Perfektionswahn trifft Zeitgeist - "Produktionsanforderungen" bzw. Drumeditierung der Gegenwart

  • Ich gebe zu die folgenden Infos sind vage. Ich weiß es genauer... aber genauer geht es jetzt und hier aus Gründen die mancher sicher ohne lange Erläuterung verstehen wird, nicht. Dies nur als Kurzinfo zum Verständnis warum der Nebel da ist.


    Ich traf unlängst einen alten Weggefährten der mitunter an sehr reizvollen Musikprojekten wirkt.
    Manchmal sind es aber auch Detail-Aufträge oder Arbeitsschritte (die den meisten normalen Musikkonsumenten gar nicht bekannt sind, wie auch für viele Musiker selbst als "Arbeitsschritte an Subunternehmer" ausgelagert, die in manchen Produktionen stattfinden, unbekannt sind) die von außen gar nicht wahrgenommen werden. Die sind dann vielleicht künstlerisch-gestaltend nicht soo reizvoll, zuweilen nur ein kleines Mosaik in einem großen ganzen, aber bringen Geld für ihn.


    Er bearbeitete unlängst akustische Drumaufnahmen eines wundervoll spielenden, weltberühmten Drummers (Einleitungssatz siehe oben)


    Es hätten auch die anderen 4-5 von ganz, ganz oben sein können, dessen Name, jeder Drummer der Welt kennt.


    Abseits des Staunens über das wundervolle Spiel dieses Drummers wäre aber 1-2 Produktionsbeteiligten aufgefallen, dass ein Song nicht ihrem Genauigkeitsempfinden für derartige Produktionen des "Heute" entspricht. Sie machten geltend dass (hier bewußt & extra-nebulös nichtssagend als Pseudo-Terminus beschrieben.) sie in einem Song "jene Notenauflösung in jenem Tempo" als seine Schwachstelle ausgemacht haben und dieses Spiel von ihnen nicht akzeptiert wird.


    Der Weggefährte hatte also u.a. den Auftrag sein Spiel massvist in jenem Song nach ihrem Ermessen manuell zu editieren, um eine maschinelle Genauigkeit "jener Notenauflösung" zu erreichen. Kleine Randnotiz: der Drummer erfährt davon nix.


    Viele von uns wissen über den Perfektionsgrad der seit einigen Jahren bei vielen Tonstudios/Produktionen insbesondere von Drummern in Bezug auf Tightness etc. erwartet wird der irgendwo in der Schnittmenge zwischen Perfektionismus, übermenschliche Genauigkeit und anankastisch-penibler Fehlernachweis durch ultimatives Reinzoomen in mikroskopische "subframe-Ebenen" von Wavefiles liegt. Ich bezeichne es häufig wortwörtlich als Perversion.


    Ich sagte, dass ich es als Sakrileg empfinde einen der besten Drummer des Planeten massiv zu editieren, weil es der perfektionistische Zeitgeist von Produzenten erwartet, während man parallel zugibt, dass aufgrund der allgemeinen Güte seines Drummings (auch für jenes Projekt) die Kinnlade herunterfiel.


    Ich war nicht wirklich überrascht, dass es geschieht, dass hört man immer wieder. Nur in jenem konkreten Fall insofern "entsetzt" mit welcher Härte oder "emotionslosigkeit" man nicht mal kurz innehält und überlegt, ob sein Millionen von Fans begeisterndes Spiel (vielleicht auch nebst ultrafeinster Schwebungen im Microtime-Bereich), weswegen man ihn ja auch bewußt für das Projekt einsetzte, nicht auch "sein Stil" ist. Ich hätte niemals editiert.

  • Perversion trifft es finde ich ziemlich genu.


    Ich finde aber, dass dies kein Musikspezifisches Phänomen ist.


    Wenn man zum Beispiel den Motoersport / die Formel 1 betrachtet, so sind Laufleistungen, Präzision und Konstanz der Maschinen im Vergleich zu 20 Jahren früher extrem gestiegen. Interessaterweise beschweren sich viele Fans von damals heute, dass die Formel 1 vollkommen emotionslos geworden ist.


    Auch im Berufsalltag sind Abweichungen von der Perfektion nicht normales Niveau sondern Mängel, die es zu beseitigen gilt.


    Und im Hobbybereich? Ich kenne Fußballvereine auf Dorfliga, die mehrere tausend Euro bezahlen, um einen Spieler eines anderen Vereins abzuwerben. Wieviele Hobbysportvereine trainieren täglich mehrere Stunden um konkurenzfähig zu bleiben?


    Ist das vielleicht ein GEnarationsproblem?
    Muss jede neue GEnaration die Leistungen ihrer Vorgänger übertreffen um anerkant zu sein?


    Oder ist das eher ein Wettkampf des Menschen gegen die Möglichkeiten, die Maschinen heute zu leisten im Stande sind?


    Eins steht auf jeden Fall fest. Wenn Leistungsdruck jede Freude am Tun übersteigt, wenn Emotionen, Eigenständigkeit und Kreativität durch Perfektion unterbunden werden und dadurch Vielfalt verlohren geht, dann läuft gesellschaftlich so manches verkehrt.

