Casting oder Windhundeprinzip bei der Musikersuche

  • Guten Morgen,


    ich bin ja im Moment gerade nicht auf Band-Suche und kann daher kurz darüber philosophieren.


    Mir sind da ein paar Dinge aufgefallen, eine grundsätzliche Sache ist, wie man neue Musiker in
    eine Band integriert und umgekehrt, wie schnell man einer Band zusagt.


    Im Wesentlichen gibt es ja zwei Szenarien:
    A. das Casting:
    a) Übrlich: Der Musiker spielt vor, am Ende heißt es: es kommen noch x weitere, die wollen wir auch noch
    hören.
    b) Extrem: es kommen mehrere gleichzeitig
    c) Light: wir müssen noch mal eine Nacht darüber schlafen
    B: Windhundeprinzip:
    Wer da ist und nicht weg geschickt wird, bleibt. Fertig.
    Wer nächste Woche gekommen wäre ist Wind.


    Wir haltet Ihr es und warum, gibt es Unterschiede bei verschiedenen Formationen/Musikrichtungen, welche
    Entscheidung ist am haltbarsten?


    Ich persönlich war früher wohl ein Anhänger des Castings, bin mit der Zeit aber immer entscheidungsfreudiger
    geworden und kann inzwischen auch Standurteile fällen, allerdings habe ich den Eindruck, in der letzten Zeit
    bin ich wieder etwas weicher geworden und mache ab und an mal Kompromisse, die man effektiver hätte
    gestalten können.


    So, dann kann ich jetzt ja wieder weitersuchen ...


    Grüße
    Jürgen

  • Wenn sich im gleichen Zeitraum mehrere gleichzeitig gemeldet haben, möchte ich eigentlich allen mal die Chance geben sich persönlich vorzustellen, also Option A.a).
    In der Praxis haben sich aber nicht viele beworben und außerdem haben wir schnell gemerkt, obs zwischen uns passt oder nicht. Es ist deswegen nie so weit gekommen, dass wir zwei ähnlich tolle Musiker da stehen hatten zwischen denen wir uns entscheiden mussten, deswegen gab es keinen gravierenden Unterschied zwischen dem Windhundeprinzip.


    Gruß,
    Jarrek

  • Ich bin jetzt zwei Mal nach dem Prinzip A.a) ausgewählt worden, jeweils nach ungefähr einer Woche kam die Zusage. Die Varianten A.b), A.c) und B. hab ich noch nicht mitbekommen, wobei es einmal die Idee gab, dass ich direkt nach einem Mitbewerber zur Probe kommen sollte (wie in der Musikschule. A von 15-16 Uhr, B von 16-17 Uhr ;) ). Dazu kam es letztlich aber nicht, weil der Kollege zu dem Zeitpunkt nicht konnte. Das lief dann doch nach dem altmodischen A.a)-Prinzip.


    Generell finde ich es eher kompliziert, innerhalb einer Probe herauszufinden, ob man zur Band passt bzw. ob der Bewerber zur Band passt. In der Zeit findet man höchstens raus, ob man/der Kollege in der Lage ist, sich in einer gewissen (meist kurzen) Zeit, gewisse Sachen draufzuschaffen und die Songs zu lernen. Bei Drummern außerdem, ob der Kollege ein Prügler, Streichler oder sonstwas ist ;)
    Ich kenne mehrere Beispiele, wo ein Bewerber ausgewählt wurde, weil er die geforderten Songs der Probe spielen konnte und man wohl auch gut miteinander auskam. Im weiteren Verlauf der Wochen und Monate stellte sich aber dann heraus, dass es doch nicht so optimal passt und sich wieder getrennt. Dann ist es eben so. In solchen Situationen muss man nur die Ehrlichkeit besitzen, das zuzugeben und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Alles andere führt zu umfassender Unzufriedenheit in der Band und bei einem selbst.

  • Hallo Jürgen,


    mir fiel dazu spontan das sog. "Sekretärinnenproblem" ein (manchmal auch das "Prinzenproblem"). Kommt aus der Statistik und behandelt die beste Vorgehensweise, eine gute Wahl zu treffen, wenn Jemand Geeignetes zufällig vorbeikommt.


