Beiträge von krisch77

    Der Maßstab.

    Da hast Du natürlich absolut Recht, ich für meinen Teil wollte die Thematik eigentlich weitgehend dogmenfrei halten. Nicht "Du musst" sondern "Schau mal, ob das auch für Dich eine gute Idee ist". Nur: sobald man einen Vorschlag macht, steht dieser wie in Stein gemeißelt und ist der kritischen Betrachtung ausgliefert. Deshalb bin ich für die Rückmeldungen dankbar, an welchen Stellen das vielleicht noch nicht optimal gelungen ist. Mein scherzhafter Befehlston ist so ja schon auf der Änderungsliste gelandet :-).


    Die Bandbreite beim Aufnehmen reicht von Zoom bis Capitol Records und jede Abstufung dazwischen ist legitim und im Optimalfall findet jeder das für ihn passende Werkzeug. Auch die Anforderungen an das eigene Equipment variieren entsprechend.


    Ausgangspunkt für meinen kleinen Text (der ja irgendwie diese ganze Diskussion ausgelöst hat) war aber, dass sich eine Band (Anfänger, Hobby, Profi, völlig wumpe!) entschieden hat, die Knete zusammenzukratzen uns sich ein Studio zu suchen. Das kann ein ästhetischer Anspruch sein: Das Portrait für den eigenen Kaminsims kann man im Fotoautomaten machen, den Nachbarn machen lassen, der ne Spiegelreflex hat, oder ins Fotostudio gehen (um den Vergleich ein weiteres Mal zu bemühen). Oder es steht ein gehobener Demoanspruch dahinter: Nehmen wir an, das Foto von oben soll nicht nur auf dem Kaminsims sondern in eine Bewerbungsmappe. Und wenn das Ganze dann noch verkauft werden soll, dann sind die Anforderungen wieder ganz andere.


    Wie andernorts auch, darf man annehmen, dass das Endergebnis maßgeblich vom schwächsten Glied in der Kette bestimmt wird. Dass da das Handwerk sowohl auf der Seite des Musikers als auch der des Technikers wichtige Faktoren sind, steht außer Frage. Auch die Gesamtinfrastruktur des Studios fällt ins Gewicht. Ich hatte versucht, mögliche schwache Kettenglieder instrumentenseitig aufzuzeigen, die sich leicht, wenn auch u.U. mit Geldeinsatz, optimieren lassen. Wieweit man da ins Detail geht, hängt wieder von den Beteiligten ab. Keiner wird aus dem Studio geworfen, wenn das Resofell auf dem Standtom xy Jahre alt ist :-)). Aber, wie gesagt, in diesem Umfeld wird der Zoom auf höchste Stufe gestellt. Wenn das Foto von oben für eine - sagen wir - Werbekampagne auf einer 10x15m Plakatwand landen soll, dann wird man auch etwas genauer Pudern und schminken als bei einem Passfoto.

    Liebe Foratoren,
    ich freue mich sehr über die stattfindende Diskussion. Da die Fellfrage (insbesondere die Resofellfrage) eine große Welle erzeugt hat, werde ich da wohl nochmal in die Tiefe gehen. Leider schaffe ich das am WE aber nicht mehr.
    Zur "Livediskussion":
    Während ja weitgehend Konsens herrscht, dass zu Aufnahmebeginn neue, maximal "eingespielte" Felle in Frage kommen, ist das Problem zu entscheiden, wann die Resofelle dran sind. Während die Erfahrenen (siehe Nils u.a.) einfach im Blick oder im Ohr haben, wann die Resos fällig sind, ist es für den weniger Erfahrenen tatsächlich schwer, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Nach 8-10 Gigs/Proben garantiert einen gleichmäßig stabilen Sound, geht aber auch einfach ins Geld, insbesondere wenn die 10 Gigs möglicherweise nicht gerade fürstlich bezahlt sind. Für den Livebetrieb ist meines Erachtens auch ein deutlich längerer Zeitraum vertretbar (Ich hatte die Resos auch schon mal 20-30 Gigs drauf und es hat sich keiner beschwert. Das Stimmen dauert dann halt vielleicht einfach etwas länger.) Doch spätestens, wenn der dritte Techniker und auch die Bandmitglieder sich beschweren, dass das Standtom selbst nach stundenlangem Tuning noch "Baummmm" macht, dann sollte man darüber nachdenken.