  • Da fällt mir gerade dieses Projekt ein. Ich glaube, wir sind mit dieser Entwicklung noch nicht am Ende. Und die ersten Designerbabys gibt es ja in China auch bereits.


    Passend dazu finde ich die Einschätzung eines guten Bekannten, der regelmäßig als Sounddesigner mit weltbekannten Drummern wie Greg Bisonnette, Mark Schulman und anderen arbeitet. Er bezeichnete Thomas Lang als den besten Drummer, mit dem er je arbeitete, da er so unglaublich tight spielt, dass man nichts mehr nacheditieren muss. Bei den meisten Superstars an den Drums scheint das mittlerweile hingegen gang und gäbe zu sein.

  • Ich finde das auch pervers und habe bei ein paar Produktionen schon dagegen gehalten. Wenn etwas so schlecht eingespielt wird, dass man wirklich jeden Schlag quantisieren muss, würde ich bei der Aufnahme schon intervenieren und je nach Möglichkeiten und Zeitreserven auf gute Vorbereitung und eine ordentliche Performance pochen.


    Wenn man an einer oder ein paar wenigen Stellen im Track mal etwas korrigiert, ist das was anderes. Und ich habe da niemals einfach nur aufs Raster quantisiert, sondern das ganze an den natürlichen Flow angepasst.


    Für mich ist Quantisieren von wirklich guten Performances - womit man sämtliche Menschlichkeit und Natürlichkeit tötet - übrigens komplette Idiotie vor allem angesichts dessen, dass teilweise ein erheblicher Aufwand betrieben wird, um Drums aus der Konserve "menschlicher" und natürlicher klingen zu lassen, also ein paar winzige Ungenauigkeiten einzubauen.


    Und ich verspreche an dieser Stelle hoch und heilig, dass ich in meiner weiteren Laufbahn an meiner Philosophie festhalten werde. 8)

  • Danke für den Bericht aus der Mitte des Wirbelsturms der Studioproduktion:


    Aber ich denke, man sollte auch die Kirche im Dorf lassen. Wenn ein Spitzendrummer eine ganze Produktion einspielt und dann an EINER Stelle in EINEM Song nacheditiert wird, halte ich das jetzt nicht für ein so großes Ding. Insbesondere ist ja insbesondere für mich offen, ob da jetzt tatsächlich objektiv ein leichter Timinghänger gegeben war, oder einfach in Sachen Geschmack etwas andere getimt und gespielt wurde, als die Produzenten hören wollten. Manchmal ist es ja auch so, dass alles richtig ist, aber herauskommt, dass zwei Instrumente vom Arrangement her sich an einer Stelle "beißen" und der Groove dadurch anfängt, zu eiern.


    Ich meine: Am Ende soll der entscheiden, der bezahlt und der das ganze anschließend vermarkten und verkaufen muss. Und wenn Produzenten meinen, sich einen Spitzendrummer einzuladen (und zu bezahlen) und dann doch den Track ummodeln nach ihren Bedürfnissen, ist das zwar irgendwo hochgradig schizophren, aber am Ende deren Ding.


    Ich finde es im übrigen eigentlich ganz gut, wenn am Ende der Produktion ein neutraler Dritter, wie Dein Bekannter, über die Produktion sieht, gewissermaßen als Endkontrolle. Sowohl Musiker als auch Tontechniker sind ab einem bestimmten Zeitpunkt betriebsblind. Auch wenn mittlerweile ja heutzutage turnusmäßig mit einem Timing-Programm ohnehin nochmal "feucht drübergegangen" wird (das ist ja fast schon usus), kann eine persönliche Kontrolle am Ende nicht schaden.


    Welche Ausmaße das Ganze am Ende annimmt, kann natürlich zur Recht kritisiert werden. Da gehe ich mit Euch dacours, dass die ganze Welt im Prinzip allmählich in derartigen Sachen auf den Hund gekommen ist.


    PS: man könnte aber mal überlegen, inwieweit man hier einem Künstler das "Recht am eigenen Groove" sozusagen erhalten kann. Schließlich ist es absurd, dass ein Drummer ein Track abliefert und der dann vollkommen frei nach Belieben auseinander genommen werden kann. Derzeit ist das natürlich illusorisch: Mit Einspielen gibt man derzeit die Rechte an seinem Track ab und der Drummer, der sich da Eingriffe verbieten will, wird am Ende keinen einzigen Job mehr bekommen. Dabei wird wohl aber auch keine gesetzliche Regelung helfen: Die Produzenten suchen sich einfach einen Drummer, der weniger "Zicken" macht. Nachdenken könnt man aber zumindest über eine Hinweispflicht, dass geändert wurde (etwas ähnliches strebt man ja bereits auf normaler Arbeitsrechtebene im Bereich Arbeitnehmererfindungen an).

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Zitat

    Aber ich denke, man sollte auch die Kirche im Dorf lassen. Wenn ein Spitzendrummer eine ganze Produktion einspielt und dann an EINER Stelle in EINEM Song nacheditiert wird, halte ich das jetzt nicht für ein so großes Ding.