    Als Vorbereitung hilft es, muss aber nicht sein, sich als Band oder als Wählender Klarheit über "Gut"-Kriterien zu verschaffen. Der Ablauf ist dann so:


    1 ) Du lädst n Kandidaten ein, z.B. n=10
    2 ) Du betrachtest r < n Kandidaten, z.B. r = 5, und lehnst alle ab
    3 ) Du lädst die übrigen Kandidaten der Reihe nach ein und wählst den Menschen, der zuerst alle r Bewerber vor ihm übertrifft.
    ENDE


    Die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt bei 37 % (und besser wird's nicht, sagen die Mathematiker).
    Das wäre dann "Casting mit anschließendem Windhund" ...



    Hier zwei Quellen dazu:
    Wikipedia, Sekretärinnenproblem, Abschnitt "Strategie"
    Amüsanter aufbereitet in Bild der Wissenschaft (pdf) (da sucht die Prinzessin ihren Prinzen, solange sie nicht gestorben ist ...)


    So gesehen können Problem-Sekretärinnen jung halten: Man entscheidet sich halt rechtzeitig :rolleyes:



    Grüße,
    Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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  • Wobei es meiner Erfahrung nach die Unterteilung A a-c und B im Vorfeld so nicht gibt.
    Das Vorgehen ergibt sich einfach aus den Bewerbern.


    Zuerst wird die Stelle ausgeschrieben. Die Bewerbungen werden vorsortiert und die Erfolgversprechenden eingeladen.
    Der Plan ist meist, alle der Reihe nach zu casten. Wenn aber einer dabei ist, der sehr gut passt (und die weiteren Kandidaten voraussichtlich nicht besser passen würden), dann wird in besonderen Fällen das Castingverfahren eben abgebrochen und der Trommler verpflichtet, ohne die restlichen zu hören.


    Meist wird die Entscheidung sinnvollerweise nicht während der Probe getroffen, sondern nach einem Gespräch der Band. Deshalb wird ne Nacht drüber geschlafen.


    Ist doch eigentlich immer das gleiche Vorgehen, ein Szenario, oder? Ganz ohne Wind, Light und Hund. :)


    Und dass mehrere Aspiranten gleichzeitig eingeladen werden, habe ich noch nie gehört (außer bei Castingrunden für professionelle Produktionen...). Da würde ich den Sinn auch nicht verstehen, weil man so sicher viel schlechter feststellen kann, ob es menschlich passt.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Mist, jetzt braucht man um Musik mit einer Band machen zu können auch noch ein Mathematik/ Stochastik Studium für`s finden von Mitmusikern. :) ;)
    Obwohl ne hübsche Sekretärin die gut Flöte spielt kann man(n) immer gebrauchen da gibt`s eigentlich nix zu rechnen, ja und mit "Windhunden" (Windhundprinzip) hat das ja auch irgendwie zu tun (Sorry, der muste jetzt sein) ;)

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    2 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Mist, jetzt braucht man um Musik mit einer Band machen zu können auch noch ein Mathematik/ Stochastik Studium für`s finden von Mitmusikern. :) ;)


    Just do it. Nickie :D


    Gerechnet haben die Anderen schon, und so kann Musiker, Prinzess und Co sich auf das konzentrieren, was Jeder am Besten kann ^^

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • ....was ....wie jetzt... und Nickie mit IE soll Sie auch noch heissen, Ihr stellt ja vielleicht Ansprüche :D ;)

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Ich hatte mal ein "Seriencasting", dh. ich spielte 2 Stunden lang eine Probe mit, und dann kam der nächste Bewerber dran.
    Hätte zwar lieber eine ganze Probe für mich alleine gehabt, fand aber anderseits interessant, dass ich durch dieses Format noch ein bisschen vor dem Proberaum lauschen konnte, was mein Nachfolger so bringt - wann bekommt man sonst schon die Gelegenheit, die direkte Konkurrenz zu hören...?
    In diesem Fall war das für mich beruhigend, da ich ihm klar überlegen war, also mit einem guten Gefühl nach hause fahren und auf den Anruf warten konnte.

