Weshalb holen sie alle so weit aus?

  • Mir ist nicht erst seit gestern aufgefallen, daß oftmals so weit ausgeholt wird,
    als gelte es einen Holzklotz oder gar gengnerischen Kopf zu spalten.


    Vom ach so süßen Drummer der "Placebo"-Band bis zu diesem Kollegen gibt es unterschiedeliche "Brutalitätsgrade" und "Hebetiden":
    https://www.youtube.com/watch?v=mchgVye8A10
    Oder liege ich komplett falsch und habe ggf. irgendetwas nicht verstanden?
    Wie seht ihr dieses Phänomen?
    Das "Poserargument" können wir bitte als bekannt voraus setzen und sollte ausdrücklich NICHT der Bestandteil dieses Threads sein.
    Bitte...


    Ring frei.

  • - sieht gut aus (zuminedest in dem Genre besser als einer, der da halb einschläft)
    - hat mehr Punch (bis zu einem gewissen Grad, irgendwann wirds nicht mehr lauter...schon klar)
    - macht mehr Spaß (erfahrungsgemäß, aber da ist ja auch jeder verschieden)


    Wobei der Kerl hier auch echt kein typischer Beckenzerberster-Drummer ist. Becken hängen lose und tief, können gut schwingen, Anschlagwinkel ist okay, er wischt teilweise/größtenteils...da gibt's echt schlimmere.

  • Außer dem tabuisierten P-Wort fällt mir als Hintergrund spontan ein: Beeinflussung des musikalischen Ausdrucks durch entsprechende Körpersprache und -bewegung. Einheit der mentalen Bilder ("Aaaarrrghhh!!!") und des körperlichen Ausdrucks ("Huuarrrghhh!!!") mit der bezweckten Message ("hmGlprmgAaaarrrghhh!!!").

  • "Sieht gut aus." darft du nicht sagen, wegen des in der Fragestellung bereits definierten und daher bekannten Posingsdiskussionsverbot!
    Es bleibt die Gravitation un die Beschleunig der trägen Masse "Stick."

  • Chuckowskaya...
    du bist auf der richtigen Fährte..
    Ich denke auch, es hat etwas mit innerer Representation des Rhythmus und zu tun.
    Simpelste Ausprägung kennen wir alle?!
    Stock oben - off-beat?

  • Ich würde in vielen Fällen davon ausgehen, dass eine sehr hohe/maximale Lautstärke erzielt werden will, aber die Technik dafür nie erlernt wurde. Für eine maximale Lautstärke bei moderaten Tempi setzt man alles was man zur Verfügung hat ein: Finger, Handgelenk, Unterarm/Ellbogen, Oberarm/Schulter. Da man je nach Instrument irgendwann, egal wie hart man zuschlägt, keinen Lautstärkegewinn mehr bekommt, schlagen die ohne gute Technik einfach trotzdem mit mehr Höhe zu, anstelle die Höhe zu reduzieren und z.B. mehr mit Fingern und Handgelenk zu spielen (den Stick zu beschleunigen).
    Ein zweiter Grund könnte darin liegen, dass die großen Bewegungen dem Gemütszustand des Schlagzeugers entsprechen der eine harte, laute und agressive Musik spielt. Es dient einfach dem emotionalen Ausdruck (hier ist nicht Posen gemeint) des inneren Empfindens.

  • Kann jetzt nur von mir selber sprechen:
    Ich persönlich neige dazu live WESENTLICH härter drauf zu schlagen als bei der Probe oder wenn ich für mich selber übe. Hängt einfach mit dem viel höheren Adrenalinspiegel wieder den ich während eines Auftritts habe.

  • Es gibt nun mal Musik, die vom Ausdruck ungezähmter Energie lebt. Alles andere würde dabei gar nicht funktionieren bzw. tlw. sogar lächerlich aussehen. Genau das ist z.B. mein Problem mit vielen vielen Coverbands, die dann beispielsweise den Klassiker "Killing in the Name of" spielen... schön und sauber. Das mag ja schön und sauber sein, ist aber absolut nicht das, was das Lebensgefühl der Band, des Songs und der Message zum Ausdruck bringt und mir kommen jedesmal die Tränen wenn ich dergleichen sehe. - PS zwischen den Zeilen: aus eigener Erfahrung ist mir sehr wohl bewusst, dass das nicht immer nur an den Musikern liegt, sonder auch an Vorgaben des zahlenden Veranstalters.


    Ein sehr schönes Beispiel fällt mir da immer ein: Dave Grohl spielt "Song for the Dead" mit den Queens of the Stone Age am (ich glaub) Glastonbury Festival - kann man auf Youtube nachsehen und wer will soll seinen Kopf schütteln. Was der da am Schlagzeug macht ist natürlich entgegen jedem Standardlehrbuch, das sich mit "richtiger" Stockhaltung und Technik befasst, ist jedoch genau das, was bei dem Song sein muss. Für alles andere würde ich keine 5 € Eintritt zahlen, um im Publikum stehen zu dürfen.

  • Zunächst: das Video zeigt eher weit ausholen mit "contra-effektiven Bewegungsabläufen" bzw. Anti-Ergonomie in Bewegung ;)


    Man müßte also womöglich die Diskussion aufsplitten in:
    1.) ausladende Bewegungen die konträr zur Lockerheit und Spieleffizienz stehen (und auch Folgen für das Material: Becken, Stikcs, Felle und im worst case Gesundheit haben können)


    Siehe Video oben!


    und:


    2.) ausladende Bewegungen die Ausdruck von Lockerheit! und! dramaturgischer Inszenierung sind, da der Drummer neben dem technischen Anspruch in einem Song noch genügend mentale und körperliche Recourssen hat, "um die Spannweite des Adlers" bewegungsharmonisch und optisch gefällig ;) zu zeigen.


