Das erste Mal: im Studio ein paar Tips für Recording-Neulinge

  • Ich hab mal wieder einen Verbalerguss produziert. Nachdem ich in den letzten 2-3 Jahren für recht viele Newcomerbands als Drumcoach und Drumtuner bei Studioproduktionen gearbeitet habe, habe ich mal ein paar Dinge aufgeschrieben, die für diejenigen Drummer, die zum ersten Mal ein Tonstudio betreten, hilfreich sein könnten. Wie auch schon beim Drumchart-Writing-Workshop: kost nix und vielleicht hilft's jemandem!! :)


    http://christiansvenson.de/recordingvorbereitung.html

  • Ich würde noch einen Teil zu "Soundvorstellung / Zielvorstellung" machen, sofern Du da entsprechende Erfahrungen hast.
    Aber ich denke schon, dass man sich vor einem Studiobesuch über den Sound Gedanken machen sollte, den man nachher
    erreichen will und das man in Rücksprache mit dem Mann an Mikrofon und Mischpult sich dann auch entsprechend vorbereiten
    kann und sollte.

  • Vielen Dank für die vielen Tipps und den schön geschriebenen Bericht. Sehr hilfreich!


    (Das einzige, was mir jedes Mal übles Aufstossen verursacht hat sind die "Engineere". Wir haben dafür auch ein eigenes Wort ;))

    Das eigene Wort ist aber mit einer akademischen Ausbildung verbungen und der Engineer nicht. ;)

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Ich würde noch einen Teil zu "Soundvorstellung / Zielvorstellung" machen, sofern Du da entsprechende Erfahrungen hast.
    Aber ich denke schon, dass man sich vor einem Studiobesuch über den Sound Gedanken machen sollte, den man nachher
    erreichen will und das man in Rücksprache mit dem Mann an Mikrofon und Mischpult sich dann auch entsprechend vorbereiten
    kann und sollte.


    Im Prinzip bin ich bei Dir, aber gerade Neulinge haben meistens keinerlei Vorstellung, wie es klingen soll und auch nicht, wie es könnte. Ich arbeite auch des öfteren als Trommelstimmer für unerfahrene Bands im Studio.
    Ich frage nach der Musik, die sie so machen und stimme das Set dann so, dass es aus meiner Sicht dafür funktionieren sollte. Meistens haben sie es vorher nicht mal für möglich gehalten dass das mitgebrachte Set so gut klingen kann.

  • Erst einmal Danke für Eure positiven Rückmeldungen.


    Beim Engineer hab ich mir ehrlich gesagt keine besonderen Gedanken gemacht - in einem sonst ja auch nicht so ganz denglisch-freien Umfeld wie dem Musikbusiness, äh, Musikgeschäft :-). Wenn der Engineer aber stört, lass ich mich natürlich gern auf den Tontechniker ein :-).


    Auch erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Allerdings ist das Ganze ja auch "work in progress" (Mist, schon wieder ein Anglizismus!), da wird sich also sicher noch das eine oder andere ändern. Danke für jede Anregung.


    Mit den Soundvorstellungen wäre da ein Anfangspunkt gegeben. Man kann und sollte schon mit einer Vorstellung und im Idealfall ein paar Referenzaufnahmen aufschlagen. Dann muss man diskutieren, ob die Soundvorstellung im Gesamtzusammenhang der aufzunehmenden Musik Sinn macht oder ob es womöglich nur der aktuelle Lieblingssound des Drummers ist. Je nachdem, welche Infrastruktur einem zur Verfügung steht (Instrumente, Raum, Mics, Preamps, etc) kann man dann sehen, inwieweit man da rankommt. Ich frage auch generell nach Vorstellungen und Referenzaufnahmen und Demoaufnahmen der aufzunehmenden Songs und schaue, was passen könnte und machbar ist. Bisher hat's erfreulicherweise immer hingehauen. :)

  • Sehr schöner Artikel! Danke dafür!


    Was mir etwas negativ aufgestoßen ist, ist folgender Absatz zu den Resofällen:

    Zitat

    Als nächstes: neue Felle drauf! Auch Resofelle!! Ohne wenn und aber, keine Widerrede, los, machen!!

