studioaufnahmen und vorbereitung

  • hallo leute,
    meine band und ich möchten demnächst ins studio zu gehen und eine erste platte mit 4 oder 5 songs aufzunehmen, weil wir denken, dass man ohne vernünftiges material nicht mehr grossartig weiterkommt.
    wir spielen seit anderthalb jahren zusammen und haben recht viele livegigs hinter uns.
    ein demo haben wir schonmal vor einem jahr im proberaum aufgenommen, mit bescheidenem sound. es wurde alles getrennt aufgenommen, erst schlagzeug nach click, dann bass, gitarren, keyboard, gesang.
    auf der aufnahme groovt es nicht so wirklich, weil jeder kleine abweichungen hatte und die gitarristen noch nie zu nem click gespielt hatten und auch jetzt noch nicht dazu üben.
    die meisten unserer aktuellen songs haben auch innerhalb des liedes gewollte geschwindigkeitsänderungen oder ändern die taktart, deshalb wäre es unmöglich nach click aufzunehmen ...
    bei mir ist es auch so, dass ich viele passage in songs nicht so richtig fest habe, vor allem bei fills und so. da spiel ich im prinzip immer nach gefühl.


    meine fragen:
    1. was sind die vor- und nachteile von liveaufnahmen?
    2. ist es bei professionellen bands verbreitet ?
    3. was für kosten/zeit müsste man veranschlagen
    4. wie bereitet man sich am besten vor alleine/mit band, da mit click üben ja schonmal ausfällt ?
    5. sonstige tipps ?


    viele grüße

    3 Mal editiert, zuletzt von lauschig ()

  • hola!



    1. es gibt manche (wenige) stücke welche live einfach besser klingen als mit klick, jedoch muss dafür die band extrem gut zusammenspielen.
    klick hat die vorteile, dass man recht gut mit overdubs (tonaufnahme über eine bestehende tonaufnahme) arbeiten kann.
    2. nach langjähriger studioerfahrung kann ich dir sagen, dass ohne klick aufzunehmen sehr unüblich ist.
    3. wenn ihr optimale ergebnisse wollt, und spielerisch gut seid: ein stück ein tag (pro instrument).
    4.wenn ihr unbedingt live spielen wollt, dann übt auch live.
    wobei ein klick für aufnahmen sehr anzuraten ist, und man dadurch das "wackeln" besser in den griff bekommt.
    falls eure stücke tatsächlich mehrer verschiedene geschwindigkeiten brauchen, ist es auch möglich im studio den klick exakt darauf zu programmieren...,
    ansonsten gibt es auch die möglichkeit ein mittleres tempo zu wählen, und entsprechend vor dem klick, auf und nach dem klick zu spielen.
    wobei das schon etwas mehr vorübung verlangt.


    5. mein tipp wäre:
    übt die stücke als band und zusätzlich jeder einzeln mit klick.
    besonders der drummer, denn seine hauptaufgabe besteht darin, die band "in time" zu halten. spielt dann die stücke im studio live ein wobei der drummer mit klick spielt, dann habt ihr live feelingt im rhythmus (bass, git. etc.), und könnt solos und gesang nachträglich overduben.
    falls dir diverse drum-fills nicht klick-tauglich erscheinen, ersetze sie durch einfachere (der normal-hörer hört das gesamtstück, und analysiert keine drumfills, und für das stück ist ein guter gesamt-groove wichtiger als ein wackeliges killer-fill).



    summa sumarum: um im studio wirklich gute ergebnisse zu bekommen ist (ob live gespielt oder mit klick) eine vorbereitung mit klick (also klick-festigkeit) unerlässlich.



    mfg


    mr. p.

  • Da muss ich theroll Recht geben,ich habe auch versucht ohne Klick aufzunehmen.
    Problem war nachher, als ich nochmals eine Pasage einspielen wollte, bemerkte ich leider Tempischwankungen und somit wurde es sauschwer da noch was zu machen. Außer das ganze Stück nochmal einzuspielen.


    Nimm dir auf jeden Fall genug Zeit, halber bis ganzer Tag für einen Song.
    Ich musste 3 Songs in einenhalb Stunden spielen und das ist überhaupt nicht angenehm.Dir läuft die Zeit weg und wirst nervös und kannst dich nicht mehr konzentrieren. Zumindest ging es mir so.


    Beim Live einspielen entsteht ein sehr gutes Feeling und es groovt besser, da du nicht alleine spielst. Ausbesserungsarbeiten kannst du dann immer noch machen.


    Aber das wichtigste ist, übe zum Klick zu spielen und du wirst es um einiges leichter haben.


    Walhalla

  • Ich denke, es kommt immer darauf an, wofür das Demo überhaupt sein soll?
    Wollt ihr an ein Label oder einen Verlag rantreten, um einen Vertrag zu bekommen? Dann solltet ihr wie von den (vermutlich) Profis oben beschrieben vorfahren.
    Wollt ihr euch für weitere Livegigs im unteren bis höchstens mittleren Rahmen bewerben, würde ich eher zu Liveaufnahmen raten. Wenn die einigermaßen passabel klingen - das kann auch im Proberaum gelingen - geben sie ein ehrlicheres Bild an den Veranstalter, wie ihr tatsächlich live klingt. Weil auch die Veranstalter wissen: Im Studio ist alles möglich. Und eine "angestrengte" und am Ende nie ganz saubere Studioproduktion kostet eine Menge Geld und klingt doch nicht 100%.
    Zum Thema Click würde ich nochmal die Suche bemühen.

