Universalmusiker

  • Hallo,


    Ich habe irgendwann mal beschlossen, dass ich jedes Genre bedienen können möchte. Bei Metal hat es angefangen, dann ging es zum Rock, Funk, Disco, Hiphop, ... , zurück zum Funk, Blues.. dann kam der Jazz, bei dem ich erst mal stecken blieb (vielleicht stecke ich immer noch, ich bin mir da manchmal nicht so ganz sicher).
    Nun bin ich in die eigenartige Situation gekommen, morgens Jazzstandards zu spielen und Abends eine Stunde den Grenzbereich des Metals zu ergründen. Zwischen den beiden Extremen versuche ich über den Tag einen geschmeidigen Übergang zu bilden.


    Wenn ich mir erfolgreiche Schlagzeuger anschaue, scheint das ein recht seltenes Phänomen zu sein. Das lässt mich etwas an der Vereinbarkeit zweifeln, auch aus dem Grund, dass ich im Jazz ein Plateau erreicht habe..
    Die Technik ist da, aber mit der Magie klappt es nicht immer. Jetzt frage ich mich, ob ich etwa mein Doppelpedal auf irgendeinem Altar opfern muss, um des Jazz' würdig zu sein?


    Bringt es einen als Musiker weiter, sich auf ein Genre zu konzentrieren, oder fallen euch Beispiele von Musikern ein, die es geschafft haben, Herr extremer Ambivalenz zu werden?

  • Hallo Marcel


    meine Meinung dazu:


    Gute Grundkenntnisse in allen Genres sind auf jeden Fall von Vorteil . Auch wenn du später zB nur Jazz spielen willst.


    Das du möglichst alle Bereiche möglichst perfekt abdecken willst ist schön, das geht aber nur bis zu einem gewissen Level .
    Es gibt vermutlich einige hoch Talentierten die können das .


    Vielleicht gehörst du dazu . (Ich weiß es nicht)
    Ich weiß nur das ich nicht dazu gehöre.

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

  • Ich bilde mir ein, dass die "Großen" meistens mit/in einem Genre erfolgreich sind. Bedienen können die alle aber sicher Vieles überdurchschnittlich gut.


    Vermutlich kann man als Normalsterblicher alles bis zu einem Level erlernen. Wie hoch dieses Level ist, liegt dann am Talent und Zeitaufwand. Um in (mindestens) einer Disziplin dann so richtig gut zu werden, sind natürlich noch mehr Talent und Zeitaufwand nötig. Außerdem muss man die Disziplin vermutlich auch wirklich mögen, um das nötige Sahnehäubchen drauf packen zu können.


    Man kann schlichtweg nicht alles haben/können, dazu fehlt die Zeit. Wer talentierter und/oder effektiver ist, erreicht mehr Tiefe und Breite. In den meisten Fällen würde ich sagen, dass bei größeren Talenten die Breite auch mit der Tiefe kommt (bzw. Breite mit deutlich geringerem Aufwand erreicht wird). Einfach, weil das nötige Handwerkszeug und die Musikalität da sind.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Hallo Zunge,


    ein paar Gedankenanstöße.

    Wenn ich mir erfolgreiche Schlagzeuger anschaue, scheint das ein recht seltenes Phänomen zu sein.

    Ich denke, die Häufigkeit ist nicht ausschlaggebend.


    Bringt es einen als Musiker weiter, sich auf ein Genre zu konzentrieren,

    Jeder kann sich auf etwas konzentrieren und spezialisieren. Bei dem Einen ist es eine bestimmte Musikrichtung, bei dem Anderen ist es das Universalsein. Ich denke, es ist wichtig, zu erkennen, wofür das eigene Herz schlägt: Das zeigt dann die Richtung.


    Eine gute Orientierung gibt auch das Wissen um eigenes Können und Verlangen als dem einen Pol, und Feedback darüber, was wie gut bei wem ankommt, als Gegenpol. Daraus kann sich etwas Magisches entwickeln: Der, der für ... spielt, und die ... , die es innigst lieben. Talent trifft Bedarf, Bedarf trifft Talent, und geben einander Flügel.


    oder fallen euch Beispiele von Musikern ein, die es geschafft haben, Herr extremer Ambivalenz zu werden?