    Genau das war aber nicht! der Fall. Siehe mein Post.


    Es wurde der Song im ganzen massiv editiert, "jene Notenauflösung" die den Song beständig ausmacht wurde weitestgehend per Hand nach-editiert um sie auf die gewünschte maschinell-genaue mikroskopische Zeitebene zu hieven.
    Konkreter "kann" ich es nicht beschreiben. :D

  • I
    Abseits des Staunens über das wundervolle Spiel dieses Drummers wäre aber 1-2 Produktionsbeteiligten aufgefallen, dass ein Song nicht ihrem Genauigkeitsempfinden für derartige Produktionen des "Heute" entspricht. Sie machten geltend dass (hier bewußt & extra-nebulös nichtssagend als Pseudo-Terminus beschrieben.) sie in einem Song "jene Notenauflösung in jenem Tempo" als seine Schwachstelle ausgemacht haben und dieses Spiel von ihnen nicht akzeptiert wird.


    Der Weggefährte hatte also u.a. den Auftrag sein Spiel massvist in jenem Song nach ihrem Ermessen manuell zu editieren, um eine maschinelle Genauigkeit "jener Notenauflösung" zu erreichen. Kleine Randnotiz: der Drummer erfährt davon nix.


    Sorry Gerald, hatte das gemäß den obigen Textstellen so verstanden, dass das nur in EINEM Song war und das irgendwie dann gedanklich auch auf nur eine Stelle bezogen: mein Fehler !


    Okay, dann hat den Produzenten das gesamte Timefeel eines Stückes nicht gefallen. Ehrlich, das kommt aber vor, oder ?


    Ich habe schon Stücke - was nehmen wir mal an Beispiel - ah, Sting - von Manu Katche gehört, wo mir - unabhängig von seiner Taktauflösung - sein Timefeel des Stückes nicht gefallen hat (bsp. "Hounds of Winter", was Colaituta einfach grooviger spielt). Gibts das nicht immer wieder, dass selbst Spitzendrummer bestimmte Sachen in einer bestimmten Art und Weise so und so spielen, und bei einem anderen Drummer hört sichs anders/besser an, obwohl die exakt die gleichen Sachen spielen ? Und das hat nichts mit Können zu tun. Ich erinnere an die unterschiedliche Wirkung ein und desselben Tracks bei Toto, je nachdem ob es Porcaro oder Sir Simon spielt, die spielen exakt die gleichen Noten, aber es klingt anders. Das fast nicht messbare - aber heutzutage durch Programme sichtbar zu machende - "Feel-Syndrom" ist doch bekannt.


    Wenn ein Drummer mit seinem Groove den Geschmack der Produzenten nicht trifft: so what. Steely Dan hat seinerzeit alle Spuren von mehreren Musikern desselben Instrumentes einspielen lassen und sich dann für den - nach ihren Geschmack - Besten entscheiden. Heute gehen die Produzenten halt mit Pro Tools etc. selber ran. Ich gebe Dir recht, dass es ab einer gewissen Güte des Drummers geradezu affig wird, aber für mich ist das nur ein Beispiel für die Tatsache, dass letztlich der Zuhörer (oder der Produzent) entscheidet, was toll klingt. Ist zwar doof, aber - um es mal anders zu sagen: Die Produzenten, insbesondere aber der Künstler und dessen Zuhörer müssen das Stück ihr Leben lang hören, der Drummer hats nach 2 Wochen wieder vergessen. 8)

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  • Seelanne, ich verstehe Deine Argumentation in der Sache völlig, zumal Du es wie immer super-sachlich, unaufgeregt und wohlbegründet darlegst.
    Und ich war mir sicher, dass das Thema Kontroversen auslösen wird, bzw. mancher sagt "so what".


    Bei mir ist das Thema aber wesentlich emotionaler besetzt. Ich war noch Mitte bis Ende der Neunziger total beeindruckt von vielen modernen fetten Produktionen auf Tonträgern wo tolle Drummer supermächtige Drumsounds verpaßt bekamen und akribisch kontrolliert (editiert) in der Zeitmatrix ihren Platz zugewiesen bekamen. Das dies oftmals sample-unterfüttert war bzw. auch schon viel editiert wurde, war mir klar und fand dies sehr schade. Aber es war eben alles dadurch höllisch tight und klang "fett" und beeindruckte oft beim schnellen Hören.


    Seit etwa 20 Jahren kippt meine Einschätzung graduell mehr und mehr und heute! könnte ich mich ohrfeigen! Ich lege (nur mal als ein Beispiel) die uralte Whitesnake Scheibe "Come an`get it" des Jahres 1981 auf und höre beim Titletrack wie atemberaubend Ian Paice einen ultra-simplen! Beat spielt. Ein Anfängerbeat von dem viele irrtümlich glauben jeder Anfänger könnte ihn in einer Woche erlernen. Der große und fatale Einschätzungs-Bias ist aber: Bei Paice atmet und lebt der Beat aber klanglich (alleine der Raumanteil auf der Kick treibt mir die Tränen der Begeisterung in die Augen) und auch groovetechnisch! so fulminant... das ich heute! sofort höre, dass dieser Beat in Sachen uneditiertes Time-Feel und echter! realer Drumsound (nix samples) so viel toller klingt als fast alles andere mir bekannte der aufgenommenen Drum-Gegenwart (2019) dieses Musikgenres (eigenlich auch besser als 90 % anderer Genres der Gegenwart).


