Nachteile von Messing

  • Hallo zusammen,


    haben Becken aus Messing noch andere Nachteile als den, dass sie nicht so dolle klingen?


    Als ich vor vielen Monden (Mitte der 1990er) versuchte, das Schlagzeugspielen zu erlernen, lieferte das Christkind mein Drumset mit einem Satz "Headliner" aus. Ich hatte damals keine Ahnung, was gute und schlechte Becken sind (dass Becken auch anders klingen können, habe ich erst jüngst beim Antesten in verschiedenen Läden am eigenen Ohr erlebt). Pfleglich bin ich mit den Dingern nicht umgegangen - gehalten haben sie aber ...


    "Reagieren" Messingbecken anders? Oder sind sie für das Erlernen von Spieltechniken etc. "gut genug"?


    Bin gespannt auf eure Meinungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Classick ()

  • Interessante Frage. Auf den ersten Blick nicht, aber beim zweiten Nachdenken ...


    Weshalb meide ich Messingbecken (zumindest die üblichen Verdächtigen) wie der Teufel das Weihwasser? Schlagzeug bzw. Trommeln lernen kann man auch auf einem totgedämpften Set oder auf Messingbecken (oder schlimmer: kumulativ, also sowohl als auch). Das kann man auf einem Pratice-Pad bzw. Practice-Set oder einem Stück Pappe o.ä aber auch. Das ist sogar ein Stück notwendig. Wer kann schon die erforderliche Zeit, die das Erlernen der Feinmotorik und des Microtimings braucht, bei voller Lautstärke an einer "richtigen" Trommel bzw. an einem Set zubringen? Das danken einem weder die Nachbarn noch die eigenen Gehörgänge. Zumal der volle Klang einer Trommel einiges an Unsauberkeiten überdeckt, die ein trockenes Stück Practice-Unterlage gnadenlos offen legt. Das hat aber, mit Verlaub, mit Musik nicht viel zu tun. Technik ist das Handwerkszeug, das einen zur Kunst bringt (ist etwas überhöht, dient nur zur Verdeutlichung). Also, auf die Ursprungsfrage übertragen: es gibt technisch gesehen, jedenfalls aus meiner Sicht, keine Einwände gegen die Verwendung von Messingbecken. Was man mit diesen Teilen aber nicht erlernt: das Herausarbeiten von Nuancen und auf die kommt es doch an, oder nicht? Gute Musik besteht für mich auch aus Klang und Dynamik. Und Messingbecken sind - jedenfalls für mich - eindimensional, d.h. dass man die vielen verschiedenen Klänge, die man aus einem guten Becken herausbekommt, bei einem Messingbecken nicht erleben (und nicht erlernen) kann. Es kann laut oder leise, die vielen Grautöne zwischen Schwarz und weiß (schlechte Metapher), besser: die vielen Farben, die ein gutes Becken erzeugt, schafft es nicht. Und was man jedenfalls bei guten Ridebecken hat: die besten (wieder nur meine Meinung) sind relativ dünne, leichte Becken, die man spieltechnisch gesehen viel differenzierter angehen muss als ein superschweres Monsterbecken (gibt es aber auch bei B20-Becken). Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden: wenn es für Dich damit gut ist, dass der Groove sauber kommt und Du es schaffst, das Tempo zu halten, die Lautsärke passt etc., und Du die vielen Farben nicht brauchst, ist gegen die Nutzung der Messingbecken nichts einzuwenden. Aber, nicht zuletzt: der Zuhörer wird es Dir danken, wenn Du gute Becken spielst. Viel Spaß beim neuen / alten Hobby!

  • Hallo,


    im Rahmen meiner diversen Einsätze an Fremdsets (meistens anlässlich Vorspielens)
    bin ich immer mal wieder auch an Messingbecken geraten.
    Ich kann mich nicht erinnern, dass mir da außer der Farbe etwas aufgefallen ist.
    Manche klangen sogar einigermaßen erträglich zum Anlass.
    Von daher würde ich diese durchaus in Erwägung ziehen, wenn Klang eine unter-
    geordnete Rolle spielt. Allerdings würde ich sie (wie auch sonst kein Becken) keines-
    falls überforcieren wollen, das ist ja eigentlich selbstverständlich.
    Für Spezialanwendungen braucht man halt spezielle Becken, das gilt sowohl für
    besonders leise Musik als auch für besonders laute Musik. Für Mainstream als
    Beginner oder Fortgeschrittener zum Üben kann ich mir Messingbecken durchaus
    vorstellen.
    Mir würde es keinen Spaß machen, ich bin da aber auch versaut, weil meine Ohren
    bestimmte Klänge hören wollen.