    Jetzt fang ich diesen studiobezogenen Satz schon zum 10. Mal an, weil ich überlegt habe, welches Intervall man denn nun für's Studio aufschreiben sollte. Schwierig, denn geschrieben ist geschrieben - und darauf kann man dann festgenagelt werden. Wie wäre folgende Idee: Muss man nicht jeden Euro zweimal rumdrehen muss, dann neue Resos drauf. Spielt die Kohle eine echte Rolle, dann vielleicht so: Ist das Resofell jünger als - sagen wir - 1 Jahr, würde ich mir erstmal keine Sorgen machen. Es sollte dann aber auch ein Markenfell sein. Bei preiswerten Werksfellen (auch denen, wo irgendwo klein "Made by Remo" auftaucht) wäre ich kritischer. Fahrt ins Studio, baut auf und checkt den Sound. Sollte sich herausstellen, dass die Resos Schrott sind, dann schickt einen Bandkollegen ins hoffentlich nächstgelegene Musikgeschäft…
    Sind die Felle älter als ein 1 Jahr, dann kauft einen Satz Felle und bringt sie ins Studio mit. Wer weiß, vielleicht taugen sie ja noch. Wenn nicht - wechseln, wenn doch, dann habt ihr einfach einen Satz Felle in Reserve.


    Bedenkt, dass ihr bei den letzten beiden Vorschlägen mit Glück Geld spart. Sollte sich aber herausstellen, dass doch ein Wechsel nötig ist, dann kostet das Zeit (Fahrt zum Musikgeschäft, Fellwechsel, Stimmen, im schlimmsten Falle neu mikrokopieren, etc). Je nach Studiotarif kann das dann teuer werden.


    Ein Halbsatz @ TiBen: Die Studiotarife variieren massiv. Nicht nur von Studio zu Studio. Ich weiß von Studios, die für "Privatkunden" gaaaanz andere Tarife aufrufen als für gesignte Bands. Da kann man unter Umständen in einem HighEndStudio erstaunlich preiswert aufnehmen. Da hilft m.E. nur anfragen. :)


    So, schönen Samstag erstmal!

    Ich finde, das kommt überheblich rüber, dieser Befehlston. Auch, wenn es wahrscheinlich eher scherzhaft gemeint ist.

    Sorry, ja, das war scherzhaft gemeint. Scherzhafter Befehlston. Wird überarbeitet! :)
    Stimmt, eine Jahresangabe wie bei Autoreifen fehlt. Natürlich spielt der Geldbeutel immer eine Rolle. Für den Livebetrieb wechsele ich eher selten die Felle, am ehesten dann, wenn ich merke, dass ich meinen Sound nicht mehr ohne Weiteres hinbekomme. Die Frage kann man ja mal in die Runde werfen: Wann würdet Ihr die Resofelle tauschen? Würdet Ihr sie überhaupt tauschen?
    Ich habe im Studio oft die Erfahrung gemacht, dass bei alten Resofellen - trotz neuer und gestimmter Schlagfelle - gerade der Sustain "wabbelig" und unsauber klang.


    Wenn ich kein Konzept habe, nicht weiß, was ich will, aber für ein
    Tonstudio Geld übrig habe, dann stimmt doch etwas nicht?

    Lieber Jürgen,


    Ich denke, wir können uns einigen, dass eine Band - egal wie alt - auf die Idee kommen könnte: Au ja, lass uns unsere Songs aufnehmen. Als Demo für Veranstalter oder zum Verkauf an die Fans. Das kann jeder gern auch in seinem Proberaum machen, da spricht natürlich überhaupt nichts dagegen. Ich habe schon oft die Argumente gehört: für nicht mal 2000 Euro bekomme ich Mikros und vielleicht noch ein Interface, dann mach ich das lieber selbst. Bitte, nur zu, gerade für Demos kein Problem und prima. So haben wir damals unsere erste CD aufgenommen. Das Ergebnis: Viel Geld investiert und das Ergebnis klang Grottenscheiße. Noch ein Gegenargument im übertragenen Sinne: Einen Zahnriemen für's Auto kann ich mir auch für ne Handvoll Euro kaufen und dann guck ich mir ein Tutorial im Netz an und dann sollte das schon klappen. Ein begabter Schrauber schafft das vielleicht auch. Der eine oder andere kommt aber vielleicht auf die Idee, dass ein Fachmann eine gute Alternative ist. Den bezahle ich für seine Fachkenntnis und die Zeit, die er aufbringt.


    Von einer Schüler- oder sonstwie gearteten "Jungband" oder Hobbyband erwarte ich nicht unbedingt, dass sie beim ersten Studiotermin einen genauen Plan hat, was im Studio so abgeht und auf was man sich einstellen muss. Das sollten die Studiojungs natürlich auch im Vorfeld ansprechen.