    Es macht mich geradezu rasend auf in Studios tätige Menschen zu treffen (die unsere Hörwahrnehmung massiv beeinflussen und prägen) die meine (subjektive) Wahrnehmung nicht teilen bzw. selbst im Produktionsablauf dafür sorgen dass sehr rasch und leichtfertig Drumspuren auf die von ihnen propagierte mikroskopisch-maschinell exakte Zeitebene gehievt werdenn, meist dann noch Samples massiv `drüberpacken, bis ein ehemals beeindruckendes Drumming zu einem austauschbaren (wie programmiert klingenden) Clone wird.


    Mich macht es krank, es ist für mich ein Irrweg. Es ist natürlich nicht der dritte Weltkrieg, das verstehe ich sachlich durchaus zu trennen ;) . Aber ich empfinde es als Musikliebhaber trotzdem als sehr! bedauernswerte und krasse Fehlentwicklung. Es ist für mich sinnbildlich wie zuzuschauen wenn eine Reihe kleiner Kinder vor einer heißen Herdplatte steht. Jedes tritt nacheinander vor und hält seine Hand auf die Platte bis diese verbrüht/verbrannt ist. Statt inne zu halten und aus dem Anti-Beispiel des Kindes vorher zu lernen, tritt das nächste Kind vor und hält wieder seine Hand 'drauf. Ich möchte immer brüllen: Stop! Das tut weh, stoppt den Wahnsinn! :D
    Neulich schrieb mal einer (ich war es NICHT!) unter den großen Youtube-Channel eines Labels, ob wirklich keinem auffällt dass die Drumsounds jenes Labels alle gleich klingen, obwohl sie zig Bands mit verschiedensten Drummern/ Musikern unter Vertrag haben?


    Ich bringe in Rage meinen Puls zumindest ein klein wenig damit hinunter, dass ich mich erinnere, dass ich selbst einige Jahre diese polierten Produktionen auch gerne hörte (und teilweise hier auch im Forum als State of the art benannt hatte). Also, dass wir alle mitunter grobe Einschätzungsfehler machen oder vielleicht weniger dramatisch: sich unser Geschmack im Laufe des Lebens ändert. ;)


    Viel Laberei vielleicht :D ... sagen wollte ich "nur": der Thread ist pure Egomanie von mir. Ich wollte, nein mußte! meinem Unmut über das unlängst erfahrene Luft machen, zumal es absolut kongruent zu vielen anderen gemachten Erfahrungen ist.

    edits: massig Rechtschreibung... und ein "Sinnbild" noch eingeflochten.

  • Ich sehe das Problem nicht.
    Ein Drummer der bezahlt wird um für eine Produktion einzutrommeln sollte nicht quantisiert werden?
    Das Ziel ist schliesslich ein Ergebniss das dem des Produzenten entspricht, der ja auch den ganzen Rotz zahlt.
    Unabhängig der Frage ob dieser Trend jetzt musikalisch besser ist.


    Davon ab werden die meisten Produktionen eh programmiert, weil nur das Ergebniss zählt und das ganze wirtschaftlich sein soll.
    Ausser im Jazz wo meist live aufgenommen wird, wird im Pop und Schlagerbereich selten ein Drummer benötigt.
    Und was ist mit Drumreplacement? Ist das auch verwerflich? Ist ja im Prinzip noch schlimmer als "nur" zu quantisieren.
    Ich finde es ok wenn man alle Möglichkeiten nutzt um ein Ergebniss zu erreichen.
    in der Pre DAW Zeit wurden halt teure Studiomusiker genommen um eine Platte einzuspielen,
    heute bekommt man gute Ergebnisse mit Zuhilfenahme der Technik.
    Wenn ich als Dienstleister etwas für dritte eintrommel ist der Job damit getan.
    Das selbe gilt für Ton- und Masteringengineur die sich ebenso nach den Anforderungen zu richten haben.

    don´t panic

  • :!: :!:


    Gerald: kann ich komplett unterschreiben. Du bist ein Romantiker (im besten Sinne): Volle Zustimmung !!


    Aber Produktionen sind letztlich Massenprodukte, die auf dem Markt verkauft werden sollen und müssen. Und die, die kaufen sollen, sind keine Musikliebhaber, wie Du/wir, sondern halt Konsumenten. Das alte und hinlänglich bekannte Spiel. Es ist das Gleiche, was Zappa damals sagte, als er anmerkte, dass Gesang auf seinen Platten ausschließlich deshalb sei, weil sich diese Sachen doppelt so gut verkaufen, wie die reinen Instrumentalsachen, die er eigentlich am liebsten ausschließlich machen wollte.