  • Ich hatte zweimal Prinzip b und fand es sowohl für die anderen, als auch für mich sehr strange, zumal ich im Vorfeld auch nicht darüber informiert worden bin, dass noch andere Bewerber da sind (die anderen wahrscheinlich auch nicht)


    Beim ersten Casting ging es auch erstmal nur um 2 Aushilfsgigs und der andere Bewerber sagte noch vor Ort: willst DU nicht die Jobs spielen? (habe ich dann aber nicht gemacht, bin aber danach tatsächlich festes Bandmitglied geworden)


    So oder so: ich würde es selber nicht so machen, sondern ganz nach dem üblichen Prinzip a vorgehen und dabei aber auch ehrlich sein und gleich sagen, wenn man das Gefühl hat, es passt irgendwie nicht. Da bin ich dann auch einigermaßen direkt.
    Ist auch nicht immer angenehm, aber immer noch besser als hinterher mit irgendeinem Kompromiss leben zu müssen, stehe ich nicht so drauf.

    Besten Dank und ebensolche Grüße!

  • Mosche in die Runde,


    ich finde es ein interessantes Thema und es wundert mich nicht im geringsten, dass es von Jürgen aufgeworfen wurde. Du bist ja quasi Casting-Weltmeister :thumbup:


    Ich habe auch schon ein bissl was erlebt in meiner kurzen Karriere.
    Teilweise suchte ich selbst und ging meist so vor, dass ich schon einmal viel Wert drauf legte, ob die "Bewerbung", die mich erreichte, gut zu lesen war und nett klang. Solche Leute habe ich eingeladen. Meist waren es gar nicht so viele, denn oft kommen auch nur Mails an a la "Gude, ich würde bei Dir mitmachen, alles klar, habe ich den Job?". :thumbup:
    Für meine aktuelle Band suchten wir anfangs einen Basser. Es gab mehrere Anfragen und am Ende luden wir einen ein und dem sagten wir auch relativ schnell zu (gut, ein paar Tage warteten wir ab, aber das war im Nachhinein echt dämlich). Das haben wir nie bereut. Menschlich top, alles andere passt sowieso.
    Dann suchten wir noch einen Gitarristen. Wir luden ebenfalls den mit der nettesten Mail ein und sagten noch am ersten Probeabend zu. Unsere Menschenkenntnis sei dank, es passt alles und 3 Jahre haben wir als Band nun fast schon auf dem Buckel. Prima!


    Ich selbst ging mal zu einem Casting, sollte 3 - 5 vorgegebene Songs lerne, konnte sie alle, aber die Band am Ende nicht. So spielten wir nur 2 Songs und ich wurde wieder heim geschickt, weil gleich noch andere Bewerber kämen. Aha. Wusste ich vorher nicht. Am Ende bekam ich den Job trotzdem und sagte direkt zu. Habe ich nie bereut.
    Dann war ich mal bei einem "Casting", sollte ebenfalls mehrere Songs lernen, doch bevor ich überhaupt das Schlagzeug aufbaute, wurden schon neue Bandfotos (mit mir!) gemacht und ich hatte den Job. Das wirkte sehr strange auf mich. Am Ende war`s mir dann aber auch wieder Wurst, Hauptsache dabei sein... und ich habe es nur ein bißchen bereut.
    Und ganz am Anfang meiner "Karriere" war ich mal bei einem Casting und es war sehr nett... ich wunderte mich nur, dass abwechselnd alle zwei Mitmusiker immer mal wieder auf`s Klo rannten. Hinterher kam mir der Gedanke, dass sie sich dort vermutlich Nachrichten hinterließen, um sich zu meiner Person absprechen zu können. Sehr clever. Die Absage bekam ich direkt und sehr nett auf den Punkt gebracht: ich konnte das, was geliefert werden sollte, einfach nicht spielen. Das fand ich absolut ok. Menschlich verstanden wir uns gut, aber spielerisch war ich der falsche. Das lass ich mir gerne sagen, wenn es nicht total Banane rüberkommt und auch irgendwo seine Berechtigung hat.
    Einen habe ich noch: da suchte jemand Mitmusiker, ich bewarb mich und die Songs lagen mir sogar irgendwie im Blut. Den Job bekam ich nicht, weil ein anderer, der ebenfalls gerade frisch gecastet wurde. mich nicht wollte (bemerke: ich Drums, er was anderes, also kein Drummer!). Ein Jahr später oder so las ich, dass die immer noch einen Drummer suchen und dieses Mal sollte ich den Job bekommen, weil genau der Kollege, der mich erst nicht wollte, jetzt plötzlich total auf meiner Seite war. Ich lehnte nach 2 - 3 Proben trotzdem ab. Da ließ ich mir mal die Zeit, das alles genau zu bedenken und abzuwägen, ob ich hier auf Dauer mitmachen will.


