Wenn jemand nur "vintage" genug ist, gilt er wieder als "klassisch"...?

  • Hallo,


    ich finde es in letzter Zeit etwas seltsam, oder bemerkenswert, wie Drummer, wenn sie nur "vintage" genug sind, transkribiert und gecovert werden.

    Die - wie ich finde - zu ihrer Zeit gar nicht so großartiges geleistet haben.


    Etwa Terry Williams, der zweite Drummer der Dire Straits. Er spielte nach Pick Withers ab 1982 bis etwa 1988 bei den Dire Straits.

    Pick Withers war der erste Drummer der Dire Straits bis 1982; er hatte das Album "Love over Gold" noch eingespielt, war aber für die Tour dazu schon nicht mehr dabei.

    Ich fand, er spielte druckvoll, aber auch recht relaxed, elegant. Genau das, was die Songs brauchten.


    Terry Williams wurde für die Tour für "Love over Gold" verpflichtet. Sein Background war wohl eher der "Pub Rock". Für meinen persönlichen Geschmack, war er eher der plakative "Reinpatscher".

    Seine erste (und fast auch einzige) Studio-Aufnahmen mit den Dire Straits war die Maxi-Single "Twisting by the Pool", mit "Two Young Lovers" und "If I had You" - Rock'n'Roll, Rockabilly (?), Pub-Rock, was seinem Stil sehr gut entsprach. Nicht so elegant wie Pick Withers, eher "voll auf die 12, immer voll auf die Glocke".


    Auf der '83er Tour für das "Experimentalalbum" "Love Over Gold" der Dire Straits spielte er natürlich auch die Klassiker mit, etwa "Sultans of Swing". und vorbei war die Eleganz eines Pick Withers, unter seinen Stöcken wurden sie zu Kneipen-Gassenhauern, fast jeder Takt mit einem Chrash auf der Eins - vielleicht wollte der Bandleader Mark Knopfler das ja auch so.


    Interessant finde ich, dass junger DrummerInnen genau sein Spiel für "Sultans of Swing" covern und als "klassisch" anerkennen: Sina: Terry William - Sultans of Swing (Alchemy 1983)


    Bei den Aufnahmen für das nächste Album, "Brothers in Arms" spielte er zunächst noch im Studio mit. Aber sein Drumming reichte nicht aus, war nicht gut genug für diese neuen Songs. Fast alles, was er getrommelt hatte, wurde durch Omar Hakim ersetzt.

    Angeblich ist alles, was er auf dem Album gespielt hat, was nicht von Omar Hakim ersetzt wurde, das Intro zu "Money for Nothing" (laut "SoundOnSound", Internet-Magazin).

    Das Intro war ein "wildes" Improvisieren, im Studio angefeuert durch die Band, die ihn anfeuerten, noch wilder zu spielen, bis zu dem Punkt, an dem das Synthie-Intro vorbei war und Mark Knopfler mit seiner Gitarre einsetzte (laut "SoundOnSound").


    Für mich war das damals, als "Money for Nothing" raus kam, auch nichts besonderes, bloß ein "wildes Getrommel", was eigentlich jeder so oder so ähnlich auch improvisiert hätte.

    Heute wird dieses Intro transkribiert und in Videos gelehrt.

    Sickly Drummer (Oscar Chamorro): TERRY WILLIAMS - MONEY FOR NOTHING INTRO (DRUMS LESSON)


    Selbst der "Wunder-Schlagzeuger" El Estepario Siberiano covert dieses Intro: El Estepario Siberiano: Money for Nothing Intro


    Und hier erklärt er sogar die Durchkomponiertheit dieses Intros: El Estepario Siberiano : Intro Money for Nothing (ab Minute 12:40)


    Ich empfinde das bemerkenswert.

    Terry Williams, obgleich für die Studio-Aufnahmen "gefeuert", spielte die Tour und die Video-Clips mit.

    Auf der Tour konnte Terry Williams selbst dieses sein Intro auch nicht immer so 1:1 nach spielen, oder auch nur richtig zum Ende bringen, punktgenau auf den Beginn des Gitarrenriffs von Mark Knopfler.

    Ich finde es interessant und bemerkenswert, dass sein Stil heutzutage gecovert und transkribiert und gar auf Youtube-Videos gelehrt wird.

    Wenn man so spielt, wie einem Arme und Beine gewachsen sind, eigen klingt mit seinen Fehlern oder Unvollkommenheiten nach der "Reinen Lehre", man seinen eigenen Sound und Stil hat.

    Der heutzutage von einigen Leuten dann so gut gefunden wird, dass sie ihn 1:1 covern wollen, analysieren, transkribieren und sogar lehren.


    Wie seht ihr das? Was ist eure Meinung dazu?
    (Terry Williams sei von mir hier nur als Beispiel genannt.)


    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

    Einmal editiert, zuletzt von Burkie ()

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