Unfassbares Drum Solo von Thomas Lang

  • Hallo liebes Forum,


    ich bin neu hier und möchte mich mit folgendem Schatz vorstellen. Ich habe im Keller einen Karton mit alten MiniDV Kasetten gefunden, mit Aufnahmen der Musikmesse 2005. Darauf enthalten war ein 18 Minuten Solo von Thomas Lang, für mich eines der besten, die ich von ihm gesehen habe. Er hat viele Ostinatos benutzt und ist polyrhythmisch darauf abgegangen - wirklich unglaubliche Performance. Ja, die Kameraführung ist nicht immer optimal (ich war jung und wusste damals noch nicht, dass diese Aufnahmen mal außerhalb meines Hauses gezeigt werden müssten). Aber die Performance und auch der Sound sind einfach zu gut, um sie Euch vorzuenthalten.


    Viel Spaß beim Staunen:


    https://www.youtube.com/watch?v=2hBd6Ayx7l4

  • aber ich werd mit ihm und seinem Getrommel halt einfach ned warm


    Geht mir leider auch so. Was ihn auszeichnet, ist vor allem seine Tightness. Ein Spezl von mir arbeitet gelegentlich mit ihm im Studio und sagt, das ist unglaublich präzise, und man muss so gut wie nichts nacheditieren, auch im Vergleich zu anderen durchaus namhaften Drummern wie Mark Schulman etc.

  • Für Dream Theater hat's aber dennoch nicht gereicht. Schon erstaunlich angesichts seiner unbestrittenen technischen Fähigkeiten. Mich spricht er aber ebenfalls seit Jahren nicht an, liegt wohl am "feel" dass ich vermisse. Ist mir einfach zu mechanisch (zu sehr "Terminator"). Viele viele Noten aneinandergereiht, das macht's für mich einfach nicht. Hat der eigentlich jemals fest bei einer Band ein Engagement gehabt?

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Hängt davon ab, was du als festes Engagement definierst. Zum Beispiel war er mit Gianna Nannini auf Tour.
    Das wäre für mich aber kein Qualitätskriterium, denn wenn einer eher Projektarbeiter ist und keine festen Engagements sucht, sagt das ja nicht zwingend was über seine Fähigkeiten aus.


    Edit: Gianna Nannini ging sogar über einige Jahre

  • Wäre er denn beim aufgeblasenen Prog-Orchester Dream Theater lange froh gewesen? Ich glaube nicht. Die neueren Mangini-Interviews klingen eher ernüchtert im Bezug auf kreativen Prozess, Einbeziehung usw. Von der Präzision her wäre TL perfekt gewesen, ich kann mir aber nicht vorstellen, das ihm dieses verquaste Zeug auf Dauer Spaß gemacht hätte. Das Solo hat seine Momente, mein lieber Scholli

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Für Dream Theater hat's aber dennoch nicht gereicht. Schon erstaunlich angesichts seiner unbestrittenen technischen Fähigkeiten. Mich spricht er aber ebenfalls seit Jahren nicht an, liegt wohl am "feel" dass ich vermisse. Ist mir einfach zu mechanisch (zu sehr "Terminator"). Viele viele Noten aneinandergereiht, das macht's für mich einfach nicht. Hat der eigentlich jemals fest bei einer Band ein Engagement gehabt?


    Ja, hatte er. War der Drummer für Falco, Gianna Nannini,..........


    Habe ihn kurz kennen lernen dürfen und war sehr interessant Ja auch für mich ist er sehr technisch, sehr extrem oft. Aber lt. seiner Aussagen ist das sein Markenzeichen in der
    Drummerwelt. Jeder muss sich irgendwo vermarkten um irgendwo beruflich zu überleben. Aber sein Hauptjob zu 80% ist Bumm Tschak. Zudem war er sehr ehrgeizig und hat
    extrem viel geübt, was ein anderer Bekannter mit erzählt hat.


