Gleichstellung von Frauen im Jazz

  • Tsia, und da steht man dann eben ganz schnell vor der Frage "Kunst oder Kommerz". Tatsächlich ist es heute einfacher als früher (vor dem Internetzeitalter) sich einen Überblick über die beschämend deprimierenden Klickzahlen von tollsten Jazzspielern zu informieren. Die widmen ihr Leben "ihrer Kunst", erfahren ja auch durchaus viel Anerkennung in Form von Preisen (bis hin zum Grammy z.B. WDR BigBand), aber auch die Aaufmerksamkeit in den Medien ist vorhanden, wenn eben SpielerInnen als KomponistInnen und MusikerInnen in Radiosendungen mit ihrem Tun vorgestellt werden. Aus Sicht eines "üblichen Gesellschaftsmenschen" ist das oft einfach nicht nachvollziehbar, was diese Geringverdiener denn über Jahrzehnte so antreibt, immer wieder neue Projekte zu starten, CDs zu produzieren und Konzerte zu organisieren. In "meiner Welt" müssten die alle fette Häuser haben und fette Karren mit Chauffeur - ist aber leider nicht so. Und trotzdem gibts immer wieder Nachschub.
    Geld ist eben nicht alles...
    Gut, dass Du nochmal Annika Nilles erwähnst. Ich sehe da nämlich schon qualitative Unterschiede zu anderen cover-Trommlerinnen. Aber auch das muss man überhaupt nicht so sehen, wen man denn diesen ganzen "Zirkus" rein aus Sicht des Konsumenten betrachtet. Der will Unterhaltung, wird dieser Anspruch - wie auch immer bedient - macht der die das Künstler*in ja alles richtig. Im besten Fall fühlt er/sie/es sich dann auch noch wohl dabei.
    Beispiel Till Brönner: Der macht halt auch mal 'ne Weihnachts-CD und singt sogar (Gesang ist ja vielleicht auch ein relevanter Faktor bei Rechteverwertungsverteilungszugeldmachideen...). Genau wie Doldinger denn eben auchFilmmusik machte...Umtriebige Gesschäftsperspektive ist vermutlich auch individuell unterschiedlich ausgeprägt.
    Jetzt kommt man aber auch zu dem Punkt, wo es um öffentliche Gelder geht. Der Bereich E-Musik ist da traditionell seit Jahzehnten bestens versorgt. Ich hab mal "über Köln" gelesen, dass z.B. die "Oper Köln" pro Konzertkarte mit ...ach ich weiß nicht mehr wieviel, es war jedenfalls ordentlich viel Geld pro Karte...dagegen lag die Subvention für Jazz-Konzerte bei "nem Euro nochwas"....Das wirft natürlich schon Fragen auf...Und hier ist man ja erst seit wenigen Jahren bemüht, auch mal etwas Förderung für die geleistete Arbeit im Kulturbereich zu erhalten. Spielstättenförderung, Projektförderung, Förderung für Ausbildungsmaßnahmen....wenn man sich anschaut, wer z.B. aus Projekten wie Bundesjazz-Orchester bereits hervorgegeangen ist, ist das sehr beachtlich (Till Brönner kam auch über diesen Weg...). Dieses Projekt gibt es seit 1988...
    Und wie gesagt, man muss diese ganze Geschichte als gewinnbringend für den gesamten Bereich der U-Musik sehen. Auch diese "Projektförderungs-Geschichte" die ja offizielle für den Bereich "neue Musik" gilt (so glaube ich gerade, umfasst ja neben Jazz auch Rock und Pop. Es wäre ja geradezu diskriminierend, hier nur exklusiv "Jazzer" zu füttern. Es geht insgesamt um den förderungswürdigen Bereich der U-Musik.


