Drumrecording: Budgetmikrofone vs Goldschätzchen

  • Guten Morgen,


    ja, das Budget wächst mit den Ansprüchen.


    Wenn man einen alten muffigen Retro-Klang möchte, wie im Video zelebriert, dann kann man das natürlich pracktischerweiese mit relativ preiswerten (so preiswert sind sie eigentlich gar nicht) Mikrofonen tun.
    Ich persönlich sehe die Hauptanwendung der D112, SM57 und 58 aber wegen ihrer Robustheit auf der Bühne.
    Für das Heimstudio eines Hobbyisten sind sie natürlich schon fast wieder zu gut.
    Es ist alles relativ.


    Wenn ich Geld für ein Studio bezahlen wollte oder müsste, wäre ich ziemlich angepisst, wenn da ein Koffer auftauchte.
    Aber auch das ist relativ: in meiner ersten Studio-Aufnahme hatten wir was doch gleich untenrum? Genau. Das D112.
    Dass das SM 57 selbst in Studios noch an der Kleinen und dem Toaster erscheint, liegt wohl daran, dass man sich an
    diesen klassischen relativ grobkörnigen Klang gewöhnt hat.
    Für Freunde des feineren Geschmacks (den wir in der Popularmusik meist nicht haben) ist da aber nicht nur Luft zur
    Seite, sondern auch nach oben. Dann klingt es aber meistens aufgeräumter, komplexer und halt viel weniger nach
    dreckigem Rock 'n' Roll.
    Deshalb sind ja Neumann und insbesondere Schoeps in der Popularmusik nicht so verbreitet.


    Aber viel wichtiger ist, dass ich mal wieder meine Tom-Toms stimme, die klangen fürchterlich in der letzten Probe.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Ich hätte natürlich auch sie so behandeln können wie im Sonnenuntergangsstudio, wo der Mondgelee ...
    nein, ist gelogen, ist ja nur Pinstripe mit Gaffa, das ist natürlich hifiesk.

  • Für Freunde des feineren Geschmacks (den wir in der Popularmusik meist nicht haben) ist da aber nicht nur Luft zur
    Seite, sondern auch nach oben. Dann klingt es aber meistens aufgeräumter, komplexer und halt viel weniger nach
    dreckigem Rock 'n' Roll.
    Deshalb sind ja Neumann und insbesondere Schoeps in der Popularmusik nicht so verbreitet.


    Es wird viel getrickst. Z.B. werden bei entsprechenden Produktionen gerne Samples dazu gemischt. Die werden bspw. mit einem Kleinmembran Kondensator Mikrofon wie einem KM84i im Freifeld (0,5-1m Abstand) aufgenommen. Je nach Geschmack.


    Dynamische Mikrofone für die Nahmikrofonierung von Trommeln sind aber nicht ohne Grund auch im Studio so weit verbreitet.
    Auch die Wahl des SM57 für die Snare hat triftige Gründe: "Peak" des Nahbesprechungseffekts bei 200Hz, Präsenzbetonung bei 6-7kHz. Das 4 mal so teure Sennheiser MD421 - ebenfalls ein Klassiker - hat den Nahbesprechungseffekt Peak bei 100Hz und die Präsenzbetonung bei 5kHz. Der Grundton von Snares liegt meistens bei ca. 200Hz, die Grundtöne von Toms gehen eher Richtung 100Hz. Der Snareteppich wird zudem gerne bei 6-7kHz auch in der Nachbearbeitung betont. Mal vom Frequenzgang abgesehen gibts zwar weitere kleine Differenzen im Klang. Aber die erwähnten Eigenschaften sind der Hauptgrund für die Anwendungsbereiche dieser Mikrofone am Schlagzeug.


    Außer Acht lassen darf man natürlich nicht die grundlegenden "Klangfarben" und Unterschiede von dynamischen und Kondensator Mikrofonen. Bei letzteren zusätzlich die Unterscheidung von Großmembran zu Kleinmembran. Wer genaueres darüber wissen möchte, der kann Google konsultieren. :)

  • Ich habe vor kurzem auch selbst einen teuer gegen billig Test gemacht und war sehr überrascht wie gut die günstigen T-Bone RB-500 (99€) gegen Coles 4038 (1179€) abgeschnitten haben. Klar sind kleine Unterschiede da, aber nichts was den ca 12-fachen Preis rechtfertigt. Gibt online auch Vergleiche wo der Unterschied viel größer sind, aber wahrscheinlich schwankt die Fertigungsqualität bei einem 99€ Bändchen, und ich hatte vllt Glück. Hier der Link zu meinem Vergleich: https://www.youtube.com/watch?v=Vhyy0IcIzas