    Grüße
    Jürgen

  • Das mit den fehlenden Nuancen von odd-meter kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe mit einem Meinl MCS-Satz begonnen und finde nach wie vor Hihat und Ride durchaus benutzbar und auch nuanciert zu spielen. Sie klingen halt nicht ganz so schön wie meine B20-Becken. Was ich immer ganz furchtbar fand, war das Crash (zum Glück hatte ich nur eins). Ich bein kein Heavy Hitter, aber ich hatte auch den Eindruck, dass die Becken sehr robust waren. Die B20 scheinen mir trotz ähnlichem Gewicht einfach stärker zu "schwabbeln", so dass ich eher die Befürchtung hätte, dass sie Risse bekommen.

    Nix da.

  • Das mit den fehlenden Nuancen von odd-meter kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe mit einem Meinl MCS-Satz begonnen und finde nach wie vor Hihat und Ride durchaus benutzbar und auch nuanciert zu spielen.


    Meinl MCS sind aber auch aus Bronze und nicht aus Messing.
    Insgesamt klingen sie nicht schlecht, mein Sohn hat die Meinl MCS Hi-Hat meiner alten Paiste 400 (auch Bronze) vorgezogen.
    Beim 20" Ride fand er das Paiste 400 besser als das Meinl MCS.


    Ich persönlich finde den Klang von Messingbecken nicht sonderlich ansprechend.
    Aber mein Gehör ist ähnlich versaut wie das vom Jürgen.
    Seitdem ich Paiste 2002 und vor allem Paiste Giant Beat spiele, "fühlt" sich das Crashen und auch ein wenig Riden anders an.
    Ein Traum. :love:

  • Der Klang von Messingbecken ist suboptimal, ich denke, da sind sich hier alle einig.
    ABER: Messing kann eine Menge Prügel einstecken und geht dabei nicht kaputt - es verbiegt sich nur etwas. Jedenfalls habe ich vor einigen Jahren mal im Rahmen eines mittelschweren Wutanfalls ein 16er Crash so richtig verdroschen -- der üble Sound dabei mag die Aggression noch etwas angeheizt haben -- mit dem Ergebnis, dass nur der Rand etwas wellig war. Der Klang hat sich dadurch nicht verbessert.

    Fragen und Beiträge zu E-Drums können zu heftigen Reaktionen und Nebenwirkungen führen.

  • Der Klang von Messingbecken ist suboptimal, ich denke, da sind sich hier alle einig.


    Eingeschränkte Zustimmung: die über die typischen Vertriebswege verfügbaren Messingbecken sind in der Regel klanglich nicht so überzeugend.


    Aber: das liegt nicht an der Legierung, sondern an der Verarbeitung.
    Die üblichen Messingbecken werden von einer großen Rolle Messingblech gezogen und in einer hydraulischen Presse in einem Schritt geformt und gestanzt, Label draufgedruckt und fertig.
    Mit einer ordentlichen Hämmerung klingt Messing allerdings sehr gut. Ich war letztes Jahr im Januar bei Chris Kamin zum Beckenmacherworkshop. Dort habe ich einen Messingrohling ausführlich gehämmert. Das Ergebnis ist so überzeugend, dass dieses Becken jetzt mein Haupt-Ride ist.


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  • Hast du es abgedreht, also dünner gemacht und dann noch gehämmert?
    Bei einem Ride mag das ja noch funktionieren. Trotzdem klingt dein Ergebnis immer noch materialtypisch blechern, finde ich. Aber vielleicht darf es für meine Ohren auch gar nicht gut klingen. :rolleyes:

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  • Ich hatte immer mal wieder den Fall, dass Messingbecken stark anlaufen können (aber das ist bei Bronze ja auch der Fall).
    Ansonsten ist es immer eine Frage des Geschmacks und vor allem der aktuellen Situation, was nun von Vor- und Nachteil ist.


    Meine allerersten selbst gekauften Becken waren Zildjian K's. Mit 15, als meine Lieblingsband Slipknot war. Die Becken waren nach zwei Jahren kaputt. Da hätten es unter dem Strich dann auch Messingteller getan.
    Ein befreundeter Tonmensch bevorzugt für Gigs in kleinen Clubs zum Beispiel auch Messingbecken am Drumset, da diese schneller ausklingen und für den Gesamtklang recht zuträglich seien (speziell auf Rock-/Metalbands bezogen...in einem Jazzkontext mag das natürlch anders aussehen).


