Beginnenden Keyhole, Ursachenfindung. Jemand Erfahrungen?

  • Moin, ich habe ein ziemlich großes Problem.
    Heute beim Umbau meines Sets habe ich relativ viele plastikspähne auf meinem Hi Hat Ständer entdeckt.
    Die Ursache ist die Hülse in der das Bottom Becken der Hi Hat sitzt (eine Furche rund um das Plastikteil).
    Dann habe ich das Bottom Becken inspiziert und entdeckt dass es vergrößert ist. Ich kann nicht das klassische „Schlüsselloch erkennen sondern eher eine gleichmäßige Vergrößerung. Es handelt sich um Meinl Byzance Jazz Tradition Hi Hat’s, von der Verarbeitung her top.
    Ich setzte sie eher im gemäßigten Musikbereich ein (Jazz, Polka, Ska). Offene Passagen spiele ich eher selten.
    Die Hi Hat ist eine Pearl Eliminator Redline, auch hier alles top verarbeitet. Das Loch in der Hi hat ist auch nicht wie sonst üblich schön entgratet, sondern relativ scharf. (Es ist ca 1,5 Millimeter breiter als das Top- Becken).
    Nun meine Frage: was könnte das verursachen? Ich habe so etwas davor noch nie gesehen und auch noch nichts davon gehört, logisch wäre sowas aus meiner Sicht nur bei direktem Kontakt von Becken zu Metallgewinde.
    Kann es sein dass die Metallspähne des Beckens einen „Schleifeffekt“ zur Folge haben?
    Wie würdet ihr damit verfahren um die schönen (und teuren) Beckn vor vorzeitigem Ableben zu schützen?
    Ein paar mal mit Klebeband drum rum wäre jetzt meine Idee gewesen, hat jemand einen anderen Vorschlag oder kennt die Situation?
    Beste Grüße und danke schonmal für alle Antworten im Vorraus!

  • Dann müsste ja das Loch nach deiner Vermutung durch das Plastikteil erst "scharf" geworden sein. Das erscheint mir seltsam und habe ich auch noch nie erlebt. Sicher, dass das Loch / der Grat nicht schon scharf war und du Henne und Ei vertauschst? Ich vermute, das war schon anfangs scharf und hat erst das Plastik gerebelt.


    Klebeband hilft da nicht bzw. nur kurz, ist schnell durch und sifft dann nur noch. Ich würde versuchen, den Grat stumpf zu bekommen. Entweder selbst (mit Rundfeile und feinschmirgeln) oder durch einen Fachmann (muss m. E. nicht sein).

  • Danke, das mit dem schlauch wird definitiv länger halten als Tape, das werde ich wohl machen.
    Chuck Boom: Ich bin mir ziemlich sicher. Die Hi Hats waren zwar gebraucht, allerdings checke ich immer alles was neu zu mir kommt bis ins kleinste Detail.
    Außerdem habe ich die Angewohnheit becken zu tauschen/ transportieren dass ich sie nur mit dem Kleinen finger im Innenloch hochhebe, und heute habe ich mich dabei fast geschnitten, obwohl ich die Hi Hat davor unzählige male bewegt habe ohne dass was passiert ist. Ich bin wirklich am Rätseln woher das kommen könnte....

  • Hm, mysteriös. Aber wie auch immer, den Grat als erstes mal stumpf kriegen solltest du auf jeden Fall. Wenn der Hartplastik zerlegt, hält Silikon auch nicht lange.

  • Ein "ziemlich großes Problem" seh ich da jetzt nicht.. entgrate das Loch, mach ein neues Plastikdingen drauf und gut ist

  • Hallo Drummelehle,


    interessanter Effekt. Konstruieren wir einmal Deine Beobachtungen.


    A ) Das Loch ist gleichmäßig verbreitert, nicht einseitig. Das spricht dafür, dass das Bottom Becken sich im Laufe der Zeit dreht, entweder bewusst durch Dich, oder als Folge des Spielens. Wäre es nicht so, könnte das Loch sich nicht gleichmäßig vergrößern.


    B ) Die Scharfe Kante ist Dir beim Kauf nicht aufgefallen, jetzt schon. Das spricht dafür, dass sie nachträglich entstand.


    C ) Es gibt Plastikspäne. Das spricht dafür, dass das Metall härter und das Plastik weniger hart ist.


    D ) Auch das Plastik hat rundherum eine Art Rille. Das passt zu A ).


    E ) Bleibt die Frage, wie das auftreten kann. Meine Vermutung: Zufällig passen die Härten des Metalls und des Plastiks so zusammen, dass sich das Metall schabend und zuspitzend in das Plastik hineinarbeitet, ähnlich wie bei bestimmten Schleifsteinen aus der Küchenschublade. (Die Legierungsbestandteile Kupfer, Zinn u.a. sind sehr duktibel, also leicht formbar ...)


    Ich denke, damit erklärt sich der Effekt zwanglos. Die einzige Unsicherheit bleibt bei meiner Härtenvermutung.