  • Schöne Raumaufnahmen, gibt schönes Panorama, gefällt mir gut. :thumbup:

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Auch die Wahl des SM57 für die Snare hat triftige Gründe: "Peak" des Nahbesprechungseffekts bei 200Hz, Präsenzbetonung bei 6-7kHz. Das 4 mal so teure Sennheiser MD421 - ebenfalls ein Klassiker - hat den Nahbesprechungseffekt Peak bei 100Hz und die Präsenzbetonung bei 5kHz. Der Grundton von Snares liegt meistens bei ca. 200Hz, die Grundtöne von Toms gehen eher Richtung 100Hz. Der Snareteppich wird zudem gerne bei 6-7kHz auch in der Nachbearbeitung betont.


    :thumbup: Super Post, gerne mehr davon!

  • Viel Arbeit. So ein Test.Besten Dank dafür. 8)
    Gute Arbeit .


    Sehr interessant und aufschlußreich.
    Ich teile i.ü. Deine Einschätzung.
    Insbesondere die Sicht auf die Preisgetaltung...


    P.S. im Blindtest hätt ich mich für die Knochen entschieden.
    PPS. sehr schön getrommelt. :thumbup:


  • :thumbup: Super Post, gerne mehr davon!


    Danke ... ich überlege, mal einen Thread so in der Art wie "Die Entstehung eines Drums-Mixes in einem Mixdown" zu machen. Mit fremden, teilweise problematischen Drums Spuren in einem kompletten Song.


    Finde den Test übrigens auch sehr gelungen. Gut gespielt auch, aber die anderen Videos deines Kanals sind auch allesamt richtig gut gespielt. :thumbup:
    Drums Studium lässt grüßen.


    In diesem Fall sind die Unterschiede wirklich marginal. Es gibt aber auch Szenarien mit deutlicheren Unterschieden. Davon abgesehen ist es normal, dass man für hörbare Qualitätssprünge ab einem gewissen Punkt exponentiell tiefer in die Tasche greifen muss.


    Auch hier fällt auf, dass die günstigeren Mikrofone - wie des öfteren - die Höhen stärker betonen. Um den minderwertigeren Klang zu kaschieren. Weil "brillianter" fürs erste oft besser klingt (genau so wie "lauter" fürs erste besser klingt).

  • Und dennoch mag ich das SM57 absolut nicht und bevorzuge stattdessen lieber das i5.


    Frequenzen lassen sich ja im Nachhinein noch entsprechend bearbeiten, aber auch hier heißts auch eher rausdrehen als reindrehen.


    Gewisse Grundsätze beim EQen kann man eigentlich immer erstmal anwenden.
    Lowcut, gongige Mitten bzw das typische plöng bei der Snare etwas rausnehmen und die Höhen bei 6-7k etwas anheben.
    So bin ich bisher bei jeder Snare noch gut gefahren.


    Günstige Mikrofone gut und schön, aber ich würde dann doch eher zu etablierten Exemplaren raten.
    Meine Audix D2/D4 klingen eben doch out of the box wesentlich besser als meine alten DC4000 T.Bones.
    Live reichen letztere vollkommen aus aber bei Aufnahmen bieten die Audix einfach die bessere Ausgangsbasis und lassen im Mix noch mehr Luft nach oben.

  • Ich verstehe echt nicht, was viele i5 Anhänger so viel am SM57 auszusetzen haben. Glaube, da spielt auch oft 'ne gehörige Portion Esoterik mit ein.


    Ja, subtraktives EQing ist immer das erste Mittel der Wahl. Ich senke beim Mixdown auch generell nur ab, außer im Höhenbereich (dort hebe ich aber eigentlich auch fast nur auf Drums an).


    Zitat

    Lowcut, gongige Mitten bzw das typische plöng bei der Snare etwas rausnehmen und die Höhen bei 6-7k etwas anheben.


    Der Low-Cut sollte halt nicht das Nutzsignal beeinflussen und dementsprechend tief angesetzt werden (nicht über 100Hz). "Gongige Mitten" und "das typische Plöng" sollte man gar nicht erst finden müssen. D.h., eine Snare Aufnahme machen, die einfach gut klingt und nur etwas Höhenboost bzw. "Schönmachen" braucht. ;)
    Ok, das ist der absolute Optimalfall. Aber so sollte es eben sein.
    Die Mitten sind bei Snares sehr wichtig. Bei Bassdrum und Toms weniger.