    Irgnendwie habe ich das Gefühl wenn ich meine Worte lese, das ich mehr üben sollte und weniger schreiben

    Alles wird gut

  • Okay, Festengagements hatte er also, das ist geklärt. Aber die scheinen ja nun auch länger zurückzuliegen (Falco ist ja schon 'ne Weile hopps). Mit seinen technischen Fähigkeiten müssten theoretisch etliche Bands bei ihm ständig anklopfen. Aber vielleicht will er inzwischenlieber nur Studiosachen machen, wie John Jr. Robertson oder Ash Soan, anstatt mit 'ner Band dauernd herumtouren zu müssen. Hat ja auch seine Vorteile (Weniger Reisestress, familienkompatiblere Arbeitszeiten, mehr Abwechslung,...).

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Das kann ich dir auch nicht beantworten was seine Antriebsfedern momentan sind. Da gibt es ja für jeden viele Entscheidungsgründe.


    Aber das Thema "Spitzensportler" und "Promis", sowie "Spieltechniken" sowie "Musikstile" kann und darf auch wieder immer polarisieren
    und jeder für sich selber entdecken und entscheiden und wird auch nie eindeutig geklärt werden.


    ich habe ihn symphatisch in Erinnerung, auch als Live Akt, kann aber außer Bewunderung für das technisch machbare und wie er das zeitweise
    auf die Spitze getrieben hat für diese "Leistungssportart" auch nicht ganz so viel aufbringen.


    Trotzdem Respekt von meiner Seite.

    Alles wird gut

  • Zitat

    zudem war er sehr ehrgeizig und hat
    extrem viel geübt, was ein anderer Bekannter mit erzählt hat.


    Ich behaupte: das hört und sieht man auch ohne Insider-Tips ;)

  • Danke das das jetzt auch international (also außerhalb Österreichs) bestätigt wird und ich außen vor bin :P
    Aber lt. Aussagen war es wirklich so, das wenn du anderen abends unterwegs waren, er seine Rudiments runter
    geprügelt hat.


    Aber somit ist hier hier, zumindest von mir, alles gesagt.


    :)

    Alles wird gut

  • Petrucci wollte jemanden finden, der gut zur Familie passt. Skills waren zwar wichtig, aber nicht matchentscheidend. So kam ihm ein Italiener natürliich gerade gelegen.


    Zumal Lang Österreicher ist. Historisch nicht ganz unbelastet das Verhältnis zwischen Italien und Österreich.
    Ich mag sein Spiel, diese abartige Technik hat meine höchste Bewunderung. Und außerdem sind mir Österreicher schon immer sehr sympathisch gewesen (ich weiß, politisch Grad bisschen schwierig).
    Das Solo finde ich absolut erste Sahne.

    Wo Dummheit herrscht, ist das Selbstbewußtsein König.


    Mein Krempel

  • Zitat

    Danke das das jetzt auch international (also außerhalb Österreichs) bestätigt wird und ich außen vor bin :P
    Aber lt. Aussagen war es wirklich so, das wenn du anderen abends unterwegs waren, er seine Rudiments runter
    geprügelt hat.


    :thumbup:


    Ja, mit Sicherheit.


    Oben am Mount Everest ist die Luft dünn. Den erklimmen nicht alle. Im Forum liest man manchmal, man müsse nur den selben Rucksack kaufen und die edlen Bergschuhe und 10 Kniebeugen mehr als sonst machen und dann wäre man auch oben. Ich nenne derartigen Unfug: "das eigene Spiegelbild anlügen". :D


    Wer ganz oben ist (das erreichen nur sehr wenige) hat in 90 % der Fälle das Vorstellungsvermögen des Normalbürgers übersteigendes! hohes Talent und zusätzlich die meisten von jenen wenigen noch außerordentlich diszipliniert und viel geübt.


    Das klingt für manche nicht nach Rock 'n' roll, aber romantisierende Legenden helfen ja nicht weiter, die Bandbreite dieser Welt zu verstehen.


    Der Weckl z.B. war in manchem Interview schon früher auch zuweilen deutlich, dass als Kumpels am Strand in der Sonne mit Girls im Plausch etc. waren, er im Keller trommelte und zwar stundenlang, jeden! Tag über Jahre. Das irgendwie alles seinen Preis hat.


