Re-hammering 24" Meinl Romen Ride (Two)

  • Vor einiger Zeit habe ich mal aus Neugierde ein günstiges 24" Meinl Romen Ride gekauft, das mir dann aber doch zu hell und zu clean klang, und nicht zu meinen anderen, eher dunklen Becken passte. Damit habe ich jetzt ein neues Projekt gestartet: Nachhämmern um einen dunkleren, trashigeren Sound zu bekommen. Die Aussichten auf Erfolg sind nicht sonderlich groß, die möglichen Verluste aber auch nicht - also los!



    Hier das Becken im Orignalzustand. Meinl Romen, Nickelbronze, 24", Gewicht ca. 2.6 kg.



    Ich mache bei jedem Schritt des Prozesses Aufnahmen, immer gleich, sodass ich objektiv vergleichen kann, wie sich der Klang verändert. Das Setup bleibt dabei immer unverändert in meinem Proberaum aufgebaut. Die Aufnahme mache ich mit einem Zoom 4N, immer aus der gleichen Overhead-artigen Position.





    Um das Becken zu einem trashigeren Klang zu bringen, hämmere ich "speichenförmig", d.h. von der Kuppe nach aussen entlang des Radius des Beckens. Erst die Oberseite, ca 25 Schläge, dann die gleiche Stelle von unten, dann die gegenüberliegende Speiche genauso. Dann drehe ich das Becken um 180° und mache das gleiche. Danach habe ich also vier gehämmerte Speichen 90° zueinander gedreht. In diese Viertel hämmere ich dann Speichen, die diese jeweils in mittig teilen, diese dann wieder, etc. bis die gesamte Ober- und Unterseite gehämmert ist. Ich achte immer darauf, dass ich nacheinander gegenüberliegende Speichen bearbeite, und das nächste Paar dann jeweils um etwa 90° dazu drehe. Diese Vorgehensweise habe ich von der Webseite von Craig Lauritzen.


    Um beim Hämmern eine Orientierung zu haben, habe ich die Oberfläche in 32 Segmente eingeteilt, die ich so systematisch abarbeite:



    Ich benutze einen mittelschweren Hammer mit relativ großem Radius, um nicht zu kleine, tiefe Dellen zu machen, und als Amboss einen Schuster-Dreifuß, den ich mal für diesen Zweck auf dem Flohmarkt gekauft habe.


    Unmittelbar nach der ersten Bearbeitung, also etwa 1600 Hammerschläge später, sieht das Becken so aus:






    So klingt das Becken vorher (Vater Honey Maple Sweet Ride Stick):
    *klick*


    Und so klingt es unmittelbar nach dem Hämmern:
    *klick*



    Fazit: Man hört einen deutlichen Unterschied, und es geht auch in die richtige Richtung. Es ist trashiger, dunkler und trockener. Gefällt mir noch nicht gut, aber besser als vorher. (Das war allerdings nicht schwer.)


    Ich lasse jetzt das Becken so lange ruhen, bis sich der Klang nicht mehr ändert, das soll laut Craig Lauritzen etws 3 bis 10 Tage dauern. Dann mache ich eine zweite Runde.

  • Also für mich hat das Becken deutlich an Charakter gewonnen. Auch wenn es dem ein oder anderen zu trashig klingen mag, muss man ein solches Becken stets auch im musikalischen Zusammenhang hören. Ich bin mal gespannt, ob man tatsächlich einen Unterschied hört nach ein paar Tagen bzw. wohin sich der Klang ändert (ändern soll, ich bin da ein wenig skeptisch). Wenn man ein Becken anders klingen lassen will, insbesondere wenn es einen fauchigen, trashigen Charakter bekommen soll, empfiehlt sich auch, Löcher anzubringen, in verschiedenen Durchmessern über das Becken verteilt. Je mehr und je größer, desto eher geht es in Richtung China (grob gesprochen). Man kann für die Löcher Stufenbohrer verwenden oder Löcher ausstanzen. Das empfiehlt sich insbesondere bei Becken, die kleinere Schäden haben, beispielsweise Risse. Die Ergebnisse sind oft ganz erstaunlich gut, ich habe viele solche modifizierte Becken im Gebrauch. Und wenn es gar nichts war kann man immer noch ein großes Loch mit 35 mm am Keyhole ausstanzen und eine Lampenfassung anbringen. Das gibt eine tolle Probenraumleuchte. Leute, traut euch was!

  • Tatsächlich klingt es nach dem Hämmern voller, da hast du ein paar Frequenzen hervor gehämmert. Das Becken hat bis jetzt gewonnen finde ich.
    Dachte nicht das dass so einfach ist. Du bist aber auch schon systematisch daran gegangen was wohl richtig ist.
    Machst du jetzt jeden Tag ein Klangprotokoll?
    Mal hören was die zweite Hämmerung verursacht.


