Eigener Test: PCTK-1810, Pearl Compact Traveler

  • Einleitung
    Ich stelle Euch ein vielleicht wenig bekanntes Set vor: das Pearl Compact Traveler Kit PCTK-1810. Es scheint insbesondere in Japan recht populär zu sein: Nur dort gibt es weiteres Zubehör. Dazu teile ich den eher langen Test in 3 Abschnitte auf, damit’s auch besser zu verfolgen ist:
    Teil 1 - Hardware (#1)
    Teil 2 - Praxis (#2)
    Teil 3 - Einschätzungen und Bewertungen (#3)


    Viel Spaß, Michael



    Teil 1 - Hardware


    Vorgeschichte
    Was mich dazu bewegte: Suchte tragbares Set. Erwog Kofferdrumkit. PCTK fiel auf und erschien auch in Reviews interessant zu sein. Preis mit Tasche: ca. 230 Euro. Klar war: Das kann kein vollwertiger Ersatz sein. Aber wer weiß?
    df-pctk-1810.png


    Ausstattung
    Aufstellbarer metallischer Rahmen für BD. Gestänge = L-Rod Tragegriff (5” + 6”) + verstellbarer L-Rod (10” + 6”) für SN. Halteplatte für Pedal. 2 Ausleger auf Pedalseite, 1 Stützstrebe hinten. Beiliegendes Toolkit (Schraubenschlüsselchen, Stimmschlüssel, Gummimättchen für Pedal). Aufgezogene Felle. Pearl-Products


    Trommelaufbau
    Für SN+BD gleich: Einseitig, ohne Reso. Massiver Kunststoffträger. Fell. Metal-Hoop.


    SN
    10”, rau, Dicke wirkt eher dünn, halber SN-Teppich, mit Flügelschraube höhenjustierbar, dabei steigt die Tonhöhe etwas. Sollte mit Besen klingen. Crosstick überraschend gut. Kein Rimshot. Montierbar am drehbaren L-Rod in 0, 90, 180 und 270 Grad.
    df-SN-rueckseite.png


    BD
    18”, raues, dick wirkendes Fell, mit ca. 2.5” Dämpfungsring.


    Klang / Sound
    Ausgepackt und mit Werkseinstellung bespielt.


    SN ohne Teppich: paukenartig, mit heftiger Resonanz, wirkt laut, oft mit plastikartigem Plonk. Mit Teppich: klingt, wie es aussieht, eher kratzig. Klanglich viele Möglichkeiten, eher latin-artig oder Richtung Marching-Band. Klang sehr stickabhängig, oft kratzig.


    BD: Plonk wie bei Plastikwanne, wirkt leise (muss an Frequenz liegen, siehe Hörkurve, siehe Versuch). Für einen laut wirkenden Beat muss man schon ganz schön treten.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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  • Teil 2 - Praxis
    Demo-Aufbau

    • Zusätzliche Komponenten:
    • Fussmaschine
    • Beater
    • Cowbell
    • Block
    • 14” HH
    • HH-Stativ
    • Stick-Holder (auch als helle Cowbell
    • Sitz


    • Optional Becken
    • Optional Beckenklemme für HH-Stativ


    df-pctk-1810-demo.png


    Oben links steht noch der Schallpegelmesser (SPL), siehe Versuch.


    Lautstärken-Versuch SPL, gesamt
    Die folgenden Versuche messen die Lautstärke in dB. Klangunterschiede können sie so nicht erfassen.


    Aufbau: SPL-Meter, C, slow, ca. auf 10:30 Uhr zum Set, Kniehöhe. Messwerte: Mittelwertschätzung je Versuch nach Augenmaß. Einzelwerte schwankten natürlich :)


    SN in 3 Variablen (Schlagstärke, Teppich, Stickart), 2x2x2 = 8 Varianten, Mittel: <83 dB> +- 3 dB Fehler


    BD in 3 Variablen (Schlagstärke, Muffkopp, Beater), 2x2x5 = 20 Varianten, Mittel: <86 dB> +- 3 dB Fehler


    Als Lautstärkenvergleich: 14” HH durch Treten ca. 58 dB - 78 dB, mit Sticks ca. 52 dB - 90 dB. Eine heftig geschlagene SN kann ca. 100 dB - 120 dB locker schaffen. 100 dB oder mehr werden mit dem PCTK-1810 schwierig und erhöht die mechanischen Belastungen.



    Lautstärken-Versuch SPL, SN (Snare), detailliert
    N: variierte Schlagstärke # dominant
    M: ohne/mit SN-Teppich # SPL geht im Restfehler unter, hört sich aber unterschiedlich an
    O: leiser/lauter Stick # leicht über Restfehler, aber klar hörbarer Einfluss des Sticks


    Mean: Mittelwert ohne diese Unterscheidungen
    Fehlerbalken: verbleibender Restfehler, ohne Effekte von N, M, O


    Zur Schlagstärke: “wenig” meint “so leise, wie möglich”; “stark” meint “laut, mit etwas Luft nach oben”.
    df-SN.png
    Die blauen Punkte und Linien sind die sog. Haupteffekte: “Was macht diese Veränderung alleine an Effekt?” Die Fehlerbalken ergeben sich aus einer Varianzanalyse (ANOVA) der Messdaten. Dominante Effekte unterscheiden sich deutlich vom Restfehler. Irrelevante Faktoren bleiben praktisch im Restfehler stecken.