    Da gibt es bestimmt ganz viele. Mir fallen ein Lenny Kravitz, Prince, oder als Band die Red Hot Chili Peppers (Rock, Punk, RHCP). Auch bei den Klassikern oder Jazz-Musikern wird man sicher fündig. Jemand sagte einmal, wir stehen auf den Schultern von Riesen, unseren Vorgängern. Daraus entsteht Neues, Eigen-Artiges.


    Ich habe irgendwann mal beschlossen, dass ich jedes Genre bedienen können möchte.

    Für mich würde ich klären, was dahintersteckt. War das eine fixe Idee ohne Fundament? Brach sich da etwas Bahn, was sonst nicht zu Wort kam? Was gab mir den Anstoß, und was wurde daraus, was könnte bestenfalls daraus werden?


    Und am Ende ist es doch so: Was mich packt, packt und bewegt auch meine Zuhörer, technisches Können hin oder her. Gerade als Schlagzeuger ^^ Packt mich nix, packen alle ein und gehen, denn DAS hören die ...


    Nachtrag

    Bringt es einen als Musiker weiter, sich auf ein Genre zu konzentrieren,

    Hand auf's Herz und nüchtern betrachtet: Wir Schlagzeuger liefern Pulsfolgen ab. Vergröbert, auf ein Tempo standardiseirt und auf ein einziges Pad projiziert haben wir vermutlich schon eine Menge der kombinatorisch möglichen Kombinationen aus Ganzen, Halben, Viertel, Achtel usw. irgendwie dargeboten (Selbst die Benamsung "Viertel" ist schon willkürlich: Es ist einfach ein Puls, ein Schlag, nicht mehr, nicht weniger.). So gesehen unterscheiden sich Genres in der Tendenz "nur" in der Instrumentierung, also wann ich welchen Schlag wie und wie stark auf welche Schlagfläche(n) geben. Das kann koordinativ herausfordernd sein, aber im Grunde, auf der Ebene Pulsfolgen, sind die Unterschiede vielleicht gar nicht immer so groß ...


    Was umgekehrt bedeutet, dass es auf unserem Instrument so viele schöne Möglichkeiten gibt, sich, was Einen bewegt, auszudrücken und hörbar zu machen. Und wenn einer ein Genre dazu bennen kann, möchte ich ihm oder ihr nicht diesen Spaß verderben ^^ Denn verglichen mit der Menge aller kombinatorsichen Möglichkeiten entstehen Genres auch durch die Menge an gespielten Pausen je Gliedmaß je Zeiteinheit - also durch geschicktes Weglassen :rolleyes:

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    4 Mal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Du hörst tagtäglich unbekannte Studiodrummer, die leben davon, daß sie alles (aus dem Ärmel) bedienen können - das ist deren Job. Nennt sich Berufsmusiker.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk


  • Jetzt frage ich mich, ob ich etwa mein Doppelpedal auf irgendeinem Altar opfern muss, um des Jazz' würdig zu sein?





    Das glaube ich nicht. Versuch doch einfach mal das was du sonst auf der Snare spielst auf der BD zu spielen, zumindest teilweise. Die BD hingegen auf der Snare und/oder Toms.


    Von so manchem Musikerpolizisten, solltest dich aber evtl. lieber nicht erwischen lassen. ;)


    Edith früher waren die noch nicht so streng


    https://www.youtube.com/watch?time_continue=59&v=qpvOccBtVl0


    Agathe mensch und sogar Hyperdrive toms

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    2 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Hallo,


    ich selbst bin ein Crossover-Typ und lasse mich nicht festnageln.
    Von Jazz bis Metal mache ich alles (wenn es mir gefällt).
    Da es auch im Jazz (jedenfalls jenseits der Dogmatiker) Doppelpedale
    und traditionell sogar zwei Bass Drums gibt (Ausnahmen sind das zwar,
    aber ziemlich bekannte), muss da nichts geopfert werden, dass ein
    Doppelpedal nur für sauschnelles alternierendes (und vielleicht auch
    enervierendes) Geballer taugen soll, ist das Ammenmärchen von Leuten
    mit eingeschränkter musikalischer Vorstellungskraft.


    Es ist für jeden Musiker gut, über den Tellerrand hinaus zu blicken,
    man wird tatsächlich in einem Genre besser sein als in einem anderen,
    und wenn man alles machen will, wird man zwar supervielseitig, aber
    halt kein Superspezialist sein, ab einem gewissen Niveau ist es aber
    auch wieder egal, denn seltenst wird extremes Spezialkönnen abgefragt.