  • Ich verstehe echt nicht, was viele i5 Anhänger so viel am SM57 auszusetzen haben. Glaube, da spielt auch oft 'ne gehörige Portion Esoterik mit ein.

    Es klingt anders und wenn es anders klingt kann es schon verschiedene Geschäcker geben. Deswegen kann man auch pauschal sagen dieses oder jenes Mikro ist das beste. Kommt ja auch immer auf die Anwendung, den Stil, den Zweck usw. an.

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  • Schon klar ... aber die Unterschiede dieser beiden Mikros sind minimal. Will heißen, die sind sich vom Grundcharakter sehr ähnlich. Mit beiden Mikrofonen kriegt man einen auch für jede High-End Produktion brauchbaren Snare Sound zustande. Insbesondere beim SM57 wurde das zig mal demonstriert. Das hat weniger mit Stil und Zweck zu tun, sondern eher mit persönlichen Vorlieben.


    Um einen Snare Sound zu formen gibt es noch ganz andere Tricks und Kniffe. Da macht ein i5 oder SM57 als Hauptmikro am Schlagfell den geringsten Unterschied.


    Meine Snare Samples, die ich öfter dazu mische (eher nur provisorisch aufgenommen, hab aktuell keine Aufnahmemöglichkeit ...) hatte ich bspw. mit einem Oktava MK-012 aus ca. 75cm Abstand schräg von oben aufgenommen. Also im Freifeld (ungleich Nahfeld und Diffusfeld) und mit einem recht neutral klingenden Mikro. Weil die Snare dort m.E. am natürlichsten und rundesten klingt (hab viel rumprobiert). Die Snare dabei komplett ohne Dämpfung. Im Mix brauche ich auf der einzelnen Snare Spur da nicht mal noch Höhen reindrehen. Ein Low-Cut bei z.B. 70Hz, ggf. etwas Soft-Clipping und den Rest erledigt die restliche Bearbeitung.

  • Am Ende heißt es halt ausprobieren und auf seine eigenen Ohren vertrauen. Ich habe mal einen Haufen Mikrofone für meine Rockvocals ausprobiert und unerwarteterweise kam das SM57 als mein Favorit raus. Ein Sängerkollege fand es wiederum für seine Stimme völlig ungeeignet. Live nehme ich heute allerdings lieber ein Audix OM7, weil es sich noch besser durchsetzt.

    Nix da.

  • Du hast die beiden schon selbst verglichen? Die beiden klingen schon ziemlich unterschiedlich. ;) Hier ein Video (nicht von mir) aber ich nutze auch beide.



    https://www.youtube.com/watch?v=S7m2jqsV_DI


    Und natürlich kann man die wie alle anderen Mikros nutzen um den Stil heraus zu arbeiten. Man muss nicht alles hinterher im Mix machen und man kann einiges auch nicht im Mix ändern, wenn ich doch vorher schon weiß in welche Richtung ist gehen will, oder was mir gefällt. Bei Metall will ich eine knallige Snare, bei Folk eher eine bauchige, da wähl ich doch das Mikro entsprechend, bei Retrosound vielleicht nur 3 Raummikros. Dass man mit beiden professionelle Ergebnisse liefern kann stellt ja keiner in Frage. Das ist wie mit der Fotografie und Photoshop. Kann man hinterher alles bearbeiten, aber wenn ich doch vorher schon weiß wo ich hin will fotografiere ich entsprechend.

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    Einmal editiert, zuletzt von Bluesmaker ()

  • Nein. Habe ein SM57. Aber wenn ich mir mal ein Mikrofonarsenal anschaffe, sind da auch Audix dabei. Ich kenne den Unterschied von solchen Vergleichsvideos - das hier finde ich da etwas besser:


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    Und hier gefällt mir das SM57 besser.


    Die Frequenzgänge:



    Nicht eingezeichnet ist hier der Nahbesprechungseffekt des SM57. Der Peak liegt da bei 200Hz (wie beim SM58, Beta 57 etc. auch). Beim i5 liegt er darunter. Dazu hat das i5 halt einen anderen und deutlicheren Präsenzboost, vor allem im unteren Mittenbereich.