    Wenn man nun mehr Frauen mit ins Boot holt, verbreitert man ganz einfach auch die Aufmerksamkeits-range. Bei 50 % Frauenanteil in der Gesellschaft ist das eine vielversprechende Maßnahme. "Sieh mal eine(r) an...Frauen können ja tatsächlich auch in diesem Bereich (u-Musik) Instrumente spielen und machen da ganz schön tolle Sachen! Das wird dann eben irgendwann in den "Schädeln" als Normalität angesehen werden.
    Es ist übrigens kein Geheimnis, dass dieses Thema auch unter "Jazzern" kontrovers diskutiert wird. Schließlich schafft man sich so seine eigene Konkurrenz. Denn weder wird es deshalb mehr Studienplätze geben und auch die Anzahl der Jobs wird zunächst nicht ansteigen...Es haben ja auch nur eine gewisse Anzahl von Männern unterschrieben ( und vielleicht gibt es auch Frauen, die es anders sehen)

  • Tsia, und da steht man dann eben ganz schnell vor der Frage "Kunst oder Kommerz".


    Warum? Wenn die Jazz-Studie beklagt, dass Jazz-Musiker von ihrer Musik schlecht leben können, dann sollte es doch ein Anliegen sein, die Musik mehr Leuten zugänglich zu machen. Wenn das dann funktioniert, und 500.000 Leute ne CD mit einer Liveaufnahme mit Hard Bop vom Jerry Schlabotnik Trio kaufen, ist das dann Kommerz geworden, also abzulehnen? Kunst, die von vielen Menschen wertgeschätzt wird, ist doch trotzdem Kunst, oder? Ich finde diesen Kunst vs. Kommerz Ansatz immer so dogmatisch. Als müsse Kunst einem elitären Zirkel vorbehalten sein, damit sie als solche gelten dürfe.


    Gut, dass Du nochmal Annika Nilles erwähnst. Ich sehe da nämlich schon qualitative Unterschiede zu anderen cover-Trommlerinnen.


    Anika Nilles ist ja auch keine Cover-Trommlerin à la Meytal Cohen. Sie komponiert und arrangiert eigenes Zeug, und das sehr gut, wie ich finde. Und ihre Zielgruppe ist doch auch eine völlig andere als die von diesen Püppis, die mit High Heels und dem Oberteil auf halb 3 Slayer-Songs nachspielen, teilweise sogar richtig gut.


    Beispiel Till Brönner: Der macht halt auch mal 'ne Weihnachts-CD und singt sogar


    Auch Till Brönner will Wurst aufs Brot haben, deswegen macht er halt Sachen, wo er ne schnelle Mark machen kann. Aber anscheinend macht er das auch gut, der komponiert ja auch Filmmusik. Wenn die schlecht wäre, würden sich die Produzenten jemand anderes suchen.



    Und der Cooperdrummer, Cobus Potgieter usw. schaffen vor allem eins: Sie haben einen Weg gefunden, das was sie machen, an die Leute zu bringen. Wer es Scheiße findet, muss es ja nicht angucken, aber die Klickzahlen dieser Jungs (und auch die von Anika Nilles) belegen, dass da was richtig läuft. Die wollen uns alle das gleiche mit ihren Videos sagen: Guck mal was ich kann!! Und die schaffen das, was der Jazz in seiner derzeitigen Struktur nicht schafft: Sie motivieren andere, sich auch mal hinter eine Schießbude setzen zu wollen. Und daran krankt es beim Jazz, nicht an gendergerechter Sprache oder paritätisch besetzten Jurys


    Und zum eigentlichen Thema: Bevor mehr Mädels in den Jazz kommen müssen, sollte die Jazz Union sich mal darum bemühen, seine Eigenvermarktung zu optimieren und seinen Musikern das auch beizubringen, anstatt die Perspektive "wenn du dir jetzt 10 Jahre richtig hart den Boppes aufreißt, dann hast du die Chance, 2 mal die Woche für 80 Euro und ne heiße Wurst in einer Kellerspelunke deine Musik machen zu können. Anders geht das nicht!". Dann kommen von selber mehr Leute zum Jazz, und ja, auch Mädels.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

    Einmal editiert, zuletzt von Druffnix ()

  • Siehste, wir können auch vernünftig miteinander reden ;)


