Weniger ist mehr!! Steve Gadd fängt an....

  • Verehrtes Forum!


    Vielleicht geht das nur mir so, aber in letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass "Höherschnellerweiter-Trommeln" nimmt überhand.
    Sicherlich, schon der gute Buddy Rich hatte schon eine sensationelle Beats-per-Minute-Frequenz, aber irgendwie doch noch im musikalischen Kontext oder mit einem gewissen Fluss.
    Dummerweise lasse auch ich mich gerne vom Zuvielspielen anstecken. Vielleicht kann man auch soweit gehen: der Drummer an sich ist von Natur aus ein Vielnotenspieler.
    Wird mir das bewußt, dass ich zu viele Patterns spiele und mich weniger um den Groove, den Song und die Musik gekümmert habe, ärgere ich mich natürlich.
    Und versuche mich wieder zu erinnern: wir wollten/sollten doch Musik machen.
    Jaja, wie das zu klingen hat und wieviel oder wie wenig ist ja Geschmackssache.
    Aber dennoch gibt es wunderschöne Beispiele, die inspirieren und zeigen, wie man die Sache auf den Punkt bringen kann.


    Danach suche ich. bzw. möchte mit einem Beispiel beginnen:


    Video


    Man sollte unbedingt das komplette Video anschauen und sich ein wenig Zeit nehmen, damit man den Dynamikaufbau und den Fluß miterleben kann.
    Und ganz sicher sind die beteiligten Mitmusiker ganz genauso sehenswert und wichtig.


    Desweiteren hat vielleicht der Eine oder Andere noch ein paar Beispiele für mich und kann sie hier anfügen. Darüber würde ich mich sehr freuen.

    Einmal editiert, zuletzt von Klaus Tropp ()

  • Auf jeden Fall! Ein gutes Beispiel wäre sicher auch das "Showdown in L.A." Video, wo Gadd, Weckl und Colaiuta zusammen spielen. Bevor dann alle anfangen wild zu solieren und jeder erstmal alleine spielt, da macht Gadd auch von allen am wenigsten, aber es grooved so wahnsinnig. Da können Weckl und Vinnie einpacken (wobei ich hier nicht sagen will, dass die nicht grooven..)
    Aber es stimmt schon, man tendiert gerne dazu schnell mal ein wenig zu viel zu spielen. Gerade bei Fills fällt mir das oft auf. Wobei gerade da Pausen oft einen stärken Effekt erzielen, als das krasse Lick was ich ein halbes Jahr extra üben muss!

  • Hmm...


    Ich finde das ist nicht so einfach.
    Ich habe das Video geschaut. Mir gefällt es, ich kann deine Gedanken zum Thema "Song-dienlich" spielen nachvollziehen und teile sie auch.
    Nur:
    Wie vermittelt man so etwas? Durch das Anschauen von Videos? Oder durch Konzertbesuche?
    Wenn ja, dann muss man davon aus gehen, dass eine von jemandem zu bestimmende Menge an Schlagzeugern angemessen spielt (bzw. in bestimmten Situationen angemessen spielt) und die anderen alle nicht. Wer darf so etwas entscheiden?
    Klar kann man mit Videos darauf hinweisen was wo angebracht sein könnte, aber solange der Trommler das nicht selbst fühlt und merkt wird das nichts bewirken.
    Hinzu kommt noch die Sache mit dem individuellen Musikgeschmack. Gefällt jemandem z.B. eher progressive Musik wird er mit deinem Beispiel nicht viel anfangen können.

  • YEAH!!! Nicht zu toppen!!!


    Mein Musikgeschmack ist das auch nicht unbedingt, aber was Steve Gadd da veranstaltet kann man auch objektiv betrachtet nur als "sensationell" bezeichnen.


    Und genau dieses songdienliche, muskalische, energetische, präzise und vor allem unnachahmliche(!) Schlagzeugspiel mit seiner unbestechlichen Time ist es, was diesen großartigen Musiker seit Jahrzehnten ausmacht und ihn nun einmal zu einer (wie es John Taylor auch erwähnt) lebenden Legende macht.


    Es gibt nicht viele Schlagzeuger, die man nach einigen Schlägen an ihrer Phrasierung, an ihrem Sound u.v.m. sofort wiedererkennt. Steve Gadd gehört definitiv dazu.


    Technisch gesehen gibt es viele, die das gesamte Steve Gadd "Repertoire" nachspielen können. Mit dieser Art von Phrasierung und seinem Groove kann das aber zum Glück nur er selbst.


    Vielen Dank für den Link!


    Viele Grüße
    Daniel

  • Gadd ist echt ein GOtt, aber ich fand dieses Video jetzt irgendwie nicht soooo spannenden. Sonst groovt er finde ich mehr. Das Video ist selbstverständlich (ich meine, es ist ja immerhin gadd!) gut gespielt, aber ich find es hat nicht so viel "Soul" wie sonst. Etwas im Stil dieses Videos hab ich auch schon bei sonst nicht so geilen drummern wie Gadd gefunden.