    Wenn man Kontraste liebt, findet man auch im Black Metal-Bereich sehr beeindruckende Drummer und Hochgeschwindigkeitsartisten die über zig Jahre 3-5 Stunden Snare-Technik übten und zusätzlich 3-5 Stunden Double-Bass (macht 6 - 10 Stunden täglich!) und eben dann auch im Verbund! mit außerordendlichem Talent somit zu den auserwählten wenigen! gehörten mit der Bergbesteigung ohne Sauerstoff bzw. atemberaubend-virtuose Dinge am Instrument vollbringenden. Ich weiß zwar nicht wann die parallel zu derartigem Übeprocedere noch der Schulpflicht nachkamen ;) ... aber diese Frage erklärt dann vielleicht indirekt zuweilen "die intellektuelle Tiefe" mancher Texte einzelner Bands :D ;) Humor rulez

  • Was Lang in der Zeit trieb, in der er "Creative coordination" produziert hat, ist technisch wirklich anmaßend. Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich das inspirierend oder demotivierend finden soll.


    Verständlich, dass sein getrommle an viele nicht ran geht. Das ist ein ganz bestimmter Blickwinkel, aus dem man das betrachten muss.
    Ich vermute, seine Art zu musizieren ist aus sehr viel Zeit alleine am Instrument und viel Theorie entstanden, weniger mit Mitmusikern.


    Er gibt übrigens am 13.4 zusammen mit Virgil Donati eine Clinic in FFM, hab meine Karte schon. Kommt hier noch jemand vorbei?


    Wer langen, technisch komplexen Solos was abgewinnen kann, dem kann ich noch dieses leider sehr unbekannte Keith Carlock Video empfehlen.

  • Danke für das KC-Solo!
    Er ist für das was, ich an trommelnden Musikern schätze,
    der für mich kompletteste, den ich kenne.


    Gerald, Dir muss ich widersprechen (Ich trau mich was!).
    Von denjenigen Auserwählten, die ganz oben verweilen,
    haben ALLE geübt wie die Irren.


    TL ist ein Monster. Schade, dass man seine unglaublichen
    Fähigkeiten so selten mit Musik hören kann. Die Sachen,
    die ich von ihm kenne, sind fast immer Bedienerjobs. Die
    macht er absolut okay. Was davon deutlich abweicht ist
    die CD mit dem Vienna Art Orchsestra, die ich habe.
    Gerne mehr davon. Seine Solozeuch macht's mir nicht so.
    Dass auf Trommlerplatten die Trommelei eine exponierte
    Position einnimmt, ist vollkommen okay. Bisweilen klingen
    leider auch die Kompositionen auf Trommlerplatten nach
    Trommlerplatte, frei nach des Kaisers Erkenntnis "Die
    Schweden sind keine Holländer" (Na ja, die Holländer sind
    im Moment auch keine Holländer mehr). Wie dem auch
    sei, ich habe höchsten Respekt, vor dem, was TL so treibt
    und wenn ich mir wieder mal was Unglabliches von ihm
    ansehe, ist es so wie im Zirkus Roncalli, wenn so ein
    Wahnsinniger blind mit sieben Keulen jongliert und dabei
    noch ein Spiegelei brät: Mir fällt einfach die Kinnlade
    runter.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Bei Lang geht es mir immer so dass ich denke, der gute Mann kann wohl alles nochmal doppelt so schnell spielen wie alle Anderen.
    Auf der einen Seite ist das unheimlich beeindruckend und fast schon konkurrenzlos, auf der anderen Seite aber speziell für mich sehr schnell übersättigend und extrem ermüdent. Ich halte das nicht lange aus.
    Es fehlt mir da sehr schnell diese "menschliche" Komponente, denke ich schaue einer Maschine zu die gerade ihre Schlagzahlen fährt.
    Dass er (und die vielen anderen Top Trommler) sehr viel und wahrscheinlich überwiegend alleine getrommelt hat das merkt man schon sehr deutlich.
    Ich denke auch dass es seine "Attitüde" ist dass er nicht öfters mit Bands mit auf Tour ist.
    Ich stelle es mir als Mitmusiker auch schwierig mit ihm vor, würde wahrscheinlich dauernd zu ihm sagen "jetzt spiel' doch da nicht so viel... lass es atmen".


    Mit Terry Bozzio geht es mir übrigens im Bereich "Drumsounds" im Prinzip genauso. Es ist einfach zu viel des Guten. Da noch draufhauen, dort nochmal klingeln... too much for me.
    Eine zeitlang fand' ich das spannend, mittlerweile kann ich da nur noch abwinken.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!