    Viele bekannte Musiker sind für bestimmte Dinge bekannt, können aber
    tatsächlich auch andere Dinge, die sie aber öffentlich sichtbar nicht so
    oft oder gar nicht tun.


    Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass die Gruppe "Helloween" (seinerzeit
    bekannt für schnellen Schwermetall auf irgendeiner Aufnahme einer Bühnen-
    darbietung mittendrin geswingt haben (die Erinnerung ist aber durch die
    lange Zeit sehr trüb).


    Genre-Musiker auf Abwegen:
    [video]

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    [/video]


    Grüße
    Jürgen

  • Hallo Zunge,


    vergleiche Deine Situation mal mit einem Zehnkämpfer.
    Die beherrschen in der Regel alles recht gut, in ein oder zwei Disziplinen sind sie oft herausragend und holen dort die meisten Punkte, aber in einer Disziplin könnten die wenigsten in einem Einzelwettkampf mithalten.


    Auf z.B. mich bezogen heißt das: solange mein Umfeld (meine Bands) mich akzeptieren, bin ich damit zufrieden.
    Ich bin mir aber auch bewusst, dass ich mich im Amateurbereich - um nicht zu sagen: auf Hobbylevel - bewege.


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Ein ähnlicher Gedanke wie dem TO schwirrte auch mir neulich durch meinen Kopf, als ich auf FB mal wieder etwas über den "besten Drummer aller Zeiten" las. Da kam mir auch der Gedanke, ist der Meister in einem Spezialfach eigentlich der "bessere" Schlagzeuger oder das "Universalgenie"? Und da fiel mir auf, dass es zwar einige hervorragende Drummer gibt, die diverse Genres abdecken, als die ganz Großen aber zumeist jene genannt werden, die vornehmlich in nur einem Musikgenre unterwegs waren. Seltener sind das "Universaldrummer".


    Mal als kleiner Exkurs: Jene Drummer sind bekannt für ihre Leistungen in - wohl fast ohne Ausnahme - vornehmlich einem Musikstil. Buddy Rich, John Bohnham, Keith Moon, Joe Morello, Billy Cobham, John Robinson, Elvin Jones, Frank Beard, Phil Rudd, Nick Mason.


    Und aus dieser Liste werden immer wieder als beste Drummer aller Zeiten Rich, Morello und Bonham genannt. ;)


    Einige andere sind vielseitiger unterwegs, bedienen regelmäßig andere Musikstile. Steve Gadd, Kenny Aronoff, Phil Collins, Manu Katché, Vinnie Colaiuta, Hal Blaine, Simon Philips, Dave Weckl u.a. Viele von ihnen werden - trotz all ihres Könnens - seltener als beste Trommler in der Historie genannt.


    Hmm.... jetzt könnte man ja denken, die Spezis seien automatisch besser. Aber wie schon angemerkt, sind vielseitige Drummer oftmals in der Breite technisch sehr gut, in einem, wie von Jürgen K passend formuliert, Spezialgebiet aber nicht unbedingt überragend und vice versa. Natürlich gibt es ein paar wenige Ausnahmen, die in vielen Bereichen außerordentliches abliefern (siehe z.B. Colaiuta, Weckl oder Phillips), die Mehrzahl der Universaldrummer wird dennoch seltener bei der Auflistung der Ikonen hervorgekramt. Wohl auch, weil viele in den Studios primär arbeiten und weniger durch Bühnenpräsenz oder gar Extravaganz auffallen - ein wenig Wreck-Crew-like.


    Generell tendiere ich dazu zu sagen: Je mehr Musikstile man kennt, versteht, mit ihren Besonderheiten (einzu)schätzen lernt, desto besser ist man insgesamt aufgestellt. Auch wenn man in keinem Spezialgebiet zu einem Meister wird. Ein Meister muss man ja auch nicht werden, insbesondere wenn es nur um das Hobby geht. Meisterliches wird in den wenigsten Fällen abverlangt. Solides Mittelmaß in vielen Stilen, damit kommt man insgesamt wohl am weitesten.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Den Vergleich hatte ich auch im Sinn...Allerdings haben Zehnkämpfer gegen die Spezialisten der Einzeldisziplinen eher grundsätzlich keine Chance und schneiden teilweise (in den technisch anspruchsvolleren Disziplinen) im direkten Vergleich sogar "recht kläglich" ab. ( umgekehrt wären die Unterschiede allerdings sicher wesentlich größer).