    Ansonsten schließe ich mich Nils an. In erster Linie sind die meisten Messingbecken von der Stange im Schnellverfahren produziert, ohne menschliches Zutun. Auch wenn der Grundklang von Messing nicht so komplex ist wie der einer Bronzelegierung, so könnte man rein in der Theorie schon auch noch ein bisschen was durch Hämmerungen etc. rausholen. In der Praxis erweist sich das aus Kostengründen aber denke ich als unpraktisch.

  • Ich war letztes Jahr im Januar bei Chris Kamin zum Beckenmacherworkshop. Dort habe ich einen Messingrohling ausführlich gehämmert. Das Ergebnis ist so überzeugend, dass dieses Becken jetzt mein Haupt-Ride ist.


    Für mich klingt's trotzdem nicht wirklich angenehm.
    Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache... :( :)

  • Ihr habt den großen Vorteil von Messing gegenüber Bronze vergessen.



    Das ist zwar auch der einzige, aber DER Grund weswegen ich Messingbecken
    bevorzuge (n würde wenn ich taub wär).
    Messingbleche lassen sich ganz hervorragend hochglanzpolieren! :D

    don´t panic

  • Ehrlich gesagt habe ich noch kein Messingbecken gespielt, welches mir gefallen hätte. Mit Band drumrum geht das aber schon auch zur Not.
    Nils' Beispiel klingt deutlich besser als vieles andere aus Messing und ist natürlich ein handgefertigtes Unikat mit hohem ideellem Wert. Trotzdem wäre es nicht der Klang, den ich an meinem Set haben wollte.


    Die B20 scheinen mir trotz ähnlichem Gewicht einfach stärker zu "schwabbeln", so dass ich eher die Befürchtung hätte, dass sie Risse bekommen.


    Wobei Nort Hargrove von Sabian mal sagte, es sei ein Mißverständnis, dass dünne Becken (die mehr "schwabbeln") leichter reißen. Ganz im Gegenteil wäre das Risiko bei steifen Becken wesentlich höher, weil weniger Schlagenergie in Form von Schwingungen abgegeben werden kann, sondern im Material bleibt. Oder irgendwie so...
    Allerdings sei B20 Bronze als Material wohl zunächst tatsächlich sehr spröde und wäre ohne die aufwändige Herstellung brüchig und als Becken kaum zu gebrauchen.


    Technisch gesehen kann man auf Messingbecken glaube ich alles üben, zumindest wäre mir nichts aufgefallen, was plötzlich nicht mehr funktioniert hätte, wenn ich mal Messing unter den Sticks hatte. Der Langzeitspaß ist halt bei edlem Blech höher.


    Der Pragmatiker kauft sich auch nen Dacia, um zur Arbeit zu fahren. Der Autoliebhaber eher nicht.

  • Ihr habt den großen Vorteil von Messing gegenüber Bronze vergessen.
    Das ist zwar auch der einzige, aber DER Grund weswegen ich Messingbecken bevorzuge (n würde wenn ich taub wär).
    Messingbleche lassen sich ganz hervorragend hochglanzpolieren! :D


    Es gibt noch einen unschlagbaren Vorteil: man kann sie ruhigen Gewissens auch mal anderen Schlagzeugern anvertrauen. ;)
    Ich habe mir jetzt extra ein preiswertes komplettes Mapex-Set (Venus-Serie) zugelegt und dafür bewußt auch extra Messing-Teller gekauft,
    um für den Fall gewappnet zu sein, dass ich mein Set auf einer Bühne irgendwann mal mit anderen Drummern teilen muß.


    Und noch ein (zugegeben: eher geringer) Vorteil: soundtechnisch ist es für mich auch immer mal reizvoll, an den "bekannten" Stellen beim Set
    (Aufbau-technisch gemeint) mal andere Klänge als es die Ohren gewohnt sind, zu haben: das hat für mich irgendwie etwas Inspirierendes:
    ich spiele dann auch mal was anderes als sonst.


    Gruß - R.


    PS: die Videos von Nils funzen bei mir nicht. ?( Edit: danke an Rampen (Beitrag hierunter): danke, das war's!

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure bisherigen Antworten!


    Zurückgehend auf meinen Ausgangspost, so scheint mir die bisherige Essenz zu sein: Messing klingt nicht toll, versieht aber in Beckenform seinen Dienst - bis dann irgendwann die Zeit für besser klingende cymbals gekommen ist.

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