Tipps für präzises und gleichmäßiges Spiel gesucht

  • Hallo zusammen,


    beim Abhören von Aufnahmen stelle ich immer wieder fest, dass ein und derselbe "Rhythmus" von einem Takt zum anderen hinsichtlich der Energie, der Phrasierung und der Dynamik unterschiedich ausfallen kann.


    Somit ergibt sich bei vielen Takes kein beständiger Fluss, es wackelt, es ruckelt, es ist "löchrig", etc. Dabei geht es weniger um das Einhalten der nächsten "Eins", sondern um das Mikrotiming innerhalb eines Taktes.


    Viele bekannte und weniger bekannte Kollege sind insbesondere für Eigenschaft bekannt, (unabhängig von ihrem technischen Repertoire) scheinbar mühelos First Takes abzuliefern.


    Auf Anieb fallen mir da natürlich Leute wie Jeff Porcaro, Keith Carlock, JR Robinson, Alex Vesper und aktuell Felix Lehrmann ein.



    Habt ihr selbst diese Erfahrungen gemacht? Seht ihr darüber hinweg, weil es scheinbar im musikalischen Gesamtbild vermachlässigbar ist?


    Hat man "es" oder hat man "es" nicht?


    Kann man so etwas überhaupt üben? Ich habe diesbzgl. auch bereits mit Alex Vesper gesprochen, der mir den Tipp gab, nach der Gary Chester Methode zu arbeiten und die Stimme als "5. Gliedmaß" zu integrieren


    Weitere Tipps sind willkommen.


    Vielen Dank im Voraus.


    Freue mich auf eine angeregte (und v.a. kompetente!) Diskussion.


    Gruß
    Daniel

  • Versuch mal langsam Grooves zu spielen und dabei genau drauf zu achte, dass zum beispiel Sachen wie hihat und bassdrum zusammen kommen wenn sie das sollen und nicht flamen.
    Eine coole Erfahrung ist auch Klick auf Unds laufen zu lassen.


    Das mit der Stimme ist ebenfalls nicht dumm. Wenn du !laut! mitzählst beim üben, wirst du deutlich merken ob du draufspielst oder eierst.
    Lustig ist auch diese Klatschübung von der Benny Greb DVD.


    Aber was das wichtigste ist, um musikalisch in einem Fluss zu spielen und auch mit einer Band zusammenzuspielen und sowieso zu spielen:
    hinhören

  • Das kenne ich auch und es gilt da glaube ich, an vielen Sandkörnern (Teilaspekten) zu arbeiten, bis die Strandburg steht. Eine Anregung von einem früheren Lehrer: mal ganz gezielt (im wahrsten Sinne) darauf achten, WO man das Snarefell trifft und sich mal nur darauf konzentrieren (und auf die Schlagstärke / -höhe). Ob man die Fellmitte oder nur ein paar cm offcenter trifft, macht beim gleichen Schlag große Unterschiede im sound und in der Dynamik (vom Bereich zwischen Mitte und Rand ganz zu schweigen, da kommen ja z. B. auch die ganzen Obertöne viel stärker raus, es klingelt). Also mal versuchen, 5 Minuten möglichst exakt gleiche Schläge hinzubekommen, gleiche Stelle, Stärke, Dynamik.
    Das Gleiche auch mal mit der Bassdrum (also die Dynamik; die gleiche Stelle treffen dürfte kein Problem sein :D ).


    Oder: mal wirklich 10 Minuten nur 16tel spielen, lockeres Tempo, auf Hihat / Snare (ghostnotes) verteilt und NUR auf die Dynamik /-verteilung) achten.


    Weiter: bei einem sehr einfachen beat mal ganz auf die Time fokussieren UND das Ding 10 Minuten durchziehen.


    tbc ...

  • Mir scheint das auch ein Problem der mangelnden Dynamikkontrolle zu sein, das kenne ich gut.


    Übung dazu: Spiele einen einfachen Groove, dabei Viertel oder Achtel auf der Snare, wobei Du kontrolliert die Snareschläge von sehr leise bis sehr laut und zurück variierst. Die anderen Gliedmaßen sollen aber exakt gleich laut bleiben und natürlich auch im Timing. Dabei sollte kontrolliert eine vorgegebene Frequenz in der Lautstärkevariation eingehalten werden, zB zwei Takte von leise nach laut. Entsprechende Übungen für die anderen Gliedmaßen lassen sich genauso konstruieren.


