Rock'n'Roll-Drumming - hohes Tempo und Temposchwankungen

  • Mal eine Frage an die Rock'n'-Roll-Drummerfraktion: Wie haltet ihr das mit dem konstant hohen Tempo? Achtet ihr darauf und nehmt ihr Schwankungen wahr?


    Hintergrund: Ich spiele seit einem guten halben Jahr in einer solchen Combo, 9 Leute, davon ein 3-köpfiger Bläsersatz. Klassischer Rock'n'Roll und Rockabilly. Die Titel zwischen zwei und drei Minuten lang, aufgearbeitetes Repertoire mit 80 Titeln mittlerweile. Breaks und Fills wie immer tricky und überraschend. Die Tempi bewegen sich überwiegend zwischen 164 und 200 bpm. Nun kriegen hier drei Leute immer die Krise, wenn es Temposchwankungen gibt, z. B. wenn man innerhalb einer Nummer mit, sagen wir 186 bpm, mal auf knapp 200 hochgeht oder auf 176 fällt. Wobei auch die Phrasierungen und Spielweise der Bläsersätze ihr Übriges dazu tun. Ich habe mir sehr viele Originale inzwischen angehört, die Temposchwankungen sind auch dort nicht unüblich.


    Micht machen diese Nörgelei und dieser Perfektionsanspruch langsam wahnsinnig (vor allem, weil ich schon über 37 Jahre spiele und dieses Thema noch nie dermaßen relevant war), das Feeling und der Groove leiden darunter enorm, auch der Spaß. Das Ganze gipfelt dann darin, dass man vor Publikum mehrere Nummern mit 1 (!) Sekunde Pause durchziehen will. Bedeutet für mich, dass ich mich beispielsweise auf etwa vier Nummern mit diesen Tempowechseln binnen Sekundenschnelle einstellen soll: 186 - 176 - 184 - 194.


    Vielleicht habt ihr mal ein paar Tipps oder teilt eure Erfahrungen, wie man dieser Sache einigermaßen Herr wird.


    Merci :)

  • Also meine Reaktion damals mit dem Thema war Click. Und seitdem gibts dazu nichts mehr zu sagen.
    Es gibt auch Metronome wo man die die verschiedenen Tempis einspeichern kann und direkt weiterschalten
    über das Metronom oder Fußschalter.


    Weiß zwar nicht ob du das willst, aber im Endeffekt vermutlich die einzige Lösung für dich.

    Alles wird gut

  • So (sehr!) kurze Pausen zwischen den Songs sind schwierig. 1 Sekunde ist nichts. Das geht ja fast nahtlos über, wenn dein Einzähler nicht wäre. So einen Übergang sollte man glaub ich häufig üben, du für dich alleine aber auch mit Band.


    Das Problem mit den Temposchwankungen von anderen in der Band kenne ich auch. Ich weiß, dass ich als Drummer dafür in erster Linie dafür verantwortlich bin. Und ich weiß auch, dass ich darin noch lange nicht perfekt bin. Aber ich weiß auch, dass man auf der Bühne zusammenspielen muss und ich war auch schon gelegentlich in der Situation, dass die Mitmusiker mir aufgrund ihres Spiels quasi eine Temporeduzierung oder -steigerung "aufgezwungen" haben und am Ende aber dann ich als Drummer von der Band komisch angeschaut werde. Ich denke mal sowas kann halt immer mal vorkommen.
    Bei diesen alten Recordings gabs ja auch immer Temposchwankungen. Diese sollten sich aber in einem gewissen Rahmen bewegen, also nicht too much sein. Grundsätzlich ist's glaub ich besser leicht schneller zu werden, als langsamer; gerade bei Rock'n'Roll und live.


    Um des Problems Herr zu werden kann man bspw. in den Proben mit Click spielen. Nicht nur du, sondern ein Click für alle. Oder eben live mit Click, aber so richtig Rock'n'Roll ist das auch nicht. Wenns aber wirklich genau sein soll halt doch die einzige Lösung.

  • Ist doch ganz easy - lass doch die Nörgler anzählen 8)


    Und: Temposchwankungen live auf der Bühne ohne Klick sind unvermeidbar.


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Wenn die Truppe versucht dir den schwarzen Peter zuzuschieben, würde auch ich zum Metronom greifen
    (Zumindest bei Proben bekommst du dann recht schnell ein Gefühl dafür wer in der Band das Tempo anzieht oder verschleppt)


    Ich zeichne jede meiner Proben auf und höre mir im Nachgang Songs an wo ich das Gefühl hatte das da was nicht stimmt


    Mit nem ZOOM H1 ist das ganze bezahlbar :D

  • Interessant, mit euren Antworten stehe ich nicht allein da, das deckt sich doch. Ich habe den Boss DB-90, da kann ich recht schnell die Tempi abrufen oder einstellen. Letztendlich trägt jeder - auch die Nörgler - dazu bei, dass das Tempo schwankt. Zählt der Sänger ein, weil er das Intro solo beginnt, steht er genau vor dem gleichen Problem. Je nachdem, wie und was er singt, verleitet es den Rest der Band zu Schwankungen. Ich denke auch, dass neun Leute "im Takt" zu führen schwieriger ist, als eine vierköpfige Band. Aufzeichnen tun wir, aber die Idee mit dem Click für alle werde ich forcieren, dann merkt jeder, wo die kritischen Stellen sind.