    So liest man dieses Diagramm: dB-Wert der Schlagstärke nehmen (N), Teppich (M) ignorieren, Unterschied vom Stick (O) zum Mittelwert (mean) dazuzählen, Ungenauigkeit +- 3 dB. Beispiel: starker Schlag (94 dB ) + Boom-Brush (-3 dB ) = 91 dB als Erwartungswert, +- 3 dB Ungenauigkeit. Gemessen: 89.5 dB, also perfekte Prognose im Rahmen des Restfehlers.


    Lautstärken-Versuch SPL, BD, detailliert
    N: variierte Schlagstärke # dominant
    M: ohne/mit Muffkopp # geht im Restfehler unter
    O: 5 Beater # schwach über Restfehler


    Mean: Mittelwert ohne diese Unterscheidungen
    Fehlerbalken: verbleibender Restfehler, ohne Effekte von N, M, O
    df-BD.png df-beater.png


    Lesen wie bei SN erklärt. Hier also: von N ausgehen, M vernachlässigen, Differenz O zu mean vorzeichenrichtig dazuzählen.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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  • Teil 3 - Einschätzungen und Bewertungen


    Spielgefühl
    Wie “echt”. Sticks und FuMa wirken schwerfälliger, d.h. die strafferen Felle sprechen weniger leicht an als an meinem Yamaha-Stage-Custom (14” SN, 20” BD).


    Qualität
    Na ja: transportabel und relativ niedriger Preis. Spielt durch Wippbewegungen mit. Steht stabil genug. SN ohne Teppich resoniert bei stark getretener BD mit. Haltbarkeit könnte gut sein, denn an wichtigen Stellen ist metallische Unterstützung. Bei Power-Drumming wohl wenig haltbar.


    Eignung / Übungsset
    Eignung: Für Mietwohnung ist leise Spielweise möglich. Bei höherem Geräuschpegel Verstärkung nötig (Fest, Band, etc). Als reines Practice-Kit würde es wohl eine gute Figur machen. Im Bandkontext Mikrophonierung wohl nötig.


    Spaßfaktor
    Kann durchaus groß sein, wenn der Setklang die eigene Spielweise anregt und formt. Wer umgekehrt einen bestimmten Sound herausholen möchte, wird hier nur selten Erfolg haben.


    Videos
    Youtube: https://www.youtube.com/results?search_query=pctk


    Gibt Sound recht gut wieder. BD plonkt bei mir mehr: https://www.youtube.com/watch?v=FJt4cBycVdU


    Bonedo
    Sagt nur etwas zum Traps A-400 https://www.bonedo.de/suche.ht…5B0%5D=category%253ADrums


    Musicstore
    Reviews Musicstore: https://www.musicstore.de/de_D…K-1810/art-DRU0036108-000


    Thomann
    Reviews Thomann: https://www.thomann.de/de/pear…_traveler_kit_reviews.htm


    Plus

    • Kompakt
    • Relativ leicht (10 kg) + Tasche
    • Klang recht breit variierbar (Stick, Teppich)
    • Zügig aufzubauen
    • Zur Zeit sofort lieferbar
    • Review: für kleine Gigs geeignet
    • Review: SN + BD durchsetzungsstark
    • Review: Handling einfach
    • Review: flinke Bühnenwechsel


    Minus

    • Klanglich mit richtigem Set nicht vergleichbar
    • In geräuschvoller Umgebung sicher nicht laut genug
    • Ohne Zubehör (FuMa, HH, Sitz ..) wenig Spielspaß, also höheres Gesamtschleppgewicht
    • Review: Fellwechsel wohl doch nur eingeschränkt
    • Review: BD geht ohne Mikro bei Bandprobe unter


    Interessant

    • Kompakt
    • leicht
    • transportabel
    • Macht Spaß, zu spielen
    • Für eher leise Einsatzmöglichkeiten geeignet
    • Review: erntet erstaunte Blicke
    • Review: für kleine Räume, schmale Plätze, Strand geeignet
    • Review: klangliche Variationen


    Mein persönliches Fazit:
    Ich bin noch unschlüssig und werd’s wohl zurückgeben. Um auf einem Stadtfest irgendwo zu spielen, wird es gegen die Geräuschkulisse zu leise sein. Gesamtschleppgewicht mit 2 - 3 Taschen wie beim Demoset ist auch nicht so ohne. Damit bleibt vom PCTK-1810 wenig Interessantes für mich. ‘Mal sehen.


    Das kann aber für andere Einsatzzwecke ganz anders aussehen :)



    Nachtrag: Klanglich ging es als Demoset mit HiHat, Cowbell und Block. Mit einem zusätzlichen Becken kann die Snare klanglich sehr schnell nicht mehr mithalten, je nach Becken. Was meinen endgültig Entscheidung klärt.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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