    Eine Maßnahme, den Leuten den "Jazz" näher zu bringen? Ja, fände ich natürlich prinzipiell gut. Alleine aus meiner Praxis weiß ich allerdings, wie schwer das selbst im eigenen Wohnzimmer ist..."Boah ey, kannste ma Gebläse abstellen, ich krieg hier so langsam 'nen Zug auf's Ohr."...und ich bin ja erkennbar echt bemüht in dieser Sache und gehe auch systematisch vor, der Erfolg hält sich aber in sehr engen Grenzen :D


    Am besten lässt sich das eben über das Instrument vermitteln. Wie bereits erwähnt ist da die "Unlust" bei beiden Geschlechtern gleich groß im Jugendalter (zumindest beim Schlagzeug - ist ja auch nicht verwunderlich, wenn da plötzlich nix mehr spektakulär " über 'ne "Pop-Nummer mit backbeat" rumknallen lässt und man erstamal ewig lang dieses dämliche Beckenpattern beihalten soll und so langsam die bass und snare eher vorsichtig integriert. Schafft man es über diesen Zeitraum hinweg in eine Bigband an der besuchten allgemeinbildenden Schule, ist der Einstieg geschafft. Aber auch dann versteht man noch lange nicht die nächsten "Spielstufen" und hat auch nicht "jazz" als neue Lieblingsmusik übernommen.
    Wer aber mit welchem Ziel auch immer im Bereich U-Musik Jazz/Pop studieren will, wird zumeist nicht um den "Swing-Teil" drumrumkommen.


    Wenn das so ist wie du das hier beschreibst, dann bestätigt mich das in meiner Meinung, dass nicht zu wenige Frauen im Jazz oder Diskriminierung von Frauen im Jazz das problem sind, das es zu lösen gilt. Nein, der generelle Zugang zur Musikrichtung ist es. Und der verbessert sich kein Stück durch die da vorgeschlagenen und bitteschön mit Fördermitteln zu belegenden Maßnahmen.

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  • Wenn das so ist wie du das hier beschreibst, dann bestätigt mich das in meiner Meinung, dass nicht zu wenige Frauen im Jazz oder Diskriminierung von Frauen im Jazz das problem sind, das es zu lösen gilt. Nein, der generelle Zugang zur Musikrichtung ist es. Und der verbessert sich kein Stück durch die da vorgeschlagenen und bitteschön mit Fördermitteln zu belegenden Maßnahmen.


    und exakt hier sind wir dan wieder im Ursprungsmodus. Ich sehe es deutlich anders als Du und habe die entsprechenden Argumente vorgebracht und mit Quellen belegt.
    Hier dann nochmal die aktuellen Bemühungen im gößeren Zusammenhang:
    https://www.bundesregierung.de…/weil-es-2017-ist--393216
    Du reduzierst die eigentliche "idee" dieser Initiative dann immer wieder auf den Bereich "traditioneller Jazz in möglichst unzugänglich" und hälst Dich an einer nicht gut durchdachten Formulierung auf...während ich die ganze Zeit versuche zu vermitteln, dass es um Instrumentalistinnen auf dem gesamten Gebiet der U-Musik geht und es sich bei dieser Initiative einfach um die logische Konsequenz des aktuellen gesellschaftlichen Wandels dreht...

  • Die Musiker und Musikschaffenden (Tontechniker ...) waren übrigens schon immer zum größeren Teil männlich. Das geht Jahrhunderte und Jahrtausende zurück. Und auch heutzutage ist das in allen Musikstilen noch so, nicht nur im Jazz. Man muss nur mal recherchieren. Gegenüber Metal z.B. hat Jazz da ein weitaus geringeres Problem mit der Frauenquote.


    Warum also sollte sich da gerade im Jazz jetzt etwas ändern? Mir erschließt sich das Problem immer noch nicht. Aber es zeigt mir zumindest, dass der Emanzipations- und Genderwahnsinn wohl als erstes beim Jazz angekommen ist.

  • Die Musiker und Musikschaffenden (Tontechniker ...) waren übrigens schon immer zum größeren Teil männlich. Das geht Jahrhunderte und Jahrtausende zurück. Und auch heutzutage ist das in allen Musikstilen noch so, nicht nur im Jazz. Man muss nur mal recherchieren. Gegenüber Metal z.B. hat Jazz da ein weitaus geringeres Problem mit der Frauenquote.