    Was ich auch schon öfter erlebt habe, ist, dass Leute im Netz Mitmusiker suchen, man sich bewirbt, anschließend ewig lange Mails bekommt, antwortet, wieder Antwort erhält... und am Ende wird gar nix draus, weil der/die Suchende irgendwie nicht zu Potte kommt und man selbst einfach abbricht. Mir kommt es vor, als ob der ein oder andere schnell mal eine Anzeige schaltet, ohne so genau zu wissen, wie es mit einer Band aber zünden könnte. Evtl. ist noch nicht mal ein Räumchen verfügbar. Oder keine Songs oder gar Ideen, was man spielen könnte.


    Und dann erlebte ich auch noch, dass zwischen meiner aktiven Suche 1 in 2011 und meiner aktiven Suche 2 in 2014 scheinbar nicht viel passierte in der Region und sich teilweise die gleichen Leute mit den oft gleichen bescheuerten Mails bei mir bewarben. Da dachte ich dann nur so, ok, kein Wunder, dass Du noch eine Band suchst, Du Eumel... :D


    Sorry Jürgen, jetzt bin ich ganz schön abgeschweift. Wie war nochmal die Frage?

    Wir haltet Ihr es und warum, gibt es Unterschiede bei verschiedenen Formationen/Musikrichtungen, welche
    Entscheidung ist am haltbarsten?


    Wenn schon Casting, dann bitte offen und ehrlich, schon im Vorfeld, das ist fair für alle. A)a ist ok für mich, A)c sowieso.
    Wobei ich das Windhundverfahren auch absolut cool finde. Wenn man einen trifft und es passt alles, warum zögern und warten... ich bin da sehr schnell Entscheidungsfreudig und hatte bisher noch nie den totalen Griff in`s Klo. Vermutlich suchen wir Menschen aber immer noch mal nach dem Besseren, dank Internet mit Preisvergleichmaschinen, Kundenrezensionen u.ä. wird es einem ja auch "leicht" gemacht, immer alles (und jeden) zu vergleichen, um am Ende das Beste für sich selbst zu finden.


    In diesem Sinne... wer suchet, der findet... Du schaffst das! Ich drücke - wie immer - die Daumen.
    LG redsnare


    PS: Die Sticks liegen ja immer noch auf der Snare...!? Du warst wohl gar nicht im Gallus zum Üben! :thumbdown:

  • Gude Morsche,


    ich war ja ganz früher ein Fan von Massen-Castings, gemäß dem Motto "viel hilft viel" und "drum prüfe, wer sich ewig bindet".
    Das hake ich inzwischen als Jugendsünde ab, wobei es auch realitätsfern war, denn:

    In der Praxis haben sich aber nicht viele beworben


    Meist waren es gar nicht so viele


    Mein Rekord waren mal mehr als ein Dutzend Anfragen, da hätten wir aber auch nur ein halbes bis vielleicht knapp ein Dutzend
    Castings hin bekommen, wobei dann schon klar wird, dass man das als Amateurkapelle organisatorisch gar nicht halbwegs vernünftig
    machen kann.


    jeweils nach ungefähr einer Woche kam die Zusage


    Inzwischen erscheint mir das als eine angemessene Verfahrensweise, kein Schnellschuss, aber auch kein Warten auf Godot.


    eher kompliziert, innerhalb einer Probe herauszufinden, ob man zur Band passt bzw. ob der Bewerber zur Band passt


    Jein, Ausschließen kann ich relativ schnell, aber in der Tat kann man manche Dinge, die sich erst im Laufe der Zeit zeigen, nicht ohne weiteres sofort erkennen, das erlebe ich auch stets aufs Neue.


    die beste Personen wählen; was ja nicht der beste Musiker sein muss


    Früher legte ich tatsächlich auch mehr Wert auf das Handwerk, inzwischen habe ich eingesehen, dass das zu nichts führt, was nutzt der beste Musikant, wenn er beseelt im Keller verendet?


    Die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt bei 37 %


    Da muss ich mal nachzählen, also jedes dritte Vorspiel ein Treffer?
    Käme ungefähr hin (bei mir), wobei die Halbwertszeit unterschiedlich ist.