    Speziell "Jazz" im Sinne von kleinen, filigranst agierenden Akustik-Combos stellt im Gegensatz zu Metal,Rock,Blues, Funk,Disco und sonstiger U-Musik wohl die größte Herausforderung dar, was alleine schonmal Dynamik, Vokabular und ganz besonders die Improvisation betrifft. In der Praxis lässt sich die Spielweise von Blade, Sanchez usw. jedenfalls eher nicht über eine "Metal-Kiste" erreichen...
    Andererseits spricht ja auch nichts dagegen, eine komplett eigenständige Klangvorstellung und -umsetzung zu entwickeln und konzertierend darzustellen. Da brauchts dann zunächst die geeigneten Mitspieler und anschließend die Akzeptanz eines Publikums.

  • Hallo,


    Ich habe irgendwann mal beschlossen, dass ich jedes Genre bedienen können möchte. Bei Metal hat es angefangen, dann ging es zum Rock, Funk, Disco, Hiphop, ... , zurück zum Funk, Blues.. dann kam der Jazz, bei dem ich erst mal stecken blieb (vielleicht stecke ich immer noch, ich bin mir da manchmal nicht so ganz sicher).
    Nun bin ich in die eigenartige Situation gekommen, morgens Jazzstandards zu spielen und Abends eine Stunde den Grenzbereich des Metals zu ergründen. Zwischen den beiden Extremen versuche ich über den Tag einen geschmeidigen Übergang zu bilden.


    Wenn ich mir erfolgreiche Schlagzeuger anschaue, scheint das ein recht seltenes Phänomen zu sein. Das lässt mich etwas an der Vereinbarkeit zweifeln, auch aus dem Grund, dass ich im Jazz ein Plateau erreicht habe..
    Die Technik ist da, aber mit der Magie klappt es nicht immer. Jetzt frage ich mich, ob ich etwa mein Doppelpedal auf irgendeinem Altar opfern muss, um des Jazz' würdig zu sein?





    Ich glaube der extreme Unterschied, speziell auf einem sehr kurzen Zeitraum, kann durchaus leicht zum Problem werden.


    Zu oft verfällt man in Gewisse Gewohnheiten, die einem bevorzugt liegen, gefallen oder die am meisten bedient werden. Ich z.B. arbeite z.B. sehr viel mit der Hihat, nutze bis auf das Ride Becken eigentlich Becken sehr wenig bzw. zu wenig.


    In speziellen Situationen, passt dann einiges nicht mehr so ganz, wirkt zu überladen und nicht passend (z.B. neige ich dazu, dann immer wieder zu viel mit der Hihat zu machen).


    Evtl. hilft, mal eine Zeitlang speziell, einige Teile aus dem Set dann herauszunehmen, weg zu stellen/abzubauen zu begrenzen, und mal wirklich auf das nötigste zu beschränken.


    Für Jazz mal ganz oder ziemlich minimlistisch nutzen, also nur Ride, Hihat, Snare, Bassdrum. Wenn man nur sehr wenig zur Verfügung hat, versucht man automatisch daraus "Alles" raus zu holen und konzentriert sich auf das wesentliche.


    Ich kann mir schon vorstellen das z.B. der Umgang im extrem Metallbereich/Speedmetallbereich speziel den Füssen, der ja bis zur Automation "eingefleischt" ist, und dann der extreme Wechsel zum anderen Genre ein Problem darstellt.


    Ich weiss nicht ob, es die Songs aus der Metallgeschichte es erlauben, in dem Bereich evtl. weniger auf Geschwindigkeit und nur Singels L/R was zu machen, mehr auf Technik, Figuren etc., dafür langsamer und weniger nicht kontinuierlich durch den Song .


    Aber evtl. wäre das ein Ansatz, der Hilft.


    Evtl. hilft dir so etwas.


    Edith, nochmal kurz gesagt es groovt wahrscheinlich nicht, da spielt auch sehr viel was MS - SPO in seinem Post ausführt eine Rolle.


    Ich weiss nicht ob du die Videos von Bernard Purdie kennst, ansonsten mal als Tipp, vor Allem mal wirklich auch zu hören was er so erzählt, speziell auch zum Tempo und Einfachheit, vor Allem "Enjoy/love What you doing"
    ich persönlich fand die sehr hilfreich.


    Wie gesagt das soll kein Patentrezept sein.


    Hier noch ein schönes Video zum Thema Double bass


    https://www.youtube.com/watch?v=NOJOACCcEgE

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
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    die Dörfer getrieben werden.