    Warum also sollte sich da gerade im Jazz jetzt etwas ändern? Mir erschließt sich das Problem immer noch nicht. Aber es zeigt mir zumindest, dass der Emanzipations- und Genderwahnsinn wohl als erstes beim Jazz angekommen ist.

    Aus meiner Sicht ein gelungenes Abschlussresümee :thumbup:

  • Hallo,


    in einigen Beiträgen oben ging es ja um den "Gegensatz" von "Kunst" gegen "Kommerz", eigentlich um "Kunst" gegen Publikums-Wirksamkeit von Musik.


    Pop-Musik, bei der die Drums auf "Bumm-Tschack-Bu-Bumm-Tschack" programmiert sind, also noch nicht mal von einem Drummer gespielt sind, hat durchaus Publikumserfolg. Das heißt, diese Songs bedeuten dem Publikum etwas.


    Wieso schaffen es nicht die Jazz-Musiker, die wohl allesamt so gut ausgebildet sind, dass sie alle Stile der Pop-Musik unausgeschlafen mit leichtem Kater noch ohne Mühen früh morgens perfekt spielen könnten, nicht, gute Pop-Songs mit guten Grooves selber zu erschaffen?
    Um damit die Massstäbe der Pop-Musik anzuheben?


    Es wird einerseits geklagt, dass gute Kunst kein Publikum fände. Aber simpelste Harmonien, simpelste Drum-Patterns ohne richtig Groove oder Drive Kohle einführen. Und man sich als Jazzer "unter Wert verkaufen" müsse, oder Musik "unter seinem Niveau" spielen müsse, wenn man Kohle machen wolle.
    Die erfolgreiche Pop-Musik sei einfach so simpel und "blöd", dass sie einfach unter dem Niveau der Jazzer sei.



    Das erscheint mir irgendwie widersprüchlich.


    Wieso schaffen es Jazz-Drummer nicht, einen richtig geilen tanzbaren Jazz-Groove zu entwickeln, der zwar vordergründig und beiläufig gehört, völlig bekannt und eingängig klingt, aber tatsächlich all die spieltechnischen Fertigkeiten der Jazz-Drummer ausnutzt und voraussetzt, um wirklich zu grooven? Und der, wegen der viel besseren Ausbildung der Jazz-Drummer, auch viel geiler und heißer groovt als all das Simple der Pop-Drum-Maschinen?


    Wieso schaffen es die besseren Musiker, die Jazzer, nicht, bessere Musikstücke zu machen, die besseren Publikumserfolg haben als das simple eintönige Gemache der Pop-Musik? All die Voraussetzungen, all die Akkorde, Harmonielehre, Grooves und Drum-Patterns haben sie doch alle intus und parat.


    "Take Five" ist für mich ein Stück, was sowas, was ich "propagiere", in gewisser Weise umgesetzt hat: Es klingt eingängig für all diejenigen, die es nur oberflächlich hören. Es klingt interessant für die oberflächlichen Hörer, weil es unterschwellig, ohne mit dem 5/4-Takt zu "protzen", eben was anders macht als all die 4/4-Swing-Stücke. Ohne die oberflächlichen Hörer mir "krummen Takten" zu verwirren oder abzutörnen. Im Gegenteil, es entwickelt daraus seinen Groove und Drive. Der aber erst mal bekannt und eingängig klingt.


    Umgekehrt, kann kaum ein im Rock-Beat gelernter Drummer das Stück wirklich nachspielen. Da wäre also der Vermarktungsvorteil der gut ausgebildeten Jazz-Drummer. Wenn 5/4-Swing eine Mode wäre, könnten nur die guten Jazz-Drummer sie bedienen.



    Als Hobby-Pop-Musiker, der zum Glück nicht von seiner Musik leben muss, und sich alles selbst beigebracht hat, macht es mir bei eigenen Songs immer wieder Spaß, an den Drums für mich neue Rhythmen zu lernen, die eher ungewöhnlich für Pop sind. Und solche Einflüsse in Kleinigkeiten in die Grooves einfließen zu lassen, sodass es insgesamt immer noch leicht durchhörbar klingt, aber wegen der Kleinigkeiten in den Details besser swingt oder groovt.