    Der Musikzirkus hat - wie alles - seine Unschuld verloren. Der technische Fortschritt und die Kommerzialisierung fordert ihre Opfer. Anderen geht es genauso: frag mal Graphiker, Bauzeichner, Architekten, Drucker etc.pp.


    Aber was rede ich, das weiß du ja alles. Ich lege mir jetzt glatt mal das Whitesnake-Ding auf und stoße im Geiste auf IP an.


    Nachtrag: ja,das Whitesnake-Ding ist ein sehr gutes Beispiel. Groovt wie die Hölle. Da wäre ich jetzt aber auch wieder selber Technik-Freak: Den Track würde ich mir gerne mal auf Pro Tools ansehen, um zu sehen, wo exakt er die Bass-Drum legt: Die Entschlüsselung seiner Groove-DNA sozusagen.

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    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • @drumstudio
    Ich verstehe dich und bin ja größtenteils auch voll bei dir.
    Diesen Trend echte Drums aus der Musik zu verdrängen mag ich auch nicht.
    Es fängt damit an das meine Mitmusiker nichtmal merken wenn ich andere Becken oder Felle spiele,
    eine befreundete sehr gute Coverband ihre Drummerprobleme (zu teuer,zu transport- und zeitaufwändig, komplexe mikrofonierung usw.)
    mit aufwändig produzierten Drumspuren gelöst hat, mit der Überzeugung das es völlig egal ist ob ein Drummer auf der Bühne steht.
    In den 70er bis 90er Jahren wurden bei rein elektronisch produzierter Musik für Fernseh und Videoproduktionen extra noch Fakemusiker
    auf die Bühne gestellt, heute schämt man sich nichtmal gleich ganze Musiker wegzulassen.
    Besonders Drums sind numal das Aufwändigste und Kostenintensievste Instrument, da greift man gerne mal auf die Retorte zurück.
    Und auch der Konsument wurde in den letzen 20 Jahren daran gewöhnt einen mehr oder weniger einheitlichen (perfekten)Drumsound
    als Standard zu akzeptieren. Ich bekomme das kotzen wenn ich programmierte Drums höre und die Leute sagen "hör mal was für ein geiler Drummer"

    don´t panic

  • Um welche Produktion und welchen Drummer gehts denn eigentlich konkret? So viel ich weiß wurde zumindest bis zum letzten Jahrzehnt trotz der digitalen Möglichkeiten vor allem bei großen Produktionen kompletter Bands immer sehr viel Wert auf Echtheit der Performance gelegt. Also kein Quantisieren, sondern eben einfach richtig gut einspielen. Dann "klingt" es auch. Diese minimale Unperfektheit gehört zu handgemachter Musik dazu, ebenso wie zum jeweiligen individuellen Groove. So ziemlich jede ernst zu nehmende Produktion des letzten Jahrhunderts kam ohne Korrektur Orgien aus, weil es schlichtweg gar nicht möglich war (Tonband). Und da kann man wirklich gute Performances auch noch von den schlechteren im Endergebnis relativ einfach unterscheiden.


    Es gibt auch ein paar eindrucksvolle Belege für perfekte Studio Performances mit richtig anspruchsvollem Zeug. Eines meiner Lieblingsbeispiele:


    https://youtu.be/auLBLk4ibAk


    Unabhängig vom aktuellen Perfektions- und Unmenschlichkeits Wahnsinn betrachte ich persönlich sowas als Maßstab für Produktionen handgemachter Musik. Will man im Millisekunden Bereich absolut perfekte, konstante aber auch komplett leblose Musik, dann programmiert man das doch lieber einfach direkt.


    Auch, ob man mit Samples nachhilft oder nicht hat m.E. vor allem zwei Kriterien: Entweder die Aufnahme schwächelt im tontechnischen Sinne und/oder der Sample Sound passt besser zur Gesamtproduktion.

  • Es wird gemacht, weils geht und es für "richtig" gehalten wird.


    Es gibt genügend Musiker und Studiomenschen (z.B. Steve Albini), die es für falsch halten, Ihre Haltung äußern und Musik anders aufnehmen.


    Was ich mir wünschen würde, wäre ein Manifest. Ähnlich zum Beispiel des Dogma 95-Mainfests, das für Filme gilt.
    Über die genauen Anforderungen kann man diskutieren. Wirklich interessieren würden mich persönlich "strenge" Anforderungen:
    - Live, gleichzeitig und an einem Stück eingespielt von allen Instrumentalisten
    - Overdubs nur im Bereich Gesang
    - Keine Schnibbeleien, keine Quantisierungen, keine Tonhöhenveränderungen o.ä.


    Wäre ein bisschen wie ein Bio-Label für Tonträger :)


    P.S.


    Zitat

    So ziemlich jede ernst zu nehmende Produktion des letzten Jahrhunderts kam ohne Korrektur Orgien aus, weil es schlichtweg gar nicht möglich war (Tonband). Und da kann man wirklich gute Performances auch noch von den schlechteren im Endergebnis relativ einfach unterscheiden.