    LÖSUNGEN ... sollten, wie bereits vorgeschlagen, zuerst den Grat im Beckenloch entfernen. Ich glaube nicht, dass Du dabei viel Schaden anrichten kannst. Etwas feines Sandpapier, ein Keramikstab, vielleicht ein Hartholz oder Ähnliches soltlen den Job erledigen. / Dann solltest Du die Härtenunteschiede vergößern, also das Plastik austauschen, spricht etwas weicheres, weniger hartes nehmen. Da könnte der Silikoschlauch (zäh) ebenso funktionieren, wie das Klebeband.


    Grüße, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Super Analyse, Michael, wie immer :thumbup:
    Die Frage, die für mich hier noch bleibt: wie hätte man das vermeiden können? Was können wir anderen daraus lernen, dass uns sowas nicht auch mal passiert? Aus E) ergibt sich dann, dass bestimmte Becken mit bestimmten Plastikhülsen sich nicht vertragen?

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  • @robi: Also einfach so ein neues Plastikdingen draufzumachen würde das Problem ja nicht lösen.
    Erstens ist das Teil fest mit der Hi Hat verklebt, und zweitens kann man es nicht als Ersatzteil ordern (laut Just Music).
    Und ohne mein Zutun (damit meine ich das einbringen von schleifkörpern o.ä ist das Problem ja entstanden und würde sich auch mit neuem Plasteteil wohl so fortsetzen.
    Was MS-SPO sagt hört sich sinnvoll an und hat nach meinem beschränkten Verständniss in der Werkstoffkunde hand und Fuß. Dass die Plastespähne scheinbar eine Art schleifkörper fürs Becken darstellen. Das würde auch erklären warum ich mit meinen Byzance Traditional Hi Hat’s nie dieses Problem hatte.
    Ich werde das Loch jetzt erstmal entgraten und einen Silikonschlauch drüber stülpen.
    Danke euch allen für die Konstruktiven Ratschläge!

  • Super Analyse, Michael, wie immer :thumbup:

    Danke, danyvet: Da kommen eine gute Beschreibung und (m)eine Berufskrankheit zusammen ^^


    Die Frage, die für mich hier noch bleibt: wie hätte man das vermeiden können? Was können wir anderen daraus lernen, dass uns sowas nicht auch mal passiert? Aus E) ergibt sich dann, dass bestimmte Becken mit bestimmten Plastikhülsen sich nicht vertragen?

    Ich vermute, das ist einfach nur ein zufälliges Pech: Man sieht's ja auch an den Reaktionen - Nahezu niemandem passierte das vorher schon einmal.


    Ich glaube auch nicht, dass sich da viel vermeiden lässt - alleine, wenn ich mir die dazu nötigen Tests vorstelle :thumbdown:


    Aus E) ergibt sich dann, dass bestimmte Becken mit bestimmten Plastikhülsen sich nicht vertragen?

    Ja, das wäre die logische Konsequenz. Wir können ja weder etwas über das Mikrogefüge der Beckenlegierung wissen, noch über das Plastikmaterial. Beispielsweise mischte man bei Halbleitergehäusen häufig feine Metallspäne in die Plastikmasse, um besser Hitze vom Chipkristall nach Außen zu transportieren (Hatte aber auch Nachteile).


    Ich werde das Loch jetzt erstmal entgraten und einen Silikonschlauch drüber stülpen.

    Viel Erfolg ^^

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Hm, mysteriös.

    Tja, wenigstens das Leben von Technikern oder Ingenieuren ist voll von solchen Mysterien. Von diesem hier hörte ich vor vielen Jahren auf einer US-Konferenz (als man noch gerne in die USA wollte ...)


    Ein Mann setzt sich in den USA ins Auto, fährt zu seiner Eisdiele und bestellt ein Eis. Als er wieder losfahren will, lässt sich sein Auto nicht starten. Das passiert immer wieder, und nur bei dieser Eisdiele.


    Magie? UFO's? Kobolde?


    Nach vielen Ingenieursstunden fand man es heraus: Die Umstände und deren Zeitverlauf waren das Entscheidende. Beim Losfahren war der Motor kalt und bei Ankunft an der Eisdiele im - für den Fehler - richtigen Zustand. Die Eisbestellung dauerte immer etwas, so dass der Motor eine Weile in diesem Zustand blieb, und die Bedingungen für den Fehler immer günstiger wurden. Beim Losfahren war, glaube ich, einfach nur der Vergaser "jenseits von Gut und Böse" ...


    Was wir daraus lernen können?


    Nur weil wir bestimmte Dinge für einen bestimmten Zweck zusammenbringen (Plastik + Becken (+ Schwerkraft + Noten + ...)), oder ihnen entsprechende Namen geben ("Halter"), heißt das noch lange nicht, dass andere Umstände nicht andere Ergebnisse zulassen ("Schleifer"). Und das hat dann sehr wenig mit Magie und sehr viel mit unserer Wahrnehmung zu tun ;( :rolleyes:

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • E ) Bleibt die Frage, wie das auftreten kann. Meine Vermutung: Zufällig passen die Härten des Metalls und des Plastiks so zusammen, dass sich das Metall schabend und zuspitzend in das Plastik hineinarbeitet, ähnlich wie bei bestimmten Schleifsteinen aus der Küchenschublade. (Die Legierungsbestandteile Kupfer, Zinn u.a. sind sehr duktibel, also leicht formbar ...)