  • Hallo Katschi,die beiden ersten Post kann ich so unterschreiben.Irgendwann kommt immer mal die Formation die es genauer nimmt und 10 bpm Schwankung oder mehr ist schon grob.Bei meiner aktuellen Band ist es mir genauso gegangen und da hört der Spass dann auch wirklich erst mal auf,der kommt aber wieder wenn man dann mit oder ohne Click dermaßen tight ist das man das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommt und vor der Bühne reihenweise die Kiefer runter klappen.Wir haben mit der Band Monate lang zum Click für alle geübt,auch ganz besonders Übergänge,Breaks.Mitlerweile habe ich immer ein Metrum zur Kontrolle mitlaufen,manchmal nur optisch,das ganze vor programiert und per Fussschalter weiter getapt.Durchhalten und sachlich bleiben ist da die beste einstellung.Viel Glück.lg
    ps.was auch sehr hilfreich ist, das jeder Bandteil innerhalb der Songsteile im Kreis gespielt,einige Takte alleine spielt auf einen hinweis.Das öffnet Augen.

    Einmal editiert, zuletzt von dideldidel ()

  • Das Problem mit den Temposchwankungen von anderen in der Band kenne ich auch. Ich weiß, dass ich als Drummer dafür in erster Linie dafür verantwortlich bin.


    also diese Aussage teile ich nicht. Wenn bei uns der Klick mitläuft, z.B. bei langen Intros ohne drums, bekommt man schnell mit, dass Timingschwankungen immer alle betreffen. Ein Basser, Keyboarder oder Gitarrist, der nicht 100% tight im timing ist, wird auch immer den Drummer aus dem Timing ziehen, selbst wenn der einen Klick auf dem Ohr hat. Wenn ich mit Klick trommel, beginnt bei mir im Ohr immer der Krieg zwischen dem Metronom und meiner Band...


    Timinig üben ist immer ein Problem von allen. Wenn unserer Basser z.B. dauernd schneller oder langsamer wird, muss er das üben und nicht ich. Alles was ich üben kann, ist die Ignoranz der Timingprobleme meiner Proberaummitbürger. Dumm ist nur, dass so ein Sammelsurium unterschiedlicher Geschwindigkeiten nur grooved, wenn man keinen Klick mitlaufen lässt. :huh:

  • Dumm ist nur, dass so ein Sammelsurium unterschiedlicher Geschwindigkeiten nur grooved, wenn man keinen Klick mitlaufen lässt.


    Und genau das ist mir am vergangenen Samstag aufgefallen. Wir hatten so zwei drei Titel "unter Tempo" also gut 10 bis 15 bpm unter der Vorgabe und die haben nach meinem Gefühl gegroovt wie Sau. Ging dem Rest der Band genauso. Live und ohne Klick neigt man nach meiner Erfahrung immer zu schnelleren Spiel.

  • Ist halt immer die Frage, wo die Grenze ist.
    15 bpm können schon recht viel sein und einen Song sehr "verändern".


    @psycho:
    Natürlich ist der Drummer nicht alleine verantwortlich, es betrifft jeden. Steht ja auch oben schon: Click-üben für alle. Aber während eines Grooves ist man als Drummer in den meisten Fällen halt doch erste Ansprechperson diesbezüglich.

  • Hoi,


    hatte ähnliches Problem, hab dann auch mit Click im Ohr weitergemacht und es war um einiges Besser (für die anderen), aber für die eigene Spielweise ist es eigentlich sehr störend, weil man praktisch immer, auch mit Click zu Schwankungen kommt (oft durch andere Musiker...) und dann ist der Click im Ohr sehr verwirrend. bin gerade dabei, dass ich das Metronom eigentlich nur optisch benutze, zum einzählen und manchmal zur nachkontrolle, ansonsten bin ich in der Band wieder clickfrei. man kann ja trotzdem immer die Ausrede benutzen und sagen: "es war in der Time, ich habs genau gesehen!"