    Ich bin mir da nicht so sicher und halte das für eine gewagte Behauptung.

  • Hi und


    großen Dank an Gerald, der mal wieder eine spannende Diskussion angestoßen hat!


    Wenn ein Drummer mit seinem Groove den Geschmack der Produzenten nicht trifft: so what. Steely Dan hat seinerzeit alle Spuren von mehreren Musikern desselben Instrumentes einspielen lassen und sich dann für den - nach ihren Geschmack - Besten entscheiden. Heute gehen die Produzenten halt mit Pro Tools etc. selber ran.

    Ersteres ist absolut korrektes Vorgehen: Steely Dan hatten sich bei einem Song von Aja mehrere Git-Soli einspielen lassen (und alle bis auf eines waren tatsächlich eher mau) und sich für Jay Graydons Solo entschieden. Das ist klar und transparent. Nachher aber das Solo z. B. nach eigenem Gusto ummodeln, ein paar Noten dazu oder weg ... und das ohne Rücksprache mit dem Musiker? Mich stört die Intransparenz.



    Mich macht es krank, es ist für mich ein Irrweg.

    Der war's schon immer. Ich musste natürlich an Das Ziel ist schliesslich ein Ergebniss das dem des Produzenten entspricht, der ja auch den ganzen Rotz zahlt.Ja, schon klar. Aber macht man sowas als Geschäftspartner nicht in einem (kreativen) Dialog? Zumindest in der Top-Liga? Ich bin erstaunt, dass die Creme-de-la-Creme nicht sogar Verträge hat, die eigenmächtiges Gebastel ausschließen, aber da bin ich vielleicht zu ehrfürchtig und überschätze die Stellung meiner Heroen. Ich würde ja als einer der Top-Drummer der Welt mir zumindest gerne die Möglichkeit bewahren, das Geld zurück zu geben und 'lieber so nicht' sagen zu können. Denn üblicherweise kauft man doch diese Leute exakt dafür ein, dass sie so klingen, wie sie klingen. Für einen ordentlichen Take, den man danach verschlimmbessert kann man doch wahrlich tausende erstklassige Studio-Pros kommen lassen.


    Hätte ich so eine Top-Position würde ich ungern irgendwann lesen/hören: "Also der Hajo K ... hm ... irgendwie hat der früher besser gespielt. Der klingt heute gar nicht mehr lebendig, richtiggehend steif. Den kannse auch nicht mehr buchen, inzwischen ein echter Flop." Nö, darauf hätte ich keinen Bock. Aber ich bin auch altmodisch und sehr überzeugter und zufriedener Amateur. :)


    Gruß
    Hajo K


    P.S. Seltsam, Gerald, was war das nur für eine Produktion? Der Drummer kann doch nicht so billig gewesen sein, dass man hinterher gerne noch ein bisschen von seinem Charakter wieder herausoperiert!

    P.P.S.: Ich fand die eigentlich Aufnahme von Porcaro eben nicht, die ich im Sinn hatte (sehr hörenswert in ganzer Länge!). Kurz gefasst: Während der eine noch im Studio (damals am Synclavier) am ersten Track rumbastelt, hab ich mit meiner Rhythm-Section live die ganze Platte aufgenommen "and we'all be feeling like motherf...s". Hier im Originalton. Das Thema war also schon früher ein Aufreger.

  • Ich bin mir da nicht so sicher und halte das für eine gewagte Behauptung.


    Bis Ende der 90er wurde noch fast alles auf Tonband aufgenommen und da kann man mit viel Aufwand zwar einzelne Stellen korrigieren. Aber es gibt kein Taktraster in der DAW, wo man jeden Schlag einfach drauf schieben kann, damit alles zu 100% auf Klick ist. Diese Marotte, die sich wirklich nur entwickelt hat, weil es eben möglich ist, war zu dieser Zeit schlichtweg nicht vorhanden. Da musste der Take einfach genagelt werden und "Shit In -> Shit Out" hatte eine noch viel größere Bedeutung als heute.


    Gewagt ist meinerseits wohl eher, dass ich sowas hören kann. Bzw. glaube, raushören zu können ...

  • Aber macht man sowas als Geschäftspartner nicht in einem (kreativen) Dialog? Zumindest in der Top-Liga? Ich bin erstaunt, dass die Creme-de-la-Creme nicht sogar Verträge hat, die eigenmächtiges Gebastel ausschließen,


    Woher nimmst du an das der bezahlte Trommeldienstleister nicht weiss das der Produzent mit dem Track machen kann was er will?
    Und ab wann ist ein Trommeldienstleister Top Liga? Und bei den restlichen Unterliga Musikern ist es dann egal?