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  • Erstmal danke für die ausführlichen Antworten, ihr habt meine Sicht auf die Situation sehr bereichert.


    Es läuft wohl darauf hinaus, dass der "Jack of all tradesstyles" die Prämisse für das meistern einer Subdisziplin ist.


    drumrumköln: Ich würde ganze Genren nicht in E- und U- Musik einteilen. Manowar ist vielleicht keine E-Musik. Ernster als Meshuggah / AAL geht jedoch kaum.
    Aber das ist ein anderes Thema.


    Ich habe ein ganzes Jahr dem Jazz gewidmet, danach habe ich mich wieder dem anderen Extrem zugewandt. Wo vorher jeder Backbeat ein fortissimo Rimshot war, ist jetzt mehr Bedacht. Ob das jetzt Stil oder Stilbruch ist, bin ich mir nicht sicher.
    Den Tag darauf Jamsession im Jazzkeller Frankfurt, meine erste dort. Schlagzeug gegen unverstärkten Kontrabass und Klavier. Ich dachte, ich habe meine Dynamik im leisen Bereich im Griff, aber das war eine echte Herausforderung.


    Das interessante an der Sitation ist, dass sie sich nur auf das Schlagzeug bezieht. Viele Gitarrensoli aus den lauten Musikrichtungen könnte man genauso in einer Jazzkombi spielen, wenn man die Verzerrung rausnimmt.

  • Die Einteilung bzw Unterscheidung "E- und U-Musik" beziehe ich vor allem darauf, dass klassische Musikanten auffallend häufig mit Zettel auf dem Notenpult agieren...Die Herangehensweise ans Musizieren ist dahingehend grundsätzlich sehr unterschiedlich...


    Sich nach einem Jahr Beschäftigung mit "Jazz" auf eine Bühne einer "jazz-session" zu trauen, finde ich mutig. Hier hat man es ja doch ziemlich häufig mit Spielern zu tun, die das schon wesentlich länger machen und dieser Unterschied dürfte mutmaßlich auch ziemlich deutlich werden. Wenn da tatsächlich "nur" die Dynamik im Kontext mit Kontrabass und Klavier ein (letztlich zufriedenstellend bewältigtes?) Problem waren, musst Du schon extrem talentiert sein. Alleine die typischen Standards von der Form und dem Inhalt her zu kennen und beim Begleiten immer zu wissen, wo man gerade ist, dauert üblicherweise eher länger als ein Jahr....


    Die Gitarristen betreffend: Ich denke nicht, dass der verzerrte Klang hier der herausragend entscheidende Faktor ist...

  • Wenn man 2 Stunden als untere Grenze für die tägliche Routine am Instrument setzt, kann man in einem Jahr schon einiges schaffen. Es war zwar Anfangs ein regelrechter Kampf mit dem Ridebecken, aber er hat sich gelohnt.


    Die Session ist ganz gut verlaufen, es gab zwar einiges, das verbesserungswürdig war (ich habe es wohl mit den Ghostnotes etwas übertrieben..), aber solche Erfahrungen sind natürlich nötig, um Schwachstellen zu erkennen.

  • Wenn man 2 Stunden als untere Grenze für die tägliche Routine am Instrument setzt, kann man in einem Jahr schon einiges schaffen. Es war zwar Anfangs ein regelrechter Kampf mit dem Ridebecken, aber er hat sich gelohnt.


    Die Session ist ganz gut verlaufen, es gab zwar einiges, das verbesserungswürdig war (ich habe es wohl mit den Ghostnotes etwas übertrieben..), aber solche Erfahrungen sind natürlich nötig, um Schwachstellen zu erkennen.