    Als Songschreiber versuche ich immer mal wieder, "ungewöhnliche" Akkorde zu verwenden, um die Mondschein-Harmonien zu durchbrechen, ohne aber den Songfluss zu stören. Es soll eher wie vordergründig Stillstand klingen, aber untenrum passiert was in Details, was die Sache unterschwellig interessanter macht.


    Die Jazzer würden über meine kleinen Tricks lachen, so simpel werden sie ihnen erscheinen. Für mich aber ist das die Methode, "Anspruch" mit Eingängigkeit zu verbinden, um die Eingängigkeit zu verbessern und gleichzeitig die Individualität der Musik zu erhöhen.


    Ich frage mich deshalb, wieso schaffen es Jazzer denn nicht, mit ihrer ganzen Ausbildung an Harmonielehre und Grooves und Rhythmen nicht, wirklich gute groovende Jazz-Pop-Songs mit ungewöhnlichen Harmonien zu machen, die deswegen individuell sind, aber trotzdem oder deswegen, eingängig und sehr tanzbar sind, und gleichzeitig "anspruchsvoll" sind und den Maßstab für gute Pop-Musik höher legen...? Und somit auch eine neue Welle oder Mode guter künstlerisch wertvoller Jazz-Pop-Tanz-Musik loszutreten...?


    Das ganze Handwerk dazu, all die Spiel- und Kompositionstechniken haben sie doch eigentlich im Überfluss gelernt...?


    Gruß

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

    Einmal editiert, zuletzt von Burkie ()

  • Wieso schaffen es Jazz-Drummer nicht, einen richtig geilen tanzbaren Jazz-Groove zu entwickeln, der zwar vordergründig und beiläufig gehört, völlig bekannt und eingängig klingt, aber tatsächlich all die spieltechnischen Fertigkeiten der Jazz-Drummer ausnutzt und voraussetzt, um wirklich zu grooven? Und der, wegen der viel besseren Ausbildung der Jazz-Drummer, auch viel geiler und heißer groovt als all das Simple der Pop-Drum-Maschinen?


    Wieso schaffen es die besseren Musiker, die Jazzer, nicht, bessere Musikstücke zu machen, die besseren Publikumserfolg haben als das simple eintönige Gemache der Pop-Musik? All die Voraussetzungen, all die Akkorde, Harmonielehre, Grooves und Drum-Patterns haben sie doch alle intus und parat.


    Wenn das Publikum bestimmt, dass es eintönige Bumm-Tschack-Musik (oder derzeit Reggaeton-Rhythmen, das geht mir sowas von auf den Sack!! Jeder Hannebambel macht Songs im Reggaeton-Rhythmus) lieber hört, da können sich die qualifizierten Musiker noch so anstrengen. Das mag musiktheoretisch und qualitativ dann alles besser sein als der Synthie-Bumms von Helene Fischer, wenn es keiner anhören will, dann ist es L'art pour L'art. Immer mehr Künstler gerade im Hiphop und Dance-Bereich holen sich ja qualifiziertes Personal für Live-Auftritte. Das groovt dann auch teilweise sehr geil, aber im Studio ist es halt einfacher und massentauglicher, was eingängiges zu programmieren, als teure Studiozeit mit dem Ausfrickeln von Groove-Ideen zu verplempern. Das liegt aber nicht an den Jazz-Musikern, sondern an den Produzenten und dem Publikum.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Das mag musiktheoretisch und qualitativ dann alles besser sein als der Synthie-Bumms von Helene Fischer, wenn es keiner anhören will, dann ist es L'art pour L'art.

    https://www.tastenwelt.de/lese…-papendieck-im-interview/
    https://www.backstagepro.de/th…ker-2014-12-03-9kYVmnK2dl


    Wenn man mal genauer recherchiert, wer mit welchem background in der u-Musik unterwegs ist...Da werden alle möglichen Bereiche abgedeckt.