    Also so ganz kann ich dieser Theorie nicht folgen. Kupfer und Zink sind relativ weiche Metalle, aber die Legierung Bronze ist das keineswegs. Bei meiner 2002 Hihat hatte es über 10 Jahre gedauert, bis das Gewinde der Clutch das Loch des Tops relativ gleichmäßig erweitert hatte. Und das war geriffelter Stahl gegen Bronze... Dass das Kunststoffunterteil das Bottom innerhalb so kurzer Zeit spanend bearbeitet haben soll, kann ich nicht glauben. Ich glaube ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass das geht. Wenn das Kunststoffunterteil vom Durchmesser so groß ist, dass sich das Becken darin nicht mehr richtig bewegen kann, dann könnte es vielleicht auf Dauer einen Schäden geben, aber in erster Linie beim Kunststoff.
    Welchen Durchmesser hat denn das Bottom Mittelloch jetzt genau?

  • Einige Kunststoffe haben auch einen Glasfaseranteil. Die Glasfasern dürften dann hart genug sein, aber ob man den Effekt damit erklären könnte, kann ich auch nicht beurteilen.

  • Also so ganz kann ich dieser Theorie nicht folgen. Kupfer und Zink sind relativ weiche Metalle, aber die Legierung Bronze ist das keineswegs.

    Ein berechtigter Einwand. Ich denke, wir sollten dabei zwei Dinge berücksichtigen: Gravieren und Hebelwirkungen.


    Typische Gravurwerkzeuge sind Ahle, Hammer, Amboss, etwa wie diese hier:



    Neben der Härte (Lebensdauer des Werkzeugs) ist entscheidend, dass die ausgeübte Kraft groß und die bearbeitete Fläche klein sind.



    Kleine Flächen haben wir. Die Bohrung ist ca. 1,5 mm größer, d.h. die schneidende Kante wird ca. 10-mal kleiner sein, also Größenordnung 0,15 mm beidseitig haben, oder eben 0,075 mm einseitig (je "Schneide").


    Die Rille im Plastik wird eine vergleichbare Tiefe haben.



    Kommen wir zu den Kräften, und damit zu den verfügbaren Hebeln. Wenn das eine 14" HiHat ist, dann hat sie ab der Bohrung ca. 17 cm bis zur Außenkante, also 170 mm. Schlage ich an der Außenkante des Beckens mit irgendeiner Kraft, dann ist die Kraft im Rillenbereich des Plastiks im Verhältnis der Hebelarme größer, also etwa 170 mm / 0.075 mm ~ 2000-mal so groß.


    Kleine Fläche, große (lokale) Kraft, Gravureffekt, na ja, vielleicht eher ein Quetscheffekt (quEtsch, nicht quAtsch ^^ ).


    Es ist also möglich, auch wenn es kein exakter Nachweis ist. Die Plastikkrümel, von denen eingangs die Rede ist, könnten als eine Art Unterlage wie ein Amboss wirken.


    So und rückblickend passiert dort vielleicht weniger eine Gravur und mehr eine Pressung ... und dazu müssen die drückende Bronze und die gedrückte Plastik nur stabil genug bleiben ... was beide wohl tun :rolleyes:

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  • @ MS- SPO


    Gut analysiert. Den verdacht der Pressung, welche erst einen feinen Grat, bildet und dann das wechselseitige Schmiergeln hätt ich jetzt auch in Verdacht.


    Darum die Frage, spielst u. U. mit ziemlich schräg gestelltem Bottombecken und der, darunter befindlichen 4 Punkt Auflage (diese vier angeschrägten Keile), sind die evtl. aus eher weichem Material (Gummi).
    Könnten die u. U. die "Freiheiten" in Verbindung mit gewissen Glocken/Bellgrössen der Becken und auch Gewichten, nicht ganz so frei beweglich sein wie bei Filzen.


    Die Konstruktion der untern Beckenauflage bzw. besser auch der Schrägstellmechanismus funktioniert hier auch etwas anders als bei Anderen Ständern (sogar patentiert, was nicht immer heissen muss das es besser ist).
    Ich würds trotz der Verwendung von "Schlauchschutz" ö,ä. mal im Auge behalten.
    Und bei sehr schräg angestellten Bottom immer die Reduzierung im Durchmesser + bei zusätzlichen Schlauch beachten, vor Allem mit der Diagonalverkürzung im Loch durch die Schrägstellung.


    Das Anstellsteil unter der direkten Auflage, oder dann auch dem evtl. doch besseren Filz, hat nicht umsonst ein Langloch, welches ein Becken in der Regel neu nicht haben sollte.


    Die Schrägstellung bei diesem Modell findet mit Drehpunkt exact in Lochmitte oder Ständermitte statt. Bei anderen, liegt dieser Drehpunkt aussermittig, auf der Aussenseite (im Umfang) der Beckenauflage, gegenüber der Schraube oder ähnlichem was Anstellt.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



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