    Nur als kleiner Zwischeneinwurf, wenn`s manchmal zum "Kampf" wird, hilft manchmal eine kleinere oder auch größere schöpferische Pause. In der Zeit kannst dich evtl. entspannen, dabei z.B. Jazz hören der dir gefällt und "lernst" trotzdem was dabei ohne es zu bemerken. Danach geht vieles oftmals viel leichter, also nicht "immer" unbedingt unter Druck setzen.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Moin,
    Bei der Überschrift musste ich zuerst an multiinstrumentalisten denken. Und vielleicht passts ja auch ein bisschen zum Thema...
    Ich glaube dass es in einigen Dingen parallelen gibt, die einem helfen Dinge besser zu verstehen. Von wegen 'trommeln ist Puls und relativ leicht mathematisch auseinander zu dröseln. Klar gibt mir ein bisschen jazzmucke such Inspiration für neue drum'n Bass beats. Und jetzt kommts;) : stell doch einfach mal das Schlagzeug ne weile in den Keller und Spiel Bass,... oder Klavier, Gitarre sonstwas. Auch da gibts parallelen, und es unterstützt sich gegenseitig. Außerdem fördert es die musikalität eines Schlagzeugers so glaube ich enorm, wenn man ein bisschen versteht was die anderen da eigentlich machen ;b
    Ich werde mich zwar hüten eines meiner zweitinstrumente in einer qualitativ ausgerichteten Formation zum besten zu geben, aber es macht auch Spaß, erweitert den horrizont, und wenn hier jemand von 2 Std täglichen übens spricht, dann sind 15 Minuten fremdinstrument sicher keine fehlinvestition :)

    wenn du nichts nettes weißt was du jemandem sagen kannst, dann sag am besten garnichts

  • Hand auf's Herz und nüchtern betrachtet: Wir Schlagzeuger liefern Pulsfolgen ab. Vergröbert, auf ein Tempo standardiseirt und auf ein einziges Pad projiziert haben wir vermutlich schon eine Menge der kombinatorisch möglichen Kombinationen aus Ganzen, Halben, Viertel, Achtel usw. irgendwie dargeboten (Selbst die Benamsung "Viertel" ist schon willkürlich: Es ist einfach ein Puls, ein Schlag, nicht mehr, nicht weniger.). So gesehen unterscheiden sich Genres in der Tendenz "nur" in der Instrumentierung, also wann ich welchen Schlag wie und wie stark auf welche Schlagfläche(n) geben. Das kann koordinativ herausfordernd sein, aber im Grunde, auf der Ebene Pulsfolgen, sind die Unterschiede vielleicht gar nicht immer so groß ...


    In der Praxis dann doch... Das ist für mich fast so, als würdest du sagen, dass z.B. englisch, französisch und deutsch alle aus denselben paar Buchstaben bestehen,
    und sogar viele Satzbauregeln grosse Ähnlichkeiten aufweisen. Dennoch wissen wir alle, wie sauschwer es ist, mehr als eine dieser Sprachen auf einem überzeugenden
    Niveau zu beherrschen.


    Grundpatterns sind das eine, das andere sind Sound (des Instruments sowie Phrasierung und Dynamik im Spiel) und "Sprache" - wie man spielt.


    Ich bin ehrlich gesagt auch nicht der Meinung, dass die Peppers krasse stilistische Bandbreite aufweisen. Natürlich klingt die Band ordentlich vielseitig, vor allem
    wenn man ihren Katalog über die Jahre durchhört, aber sie bleiben doch sehr klar bei ihren Leisten. Ähnliches gilt für mich für den Lenny und sogar für den Prince.
    Eigentlich tut das fast jede Band. Coldplay gingen ziemlich neue Wege mit ihrem neuen Album, die Peppers auch tatsächlich, aber es hat auch sehr mit Produktion,
    Sound und Mix zu tun, weniger mit einer "Neuerfindung" eines Instrumentalisten (oder Sängers) von sich selbst, meine ich.


    Zunge: Kennst du Mr. Bungle? Kam mir spontan in den Sinn - eine Band, die wirklich krass in Stilen herumspringt, und zwar innerhalb von wenigen Takten :) .
    Vielleicht gibt dir das Getrommel inkl Soundästhetik dort ein paar Ideen?

  • @ Mattmatt


    Das mit den Buchstabenvergleich ist evtl. ein guter Ansatz/Vergleich. Zum Großteil besten die Buchstaben im englischen, französischen, deutschen, aus den selben Buchstaben, bis auf die in der Minderzahl eher wenigen Ausnahmen.


    Ich möchte an der Stelle, z.B. die sich deutlich dazu unterscheidenden asiatischen Klangsprachen aufgreifen. Die nicht nur andere Buchstaben besitzen, sondern wo die Buchstaben besser Wortkombinationen durch die Betonung ganz unterschiedliche Bedeutungen erfahren.


    Purdie z.B. spricht in seinem Videos von den Rhythm Melodies (works especally for Drummers) und macht einen unterschied zu Song Melodies. Spricht aber auch in der Weise das er die für Mitmusiker spielt, das sich das klanglich passend einfügt.


