher Bauart (wird auch gerne in E-Betray vorgegaukelt), sondern ein völlig anderes Produkt (was die Herstellerin im Zweifel und zweifellos auch ohne Zweifel so niemals auf den Markt geworfen hätte).


    Ach ja: Materialermüdung erfolgt auch ganz ohne Schläge, ich habe da ein gutes Beispiel. :)


    Und: Becken mit Riss kann man spielen, wenn man will. Dafür biete ich an: Parteivernehmung, Zeugnis N. N., Videobeweis N. N.etc. (Mann, wird das eine Arbeit!)


    In meinem Haushalt befinden sich kein Trennschleifer. Ich würde mit dem ganzen aufgeführten Quatsch auch nicht an ein Becken gehen. Ich lasse einfach den Riss dort, wo er ist.


    Offenbar bin ich dann wohl doch eher "Pro und Studiodrummer". Danke dafür!
    Ansonsten: mein Händler hat mal auf mein Jammern hin gemeint, der X (Name mir bekannt) würde das für eine Cola machen. Ob es dann hält, weiß man nicht, oft reisst es dennoch wieder.


    Wie ist das bei Dir? Werkvertragsgewährleistung?
    Wohl eher Essig.
    Ach, wie gut, dass ich das Richtige studiert habe.


    Ansonsten: schön, dass es, um das Gemeinwohl geht. Die Preise sind für die Dienstleistung vielleicht ok, die Behauptungen zum Kotzen. Ein abgedrehtes Becken ist nicht nahezu neuwertig. Wenn ich mit solchen Aussagen einen Unfallwagen verkaufen will, dann kann ich mir aber drei gute Anwälte suchen und muss dennoch zittern, dass mir mein Geschäft nicht als chronische Diarrhoe endet.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Hat Schack-Bumm ein Hellseher-Studium absolviert?


    Grüße
    Jürgen

  • Hallo und herzlich willkommen!


    Ich habe mir im Rahmen meiner Abschlussarbeit, im Studium, ...


    Wuerde mich auch mal interessieren womit sich die Arbeit genau beschaeftigt hat und was das fuer ein Studium war.


    Ging es da um Metallbearbeitung oder um Physik oder war das ein Studium im Bereich Musik?



    - Juergen -

    Gaffatape und Chewing Gum kleben die halbe Welt zusamm'

  • Ich wollte erst garnix schreiben... aber die "Informationspflicht" :) gegenüber Rookies die hier eventuell mitlesen gebietet es.


    Zunächst finde ich es gut, dass immer mehr Personen in Deutschland "Service" bei Cymbalbeschädigungen anbieten.
    Die meisten Verfahren sind zwar viele Jahrzehnte alt... aber vielen Drummern im täglichen Alltag ist nicht bekannt "wer" das "wo" - im Idealfall auch noch kostengünstig durchführen kann.


    Aber....
    Ich halte den Begrff "Refurbishing" für (womöglich nicht beabsichtigt) irreführend bzw. zumindest "mißverständlich". Oftmals wird bei Hifi/Studio/Computergeräten damit das funktionale und/oder optische Wiederinstandsetzen auf die ursprünglichen Geräteeigenschaften verstanden.


    Auch bei der Aussage der Website "nach dem Abdrehen haben Sie ein fast neuwertiges Becken" bekomme ich heftiges Magengrummeln. Also ein neuwertiges Becken ist für keinen Drummer den ich kenne nach einem Riß abgedreht (es hatte selbstverständlich auch vorher keinen Riß). Auch ein "fast neuwertiges" Becken ist nach Lesart der meisten Drummer die ich kenne meilenweit von einem aufgrund von Rißbildung abgedrehten Cymbal entfernt. Auch sollte man wissen, dass ein wie auch immer behandeltes Cymbal auf dem Gebrauchtmarkt wesentlich weniger wert ist als ein "neuwertiges" oder "fast neuwertiges" Cymbal.


    Ein Cymbal mit Riß wie auch immer nachbehandelt - gilt bei den meisten Drummern (auch bei mir bekannten Cymbalfertigern) als ein massiv be- und überbeanspruchtes oder materialdefekt-behaftetes Cymbal.
    Dies muß nicht bedeuten das es nicht musikalisch toll einsetzbar wäre oder der Klang dem Drummer immer noch gut gefällt. Gefallen und klingen kann es je nach Geschmack durchaus.


    "Die Klangveränderung ist geringfügig"
    Was ist geringfügig? Geringfügig bei welcher Gehörleistung? In wessem Ohr? ;)
    Im Best Case ist ein Klangunterschied zum Neucymbal (sollte es wirklich! weitestgehend identisch vorliegen) insbesondere bei ganz minimalem Materialabtrag gering... oftmals aber gerade beim "Rundum-Abdrehen" durchaus hörbar. Also für das "geringfügig" nicht selten leider "nein".


    Randnotiz: "Vielleicht" ist in manchen Fällen der vorschnelle Satz "jetzt klingt es wieder wie vorher"... ein subjektiver Hörbias des Drummers. Das ehemals intakte Cymbal liegt oftmals als gutes Audiofile garnicht als Vergleichsreferenz vor sondern die letzten klangprägenden Hörereignisse waren die unschönen Rißsounds, der scheuernd-klirrende "Metallreib-Sound" vorherrschend in der Ausklingphase. So kommt beim Abdrehen schnell die überhastete Einschätzung auf (also just dann wenn die Ursache für das nervige "metallreibende Klirren" endlich beseitigt wurde)... "das alles wieder gut... so wie früher ist". Nicht verschwiegen werden soll, dass es durchaus auch Kleinstrisse bei Cymbals gibt die (insbesondere soferrn noch klein) noch nicht hörbar negativ auffallen. Das gibt es auch. Ist aber ein anderes Thema.