    Man braucht eigentlich nur ein paar Namen und wird dann auf weitere Namen stoßen...


    http://www.kahediradioshow.de/

  • Ich finde das Beispiel von Burkie mit "Take Five" gut und interessant. Aaaaber: um breitenwirksam zu werden, genügt meiner Meinung nach nicht nur tanzbare, eingängige Musik, auch optisch müsste sich da was ändern im Jazz/Swing/sonstige Randgruppenmusik. Um bei (jungem/modernem) Publikum gut anzukommen, braucht es auch entweder eine fetzige Bühnenshow und/oder (nach heutigen Maßstäben) attraktive MusikerInnen. Wenn jemand im Anzug (und zwar in einem nicht stylish-ausgeflippten) auf der Bühne steht/sitzt, ist das halt mächtig fad anzuschauen. Die Teenies, die Popmusik hören, wollen meist auch Idole, die sie "anhimmeln" können, also ein wenig Sex Appeal kann nicht schaden. Und das hat jetzt überhaupt nix mit Geschlecht zu tun, das gilt sowohl für weibliche als auch männliche Musiker. Ich hab vor meinem geistigen Auge, wenn ich an Jazz denke, ein ähnliches Bild im Kopf wie das Avatar von Moe Jorello hier im Forum (ein Foto von Joe Morello): Hornbrille, Hemd, Krawatte. Mein Vater war Jazz/Swing-Pianist und in jungen Jahren in einer Band, die sahen damals alle GENAU SO aus ;) Nun hab ich, da ich mich nicht wirklich für das Genre interessiere, zugegebenermaßen keine Ahnung, wie aktuelle Jazzbands optisch daherkommen, und habe die google Bildersuche bemüht. Viele optisch ansprechende Bilder bekam ich nicht angezeigt ;) ist natürlich alles eine Frage des individuellen Geschmacks, was schön ist und was nicht, ist ja für jeden unterschiedlich... ich meine vielmehr trendige Optik.


    Die Frage, wenn derartige Veränderungen stattfänden, ist dann nur: ist das noch Jazz? Ist Jazz nur die Musik, und nicht auch ein bisschen Lebensgefühl, also das rundherum?
    Ich finde, Jazz ist und sollte eine Nische bleiben, sonst verliert er an Glaubwürdigkeit.
    Das sind jetzt nur so meine Gedanken, nix, was in Stein gemeißelt sein soll, vielleicht ändere ich diese Meinung ja wieder nach ein paar weiteren Beiträgen von anderen ;)

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

    Einmal editiert, zuletzt von danyvet ()

  • "Take Five" ist für mich ein Stück, was sowas, was ich "propagiere", in gewisser Weise umgesetzt hat: Es klingt eingängig für all diejenigen, die es nur oberflächlich hören. Es klingt interessant für die oberflächlichen Hörer, weil es unterschwellig, ohne mit dem 5/4-Takt zu "protzen", eben was anders macht als all die 4/4-Swing-Stücke. Ohne die oberflächlichen Hörer mir "krummen Takten" zu verwirren oder abzutörnen. Im Gegenteil, es entwickelt daraus seinen Groove und Drive. Der aber erst mal bekannt und eingängig klingt.


    Die wahre Kunst ist ja auch, komplizierte Sachen einfach und eingängig klingen zu lassen. Krumme Taktarten können sehr eingängig in Szene gesetzt werden, da gibts noch viele andere Beispiele.


    das Avatar von Moe Jorello hier im Forum (ein Foto von Joe Morello):


    Und das lässt tief blicken ... :whistling:

  • Mal abgesehen davon, dass das jetzt nichts mehr mit Mann oder Frau zu tun hat ...


    ... der viel besseren Ausbildung der Jazz-Drummer ... die besseren Musiker, die Jazzer ... die guten Jazz-Drummer


    ... wie kommst du denn darauf? Hat dir das ein Jazzdrummer erzählt? ;)

  • Gude Morsche,


    also bei uns in der Oper (da unten im Graben) da spielt eine Frau.
    Ist aber auch kein Jazz.


    Im Pop/Rock-Bereich falle ich in letzter Zeit immer mehr über Bassistinnen,
    scheint ein Trend zu sein.


    Musik ist wie alles im Leben vom Patriarchat geprägt, jedenfalls bei den
    Gorillas. Bei den Bonobos ist es anders.