    Ich finde jednfalls, man sollte sich nie um irgendetwas kümmern, wenn man spielt, als darum, zu spielen was man will. Wenn man jemand ist, der 64el Fills aus der Seele heraus spielt, dann soll man das doch machen. Und wenn man eher wie gadd ist, und eher wenige Noten spielt, dann ist das doch auch wunderbar.
    Ich finde, Daniel svensson groovt. Und ich finde Phil Rudd groovt. Das sind natürlich völlig verschiedene welten, einmal der Death-metaler, und einmal halt der Rock'n'roller.


    Wenn man aber sich immer wieder die sechzentel aus den Händen quält, weil man ja ein krasser metaler sein muss, dann find ich dass immer ziemlich schade. Oder halt, wenn man sich dazu zwingt, nur wenig zu spielen, es aber nicht zu einem passt. (ABER: ersteres passiert viel viel viel viel viel viel viel häufiger als letzteres!)




    Vielleicht wird ja irgendjemand aus meinen Gedankenflüssen schlau ;)


    mfg Schnär

  • So wenig Noten spielt der hier ja nun auch wieder nicht. Es ginge auch mit noch weniger Noten. Die Kunst besteht vor allem eher darin, den Kontext zum musikalischen Umfeld herzustellen. Er trifft die zu begleitenden Noten mit entsprechend geschmackvollen Vor,- und Nachbereitungen.
    Das kann für mich auch gerne mit einer 7,5 gegen 11 über 13 Verschiebung funktionieren, wenn dabei aber auch die 3 Noten der Mitmusikanten Berücksichtigung finden und es im musikalischen Kontext irgendwie noch "logisch/oder brauchbar" erscheint, was dann schon wieder dem Bereich "subjektiver Geschmack" zugeordnet werden kann.


    Im Gegensatz dazu stehen jedenfalls irgendwelche "Apparate", bei denen der Ausführende an diesen Stellen mit "Augen (und Ohren)zu
    und durch" operiert, OHNE sich darum zu kümmern, was die Kollegen an der Stelle gerade so treiben.
    Aber vielleicht kann ja auch das seinen Reiz haben. Wer ist schon Beiratsmitglied im Kommitee für "Was die Welt braucht" und will das beurteilen? (berufen fühlen sich viele, ich weiß-aber die ignoriere ich)

  • Wenn man jemand ist, der 64el Fills aus der Seele heraus spielt, dann soll man das doch machen.

    Aber wenn das im gegebenen Kontext scheiße klingt? Dann hat man eben keine musikalische Seele. Darum geht es ja hier in dem Thread: um Trommler mit dem genialen Feel für die Musik. Um Instrumentalisten, die mit ihrem Beitrag das Gesamtwerk auf einzigartige Weise zum Klingen bringen und damit die Zuhörer berühren. Solche Musiker spielen weder 64tel noch ganztaktige Pausen aus ihrer Seele heraus, sondern immer nur das, was gut klingt. Das ist der entscheidende Unterschied: Die einen haben Noten in der Seele, die anderen Musik.


    .

  • Gadd und Anthony Jackson haben weiland eine platte mit Michael petrucchianie eingespielt. Bei einer Nummer gabs einen superdichten baasspart. Frifrafrickel. Da hat Onkel gadd gesagt: spiel da einfach Viertel. Jackson: aber hier steht doch... Gadd: Trust me.
    Hat funktioniert.

  • Über Gadd ist glaube ich alles gesagt.
    Er hat natürlich den grossen Vorteil, das er von tollen Songwritern für ihre CD-Aufnahmen und Tourneen gefragt wird.
    Das mit dem songdienlichen Spiel hat natürich einfach viel mit dem "Song" zu tun. Schöne Beispiele gibt's glücklicherweise auch von anderen Drummern.


    Hier z.B. Tori Amos mit Matt Chamberlain:
    [video]

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    [/video]


    Problematisch finde ich nur wenn die Technik die Musik bestimmt. Das kann ich mir zwar auch unter einem gewissen technischen oder auch sportlichem Aspekt anhören, geniessen kann ich das in den seltensten Fällen.

  • in letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass "Höherschnellerweiter-Trommeln" nimmt überhand.


    Lustig, meines Erachtens hat dieses Thema einen riesenlangen Bart. Ehrlich gesagt, hängt mir das ganze "Weniger ist Mehr" mittlerweile auch schon ein bißchen zum Hals raus...


    (Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin ein absoluter Verfechter dieser Theorie. Wer mich mal hat spielen sehen, weiß, dass ich nicht nur wenig, sondern manchmal schon für viele "zu" wenig spiele....)

  • Interessant ist in diesem Zusammenhang vllt. ein Statement von Vinnie Colaiuta in einem recht neuen Modern Drummer-Interview (März 2007).


    "What i see happening a lot within drumming is a microcosmic example of what's happening in society, which is sensationalism. Sensationalism was once the domain of sideshow barkers selling cure-all tonics
    and tickets to see the bearded lady, but there was always a place for art. But now if it's not sensational, it's value is diminished."


    Eine interessante Theorie, die von aktuellen Sendeformaten unterstützt wird.

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