    Ist doch eigentlich immer das gleiche Vorgehen


    Das sehe ich anders, es ist das Häufigste, aber tatsächlich habe ich alles - zumindest ansatzweise - schon erlebt.


    Mist, jetzt braucht man um Musik mit einer Band machen zu können auch noch ein Mathematik


    Ich finde ja ohnehin, dass Musiker auch Rechnen und Schreiben können sollten, aber da stehe ich in der Rockmusikantenamateurliga ziemlich außen.


    interessant, dass ich durch dieses Format noch ein bisschen vor dem Proberaum lauschen konnte, was mein Nachfolger so bringt


    Das ist in der Tat interessant: wie geht jemand anderes mit der gleichen Situation um? Heutzutage hat man es da dank Audio und Video mit kleinen Apparaten und einem weltweiten Netz viel einfacher, manchmal kann man sogar Probeaufnahmen vergleichen, echt interessant, was der ein oder andere an der ein oder anderen Stelle tut oder auch nicht.


    ehrlich sein und gleich sagen, wenn man das Gefühl hat, es passt irgendwie nicht.


    Das war bis vor Kurzem meine Devise über längere Zeit, inzwischen bin ich wieder etwas vorsichtiger, manchmal legt man den Schwerpunkt auf das falsche Detail, aber wenn es sonnenklar ist, dann denke ich auch weiterhin: raus damit (mit der Sprache und dann aus dem Proberaum).


    Casting-Weltmeister


    Nein, in diesem Jahr hatte ich nur sechs Vorspiele, das Meiste löst sich ja doch schon in der Vorkommunikation wieder auf.


    Wert drauf legte, ob die "Bewerbung", die mich erreichte, gut zu lesen war und nett klang


    Auch das finde ich interessant und wichtig, tatsächlich merke ich hinterher, dass verwirrende Anfragen meist auch ergebnislos verlaufen. Dennoch erlebt man auch da Überraschungen in jede Richtung.


    und sagten noch am ersten Probeabend zu. Unsere Menschenkenntnis sei dank, es passt


    Wenn man einen trifft und es passt alles, warum zögern und warten


    So ist es optimal, nicht lange fackeln, wenn man merkt, dass es taugt.


    Ich selbst ging mal zu einem Casting, sollte 3 - 5 vorgegebene Songs lerne, konnte sie alle, aber die Band am Ende nicht.


    Auch eine schöne Sache und leider in der Amateur-Liga weit verbreitet. Da weiß man dann schon, dass die Halbwertszeit begonnen hat, bevor es überhaupt richtig los geht.


    Vermutlich suchen wir Menschen aber immer noch mal nach dem Besseren, dank Internet mit Preisvergleichmaschinen, Kundenrezensionen u.ä. wird es einem ja auch "leicht" gemacht, immer alles (und jeden) zu vergleichen, um am Ende das Beste für sich selbst zu finden.


    Ja, das ist ein Phänomen, manche Kapellen und Musiker suchen Ewigkeiten nach dem heiligen Gral, andere nehmen alles, was nicht bei Drei auf dem Baum ist, ich versuche da gerade mal wieder, den Mittelweg zu finden, trotz meiner Erfahrung tue ich mir damit immer wieder schwer und jedes Mal hatte der Bauch letztendlich recht.


    Grüße
    Jürgen

  • Gude Morsche,


    Zitat von »MS-SPO«
    Die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt bei 37 %



    Da muss ich mal nachzählen, also jedes dritte Vorspiel ein Treffer?
    Käme ungefähr hin (bei mir), wobei die Halbwertszeit unterschiedlich ist.


    Interessant ^^


    Zur Modellbetrachtung geht man vereinfachend vom völligen Zufall aus: ich kann nichts über die Kandidaten wissen, und auch meine Entscheidung, den/die Beste/n nach einigen Vorgängern zu nehmen, ist auch zufällig. Unter diesen Bedingungen wird man im Durchschnitt bei 100 Castings ca. 37 mal richtig liegen und ca. 63 mal falsch. Und weil's zufällig ist, gibt es mal Abweichungen zu höheren und mal zu niedrigeren Werten. Aber im Durchschnitt werden es 37 % zufällig richtig Gewählte und 63 % falsch Gewählte sein. Und Experten sagen, dass unter Zufallsbedingungen die Wahl angeblich nicht besser ausfallen könne.