    Ob man letzteres "Posing" nennt oder "Spaß am Instrument haben" oder "überlegene Körper-Kontrolle und -Wahrnehmung die über die pure Effizienz von Bewegungsabläufen hinaus auch noch sportiven Ausdruck gestattet" ist Ermessensfrage und ist je nach Drummer unterschiedlich bzw. nur Einzelfallabhängig zu beantworten. ;)


    Ich bin von jenen Drummern (Nr.2) die ausladende Bewegungem mit absoluter Lockerheit verbinden und harmonisch-fließenden! Bewegungen oftmals begeistert. Das in Sachen Bewegungslehre zu verinnerlichen/erreichen ist nämlich ein vielfaches kniffliger als einfach nur weit auszuholen und fest zuzuschlagen. Es ist oftmals genau das Gegenteil! davon.

  • Zitat

    Lady Gaga könnte ja auch ohne Verkleidung auftreten. Ich würde das nicht als "posing" bezeichnen.


    Stimmt! Wir Hessen nennen das dann einfach und ohne Schnörkel: nackisch!!! :D

  • Moin
    Weil der Herr im Startpost sonst seine Woodhoops nicht raushört :D
    Ganz im Ernst, . . .
    weil Arejay Hale das auch macht, "des kert so" :thumbup:
    [video]

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    [/video]
    Hier übrigens auch die Antwort bezüglich der vielbeschäftigten Frage zur Mikrofonierung beim singenden Drummer ;)
    Und wer das Geprügel durchhält (ich kann's 5x hinternander hören & sehen), fragt wohl eher warum er das mit dem HiHat bei 2.50 macht 8o
    Auch hier eine einfache Antwort, . . . sieht geil aus und, . . . "des kert so" :thumbup:

  • Ich mag den eleganten, effizienten und energiereichen Stil von Manu Kathche oder Dave Weckl - aber wie sähen die bei einem Hardrock- oder Metalkonzert aus? Da sehe ich lieber Dave Grohl oder Taylor Hawkins. Dennoch glaube ich dass das Geprügel soundmäßig gar nichts bringt...das gehört einfach zum Image eines "harten Kerls". ;)
    Und: Lady Gaga ohne Kostüm ist einfach eine mäßig ansehnliche Frau 8)

    sax drums und rock`n roll

  • Beeinflussung des musikalischen Ausdrucks durch entsprechende Körpersprache und -bewegung.


    Sowas in der Art hat auch Oli Rubow mal in einem Workshop gesagt, man hört die Haltung, die man einnimmt am Beat heraus. Er spielt zum Beispiel auch die Mutes in HipHop Beats voll aus, nur ohne die Trommeln/Becken zu berühren, weil "man das hört".

  • Bin da ganz bei CHuck, Nils und den anderen. Körpersprache überträgt sich einfach aufs Spiel. Ob das jetzt innere Dynamik (auch nicht vorhandene), Microtime oder was auch immer ist. Ich nenne es Leidenschaft. Kommt natürlich stark aufs Genre an.
    Ein Taylor Hawkins ist hierfür ein geradezu mustergültiges Beispiel. Stellt euch mal vor er würde mit 15% weniger Nachdruck spielen. Ich hätte wahrscheinlich keine einzige Platte von denen. Wäre langweilig und weich gespült.
    Wenn jemand mit kontrollierteren und effizienteren Bewegungen seiner Leidenschaft Ausdruck verleihen kann, dann ist das ganz prima für ihn. ^^


    Edit: da gibt es auch Parallelen zum Klavierspielen


    Grüße Marcus


  • 1.) ausladende Bewegungen die konträr zur Lockerheit und Spieleffizienz stehen
    2.) ausladende Bewegungen die Ausdruck von Lockerheit! und! dramaturgischer Inszenierung sind, da der Drummer neben dem technischen Anspruch in einem Song noch genügend mentale und körperliche Recourssen hat.


    Da schliesse ich mich an.
    Wobei ich denke, dass die Einser Fraktion eigentlich das Ergebnis der Zweier Fraktion anstrebt - aber nicht über ausreichende Mittel und Möglichkeiten oder gar das grundlegende Bewusstsein den Unterschied zu realisieren verfügt. Bei freier Wahlmöglichkeit (= vorhandenes Bewusstsein und Fähigkeiten) würde sich wohl jeder für Variante 2 entscheiden.


    Ich persönlich bin eher ein Schlagzeugstreichler und würde mich um Dynamik und differenzierte Spielkontrolle zu erhalten lieber auf eine angemessene Mikrofonierung setzen. (In diesem Sinne hat sich, wenn ich mich recht erinnere auch der gute Jojo mal geäussert.)
    Das Schlagzeug ist per se eins der lautesten Instrumente - mir hat sich noch nie erschlossen, wieso man da nun auch noch extra hart draufprügeln sollte.
    Wahrscheinlich hängt das aber auch mit dem (Laien)Image des Schlagzeugs als Hackklotz (welches bedient werden soll) und dem Alter und der Erfahrung des Drummers zusammen.


    Ich finde, was gut klingt sieht meist auch sehr gut aus - egal, was da konkret gerade passiert.

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