    Ich finde, das kommt überheblich rüber, dieser Befehlston. Auch, wenn es wahrscheinlich eher scherzhaft gemeint ist. Ich persönlich würde wahrscheinlich in dem Falle, wo sowas ein
    Tontechniker zu mir sagt, erst recht mit noch mehr wenn und aber kommen. Immerhin kostet ein Satz Felle schon ne ganze Menge Schotter. Ein echte Erklärung, wann man Resofelle tauschen sollte, fehlt mir in deinem Artikel. Zwischnen neuen Markenfellen und 10 Jahre alten Billigfellen gibt es doch eine große Bandbreite. Wie alt dürfen denn Markenfälle sein, damit sie noch akzeptabel sind?


    Und wo wir schonmal beim Thema sind: Mit was für einem Loch im Geldbeutel sollte man eigentlich rechnen, wenn man als Hobbyband, sagen wir, nen 5-Minuten-5-Mann-Rock-Song aufnehmen möchte? Und wieviel Prozent davon gehen erfahrungsgemäß für die Schlagzeugaufnahme drauf? (Wahrscheinlich verursacht doch der Drummer am meisten Kosten, während der Sänger nach 2 Stunden fertig ist und seinen Textzettel, äh, sein Equiment wieder abbauen kann. ;) )

  • Guten Morgen,


    ich bin ja leider kein Anfänger mehr, war aber noch nie im Studio,
    obwohl nein, ich war schon im Studio, also im Fernsehstudio, im
    Küchenstudio, im Drumstudio und vielleicht auch im Friseurstudio,
    ganz sicher im Zahnstudio und irgendwann hatte ich auch ein Studi-um,
    aber bislang musste ich nie auf geliehenen Trommeln (aus Geldmangel)
    mit neu gekauften Fellen (Geld spielt keine Rolle) vorlieb nehmen.
    Irgendwie ist mir da Einiges unrund und das Denglisch ist nur symptomatisch.


    Wenn ich kein Konzept habe, nicht weiß, was ich will, aber für ein
    Tonstudio Geld übrig habe, dann stimmt doch etwas nicht?
    Oder bin ich einfach zu alt?
    Einerseits kein anständiges Set haben, leihen müssen einschließlich
    Becken und zweiter Snare Drum, Kaufen von Fellen (neu!), dann
    aber Kosten für "echtes" Studio aufbringen.
    Meine Erfahrung: der Schwachpunkt ist das Personal.
    Und damit meine ich den Künstler.


    Bei mir ist noch keine Demo-Aufnahme am falschen Fell,
    der falschen Snare oder der falschen Stimmung (vom Fell) gescheitert.
    Den ganzen Equipment-Wahn in Übungsstunden investiert, bringt (mir)
    mehr. Aber vielleicht ist das bei Anfängern anders. Oder ich bin halt
    noch schlechter als Anfänger, das könnte auch sein.


    Was ich auch nicht verstehe, ist, warum bei Remo es ein Diplomat und
    bei Evans immerhin ein 300 untenrum sein darf.
    Über die Farbe des Kraftstreich der Hupe (Remo: Ebony/Evans: egal)
    kann man natürlich auch noch ein Buch schreiben.


    Für den Preis kann man aber nicht meckern.


    Grüße
    Jürgen

  • Wenn ich kein Konzept habe, nicht weiß, was ich will, aber für ein
    Tonstudio Geld übrig habe, dann stimmt doch etwas nicht?
    Oder bin ich einfach zu alt?

    Letzeres, Jürgen! ;)


    Ich glaube, Du hast die Kraft der Hoffnung inzwischen vergessen und sie scheint mir überlagert von der Kraft des Faktischen. :)


    Wenn man sehr jung ist, kann es schon mal passieren, dass man die letzten Mäuse für ein Studio zusammenkratzt und hofft, dass mit den dann entstehenden Produkten nun aber wirklich der Durchbruch kommt. Ein Konzept braucht man nicht, das zerstört den kreativen Fluss und bisher war das Drumset völlig ausreichend (für den Proberaum). Jedenfalls fanden mitgeschleppte Kumpels und Mädels das alles mordmäßig cool. (Zur Not nach Gebrauch von realitätsverzerrenden Substanzen.)


