Recycling alter Werkbänke zu einer Stavesnare

  • Tach liebe Gemeinde,
    ich möchte gerne mich und mein Projekt kurz vorstellen.
    Ich bin der Bruzzi, habe jetzt zum elften mal meinen dreisigsten Geburtstag gefeiert und spiele seit ca. 25 Jahren Schlagzeug.
    Da ich schon immer gerne mit Holz gearbeitet habe, wollte ich mir gerne mal eine Snare selbst zimmern :love: .


    Da bei uns in der Firma die Werkbänke mit neuen Multiplexplatten belegt wurden, durfte ich die alten vergammelten Buchenplatten haben. :whistling:


    Und schon gings los mit dem Werbank-Recycling-zu-einer-Snaredrum-Projekt.


    Zunächst wurden die Platten grob gereinigt und dann über/durch die Hobelmaschine geschoben.



    Es sah dann fast wieder wie richtiges Holz aus. :P



    Da die Bretter mit loser Feder verbunden waren mußten diese Stellen weggeschnitten werden.
    Blöd nur, dass die Bretter für eine 10-Stave-Snare nun zu schmal waren ;( , dadurch wurde die Zahl der Staves auf 20 erhöht und die Flanken auf 9° gesägt :thumbup: .




    Also ich habe die Seiten der Staves nicht gefräst, wie man das machen soll, sondern einfach nur gesägt, weil schneller...............und keine Fräse :whistling: ..... ;) .



    Sehen aber auch so gut aus und passen prima zusammen.




    Das Ganze wurde dann noch mit wasserfestem Leim zusammengefügt und das wars dann erstmal.
    Sah schon fast wie eine Trommel aus :love: .


    Leim trocknen lassen und dann gehts weiter..... ?( ....irgendwie muß das Ding ja noch rund werden.

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • So, weiter gehts.
    Clever wie ich bin, hab ich mir gedacht, dass ich die Staves dicker mache, dann könnte ich gleich zwei Kessel auf einmal machen.


    Sollte ungefähr so funktionieren.
    Beim Verleimen werden einfach zwei Stellen nicht geleimt, so hat man später zwei gleiche Halbschalen.


    Die Halbschalen kann man(n) dann auf der Bandsäge in je zwei dünne Halbschalen sägen und anschließend zu zwei snares (12" und 14") verleimen.



    :cursing: Voll die Kackidee!!


    Das funktioniert bei niedrigen Segmenten ja noch gut, wenn der Kessel aber aus 6,5" bester deutscher Rotbuche besteht und man mit einer Bandsäge da eine saubere Rundung sägen will X( ...muß die Säge wohl besser sein als meine.
    Der Schnitt war total verlaufen, zum Glück zur Mitte hin, sodass die 14" Snare nicht aufgegeben werden mußte :whistling:


    Habe die 12" also würdevoll bestattet und mich der großen gewidmet.


    Als erstes war mal festzustellen, dass die Außenmaße, nachdem ich die beiden großen Halbschalen miteinander verleimt hatte, absolut exakt waren. (Innen sah es zum ko..en aus, da der Bandsägeschnitt ja so sch...e war).


    Hab also erst mal eine Vorrichtung gebaut um den Kessel außen mit der Oberfräse rund zu fräsen.
    Das könnt ich tagelang machen so gut geht das ;)



    Das sah dann ruckzuck richtig rund aus :thumbup:


    Noch bissel den Bandschleifer und den Schwingschleifer gequält und langsam von Korn 60 zu 400 gearbeitet (nein Zinn 40 ist keine Körnung).


    :D Stolz wie Oskar!!! (die is aber auch glatt wie ein Babyarsch).

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • So sah das gute Stück heute morgen noch aus, mittlerweile ist die Trommel innen auch schön rund.
    Sie hat jetzt 16mm Wandstärke und ich denke ich werde jetzt die obere Gratung dran fräsen und unten nur abflachen, dann kann ich den Kessel mal testweise in meine Freefloating einsetzen und Soundcheck machen.
    Eventuell kann ich den Kessel bei Nichtgefallen noch etwas dünner fräsen.




    So, nächste Woche gehts weiter.


    Bruzzi

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • ...von Korn 60 zu 400 gearbeitet (nein Zinn 40 ist keine Körnung).

    Stimmt, . . .

    Zitat

    Zinn 40, eine klare Spirituose aus Wein, die im Jahr 1961 als echte Produkt-Innovation auf emotionaler nationaler Ebene im Handel eingeführt wurde.

    Danke Wiki ;)
    Aber geiles Projekt, wird schon werden :thumbup:
    Greez, Josh

  • Hi,
    es wird so langsam :).
    Ich habe den Kessel jetzt innen ausgefräst auf 13,5mm Kesselstärke.
    Die Gratung beträgt jeweils 45° und ist sehr schön geworden.


    Innen isser jetzt einmal lackiert und außen fünfmal.
    Ich frage mich nun, ob ich den Lack jetzt einfach mal ne Woche durchhärten lasse und dann nochmal mit 1000er 1500er Schleifpapier drüber gehe und anschließend polieren soll. ?(


    Sieht so eigentlich auch schön aus, :love: bis auf einzelne kleine Staubkörnchen (wenn man danach sucht).
    Mit montierter Hardware fallen die nicht mehr auf. :whistling:


    Mal sehen, hier die Bilder.