    -

  • Sorry,Two.
    Schade um die mühe,find ich.
    Vllt.passiert ja was nach 16.000 Hammerschlägen? ?(


    Meine ehrliche meinung? Das Teil klingt vorher furchtbar und danach nicht weniger gruselig.
    Wie gesagt: Sorry,Two :huh:

  • Erst mal danke für die ausführliche Beschreibung und Bebilderung (und dir Soundfiles). Da ich auch schon mal so einen Versuch laufen hatte (lange her), würde mich noch ein Bild deines Hammers (jaa, beruhigt euch) interessieren. Ich war damals erstaunt, wie heftig ich mein Ride bearbeiten musste, bis da mal Dellen (wie ich sie mir vorstellte) zu sehen waren. Deine sind ja auch eher flach gehalten.


    Zum Sound: Der ist auch für meinen Geschmack auf dem richtigen Weg. Könnte mir vorstellen, dass du noch tiefer hämmen musst (für den Sound, den du vermutlich suchst). Im Cymbalbook gab es meine ich auch eine kleine Abhandlung über Hämmertaktiken und wie man mit oben / unten und wo hämmern tendenziell welche Ergebnisse erzielt.


    Hau weiter rein!

  • Danke für Eure Kommentare!


    Tom: Ist natürlich Geschmackssache. Für mich geht das tonal schon sehr in die richtige Richtung. Kaputt würde ich nicht sagen. Das Spektrum ist nach meinem Gefühl breiter und flacher geworden, und da wollte ich auch hin. Es klingt wesentlich kürzer nach, dadurch wirkt es vielleicht auch gedämfter.


    Odd: Genau, mehr Charakter hat es jetzt schon. Löcher werde ich keine reinmachen, es soll schon ein reguläres Ride bleiben, kein Effektbecken.


    GuTh: Ich werde auf jeden Fall heute noch mal ein Soundfile zum direkten Vergleich machen. Bin sehr gespannt, ob da gegenüber gestern ein Unterschied hörbar sein wird.


    Gsüchd: Kein Problem, ist Geschmackssache. ;)


    Chuck: Danke! Die Beschreibung auf Cymbalholics konnte ich nicht finden, aber die von Craig hat insofern schon mal gepasst, als das die Methode das Becken in die gewünschte klangliche Richtung bringt. Fotos meiner Hämmer mache ich gerne.
    Zu der Hämmertechnik: Bisher habe ich einen harten Amboss verwendet, dabei wird das Becken beim Aufprall des Hammers zwischen Amboss und Hammer plattgedrückt. Ein schwererer Hammer dürfte nach meinem Gefühl nur zu einer lokal dünneren, evtl. etwas grösseren Einschlagstelle führen. Um schöne Dellen zu bekommen, die das gesamte Material nach unten ausbeulen lassen, müsste man, denke ich, eher auf einem weichen Untergrund arbeiten. Vielleicht versuche ich irgendwann später mal eine Runde auf Holz. Ich habe nur noch nirgends Beckenschmiede mit hölzernen Ambossen gesehen....

  • Ich hab meins damals auf dem Teppich traktiert. Das entsprang allerdings den gleichen Gedanken wie bei dir, also hauptsächlich aus Spaß und Neugier, und ich bin lange nicht so systematisch vorgegangen wie du.
    Du könntest nat. mal (ggf. auch mit unterschiedlich dicken) Teppichstücken o. Ä. auf dem Amboss experimentieren.

  • Ich habe gerade mal versucht auf Holz zu hämmern. Das geht nicht. Man sieht keinerlei Effekt auf dem Becken, auch wenn man ordentlich knüppelt. Teppich probiere ich auch mal, gute Idee.
    Hier meine Hämmer:



    Ich habe mit der flachen Seite des vorderen gearbeitet (sieht auf dem Bild flacher aus als in Wirklichkeit). Der wiegt ca. 470 gramm.
    Die nächste Runde mache ich mit dem breiten Ende des anderen Hammers und mehr Kraft (ca. 350 gramm).

  • Ich habe mal ein Becken auf einem stabilen Holzblock gehämmert. Obwohl es Hartholz war - Eiche - haben sich die Hammerschläge - ich habe einen Hammer aus dem Karosserieblechnerbereich mit leicht abgerundetem Kopf verwendet - so tief abgebildet, dass ich letztlich einen Riss an einer solchen Vertiefung hatte. Ich muss wohl zu unsensibel gewesen sein. Tatsächlich formt sich das Metall aber in Richtung des "weichen" Untergrundes, anstatt das Material zu verdichten oder gar ein wenig auszutreiben bzw. dünner zu machen (bin aber kein Metaller). Übrigens geht die Anbringung nicht allzu großer Löcher durchaus einher mit der Verwendung als Ride, man trifft seltener dorthin als man meinen sollte.

  • Gefällt mir schon sehr gut der Sound danach, ein bisschen wie ein trockenes aber schon leicht komplexes Jazz Ride. Der Stick Sound ist auch schon deutlich besser.
    Wäre vielleicht auch mit Nieten interessant.