    Eines der Hauptunterschiede ist wohl das virtuose besonders klanglich sich einfügende Spiel im Jazz. In anderen Generes, hingegen übernimmt oder soll das Schlagzeug ja eher eine Rhytmische führende Rolle übernehmen.


    Mir stellt sich manchmal die Frage wird im Jazz nicht auch vermehrt "nachgespielt" in Form von weniger Rhythmus vorgeben, das auch zeitlich gemeint. Oder liegt die Kunst eben auch im passenden "Vorausschauen", was kommt jetzt. Oder ist es Beides


    Bloß insgesamt gesehen ist es trotzdem nur ein Anschlagen von Instrumenten, ich rede bewusst von Instrumenten. Sowohl z.B. bei Gitarre, als auch Klavier, schlage ich ja etwas an, die Seiten.
    Bei der Gitarre mit den Fingern, beim Klavier über die Tasten mit dem Klöppel, Beim Schlagzeug eben mit Sticks`s oder ähnlichen.


    Die unterschiedlichen teile des Schlagzeugs könnte man, mit unterschiedlichen Seiten vergleichen. Wenn die zeitlich und klanglich richtig gewählt werden kann etwas in beide Richtungen ehr klanglich "harmonisch musikalisch" klingen oder eben mehr rhythmisch.


    Purdie demonstriert das auch sehr schön, in dem er verschieden Teile des Sets anspielt, einiges fügt sich klanglich weniger gut ein, damit es groovt und gut, besser passend rüber kommt.


    Und da bin ich jetzt bei @ kid A, das es sehr viele parallelen zu anderen Instrumenten gibt.


    Mir gegenüber wurde auch schon mal behauptet, naja Schlagzeug schön und gut, aber alleine des klingt doch net, so Rhythmus alleine ohne weitere Begleitung.


    Ich hab das sofort verneint, weil man kann ein Schlagzeug ebenso virtuos klanglich harmonisch spielen und nicht nur Rhytmisch.


    Und da bin ich bei,

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • In der Praxis dann doch... Das ist für mich fast so, als würdest du sagen, dass z.B. englisch, französisch und deutsch alle aus denselben paar Buchstaben bestehen, und sogar viele Satzbauregeln grosse Ähnlichkeiten aufweisen.

    Nein. Ich denke, mein Punkt ist hörbar, wenn man a) alle Schläge auf nur eine Schlagfläche bringt und sein Tempo standardisiert, b) die gespielten Pausen zwischen zwei beliebigen Phrasen zweier beliebigen Stile entsprechend auffüllt, um den einfacheren in den komplexeren zu überführen, und abschließend c) die dann noch verbleibenden Pausen im komplexeren Stil auch wieder mit Schlägen auffüllt: Dann landet man bei der vollen Kombinatorik. Umgekehrt geht's dann auch ^^ , denn es geht um Tranfsormation, das Überführen des Einen in das Andere, vor oder zurück.


    Der Unterschied zur Sprache ergibt sich aus den Pulsen. Und da unterscheiden wir uns selbst von den Klicklauten der Kisuaheli ... und wir sind viel näher dran an den Clocks der Digitalelektronik, technisch gesprochen. (Je eine Schlagfläche entspricht dann je einer Clock, mit beliebigen Tastverhältnissen, und jede Schlagfläche bildet sich in je eine Stimme im Notenblatt ab: Das Notenblatt ist im Grunde auch nur eine Timingdarstellung ...)


    Ich bin ehrlich gesagt auch nicht der Meinung, dass die Peppers krasse stilistische Bandbreite aufweisen.

    Stimmt, die haben sie sie nicht. Gemeint war ihre historische Entwicklung der einzelnen Bandmitglieder vom Rock über Punk zu dem, was sie heute abliefern (perspektivisch das Ergebnis früherer Universalität). Das ist offenbar so unverwechselbar und ansprechend, dass einige Musikausschnitte immer wieder gerne zur Untermalung von TV-Beiträgen auftauchen :D


    das andere sind Sound (des Instruments sowie Phrasierung und Dynamik im Spiel) und "Sprache" - wie man spielt.

    Ja, das ist dann der Aspekt Anwendung (technisch) bzw. Ausdruck (musikalisch). Wobei man jeden Ausdruck notieren könnte und damit in obige Betrachtung überführen könnte ... und umgekehrt ...



    Einsicht kann Aussicht verschaffen :rolleyes:

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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