    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Hi,
    meine erste Snare ist fertig :D


    Die Idee den Kessel im Untermaß zu fertigen habe ich nicht bereut, die Stimmschrauben stehen zwar etwas schief, dafür liegt das Fell aber zu 100% mit der geraden Fläche auf der Gratung auf.
    Bei meinem Signia schätze ich die Untermaßkessel sehr, da sie das Stimmen erleichtern.


    Schon der erste Klangeindruck war überzeugend.
    Die Snare hat mit ihren 13mm Kesselstärke einen eher tiefen Grundton (trotz hoher Stimmung).
    In Punkto Sensibilität und Ansprache gibt es zumindest in meinem Fuhrpark nix vergleichbares.
    Als Schlagfell kommt ein Ambassador coated und ein Ambassador hazy clear zum Einsatz.
    Selbst das zarteste Tippen mit dem Finger auf das Schlagfell wird direkt umgesetzt.
    Ich hätte bei der Kesselstärke eher auf weniger Sensibilität gewettet.
    Die Gratung ist sehr spitz und hat somit wenig Dämpfung für die Felle.
    Ich habe bis jetzt noch kein Ventilationsloch gebohrt, das wollte ich noch bis zum richtigen Soundcheck aufschieben.
    Ist das denn unbedingt nötig und wie wirkt sich das klanglich aus?


    Und hier die Pics.




    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Da könnte man doch schöne Unterlegscheiben aus Holz machen!

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Wie hast Du denn den Kessel eigentlich innen rund gefräst?

    Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer - Antoine de Saint-Exupéry
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    Base-Drum klingt einfach viel cooler als Bass-Drum :D
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  • Wow, wirklich tolle Idee mit dem Recycling und auch großartig umgesetzt!
    Eine wahre Schönheit und dass sie gut klingt, kann ich mir auch schon vorstellen.


    Das Luftausgleichsloch hat der Theorie nach eine Doppelfunktion:
    1. Beim Schlag auf das Fell, wird die Luft im Kessel nicht komprimiert, weil sie entweichen kann. Sollte zu einem etwas offeneren Klang führen.
    2. Wenn die Snare die Umgebung wechselt, kann sich das Klima in der Trommel besser der Umgebung anpassen. Wenn du sehr unterschiedliche Temperatur und Luftfeuchtigkeit in und außerhalb der Snare hast, behindert auch das den Klang der Trommel.


    Wie fein oder gigantisch diese Unterschiede sein mögen, wirst du nach einer eventuellen Lochbohrung besser sagen können, als ich derzeit.


    Die Idee des Kritischen finde ich toll. Denk doch wirklich mal darüber nach die Böckchen noch mit Holzplättchen zu unterlegen. Das würde der Snare auch noch mal einen sehr eigenen optischen Charakter verleihen.


    Respekt noch mal!
    VG André

    Ich bin ein Smiley :D

  • Das Luftausgleichsloch hat der Theorie nach eine Doppelfunktion:
    1. Beim Schlag auf das Fell, wird die Luft im Kessel nicht komprimiert, weil sie entweichen kann. Sollte zu einem etwas offeneren Klang führen.


    Bei ODCP wird es noch extremer (es gibt dort auch Snares mit mehreren solcher großen Löcher - der Sound wird umso trockener, je mehr/größer die Löcher).
    Und es gibt sogar auch noch eine Snare (weiß leider nicht von welcher Firma), die in der Mitte der Snare einen komplett offenen Luftspalt hat.


    OCDPSnare.jpg


    Es gibt aber auch Felle, in denen schon ab Werk Löcher drin sind:
    "Evans Genera HD Dry - B14HDD - Snarefell 14 Zoll


    Das Evans Genera HD Dry - B14HDD - Snarefell 14 Zoll ist ein zwei-lagiges Snare-Schlagfell, welches durch einen äußeren Dämpfungsring vorgedämpft ist. Dadurch bekommt das Evans Genera HD Dry - B14HDD - Snarefell 14 Zoll eine sehr deffinierte Ansprache und kontrollierten Sustain. In den Rand des Fells wurden zusätzlich kleine Löcher, sogenannte Dry-Vents, eingearbeitet. Diese lassen, wie der Name bereits vermuten lässt, die Snare trockener klingen"

    2 Mal editiert, zuletzt von Hammu ()

  • Die Snare mit dem Spalt hab ich auch schon gesehen, war die nicht von Orange??
    Jedenfalls ist das Evans Genera Dry absolut zu empfehlen, macht den Sound furztrocken.


    Zur Snare und der Holzarbeit: super gemacht, chapeau! Die Schnarre sieht sehr geil aus. Ich wär stolz wie Oskar, wenn ich sowas geschreinert hätte ...

  • Gratuliere zu diesem wunderschönen Werk!


    Auf die Idee mit den Werkbänken muss man auch erst mal kommen...


    Ich kann mich dem Vorschlag mit den Holzscheiben unter den Böckchen nur anschliessen, das sieht sicher super aus.

    Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher. - Albert Einstein

    Meine Lieblinge: Schattinho's Arsenal...

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