    Wie ist das denn im Fußball? Kreisligaspieler haben auf ihren Trainer zu hören und Bundesligaspieler nicht mehr?

    don´t panic


  • Bis Ende der 90er wurde noch fast alles auf Tonband aufgenommen und da kann man mit viel Aufwand zwar einzelne Stellen korrigieren. Aber es gibt kein Taktraster in der DAW, wo man jeden Schlag einfach drauf schieben kann, damit alles zu 100% auf Klick ist. Diese Marotte, die sich wirklich nur entwickelt hat, weil es eben möglich ist, war zu dieser Zeit schlichtweg nicht vorhanden. Da musste der Take einfach genagelt werden und "Shit In -> Shit Out" hatte eine noch viel größere Bedeutung als heute.


    Gewagt ist meinerseits wohl eher, dass ich sowas hören kann. Bzw. glaube, raushören zu können ...



    Bis Ende der 90er wurde noch fast alles auf Tonband aufgenommen und da kann man mit viel Aufwand zwar einzelne Stellen korrigieren. Aber es gibt kein Taktraster in der DAW, wo man jeden Schlag einfach drauf schieben kann, damit alles zu 100% auf Klick ist. Diese Marotte, die sich wirklich nur entwickelt hat, weil es eben möglich ist, war zu dieser Zeit schlichtweg nicht vorhanden. Da musste der Take einfach genagelt werden und "Shit In -> Shit Out" hatte eine noch viel größere Bedeutung als heute.


    Gewagt ist meinerseits wohl eher, dass ich sowas hören kann. Bzw. glaube, raushören zu können ...


    Ich will mich da jetzt gar nicht drüber streiten, vielleicht hast du Recht, wenn es um das Quantisieren geht. Aber z.B. in dem Video "a year and a half in the life of Metallica" (1991) sieht man, wie die Drumtracks von Lars Ulrich in mühevoller Kleinarbeit im wahrsten Sinne des Wortes zusammengeschnibbelt werden.


    Das was Drumstudio1 geschildert hat, finde ich im Gesamtzusammenhang, wie Musik seit Jahrzehnten häufig aufgenommen wird, weder überraschend noch besonders schlimm. Es verdeutlicht für mich eher die Absurdität der "Leistungsgesellschaft". Aber es gehört für mich in die selbe Schublade, wie z.B, folgende Dinge, die keine Einzelfälle sind:
    - Auf der Aufnahme haben nicht die gleichen Musiker gespielt, wie angegeben. Ich habe einen Kumpel, der ist Metal-Gitarrist und spielt in mehrern Formationen. Für eine seiner Bands schreibt er die Songs UND SPIELT SIE EIN. Außer dem Sänger und ihm hat niemand das Studio betreten. Das Schlagzeug programmiert er (und zwar ziemlich gut). Auf der Platte werden aber alle Musiker angegeben.
    - Live ist nicht mehr Live. Eine befreundete Band hat vor kurzem ein Live-Video herausgebracht. Für das "mischen" haben sie sich "etwas" Zeit genommen. Teilweise wurden die Stücke zusammen geschnitten, weil zum Beispiel die erste Strophe nicht so gut war die zweite. Da wurde dann einfach die zweite Strophe für die erste eingefügt. Außerdem wurden mehrere Spuren geoverdubbt.
    - Kleine Korrekturen sind bis in den untersten Hobbybereich selbstverständlich , das wird ja auch hier im Forum, auch in diesem Beitrag, immer wieder geäußert. Da ein bisschen quantisieren, da was schieben, copy+paste, Autotune....aber niemand definiert, was kleine Korrekturen sind und ob es eine Grenzen gibt. Wieso ist die Grenze beim Schieben von Noten eines teuren Spitzendrummers scheinbar eindeutig erreicht, aber kleine Korrekturen sind ok.


    Ich komme immer wieder zum gleichen Schluss. Ich will ein "Bio-Label" für Musikaufnahmen (s.o) und zitiere mich selbst:


    Was ich mir wünschen würde, wäre ein Manifest. Ähnlich zum Beispiel des Dogma 95-Mainfests, das für Filme gilt.
    Über die genauen Anforderungen kann man diskutieren. Wirklich interessieren würden mich persönlich "strenge" Anforderungen:
    - Live, gleichzeitig und an einem Stück eingespielt von allen Instrumentalisten
    - Overdubs nur im Bereich Gesang
    - Keine Schnibbeleien, keine Quantisierungen, keine Tonhöhenveränderungen o.ä.


    Übrigens gibt es ähnliches nicht nur beim Essen oder beim Film. Mir ist noch das Sport-Klettern eingefallen. "Rot-Punkt-Begehung" bedeutet dort, dass man eine Tour geklettert ist ohne die Sicherungskette zu belasten...einfacher gesagt: man klettert von oben bis unten und nutzt nur seine Hände und Füße zur Fortbewegung (gesichert ist man trotzdem). Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Interessant ist, dass sich das durchgesetzt hat, weil eine kleine Gruppe Kletterer angefangen hat, ihre auf diese Art gekletterten Touren mit einem roten Punkt zu kennzeichnen. Heute ist das Rotpunkt-Klettern olympisch. Vor dem Rotpunkt-Klettern hat man Haken in die Wand eingeschlagen und kleine Leitern drangehängt und ähnliches. Das ist dann schon was anderes. Heute nennt man das "technisches Klettern" und das interessiert kaum noch jemanden. Stellt euch mal eine ähnliche Entwicklung im Bereich der Musik vor :rolleyes: .