    Einmal editiert, zuletzt von Niles ()

  • Fantastische Aktion Two :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Didaktisch hast Du hier (ohne es zu ahnen) das klassische Dilemma aller Beckenhersteller oder Drummerohren aufgezeigt. Damit für mich jetzt schon: Post of the month!


    Nämlich
    a.) Pro: freuqenztechnisch definierter
    Contra: damit in manchen Ohren aber auch schriller oder eindimensionaler klingend



    vs.

    b.) Pro: frequenztechnisch komplexer
    Contra: dadurch aber in manchen Ohren auch dissonanter bzw. gar falsch klingend



    Ich gehöre zu der Gruppe, die a.) meist schöner findet. Sowas bedient z.B. dann Paiste mit 2002 oder Formula 602 (die trotz B20 immer noch schön definiert klingen)


    Andere lieben eher b.) und schwören auf manche türkischen oder gar chinesische Beckenschmieden



    Man wird diesen "Konflikt" (bzw. diese divergierenden Geschmäcker) nie auflösen können. Es ist letztlich eine Geschmacksfrage. Zumal wir bis heute ja nicht wissen wie es unser Kollege hört bzw. akustisch für sich selbst wahrnimmt und verarbeitet.


    Tatsächlich fand ich das Becken unbearbeitet wirklich nicht schön, wirklich nicht. Aber besser als nach der Bearbeitung. :D
    Hauptgrund ist in meinen Ohren, das es zwar durch die Hämmerung dann tatsächlich tonal komplexer wurde, aber unzählige Modulationen bzw. sich beissende Tonhöhenunterschiede im zeitverlauf auftreten. Das beißt sich tonal in meinem Kopf. Es klingt so kippend wie Gesang im Stimmbruch oder wenn jemand mit kippender Stimme zum Gebet ruft.


    Das heißt aber nicht, dass es mit weiterer Bearbeitung nicht doch irgendwann in meinem Ohr wieder besser werden kann. Es gibt durchaus komplex klingende Becken die auch in meinem Ohr besser klingen, als frequenztechnisch klarer festgelegte, definiertere.


    Tendenziell mag ich prozentual eher a.) als b.)


    Edits: ich beziehe mich auf den ersten Ursprungspost. Danach habe ich nicht mehr reingehört.


  • Da höre und sehe ich jetzt aber keinen Unterschied mehr zu gestern, das braucht dann wirklich wohl mehr zeit.
    -


    Also ich empfinde das schon als hörbar "nachgedunkelt". (Evtl. hat er es ja an anderen Stellen angespielt; man hört ja, dass es sehr unterschiedliche Zonen hat.)


    Und ich bin ganz klar Team b). ^^

  • Super Sache Two! (inspiriert zum nachahmen)


    Ich bilde mir ein, dass es bereits etwas "ausgewogener" klingt. Interessant die Wirkung des Hämmerns so konkret zu hören. Ähnliches Geräusch, wie wenn man auf ein Rohr schlägt irgendwie. Da spielt wohl auch das Gewicht/Grösse eine Rolle? Finde dass dann mit der Nieten-Idee von Niles besonders interessant - die würden evtl. dieses etwas schräge Nachklingen in eine geordnetere Richtung (da bekannt) führen? Oder ist es dann wieder langweilig?


    Bezüglich der a)- oder b)-Diskussion halte ich es wie Odd-Meter: Es kommt auf den musikalischen Kontext an. Beispielsweise klingen die Becken der relativ neuen "Istanbul Agop Xist Dry Dark Series" meiner Meinung nach Einzel richtig mies.Wenn sie aber jemand mit entsprechendem Können in den entsprechenden Zusammenhangs bringt (Spiel am gesamten Set, evtl mit Musik), geht die Post ab. Aber natürlich schlussendlich Geschmackssache... :D

  • Hey Männer, danke für die Kommentare!


    Ich finde, dass es nach dem ersten Ruhetag sehr ähnlich klingt wie direkt nach dem Hämmern. Allerdins, wie Chuck, meine ich auch, dass der Klang etwas tiefer bzw. dunkler geworden ist. Das wundert mich, denn eigentlich hätte ich erwartet, dass es sich irgendwie ein bisschen zurückbewegt zum Ausgangszustand. Vielleicht habe ich da aber auch nur falsch gedacht...
    Ich warte jedenfalls noch mal eine etwa eine Woche ab, um zu sehen, ob da noch was passiert. Was mir schwerfällt, weil ich neugierig bin, wohin die Modifikation noch gehen kann.


    Ich habe bei der Aufnahme tatsächlich, wie Chuck vermutete, verschieden Zonen auf dem Becken angespielt. Konkret: ein- zwei Anschläge im normalen Anspielbereich, dann in jeweils einigen cm Abstand nach innen bis hin zur Kuppe. Dann noch ein Schlag nahe am Rand, und als letztes ein leichtes Crashen mit der Stockflanke. Ich hoffe halt, damit auch zu erfassen, was sich entlang des Beckenradius so tut.

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