    BORIS.

  • Sehr gut!
    Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen.
    Ihr solltet euch wirklich Gedanken machen, was ihr mit den Aufnahmen erreichen wollt.


    - ein Demo für Veranstalter?
    - ein Demo für Labels?
    - eine Single für den großen Deal?
    - ein selbstproduziertes Album?
    - für Werbezwecke?
    - zum verkaufen?
    - usw,usw...


    Erst wenn ihr wisst, was ihr braucht und wieviele Titel ihr, in welcher Qualität aufnehmen wollt, kann man eischätzen, wie lange die Aufnahmen und vor allem die Nachbearbeitung evtl. dauern könnten.
    Ich schätze mal irgendwas zwischen 2 Tagen und 4 Wochen... ;)

  • Zitat

    Original von lauschig


    bei mir ist es auch so, dass ich viele passage in songs nicht so richtig fest habe, vor allem bei fills und so. da spiel ich im prinzip immer nach gefühl.


    Ich kann zwar zu den meisten von Dir gestellten Fragen nix sagen, aber zu obigen Zitat kurz: Davon rate ich Dir ab. Wenn man aufgeregt ist (und das wirst Du sein ;) ), dann sind eher simple und vorher genau ausnotierte und geübte Fills sicherer, wenn man mehrere Takes spielen muss.


    Meine Meinung.
    MfG.

    You can fool some people sometimes but you can't fool all the people all the time.

  • übt eure sachen mit klick im proberaum. evtl partweise indem ihr nur den teil übt der in einer geschwindigkeit ist und arbeitet euch so durch die songs.
    wenn ihr euch bei euren songs richtig sicher seid und das relativ sicher ohne fehler spielen könnt, dann könntet ihr euere cd auch gemeinsam aufnehmen - vorrausgesetzt ihr habt wirklich ein fähiges studio. wie schon gesagt wurde, wird es bei solch einem verfahren schwierig, wenn ihr fehler ausbessern wollt. da solltet ihr euch dann schon wirklikch sicher sein.


    soundtechnisch ist sowas durchaus machbar, wenngleich der sound in vielen fällen im detail immer etwas mehr nach einer live band klingen wird - was aber nicht schlechter oder besser sein muss, sondern mehr eine frage des künstlerischen aspekts.

  • ich muss den vorrednern mal widersprechen: gerade wenn man noch am anfang steht, ist es ziemlich schwierig einen guten take hinzulegen, den man mit click einspielt. wer nicht von anfang alles mit click übt, wird nicht wirklich grooven, jedenfalls ist das die erfahrung die ich gemacht habe. der click sorgt dann einfach für unruhe und stress, vor allem wenn man eben mal nicht drauf ist. die vorteile vom clickspielen allerdings wurden ja schon genannt.
    prinzipiell sollte allerdings eine aufnahme auch ohne click relativ konstant sein vom tempo her.
    ich persönlich habe mit live einspielen (gutes studio vorausgesetzt) die besten erfahrungen gemacht, weil man sich gegenseitig hochzieht und es einfach mehr spaß macht, was man nachher auch hört. auch unisono-stellen sind so einfacher zu machen, weil man sich gegenseitig "angrooven" kann. spielt ihr musik, in der soli oder instrumentalteile eine große rolle spielen? wenn ja, dann empfehle ich unbedingt, live einzuspielen (schonmal ne jazzplatte gehört, die gedubbt wurde?)


    nochmal zu deiner frage nr 2: ich denke es ist schon verbreitet, vor allem im jazz/soul-bereich, habe aber auch gehört,d ass die guano apes ihr letztes album komplett live eingespielt haben sollen.


    zu 4.: spielt die songs solange bis ihr sie im schlaf könnt. bis niemand mehr überlegen muss, welcher teil als nächstes kommt. bis jedes fill, jedes solo festgezurrt ist. dann habt ihrs im studion bedeutend einfacher, denn ein fehler von irgendjemandem kann den ganzen take kaputt machen, wenn ihr live einspielt.


    fazit: ist die band gut genug aufeinander eingespielt, halte ich live für besser, weil es schneller geht und einfach lebendiger klingt.


    nachtrag zu 5.: wer im studio überlegt, verliert! ;)

  • Zitat

    Original von drum-herum
    (schonmal ne jazzplatte gehört, die gedubbt wurde?)


    aber jede menge. frag mal frank sinatra. wenn man in ein studio geht das entsprechendes geld kostet gibt es auch die möglichkeit "live" aufzunehmen und dabei genügen trennung auf den spuren zu haben um hinterher fehler ausbügeln zu können. diese methode würde ich empfehlen. als band aufnhemen, grütze hinterher reparieren. das geht am schnellsten. wer jetzt ansagt "1 tag pro track und instrument" : sowas kann kein mensch bezahlen. ein herr freese bolzt ein top-10 album an 2 nachmittagen runter ;)

  • click macht nur dann wirklich sinn, wenn man auch richtig auf den click spielen kann. heißt wenn ich danach hergehen könnte nen 16tel shaker dazu programmieren kann und es klingt nicht komisch.
    alles andere ist nur kompromissbelastetes mischwerk welches oft ohne click wesentlich besser dastehen würde.