    Jeder der etwas Wissen um die klangbestimmenden Parameter eines Cymbals hat, dürfte zumindest erahnen ;) (bzw. dessen Ohren stellen fest) dass sich durch "Rundum"-Abdrehen insbesondere die Relation Kuppenumfang (Bell) zur sonstigen Oberfläche (Surface) deutlich ändert. Dies hat für viele Musiker hörbare Auswirkungen. Denn insbesondere die Kuppe wird mit jedem Abdrehzentimeter oder gar Inch immer prägender/dominanter in ihrem klangbildenden Einfluß. Denn ihre Größe bleibt ja originär erhalten und wird nicht entsprechend des Abdrehvorgangs prozentual reduziert... wie auch?


    Insbesondere beim kreisrunden! (Rundum")-Abdrehen da hier der Materiabtrag der größte (in Relation zum Riß) ist.
    Das Kreisrunde Abdrehen (wenn auch optisch gefällig) gilt nicht selten als der "Aderlaß" oder präziser die "Amputation" der Cymbalrettung, da justament :D durch diese Methode beim Entfernen des Geschwürs auch sehr viel "gesundes Gewebe" geopfert wird. Zweifelsfrei ist es in vielen Fällen erwägenswert.


    Die auf der Webseite formulierte Aussage: "das Becken klingt und schwingt wieder wie vorher" erachte ich als schwerlich haltbar. Weder aus meiner bescheidenen Erfahrung, noch halte ich es empirisch-meßtechnisch oder subjektiv-gehörtechnisch für belegbar. Wenn dem so wäre könnte bei den Rohstoffpreisen der Gegenwart alle Hersteller reichlich Geld sparen, wenn sie die Cymbals gleich ein Inch kleiner Ausliefern... oder sie drehen vor der Auslieferung ab und schmelzen diese Abdreh-Inches wieder ein - zur Herstellung weiterer Cymbals ;)


    Ich verdamme diese Methode mitnichten :D . Sie ist oftmals besser, als ein Cymbal komplett zu entsorgen. Zumindest in diesem Detailpunkt stimme ich dem Cymbaldoktor zu. Aber sie ist mitnichten generell oder immer die beste Methode. Keinesfalls muß ein Becken dann gleich deutlich schlechter klingen. Aber es wird anders klingen. Je weiter abgedreht wird umso deutlicher. Und das sollte man vorher zumindest anreißen... hahaha ich meine erfahren bzw. besprechen .


    Nochmals: es ist die Methode die am deutlichsten auf den Klang Einfluß nimmt durch die mehr oder weniger deutliche bis radikale Veränderung der Bell/Surface-Relation. Also einem der klangbestimmendesten Parameter von Cymbals. Es gibt bei akribischer Betrachtung noch 1-2 mehr Veränderungen der Gesamt-"Cymbalbalance" (Taper etc.)... auf diese einzugehen sprengt hier den Rahmen. Somit nur der Hinweis auf das offensichtliche (siehe Zeilen obendrüber).


    Und vielleicht auch nicht unwichtig: je nachdem welche "Traumata" ein Cymbal schon auf dem Buckel (oder der Drummer auf dem "Gewissen" ;) ) hat... und/oder welche Folge-Beanspruchungen nach dem Abdrehen im folgenden Drumming auftreten... können wieder Risse auftreten. Das muß nicht sein. Kommt aber nicht sooo selten bei abgedrehten Cymbals vor:
    - Sei es weil ein Drummer eben weiterhin so energetisch trommelt, wie er trommelt
    - sei es weil er seinen Schlagenergie dem nun noch kleiner gewordenen Cymbal nicht anpaßt - dieses also schwingsungstechnisch nun erstrecht "overplayed"
    - sei es weil dieses eben noch diverse "Traumata" verbarg... die sich im weiteren Lebensverlauf ihren Riß bahnen
    etc. etc.


    Nochmals:
    Ich persönlich finde es prinzipiell gut, wenn es immer mehr Adressen in Deutschland gibt wo Verfahren des Abdrehens, des "Aussägens" ;) "Bohrloch-Riß-Stop" etc. etc. und im Idealfall auch die anderen Verfahren ehemals teuer erworbener, nun aber schadhafter Becken (wenn es keine Kulanz oder Garantie erzielbar ist) noch irgendwie musikalisch am Leben zu erhalten, angewendet werden können. Dieser Post ist mitnichten Bashing - ganz das Gegenteil.


    Ich würde gerne viele Drumkollegen auch an Firmen wie den Beckendoktor verweisen. Aber das könnte ich besser guten Gewissens tun, wenn die Beschreibung des Möglichen etwas differenzierter bzw. etwas weniger "hochtrabend" formuliert wäre.


    Kollegialer Gruß
    edits: only Rechtschreibung. Inhaltlich nichts verändert

  • Auch ich habe Becken schon von einem Freund abdrehen lassen. Klngen schon sehr anders als vorher. Am deutlichsten habe ich es bei einer
    14" Paiste 3000 Heavy HH erfahren. Durch die Kürzung von 14" auf 12,5" (habe es mit Riß bekommen) wurde der dünnere Randbereich abgetragen.
    Klingt nun sehr hell und schrill. Aber interessant.


    Aber dennoch immer noch viel Besser als wegschmeissen. Die Gefahr eines Neurißes ist auch geringer als bei den anderen Methoden.

    Alles wird gut

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