    Mit anderen Worten: Ich glaube, das kommt praktisch täglich vor, dass mit großer Inkosequenz an die Sache herangegangen wird: Teures Studio, denn das soll wirklich gut werden und dann - siehe TiBen - "kostet ein Satz Felle schon ne ganze Menge Schotter". Vermutlich sind auch neue Sticks dann nicht mehr drin.


    Ich will mich über niemand lustig machen: Solche Fehler sind nur zu menschlich, aber gerade von daher ist es doch gut, wenn uns erfahrene Leute vorwarnen und eine Chance geben, nicht unnütz teures Lehrgeld zu bezahlen. (Z. B. durch die Entdeckung, wie mies das eigene Instrumentarium wirklich klingt oder wie wenig Absprachen bzgl. des entstehenden No-1-Hits bisher existieren.)


    Bevor ich teure Studiohallen beträte, wäre ich mir sicher, dass ich (und alle andern Beteiligten) exakt weiß, was ich (und alle anderen Beteiligten) wie und wann genau tue. Nur … ich bin ja auch schon ein bisschen älter und hab hier und da (auch außerhalb eines Studios) mein Lehrgeld bezahlt.


    Ich finde Christians Beiträg hilft zur Konsequenz: Wenn ich merke, dass mir schon die Felle eigentlich zu kostspielig sind (kein Problem, btw!), dann kann ich so aber auch merken, dass der Gang in ein professionelles Studio der falsche Weg ist. Und der Griff zum Zoom-Rekorder der bessere. Oder ich entdecke, dass die Band noch ein halbes Jahr sparen muss, *damit* der Gang ins Studio wirklich lohnend wird.


    Grüße
    Hajo K

  • Ich finde, das kommt überheblich rüber, dieser Befehlston. Auch, wenn es wahrscheinlich eher scherzhaft gemeint ist.

    Sorry, ja, das war scherzhaft gemeint. Scherzhafter Befehlston. Wird überarbeitet! :)
    Stimmt, eine Jahresangabe wie bei Autoreifen fehlt. Natürlich spielt der Geldbeutel immer eine Rolle. Für den Livebetrieb wechsele ich eher selten die Felle, am ehesten dann, wenn ich merke, dass ich meinen Sound nicht mehr ohne Weiteres hinbekomme. Die Frage kann man ja mal in die Runde werfen: Wann würdet Ihr die Resofelle tauschen? Würdet Ihr sie überhaupt tauschen?
    Ich habe im Studio oft die Erfahrung gemacht, dass bei alten Resofellen - trotz neuer und gestimmter Schlagfelle - gerade der Sustain "wabbelig" und unsauber klang.


    Wenn ich kein Konzept habe, nicht weiß, was ich will, aber für ein
    Tonstudio Geld übrig habe, dann stimmt doch etwas nicht?

    Lieber Jürgen,


    Ich denke, wir können uns einigen, dass eine Band - egal wie alt - auf die Idee kommen könnte: Au ja, lass uns unsere Songs aufnehmen. Als Demo für Veranstalter oder zum Verkauf an die Fans. Das kann jeder gern auch in seinem Proberaum machen, da spricht natürlich überhaupt nichts dagegen. Ich habe schon oft die Argumente gehört: für nicht mal 2000 Euro bekomme ich Mikros und vielleicht noch ein Interface, dann mach ich das lieber selbst. Bitte, nur zu, gerade für Demos kein Problem und prima. So haben wir damals unsere erste CD aufgenommen. Das Ergebnis: Viel Geld investiert und das Ergebnis klang Grottenscheiße. Noch ein Gegenargument im übertragenen Sinne: Einen Zahnriemen für's Auto kann ich mir auch für ne Handvoll Euro kaufen und dann guck ich mir ein Tutorial im Netz an und dann sollte das schon klappen. Ein begabter Schrauber schafft das vielleicht auch. Der eine oder andere kommt aber vielleicht auf die Idee, dass ein Fachmann eine gute Alternative ist. Den bezahle ich für seine Fachkenntnis und die Zeit, die er aufbringt.