    Warum das Thema jetzt ausgerechnet im Jazz diskutiert wird, leuchtet
    mir nur bedingt ein. Wir haben die Phänomene Frauenberuf-Männerberuf,
    Fraueninstrument-Männerinstrument eigentlich überall.
    Heute Abend bin ich beim Akkordeon-Orchester, da ist Frauenüberschuss.
    Morgen dann Cover-Band, da ist Männerüberschuss.
    Und alles kein Jazz - jedenfalls nicht überwiegend.


    Grüße
    Jürgen

  • Gude Morsche,


    also bei uns in der Oper (da unten im Graben) da spielt eine Frau.
    Ist aber auch kein Jazz.

    In der Oper wird E-Musik für Geld gespielt. Hier gibt es ja seit geraumer Zeit erfolgreiche Bemühungen um mehr Ausgewogenheit und deshalb spielt auch im Frankfurter Graben mehr als "eine Frau".
    https://oper-frankfurt.de/de/d…mitglieder-des-orchester/
    Oder war damit die Frau im Bereich "Schlagzeug" gemeint?


    Musik ist wie alles im Leben vom Patriarchat geprägt, jedenfalls bei den
    Gorillas. Bei den Bonobos ist es anders.

    Ob nun Anhänger der Evolutionstheorie, Kreationist oder von der Idee des frühen Besuchs Außerirdischer beseelt... Sozialisation ist wohl unzweifelhaft der relevante Faktor im Zusammenhang. Was "der Oppa" noch gelernt hat, gilt ja heute längst nicht mehr....zumindest "offiziell".


    Wir haben die Phänomene Frauenberuf-Männerberuf,
    Fraueninstrument-Männerinstrument eigentlich überall.

    Ja, die Entwicklung ist nach wie vor erkennbar und in 50 Jahren wird man auch über den aktuellen Zeitabschnitt nur "müde lächeln":
    https://www.augsburger-allgeme…ie-Frauen-id51355291.html


    ...deshalb ja auch die umfangreichen Bemühungen.


    Interessant fand ich zuletzt die Besetzung bei M.Illner. Geladen waren 2 junge Menschen (vielleicht ca. 18 Jahre). Eine Klima-AktivistIN und ein YoutubER, der sich zur bevorstehenden Zensur im Internet äußerte...

  • Wenn das Publikum bestimmt, dass es eintönige Bumm-Tschack-Musik (oder derzeit Reggaeton-Rhythmen, das geht mir sowas von auf den Sack!! Jeder Hannebambel macht Songs im Reggaeton-Rhythmus) lieber hört, da können sich die qualifizierten Musiker noch so anstrengen.



    Hmmm...



    In elektronischer Disko-Musik waren ja immer Drum-Computer angesagt, aber das Breakbeat wurde über das weltberühmte "Ahmen-Break" gesamplet, eben weil es "live" und mit Feeling gespielt war.


    Ich frage mich, wieso schaffen es gut ausgebildete Drummer nicht, einen gut tanzbaren Rhythmus zu entwickeln, der auf Synkopen, Triolen und Ghost-Notes beruht, um damit Drum-Computern und schlechten Drummern das Wasser abzugraben...?


    Wenn's geiler groovt und mehr die Hüften schwingen lässt, wird doch dann niemand mehr sich mit Bumm-Tschack-Bu-Bumm zufrieden geben, erst recht nicht die Tänzer in der Disko...?



    Ich habe mal nach Reggaeton gegoogelt, und mir die ersten drei Videos dazu ausschnittsweise angehört: Es steht still, es groovt nicht, es liegt da wie tot.
    Ein halbwegs guter Drummer würde dem Ganzen Leben einhauchen, und es wirklich grooven lassen.


    Gruß

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • zwar völlig OT, aber bitte Burki ;)

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    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Auf den Ruf nach einem "halbwegs guten Drummer" mit einem Jojo Video zu antworten ist wirklich am Thema vorbei. :D
    Aber schönes Video, danke.