  • wie die Drumtracks von Lars Ulrich in mühevoller Kleinarbeit im wahrsten Sinne des Wortes zusammengeschnibbelt werden.


    Lars Ulrich ist ja auch kein guter Schlagzeuger. :D


    Aber Studiomusiker und generell die "Großen" können sich hinsetzen und den Take so nageln, dass nichts mehr daran korrigiert werden muss. Und das sogar in Live Sessions. Allerdings wird auch bei solchen Live Sessions i.d.R. schon etwas mehr als der Gesang overdubbed. Generell Dopplungen und Soli z.B. ;)
    Was auch geht sind Mittelwege wie, dass z.B. Drummer, Bassist, Gitarrist und Sänger den Song zwar zusammen spielen, aber nur Drums und Bass aufgenommen bzw. verwendet werden. Alles weitere dann in darauf folgenden Schritten.

  • Hi Beeble,

    Woher nimmst du an das der bezahlte Trommeldienstleister nicht weiss das der Produzent mit dem Track machen kann was er will?

    aus dem Umkehrschluss, dass ich nicht so recht glauben kann, dass er das so ohne Weiteres akzeptieren würde.
    Aber: Ich räume gerne ein, dass ich die Gepflogenheiten im professionellen Musikgeschäft eben nicht kenne. Und von daher lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Gar kein Problem.


    Mein Verwunderung stammt aus anderen Bereichen kreativen professionellen Schaffens: Fotografen geben gerne fertige Bilder heraus, die ganz hervorragend bearbeitet sind. Die Originale bekommt der Kunde in den seltensten Fällen. Warum wohl, der Kunde hat doch bezahlt. Änderungen laufen hier einfach fix in Absprache ab: Hey, kannste mir das nicht ein bisschen am Rand aufhellen (etc.)?


    Same mit Textarbeit: Natürlich bestimmt der Auftraggeber, wo es bei der Zulieferung von Texten langgeht. Und er kann sogar den Text vollständig umschreiben (so lange der Autor nicht explizit genannt wird, sonst wird der sich bedanken). Aber erstens ist es höchst verwunderlich, sich von ausgezeichneten Leuten zuarbeiten zu lassen, um es dann nahezu ganz zu verwerfen und zweitens dies ohne Absprache zu tun.


    Aber wie gesagt: Ich bin kein Profimusiker, hier können ganz andere Spielregeln gelten.


    Und ab wann ist ein Trommeldienstleister Top Liga? Und bei den restlichen Unterliga Musikern ist es dann egal?

    Zur ersten Frage: Ich würde sagen, wenn er (oder sie) über mehrere Jahre zumindest in einem Musiksegment zu den international am häufigsten Beschäftigten gehört. Und sich zudem, in der internationalen Fachwelt durch Originalität einen Namen gemacht hat. Das heißt nicht, dass es nicht tausende Drummer gibt, die einen ähnlichen Platz verdient hätten, sie sind halt nur nicht bekannt geworden. Und unbekannte Top-Drummer kann ich leider nicht kennen und benennen.


    Zur zweiten Frage: Selbstverständlich nicht. Ich hab hier den Eindruck, Beeble, Du möchtest mich gerne falsch verstehen. Dieser Bezug zur "Liga" dient doch gerade dazu, meine Verwunderung noch zu betonen. Es ist schon ziemlich dämlich, sich einen Semi-Profi zu holen, einen Tag mit ihm das Zeug aufzunehmen und dann nochmal einen Tag so hinzubiegen, dass es in jeder Hinsicht extrem sauber ist. Warum dann nicht einfach mit der Sample-Bibliothek das Ding selber zusammendengeln?


    Es wird nicht besser, wenn man sich einen der vielen, vielen großartigen (aber schon national unbekannten und nicht für internationale Acts arbeitenden) Profis ins Studio holt, um hinterher seine Arbeit zu verschlimmbessern.


    Sich die Chance entgehen zu lassen, ein außergewöhnliches musikalisches Talent (und so werden ja die Top-Drummer erst zu den bekannten Größen) einen Beitrag zum eigenen Projekt liefern zu lassen, sondern das auf Normal-Null runter zu normieren ... das ist für mich halt der Gipfel.


    Ich hoffe, es ist klar geworden, dass ich jede musikalisch gute Leistung würdige, egal, wie bekannt oder "groß" die Person als Musiker ist. Und das es mich eben schmerzt, wenn so eine Leistung verwässert wird, nur um einem industriellen Produktmaßstab gerecht zu werden. (Den ich halt - ganz subjektiv - fragwürdig finde.)


    Gruß
    Hajo K


    P.S.: Ich bin ja ein "langfristiger Optimist" - ich glaube fest, dass irgendwann auch mal wieder Musik produziert wird, die atmen darf. Den Loudness-War hat man irgendwann auch die Sackgasse erkannt, das wird man hoffentlich beim Quantisierungswahn ebenfalls tun.

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