    "Zufall" ist im Grunde ein Trick aus dem mathematischen Handwerkszeug. In Reinform ist er selten anzutreffen, häufig berechenbar und immer simulierbar, etwa mit Zufallszahlen. Man sollte Zufallsmodelle als Grenzfall ansehen. Tatsächlich gibt es zahlreiche Beispiele aus der Praxis, wo streng rationales Verhalten im Ergebnis von völlig zufälligen Verhalten nicht zu unterscheiden ist (Beispiel geordneter Grabbeltisch: rational-A sucht nur nach a, B nur nach b usw.; zufällig:jeder sucht irgendwas; Ergebnis: der geordnete Grabbeltisch ist nach kurzer Zeit in beiden Fällen zufallsartig durchmengt). "Zufall" ist also immer ein guter Orientierungspunkt, den man für seinen Fall kennen sollte.


    Was umgekehrt heißt: Wenn ich mehr über die Kastingkandidaten kennen, wissen, in Erfahrung bringen kann, dann kann die Erfolgsrate auch deutlich über den 37 % liegen, und zwar wiederholbar ^^


    Du könntest also beispielsweise Deine Castingerfahrung und die Anderer noch ein Stück weiter systematisieren und aufbereiten. Aufschlussreich könnte es etwa sein, die Castings, wo Du ziemlich gut gelegen hast, mit denen zu vergleichen, wo Deine Entscheidung ziemlich schlecht war. Was war an beiden Situationen gleich? Diese Faktoren machen KEINEN Unterschied und können als Entscheidungsträger "in Rente". Was WAR unterschiedlich bei den "Cracks" und bei den "Nieten"? DAS sind gute Merkmalskandidaten, die Unterschiede kennzeichnen und deren Verlässlichkeit weiter herausgearbeitet werden könnte (Manches ist unterschiedlich UND wirkt sich dennoch nicht aus). Also: Vergleich der Extreme. Nur Unterschiede können Unterschiede bewirken.


    Zitat von »orinocco«
    Mist, jetzt braucht man um Musik mit einer Band machen zu können auch noch ein Mathematik



    Ich finde ja ohnehin, dass Musiker auch Rechnen und Schreiben können sollten, aber da stehe ich in der Rockmusikantenamateurliga ziemlich außen.

    Ich wär' dabei .. sobald ich meine Tippdreher los bin :rolleyes:


    Zitat von »redsnare«
    Vermutlich suchen wir Menschen aber immer noch mal nach dem Besseren, dank Internet mit Preisvergleichmaschinen, Kundenrezensionen u.ä. wird es einem ja auch "leicht" gemacht, immer alles (und jeden) zu vergleichen, um am Ende das Beste für sich selbst zu finden.



    Ja, das ist ein Phänomen, manche Kapellen und Musiker suchen Ewigkeiten nach dem heiligen Gral, andere nehmen alles, was nicht bei Drei auf dem Baum ist, ich versuche da gerade mal wieder, den Mittelweg zu finden, trotz meiner Erfahrung tue ich mir damit immer wieder schwer und jedes Mal hatte der Bauch letztendlich recht.


    Nun, wie oben ausgeführt, erweist sich nach dem Extremvergleich vielleicht Dein Bauchgefühl als der entscheidende und einzige verlässliche Faktor, was für Dich die Dinge stark vereinfachen würde. Vielleicht ist das Bauchgefühl auch nicht ganz entscheidend. Wäre eine Auswertung wert, die wir auch gerne gemeinsam durchführen könnten, wenn Du magst: Du hast die Infos, ich die Tools, nach dem 4-Augen Prinzip. Wissen schafft Macht - oder vielleicht auch gute Bands :D


    Grüße, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • da gibts wohl auch noch fortgeschrittene Varianten...


    Ca. 15 Jahre zurück hatte ich einen Anruf, ob ich zu einem recht kurzfristigen Termin eine Aushilfe spielen würde.
    Die Musik war mir im Grunde bekannt, mir wurden Arrangements und Aufnahmen zugeschickt, ich hatte vier Tage für knapp 3 Stunden Repertoire.