    Zitat

    Man muss nicht alles hinterher im Mix machen und man kann einiges auch nicht im Mix ändern, wenn ich doch vorher schon weiß in welche Richtung ist gehen will, oder was mir gefällt. Bei Metall will ich eine knallige Snare, bei Folk eher eine bauchige, da wähl ich doch das Mikro entsprechend, bei Retrosound vielleicht nur 3 Raummikros. Dass man mit beiden professionelle Ergebnisse liefern kann stellt ja keiner in Frage. Das ist wie mit der Fotografie und Photoshop. Kann man hinterher alles bearbeiten, aber wenn ich doch vorher schon weiß wo ich hin will fotografiere ich entsprechend.


    Habe ich mich missverständlich ausgedrückt? Ich habe in meinen letzten beiden Postings doch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der Sound vor allem bei der Aufnahme entsteht. Der Mixdown hat andere Aufgaben als Sound Design - bzw. sollte andere Aufgaben haben. Das zeichnet eine professionelle Arbeitsweise aus: Aufnahmen zu erstellen, die sich "wie von selbst mischen". Also keine Reparatur und kein "Verbiegen" benötigen.


    Entscheidend sind wie immer vor allem die Gegebenheiten selbst. D.h., der Snare Sound selbst. Und da gibt es wesentlich mehr und vor allem drastischere Gestaltungsmöglichkeiten als die Wahl zwischen zweier so ähnlichen Mikros wie einem SM57 oder i5. Nimmt man bspw. statt dieser Mikros ein MD421, ein SM7 oder ein Kleinmembran Kondensator hat man einen weitaus deutlicheren Unterschied zum SM57 und i5.

  • Zitat

    Ich verstehe echt nicht, was viele i5 Anhänger so viel am SM57 auszusetzen haben. Glaube, da spielt auch oft 'ne gehörige Portion Esoterik mit ein.


    Ich hab jahrelang mit dem SM57 gearbeitet und dann gemerkt, dass das i5 in meinen Ohren deutlich besser klingt und den Mix deutlich vereinfacht.
    Die Unterschiede sind schon deutlich hörbar.
    Kann im Gegenzug nicht verstehen warum das SM57 von allen so hoch gelobt wird.
    Ist wohl Geschmackssache, aber mit Esotherik hat das wohl eher nichts zutun.


    Ansonsten schließ ich mich da Bluesmaker an.

  • Kann im Gegenzug nicht verstehen warum das SM57 von allen so hoch gelobt wird.


    Das erlebe ich eher anders herum. Das i5 wird von vielen z.Z. in den höchsten Tönen gelobt und das in die Jahre gekommene SM57 schlecht geredet. Allerdings sieht die Studio Praxis eben nach wie vor anders aus und ein guter Techniker kriegt mit jedem geeigneten Mikrofon anständige Ergebnisse hin.

  • Ich hab jahrelang mit dem SM57 gearbeitet und dann gemerkt, dass das i5 in meinen Ohren deutlich besser klingt und den Mix deutlich vereinfacht.
    Die Unterschiede sind schon deutlich hörbar.

    ja genau, verschieden Geschmäcker :whistling: ....ich habe das i5 nach ein paar Jahren wieder verbannt und arbeite mit SM57 bzw. Beta57. Das i5 schien mir schon zu sehr preEQed und auf eine sonderbare weise leicht komprimiert.


    Beim D6 an der BassDrum ging mir das ähnlich: hatte da einen Test gemacht das D112 klingt mit ein wenig EQ genau wie das D6, aber das D6 klingt nie wie ein D112. :D
    Ich finde die Audix Mics sind toll für Live und schnell, klar kann man sie auch im Studio einsetzen...kaufen würde ich sie mir (erstmal) nicht wieder!

  • Ob günstig oder teuer, das Mic sollte einfach für das gewünschte Ergebnis optimal passen. Unter der Kategorie "Female Classical Vocals" trat das günstigste Mic als klarer Sieger hervor.



    To universal surprise, it was the Audio Technica AT2020. The C12VR
    came a very close second place, the difference being that the AT2020's
    sound just seemed to put the vocal in its rightful, prominent place
    up-front in the mix. So that was the cheapest mic on test, followed
    closely by one of the most expensive!


    Hier nachzulesen:
    https://www.soundonsound.com/techniques/vocal-mics
    Interessant ist auch dieser Hörvergleich, obschon auch hier die Unterschiede gering hörbar sind:


    https://soundcloud.com/audio-superfreak/u87ai-then-ksm32
    Warum es trotzdem wichtig ist, in ein ein qualitativ hochweriges Mic zu investieren, zeigen diese Beispiele:


    https://youtu.be/bkgHr4t8CaY?t=1296
    https://youtu.be/l7jqtzoeWtM?t=2372

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