    Von einer Schüler- oder sonstwie gearteten "Jungband" oder Hobbyband erwarte ich nicht unbedingt, dass sie beim ersten Studiotermin einen genauen Plan hat, was im Studio so abgeht und auf was man sich einstellen muss. Das sollten die Studiojungs natürlich auch im Vorfeld ansprechen.


    Mein Text basiert auf den Erfahrungen der letzten Jahre. Warum eine Band ein Studio für 5 Tage für eine EP bucht, der Drummer aber nur ein "Magnum" Schlagzeug mitbringt, weiß ich nicht und ich habe auch noch nicht nachgefragt. Möglichkeit: Eine junge Band bestehend aus Schülern, ein zwei Gagen (wie klein auch immer), und eine großzügige Elternspende haben den Studiotermin ermöglicht. Ein Top Schlagzeug war da leider nicht mehr drin. Gegenbeispiel: Anfang des Jahres kam ein Drummer mit einem Starclassic Set und Byzance Becken (seufz! :rolleyes: ). Im Gespräch ergab sich: Das hatte er vom Proberaumnachbarn gemietet. Tolle Idee, hab ich so übernommen.

    Meine Erfahrung: der Schwachpunkt ist das Personal.

    Ich habe Drummer erlebt, die super gespielt haben, aber keine Ahnung vom Stimmen hatten. Das ist sicher ein beklagenswertes Manko, aber da hilft dann für die konkrete Situation ein Coach weiter. Besser, als wenn der Tontechniker sagt: Ey, is egal, triggere ich dann eh… Und wenn eine Band aufnehmen will, dann setze ich mich nicht auf das hohe Ross zu sagen: Du spielst schlecht, da brauchste auch keinen guten Sound - und wat willste überhaupt im Studio. Das ist ja, als würde der Portraitfotograf sagen: Ey, siehst Du Scheiße aus, aber wenn du unbedingt ein Foto willst, dann hole ich mal schnell meine Polaroid…


    Bei mir ist noch keine Demo-Aufnahme am falschen Fell,
    der falschen Snare oder der falschen Stimmung (vom Fell) gescheitert.

    Dass der Gitarrist neue Saiten aufzieht und der Sänger nicht grad die Nacht durchgefeiert hat, da bezweifelt keiner, dass das Sinn macht. Dass ein neues Fell besser klingt als ein altes, darauf kann man sich sicher auch einigen. Und wenn man dann schon mal einen Studiotermin gemacht hat, dann ist das der perfekte Zeitpunkt für einen Fellwechsel. Die halten ja dann auch noch eine ganze Weile nach dem Recording. Die Resofellthematik gehe ich nochmal an und baue ein paar Konjunktive ein (siehe den auf TIben bezogenen Kommentar). Ein Gestimmtes Set klingt besser als ein unbestimmtes, da lass ich mich auf keine Diskussion ein. ;) Das alles hat nix mit Equipment-Wahn zu tun, finde ich.


    Was ich auch nicht verstehe, ist, warum bei Remo es ein Diplomat und
    bei Evans immerhin ein 300 untenrum sein darf.

    Stimmt, ich meine auch ein Ambassador Resonant. Mea Culpa.


    Irgendwie ist mir da Einiges unrund und das Denglisch ist nur symptomatisch.

    Ich hoffe, ich konnte einige Dinge etwas runder machen. Und warum reitet Ihr auf meinem "denglischen" Begriff Engineer eigentlich so rum??? ?( BassDrum, Crash-Becken, HiHat, Overhead, BackBeat, Sticks, Gig, PA, Rock'nRoll… Also Peace, everybody :P

    2 Mal editiert, zuletzt von krisch77 ()

  • ...Basstrommel, Zerbrech-Becken, Hoher Hut, Überkopf, Hinterrhythmus, Stöcke, musikalisches Zusammentreffen, Beschlallungsanlage, Rollende Steine ... Frieden. Geht doch. :D


    Und ja: Neue Felle sind eine sinnvolle Investition, sowohl fürKonzerte, erst recht für eine Aufnahme. Finde ich. Und kosten gerade im Vergleich zur Studioaufnahme - auch nicht die Welt; wenn man nicht gerade das Drumset von Neal Peart oder Simon Phillips hat.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

    Einmal editiert, zuletzt von Moe Jorello ()

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