    Nach dem Gig sagte der Klavierer zu mir: ok, wir nehmen Dich!
    Ich: ...äh, wer nimmt hier wen? Ich nehm jetzt erst mal meine vereinbarte Gage, dann können wir uns weiter unterhalten.


    Wollte dieser Mensch doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: erstens den Schlagzeuger-Posten neu besetzen und meine Gage sparen. Ich hab den Job nicht genommen.
    Nebenbei, die Band kam aus dem schwäbischen... - vielleicht ist das dort so üblich?


    Wir sind aber nicht im Bösen auseinander, die Band hat mir noch über zwei Jahre mit regelmäßigen Gigs einiges an Gage gebracht.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Hallo,


    da meine eine Truppe inzwischen auch schon 60+ an Alter hat (naja, bis auf unsere Sängerin,
    die halb so alt ist), kam es mir/ uns Suchenden vor allem erst mal auf das Menschliche an:
    das hat bei der Bassisten-Suche sehr gut geklappt, weil die Probanden meist schon bei der
    ersten Probe gleich Ansichten äußerten, die sich/ oder nicht, mit unseren deckten. Da reichte dann
    auch schon mal der Wunsch nach einer Zigarettenpause, während wir anderen alle NR sind -
    oder Alphatierchen-Gehabe (welche Songs noch unbedingt gespielt werden sollten) :D .


    Gruß, R.


    PS: auch wenn ich damit vllt. die Raucherfraktion gegen mich aufgebracht habe: WIR hatten
    gesucht und deshalb konnten WIR auch festlegen, was geht und was nicht.

  • Hallo,


    Du könntest also beispielsweise Deine Castingerfahrung und die Anderer noch ein Stück weiter systematisieren und aufbereiten.


    Gott bewahre!
    Ich bereite da schon genug auf ...
    Seit Herbst hatte ich noch drei Vorspiele, eins als Casting, zwei als klare Kiste. Letzteres ist mir grundsätzlich lieber,
    obwohl ich selbst dann oft etwas überfordert bin mit der eigenen Bewertung der Sache, in einem Fall bin ich aber sehr
    glücklich, in dem anderen Fall denke ich noch darüber nach, ob das etwas Längerfristiges werden kann oder soll, da ich
    da nur Zweitschlagzeuger bin, ist das erst mal auch kein Problem. Die Casting-Geschichte zieht sich jetzt dank Urlaub
    und Bombenfund in die Länge, ich merke immer stärker, dass ich davon kein Freund mehr werde. Nach dem Vorspieltermin
    hätte ich "ja" gesagt, wenn die Kapelle weiter prüft, werde ich das natürlich auch tun, von daher sehe ich in solchen
    Aktionen letztendlich nur Verlierer, zumal ungewisse Wartezeiten nichts für mein empfindliches Nervenkostüm sind.


    Nach dem Gig sagte der Klavierer zu mir: ok, wir nehmen Dich!


    So stelle ich mir das vor (selbstredend gerne mit den beschriebenen Folgen am Ende).


    vor allem erst mal auf das Menschliche


    Das ist selbstverständlich, wobei man da natürlich immer bedenken muss, wie intim das Ganze werden soll.
    Bei der Partnerwahl daheim kann man sich ja anstellen, bis man mit 90 als Jungfrau verstirbt, wenn es eine Band
    sein soll, muss man ja schon mit mehr Leuten klar kommen, die man dann aber doch wieder etwas eingeschränkter
    an sich heran lassen muss, von daher ist die Kunst, die richtigen Kompromisse zu finden bzw. die relevanten Knackpunkte
    zu erkennen, eine Kunst, die mit der Lebenserfahrung steigt.


    Wunsch nach einer Zigarettenpause


    Da hatte ich kürzlich ein Gespräch mit einem Kapellmeister, der unbedingt im Proberaum rauchen wollte/musste, da
    kam es dann folglich erst gar nicht zum Vorspiel.
    Früher war es halt üblich, dass man sich hat einräuchern lassen, heute ist es üblich, zum Ausdünsten an die frische Luft
    zu gehen. Ich begrüße Letzteres und habe auf Räucherkammern keine Lust mehr. Ich sehe Proberäume als Arbeitsräume,
    die dürfen nett sein, sollten aber nicht mit dem heimischen Wohnzimmer verwechselt werden.


    Zum Thema zurück: ich mag kein Casting, ich liebe das Standgericht.