    Ansonsten finde ich Davids Tipps auch sehr gut.

  • ...sehe ich auch alles so :)


    Du solltest aber auch bedenken das die meisten Profidrummer auch nicht nur mit Talent gesegnet sind, sondern auch gerne mal 40-50h/Woche am Set verbringen und keinen Job nebenher machen müssen!
    Ich erlebe es auch bei meinen Schülern, das die Talentierteren iergendwann von weniger talentierteren aber Fleißigeren abgehängt werden.
    Wenn Jost Nickel auf nem Worshop erzählt er hat zu stoßzeiten täglich 12h geübt und darüber hinaus alle sozialen Kontakte hat schleifen lassen (mit Freundin was da nix usw...) ist das doch kein Wunder, oder :)
    Auf nem anderen Workshop (weiß nicht mehr wer das war) hab ich auch mal aufgeschnappt das derjenige jeden Groove min 20, 30min ohne Pause spielt bis er vom Timing so sitzt wie es soll...
    Man muss halt Prioritäten setzen :) Ich persönlich hab auch noch Lust auf andere Dinge im Leben und dazu durft ich als Kind KEIN Schlagzeug spielen weil mein Vater befürchtete ich könnte besser werden als er!!! Musste dann 15 werden und mir selber eines kaufen.... Soviel dazu!


    Viel Glück noch,


    :)

  • Besten Dank schon mal bis hierhin (und natürlich weiter)!


    Die Unregelmäßigkeiten ergeben sich meist bei der BD:


    deren Phrasierung im Zuammenhang mit den Händen zu syncen ist m.E. der schwierigste Part. Sobald sich z.B. die HiHat Phrasierung ändert (z.B. Tempo 100, RH 16tel statt 8tel), ändert sich der Rest ebenfalls marginal.


    Werde die Ideen hier zusammenfassen und zu einer Überoutine entwickeln. Mit der Gary Chester Methode hat sich schon einiges getan, aber für mich noch nicht in Gänze zufriedenstellend.


    Die einfachsten Grooves wackeln z.T., was im Wesentlichen an der BD-Platzierung zu liegen scheint. Besonders der Einstieg nach Fills wackelt: es braucht dann 1-2 Beats bis es wieder rund läuft.


    Wahnsinn: ich spiele dieses Teil jetzt schon fast 30 Jahre.....und kann es immer noch nicht :rolleyes:


    Gruß
    Daniel

  • ich kann zwar keine neuen tipps beisteuern, kenne aber dein "problem" selbst sehr gut ... daher steige ich mal als interessierter mitleser hier ein


    ich beobachte bei mir auch das phänomen, dass sich das gehör schneller entwickelt als die spielerischen fähigkeiten, dazu kommt noch der fakt, dass
    ich selbst meine baustellen genauer kenne und daher schon vor vorne herein "suchend" zuhöre ... und dann fällt mir natürlich jeder kleine stolperer
    extrem auf ... und was andere unter "human feel" verbuchen würden, nenne ich dann "untightes rumgeeier"


    was mir hilft, ist "lautes zählen" ... auf 8tel oder 4tel ... und beim üben immer auf´s zählen konzentriert bleiben, d.h ich muss mich auch zwingen,
    nur solche pattern zu spielen, die meinen "arbeitsspeicher" nicht so beanspruchen, dass das evtl. nicht mehr klappt


    grüssle

  • für die hände sind die guten alten rudiments echt die besten übungenen. is zwar echt ein bissel langweilig aber es lohnt sich. für die füße hat mir sehr geholfen, alle normalen single-figuren einfach mal mit dem linken fuß zu spielen (bei linkshändern natürlich anderesherum) bei jeder probe spiele ich dann alle songs mit dem fuß quasi auf links. is gut für die muskulatur und die koordination und auch das doublebassspielen verbessert sich ungemein, wenn beide füße quasi synchron funktionieren können.

  • Am besten mit Metronom üben: langsam anfangen und dann kontinuierlich steigern.

  • Für alle, die Daniel nicht kennen sei noch gesagt, dass er auf verdammt hohem Niveau jammert. ;) Daniel spielt Jazzschlagzeug auf professionellem Level und die meisten (mich eingeschlossen) wären sicher glücklich über die schon vorhandene Präzision.