  • danke schön für die vielen informativen antworten,


    ich erklär mal eben die situation:
    wir haben von einem kleinen label folgendes angebot bekommen:


    sie übernehmen den physischen (deutschlandweit) und digitalen (international) vertrieb für eine von uns oder einem dritten produzierte cd. die kosten für den weltweiten digitalen vertrieb betragen für alle dem
    Genre zuträglichen Shops einmalig 58,00 €.
    wir würden an jeder verkauften cd 5,20 € und an jedem download 0,30 € verdienen...


    erstmal: was haltet ihr von solch einem angebot? ist sowas seriös?


    daraus folgt ja, dass wir eine vernünftig produzierte cd hinbekommen wollen.
    auch wenn wir dieses angebot nicht eingehen sollten, ist es sicherlich nicht schlecht etwas ordentliches in der hand zu haben.


    drum-herum:
    ja, bei uns spielen instrumentalteile eine sehr grosse rolle. würde sagen 50% ist instrumental


    wir haben uns jetzt entschieden die nächsten proben mal zu schauen, ob man die stücke auf klicktauglichkeit biegen kann, was wahrscheinlich ordentlich fetzerei mit dem gitarristen gibt, und dann damit zu proben.


    noch ein paar fragen:
    wie findet man ein gutes, preiswertes studio?
    habt ihr da auch tipps parat ? oder kennt ihr welche im raum köln/aachen ?


    man hört ja dauernd von leuten bzw. musikern, die irgendwo ein studio haben, aber ist das dann auch professionell oder sollte man sich da eher was größeres suchen ?


    hört sich jetzt bisschen wischiwaschi an, aber liegt daran, dass ich mich in dem bereich nicht auskenne

    2 Mal editiert, zuletzt von lauschig ()

  • die wollen euer produkt vertreiben. das produkt existiert leider nicht. von daher kannst du dir überlegen wie seriös so eine anfrage ist. DIE haben garantiert auch ein presswerk. und ein studio. vergiss das ganze ganz schnell. stell mal einen song hier in die hörzone oder bei myspace oder sonstwohin. aber denk um gottes willen nicht mehr über vertriebswege nach, da will euch jemand über den tisch ziehen.

  • Hallo ...,

    wir haben uns Eure Soundfiles angehört und Videos und Bilder angesehen.



    Wir gehen davon aus, dass Ihr richtig produziert werden wollt. ... ist allerdings das finanzielle Risiko zu groß!

    Was wir Euch anbieten können, ist, dass wir eine fertige von Euch oder
    einen Dritten produzierte CD in den physischen
    (Deutschland) und digitalen Vertrieb (weltweit) und auch die PR wie
    Sendebetreuung usw. zu unseren Lasten übernehmen.

    Die Kosten für den weltweiten digitalen Vertrieb betragen für alle dem
    Genre zuträglichen Shops einmalig 58,00 €.
    Dies schießt ein, dass keine weiteren Kosten entstehen, wenn die Tracks
    in neu entstandene Shops eingebunden werden.
    Für jeden Download erhaltet Ihr 0,30 €. Für jede verkaufte LP-CD bekommt
    Ihr 5,20 €. Für den Datentransfer einer CD im
    Warenwirtschaftssystem fallen pro Monat 0,65 € an, die Ihr uns zahlen
    müsstet.

    Zu weiteren Fragen und Anregungen stehen wir Euch jederzeit gerne zu
    Verfügung.

    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von lauschig ()

  • hab auch schon ordentlich im web gesucht, nichts auffälliges gefunden.
    unser sänger hat mir auch mittgeteilt, dass er schon mit anderen bands gesprochen hat, die ähnliche verträge mit indie-labels haben.
    also muss man sich erstmal alles ganz genau anschauen, bevor man da genaue aussagen treffen kann.
    vorrauszahlungen ins blaue werden wir auf keine fall tätigen.
    jetzt erstmal fussball ...

  • Der soll mal vorrechnen, wie das mit den 5,20 gehen soll, sofern denn überhaupt was verscherbelt wird.


    Kein Vertrieb der Welt packt für ne unbekannte Scheibe mehr als sechs Euro aus, der normale VAP liegt zwischen sechs und sieben Euro. Das ist der Preis zu dem die CD das Label verlässt und es sich im Vertriebslager gemütlich macht, bis sie für ca. acht bis neun Euro vom Handel eingekauft wird.


    Wie da ein Cut von 5 Euro für den Künstler bei rumkommen soll, ist mir schleierhaft.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

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