    Zur These von Burkie, dass gute, ausgebildete Musikanten (Jazzmusiker) ja einfach massenkompatible Unterhaltungsmusik mit musikalischem Anspruch machen könnten, fallen mir spontan zwei Beispiele ein: Sting mit Kapelle und Dave Matthews Band würde ich als im Ergebnis als (besonders in den USA) sehr erfolgreiche Pop-Musik bezeichnen, trotz und oder wegen der musikalischen Qualität und Kreativität. Mit halbwegs guten Drummern, die grooven. ;)


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    Allerdings auch ohne weibliche Beteiligung...

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen, ich bin eine Frau und möchte dazu etwas sagen:
    Weitere Gründe, warum es so wenige Frauen in der Musik gibt, liegt an der elterlichen Erziehung. Wie schon geschrieben,dürfen Jungs Rabauken sein und Mädchen müssen artig, lieb und wohlerzogen sein. Wenn ein Mädchen (so wie bei mir) Schlagzeug lernen will, keine Chance, "das ist eher was für Deinen Bruder". Der durfte alles, ich nichts...


    Ein anderer Grund ist der, da bin ich offen und ehrlich, daß Frauen einmal im Monat ihre Tage haben. Die ersten Tage sind (jedenfalls bei mir) sehr schmerzhaft und eine Mords Sauerei. Da würde ich lieber auf der Couch liegen,mit Wärmflasche auf dem Bauch, anstatt einen 3-Stunden-Gig zu spielen, wo ich alle Pfurzlang wegen Schwallblutungen (die manchmal das Fassungsvermögen einer Binde übersteigen) auf die Toilette rennen kann. Auch das miese Gefühl, daß bald im Untergeschoß sich etwas Krampfartiges zusammenballt, stört in der Konzentration. Außerdem kann frau sich da nicht so gut konzentrieren, ist reizbarer und nicht so belastbar. Ich sehs selbst an mir, kurz nach den Tagen bin ich immer noch müde und ausgelaugt, obwohl meine Blutwerte in Ordnung sind.


    Das Gemeine an der Periode in Mischung mit Drumming ist folgendes: Drummen lindert die Bauchschmerzen, ABER ... danach läufts richtig... nicht gut für eine Song-Zugabe....
    Wenn ich dran denke,wie beliebt das Wort "Periode" in der Schule war, wenn wieder mal Sport auf dem Stundenplan stand, alle Mädchen (außer mir, ich liebte Raufball) hatten dann komischerweise ihre Tage gleichzeitig, um ja nicht Raufball spielen zu müssen... im Schwimmunterricht wars genauso, auch im Sommer...
    Ein weiterer Grund, den ich meistern mußte: Frauen sind immer noch für den Haushalt zuständig. Mein Glück war, mein Mann war Keyboarder in meiner Band, da hatten wir gemeinsam Probe und mußten beide antanzen. Da stand halt das Essen eher auf dem Tisch oder der Mann mußte mit anpacken. Nicht jede Frau hat das Glück. Der Mann kommt heim, will eine saubere Wohnung, Essen auf dem Tisch, alles top und ok, egal ob die Frau ebenfalls arbeitet. Da kann die Frau nicht so einfach mal sagen: Du Schatz, mach Dein Essen mal selbst, ich muß zur Probe. Das geht nicht lange gut...und für Frauen ist eine Beziehung eh wichtiger als Gedudel oder Trommeln. Also bleibt sie daheim und bedient den Göttergatten.


    Kinder sind die gleiche Sparte. Eine Schwangerschaft hält eine Frau auch ab, Musik zu machen, das Wochenbett danach und die Kinderaufzieherei, da hat Frau eh keine Zeit mehr. Der Mann schon, soll sich die Alte doch drum kümmern,ich geh lieber spielen... Wie im Beruf/Job auch. Und erst recht die Tourneen/Auftritte... Da ist Frau unterwegs mit Männern.... für einen Freund, Ehemann keine schöne Zeit, wenn Frau nicht da ist.


    Es sei gesagt, eigene Erfahrung, daß viele Männer (ohne Frau) hilflos sind wie kleine Kinder. Waschen - die 30Grad Wäsche wird gekocht, Essen aus der Dose, Geschirr stapelt sich undundund...


    Könnte noch viel mehr schreiben.

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