    Man höre und staune: http://www.myspace.com/danielgalati#!/danielgalati


    Das habe ich auch sofort gedacht. Deshalb treibt mir auch der ein oder andere "Ratschlag" hier im Thread ein Lächeln ins Gesicht ;)

  • ups, da fühle ich mich direkt angesprochen :D natürlich geht es dann nicht um diese basisprobleme. ich spiele noch lange nicht so lange, aber eine der erste übungen die ich damals im unterricht hatte war, dass ich jeden groove, sei es eine gerader 4/4 oder eben ungerade sachen wie 7/8, 9/8 usw. mit zu anfangs simplen fills, aber später mit tom+bd oder hh+snare figuren kombinieren sollte, allerdings in bei extrem langsamen übungstempo. mein lehrer hat mir dann auf die finger geschaut ob jeder schlag gleich laut ist und ob die sticks die gleiche entfernung vom fell haben wenn man zum schlag ausholt. das komprimiert die eigene dynamik ungemein und dann isses mir auch leichter gefallen, bewusst dynamisch zu spielen, wenn man erstma jeden schlag auch absolut gleich hinbekommt. auch das einsteigen von einem fill zu einem normalen groove läuft dann flüssiger. dann irgendwann zieht man das tempo an. ich habe mich dann später auch mal selber dabei gefilmt und auf meine haltung geachtet und dabei gemerkt, dass ich bei längerem und komplizierteren fills meistens anfange zu krampfen und mich ein bischen zusammenzubuckeln. klingt etwas seltsam, aber dass is mir dann später auch bei anderen drummern aufgefallen. seitdem arbeite ich auch bewusst an meiner haltung. als letzter punkt zu meinem persönlichen übungsprogramm (das hält ja jeder wie er möchte) mache ich ein paar sachen von george kollias dvd. ganz simpel z.b. isses rudiments über die toms zu spielen und dabei sowohl bei rechten handschlag mit dem rechten fuß, und bei jedem linken schlag mit dem linken fuß mitzuspielen (für nicht doublebas spieler kann man da alternativ auch die hihat nehmen) vielleicht hilf das ja jemandem weiter.

  • Für alle, die Daniel nicht kennen sei noch gesagt, dass er auf verdammt hohem Niveau jammert. ;) Daniel spielt Jazzschlagzeug auf professionellem Level und die meisten (mich eingeschlossen) wären sicher glücklich über die schon vorhandene Präzision.


    Man höre und staune: http://www.myspace.com/danielgalati#!/danielgalati


    eieiei...vielen Dank für die Blumen!


    Freue mich natürlich über jeden Besucher meiner MySpace-Seite. Und wenn euch die Musik auch noch gefällt.....umso besser! ;)

  • Oh mann soviel dazu. Ich wollte auch schon was schreiben, aber als ich die Stücke gehört habe, wusste ich, dass ich hier gar nichts beitragen kann. Ich bin gerade erst dabei genau auf Mikrotiming von Bands zu achten. Mir fällt nur auf, dass gerade alte Bands (Rolling Stones, Led Zeppelin) auch nicht immer super exakt gespielt haben. Und das ist sehr schwammig formuliert. Denn es kann zum Beispiel sein, dass der Schlagzeuger vorne weg spielt und die anderen ein bisschen nachschleppen oder es kann aber auch sein, dass die ganze Band zum Beispiel im Refrain schneller wird und in der Strophe wieder langsamer. Wichtig ist doch, was man erreichen will. Kann es sein, dass dieses sehr perfekte Spiel erst wichtiger wurde, als Loops und elektronische Elemente mit ein bezogen wurden (Ende der 70er, Anfang der 80er)?
    Jedenfalls wäre ich froh schon so swingen zu können wie Daniel. Ich finde das nämlich elementar, um auch straightere Sachen zum grooven bringen zu können. Übrigens Grüße aus Meinerzhagen!

  • Hab die Songs auf myspace mal abgehört.
    Auf die Gefahr hin, dass es nicht passt... das Ding lebt einfach. Ja, da mögen evtl. Differenzen in der Dynamik sein. Zum Glück. Ich versuche mir den Song vorzustellen ohne und es wär schade drum!!! Mir erscheint es eher, dass es so etwas Luft zum Atmen lässt, für die anderen Instrumente und Anreize für Alternationen bietet. Wir reden hier ja über Quäntchen an Unausgewogenheit.