    Grüße
    Jürgen

  • Gude Morsche,


    ich persönlich bin inzwischen auf den Stand, eine Nacht darüber zu schlafen,
    einfach, um Schnellschüsse auszuschließen, entweder das Bauchgefühl nimmt dann
    über Nacht zu oder ab (in die ein oder andere Richtung).


    Für mich ist nach wie vor die optimale Lösung die direkte Zusage
    (wobei ich gerade da in den letzten Jahren auch so meine zweifelhaften
    Erfahrungen hatte, daher bin ich jetzt auf der etwas mehr Distanz zu meiner
    Lieblingsvariante gerückt).
    Die geht halt nur, wenn wirklich alles stimmt und es keinen Diskussionsbedarf gibt.


    Die zweitbeste, immer noch tragbare, Lösung ist es, die Schwierigkeiten auszuloten,
    manche lassen sich lösen oder erscheinen mit der Zeit weniger schwierig, andere
    wachsen zu einem Problem, das kann man manchmal vorhersehen, manchmal aber auch
    nicht.


    Der Casting-Methode kann ich immer weniger abgewinnen.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich da immer "verliere", wobei das dann wieder win-win
    ist, denn ich finde es immer lustig, wenn die Kapellen, die besonders viel Zeit brauchen,
    gar nicht auf die Idee kommen, dass man selbst ja auch nicht unbedingt nur eine Kapelle
    an der Hand haben könnte, zumal ein Einzelmusikant in mehreren Bands spielen kann,
    eine Kapelle aber nur einen Schlagzeuger haben kann (o, Ausnahmen gibt es da natürlich
    auch, aber Doppelbesetzungen sind ja im Amateurbereich eigentlich eher fragwürdig).


    Grüße
    Jürgen

  • Das ist ja immer die Frage, was man bei so einer Musikersuche vorfindet und auch, auf welchem Niveau man da sucht bzw. sich bewirbt.


    Als Bewerber sollten für mich mehrere Sachen stimmen: Eine gewisse persönliche Wellenlänge sollte von Anfang an da sein (man verbringt ja doch öfter Zeit mit seiner Kapelle, das sollte dann auch Spaß machen); das musikalische Fähigkeitsniveau sollte zumindest ähnlich sein; Ich möchte mich gern aufs Vorspielen vorbereiten können; Die Truppe wo ich vorspiele sollte auch dementsprechend vorbereitet sein. Beim "Casting" meiner jetzigen Band haben alle diese Faktoren gestimmt, da ist mir das Zusagen nach kurzer Bedenkzeit leicht gefallen, und der Band glaube ich auch. Wie man mehrere Leute zur gleichen Zeit am gleichen Ort zum Vorspielen einladen kann, ist mir schleierhaft.


    Als Suchende Band: Wenn ich da nicht jemanden kenne oder nur den will, würde ich immer "Casting" machen. Dann hat man mal eine gewisse Zeit mit dem Bewerber/der Bewerberin in Ruhe, kann mal schauen, wie der so ist, wie er sich vorbereitet hat, wie es musikalisch paßt. Wenn dann bei einem frühen Bewerber alle den Eindruck haben, dass es das ist, kann man ja die anderen wieder ausladen. Wir haben ja letztens einen Sänger gesucht. Wenn der, der es letztlich geworden ist, als erster gekommen wäre, hätten wir die anderen wahrscheinlich gleich wieder abgesagt. So hatten wir vorher vier Auditions vereinbart. Zwei sind gar nicht erst gekommen, einer war stimmlich ganz gut, aber wollte eigentlich nicht so ne Musik machen wie wir. Und der andere hatte glaube ich etwas zu viele Pflanzen geraucht. Dafür dass er nicht singen konnte, war er nicht vorbereitet. das wurde dadurch kompensiert, dass unser Kram so gar nicht seine Musikrichtung war. Und (da bin ich vielleicht etwas speziell): Wenn wir einem Kandidaten drei Lieder zum Vorbereiten geben (mit 10 Tagen Vorlauf), und der hat sich dann zwei "vorher mal angehört", das dritte kenne er noch gar nicht, das könne er aber beim nächsten mal bestimmt, dann werde ich Aggro. Wenn es nach mir allein gegangen wäre, hätte ich den heimgeschickt, ohne dass er einen Ton gesungen hat.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

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