    Aufnahmen sind brutal hart, da hört man wirklich, welchen Schmarrn man zusammenspielt, aber meiner Meinung nach sind Aufnahmen auch der beste Lehrmeister!


    greez, Charly

  • Also ich stelle fest, dass das Publikum keinen großen Unterschied merkt, ob man mit 194 oder 184 bpm spielt. Bei Schlagzahlen zwischen 120 und 110/105 ist das viel deutlicher wahrzunehmen (Hey Drummer, du schleppst!). Wir sind im oberen Bereich mit dichter Schlagfolge. Die Band mag das schon merken, ganz sicher. Es ist dann eher ein Ausloten, wo für alle der optimale Groove liegt. Und hier wird's spannend, weil das sture Beharren auf eine bestimmte bpm-Zahl eben noch lange nicht den Groove ausmacht. In meiner Band sind halt ein paar "klassische" Notenleser dabei. Und was nicht genau im Tempo ist, ist somit nicht gut, was ich für einen ausgemachten Blödsinn halte. Vielleicht ist auch eine Diskussion mit der Band hilfreich, das Thema Groove genauer zu diskutieren. Also, was ist spielbar, bei welchem Tempo fühlen sich alle wohl. Ist doch klar, dass eine Rockabilly-Nummer, die im Original von einer 4-köpfigen Combo eingespielt wurde, von einer 9-köpfigen Band evtl. schwerfälliger gespielt wird und dann halt die Leichtigkeit abhanden kommt.

  • Was andere Leute hören ist für die Band nicht relevant.Wir hatten bei Studio aufnahmen Gasthörer und spielten mehrere Takes von einem Song.Beim abhören haben wir deutliche Unterschiede gehört,die Gasthörer nicht.

    Und was nicht genau im Tempo ist, ist somit nicht gut, was ich für einen ausgemachten Blödsinn halte


    So ähnlich ist unser Gitarrist auch unterwegs,Zitat"was auf den Punkt gespielt ist Grooved".Womit er nicht gänzlich unrecht hat.Wenn ich jetzt aber Laid back spiele und er genau drauf,wat nu.Da besteht oft auch ein Komunikations missverständniss glaube ich.lg

  • Hallo,


    ganz grundsätzlich habe ich mir angwöhnt, Tempodiskussionen durch den Tempomat (Metronom)
    schnellstens (Tempo prestissimo!) zu eliminieren (Tempo nullo).


    Oft gab es dann schon Gnadengesuche ...


    Letztendlich muss die komplette Kapelle an einem Strang (Tempo)
    ziehen, sonst ist es unrund, so oder so.


    Ob das Schlagzeug schleppt oder treibt, hat übrigens nichts mit dem Tempo zu tun, sondern damit,
    ob man vor oder hinter dem Schlag schlägt. Das alleine kann schon komisch klingen, wenn es nicht
    harmoniert.


    Grüße
    Jürgen
    Notenlesen bildet. :)

  • Schweres Thema...
    wir sind teilweise mit sieben Leuten auf der Bühne und manchmal wenn ich scheisse spiele findet unser basser das tempo geil.
    Spiele ich nach vorher genau festgelegtem click, findet der guitarero es zu langsam, spielt der andere harfensänger ein intro aufe guit. isses grundsätzlich zu schnell, ich finds dann noch viel beschissener das tempo im song zu drosseln oder anzuziehen, Augen zu und durch.
    Hmmm
    schwieriges Terrain


    bum tschack - dagadaga zuff

    alles granatenquatsch

  • In der Tat, schweres Thema. Bei uns ist in dieser Hinsicht alles im Lot: Nur der Schlagzeuger kann zählen, und deshalb hat er die Macht des Einäugigen. Da gibt es schon auch mal Widerworte, aber dann gibt es eben auch eine Runde mit Click für alle: "Oh, groovt ja gar nicht mehr!" Wir sind allerdings auch nur vier Mann und meistens im sicheren Midtempo-Bereich unterwegs. Insofern Respekt für den TS: Neune bei bis zu 200 Sachen zu chauffieren - könnte ich nicht.

  • Ich hatte auch mal in einer Band die Diskussion: ohne Klick angeblich zu viel Schwankung, mit Klick zu steril... Das war aber nur die eine Band. Vielleicht ist die auch - aus was für Gründen auch immer - die falsche für Dich?


    Was mir auch manchmal hilft, ist die Android-App LiveBPM parallel laufen zu lassen. Die zeigt Dir Dein Tempo an.

    Rogers, Gretsch und Toontrack beherrschen mein Leben!

  • Mit Klick muss nicht unbedingt steril sein. Das mag vielleicht am Anfang sein wenn man anfängt mit Klick zu spielen, sollte sich dann aber ändern. Zumindest war es bei mir so. Ich musste mich damals extrem drauf konzentrieren, vorallem bei Fills etc. Mittlerweile läuft das Ding bei 80% der Songs mit, ich fühle mich wohl dabei. Ist halt alles eine Sache der Übung. Mit dem Klick spiele ich seit ca. 5 Jahren.

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