    So sehr ich Dave Weckl für sein finesses Spiel liebe und hochachtung für seine unerreichbaren Fähigkeiten hab , so abturnend finde ich sein allzeit geradlieniges ständig präsenz präzises Spiel. Da ist keine Luft. Hör´s Dir seine Sachen mal unter dem Aspekt an.


    Ich finde es immer schade, wenn der natürliche, manchmal etwas raue und unausgewogene Ausdruck des "Selbst" von allzuviel "Professionalität" ertränkt wird. Ich persönlich finde es viel angenehmer und vielleicht sogar reifer damit zu Arbeiten und auszufeilen.


    Omi


    PS.: "...nein ich bin nüchtern" :P ;)

    Einmal editiert, zuletzt von meine0ma ()

  • Hallo Daniel,


    die Problematik, die Du oben beschreibst, ist ein ultrakomplexes Thema, meiner Meinung nach das allerschwerste beim Musikmachen
    und letzendlich eines der Hauptkriterien, was die ganz grossen "Meister" von allen anderen abhebt.


    Es geht hierbei um Konzentration und Fokussierung.


    Ich vereinfache mal und gebe ein Beispiel...


    Nimmt einen beliebigen Satz, der nicht allzu lang ist und ein paar interessante Momente enthält (z.B. Betonungen, Dynamik, etc.)
    Sprich ihn aus.
    Nochmal. Genau mit der gleichen Intensität, der gleichen Betonung, der gleichen Geschwindigkeit, der gleichen Ausstrahlung.
    Nochmal.
    Nochmal.
    Nochmal.
    Nochmal
    Immer weiter.


    Ab einem bestimmten Punkt wird es zu anstrengend und man fängt an, an was anderes zu denken (z.B. ob diese Übung nicht vielleicht
    Blödsinn ist) - in diesem Moment verändert sich das ganze, oooh, man driftet ab, irgendwie klingts schon minimal anders und nicht
    mehr ganz so betont. Wenn man überhaupt noch drauf achtet.
    Alles klar, man zwingt sich wieder dazu, weiter. Es klappt noch ein paar Mal, dann schweift man wieder ab oder langweilt sich und hat
    keine Lust mehr. Die meisten von uns werden nach ner Minute sicher genug haben.
    60 sek.


    "Billie Jean" dauert knapp 5:00 Minuten, ist von Anfang bis Ende ohne Feelings-Einbruch durchgezogen und Ndugu Chancler hatte nicht nur
    "eine" Stimme, sondern vier Gliedmassen inkl. Werkzeuge (Sticks/Pedale) zu bedienen. Immer das gleiche, immer der gleiche "Satz".


    Es geht hier nicht darum, zum Roboter zu werden, sondern, abzuschalten und die innere Vorstellung über Hände und Füsse unbeeinflusst
    nach aussen fliessen zu lassen.
    Es kann nicht funktionieren, wenn keine innere Vorstellung vorhanden ist.
    Es kann auch nicht funktionieren, wenn der Fluss gestört ist.


    Das erste hat mit Leidenschaft, Faszination und Musikalität zu tun, das zweite mit technischer Umsetzung und anderen äusseren Faktoren.
    Man muss unglaublich viel und vor allem "richtig" üben, um da voran zu kommen.


    Ich würde Dir raten, Dich mit Hiphop/Minimal Techno oder sonstiger repetitiver, loopbasierter Musik zu beschäftigen,
    die davon lebt, dass ein einziger Beat 4 Minuten lang wiederholt wird und trotzdem/deswegen die Leute zum
    Durchdrehen bringt. Finde raus, warum. Die Musik auf Deiner Myspace-Seite ist sehr, sehr abwechslungsreich.
    Wenn Du Dich nur mit solcher Musik beschäftigst, bist Du so sehr mit den ganzen Wechseln und Veränderungen
    eingespannt, dass für Groove-Ästhetik nur noch wenig Konzentration übrig bleibt.


    Viel Erfolg, cheers

  • @ Hontes sehr schön gesagt was auch ich denke/fühle....
    Tisch,Tisch Tisch Tisch Tisch etc. in der wiederholung gesagt oder ein anderes wort führt zur Bedeutungslosigkeit des Wortes ohne die Betonung.Volltreffer
    grüsse

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