    Mein Text basiert auf den Erfahrungen der letzten Jahre. Warum eine Band ein Studio für 5 Tage für eine EP bucht, der Drummer aber nur ein "Magnum" Schlagzeug mitbringt, weiß ich nicht und ich habe auch noch nicht nachgefragt. Möglichkeit: Eine junge Band bestehend aus Schülern, ein zwei Gagen (wie klein auch immer), und eine großzügige Elternspende haben den Studiotermin ermöglicht. Ein Top Schlagzeug war da leider nicht mehr drin. Gegenbeispiel: Anfang des Jahres kam ein Drummer mit einem Starclassic Set und Byzance Becken (seufz! :rolleyes: ). Im Gespräch ergab sich: Das hatte er vom Proberaumnachbarn gemietet. Tolle Idee, hab ich so übernommen.

    Meine Erfahrung: der Schwachpunkt ist das Personal.

    Ich habe Drummer erlebt, die super gespielt haben, aber keine Ahnung vom Stimmen hatten. Das ist sicher ein beklagenswertes Manko, aber da hilft dann für die konkrete Situation ein Coach weiter. Besser, als wenn der Tontechniker sagt: Ey, is egal, triggere ich dann eh… Und wenn eine Band aufnehmen will, dann setze ich mich nicht auf das hohe Ross zu sagen: Du spielst schlecht, da brauchste auch keinen guten Sound - und wat willste überhaupt im Studio. Das ist ja, als würde der Portraitfotograf sagen: Ey, siehst Du Scheiße aus, aber wenn du unbedingt ein Foto willst, dann hole ich mal schnell meine Polaroid…


    Bei mir ist noch keine Demo-Aufnahme am falschen Fell,
    der falschen Snare oder der falschen Stimmung (vom Fell) gescheitert.

    Dass der Gitarrist neue Saiten aufzieht und der Sänger nicht grad die Nacht durchgefeiert hat, da bezweifelt keiner, dass das Sinn macht. Dass ein neues Fell besser klingt als ein altes, darauf kann man sich sicher auch einigen. Und wenn man dann schon mal einen Studiotermin gemacht hat, dann ist das der perfekte Zeitpunkt für einen Fellwechsel. Die halten ja dann auch noch eine ganze Weile nach dem Recording. Die Resofellthematik gehe ich nochmal an und baue ein paar Konjunktive ein (siehe den auf TIben bezogenen Kommentar). Ein Gestimmtes Set klingt besser als ein unbestimmtes, da lass ich mich auf keine Diskussion ein. ;) Das alles hat nix mit Equipment-Wahn zu tun, finde ich.


    Was ich auch nicht verstehe, ist, warum bei Remo es ein Diplomat und
    bei Evans immerhin ein 300 untenrum sein darf.

    Stimmt, ich meine auch ein Ambassador Resonant. Mea Culpa.


    Irgendwie ist mir da Einiges unrund und das Denglisch ist nur symptomatisch.

    Ich hoffe, ich konnte einige Dinge etwas runder machen. Und warum reitet Ihr auf meinem "denglischen" Begriff Engineer eigentlich so rum??? ?( BassDrum, Crash-Becken, HiHat, Overhead, BackBeat, Sticks, Gig, PA, Rock'nRoll… Also Peace, everybody :P

    Erst einmal Danke für Eure positiven Rückmeldungen.


    Beim Engineer hab ich mir ehrlich gesagt keine besonderen Gedanken gemacht - in einem sonst ja auch nicht so ganz denglisch-freien Umfeld wie dem Musikbusiness, äh, Musikgeschäft :-). Wenn der Engineer aber stört, lass ich mich natürlich gern auf den Tontechniker ein :-).


    Auch erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Allerdings ist das Ganze ja auch "work in progress" (Mist, schon wieder ein Anglizismus!), da wird sich also sicher noch das eine oder andere ändern. Danke für jede Anregung.


    Mit den Soundvorstellungen wäre da ein Anfangspunkt gegeben. Man kann und sollte schon mit einer Vorstellung und im Idealfall ein paar Referenzaufnahmen aufschlagen. Dann muss man diskutieren, ob die Soundvorstellung im Gesamtzusammenhang der aufzunehmenden Musik Sinn macht oder ob es womöglich nur der aktuelle Lieblingssound des Drummers ist. Je nachdem, welche Infrastruktur einem zur Verfügung steht (Instrumente, Raum, Mics, Preamps, etc) kann man dann sehen, inwieweit man da rankommt. Ich frage auch generell nach Vorstellungen und Referenzaufnahmen und Demoaufnahmen der aufzunehmenden Songs und schaue, was passen könnte und machbar ist. Bisher hat's erfreulicherweise immer hingehauen. :)

    Ich hab mal wieder einen Verbalerguss produziert. Nachdem ich in den letzten 2-3 Jahren für recht viele Newcomerbands als Drumcoach und Drumtuner bei Studioproduktionen gearbeitet habe, habe ich mal ein paar Dinge aufgeschrieben, die für diejenigen Drummer, die zum ersten Mal ein Tonstudio betreten, hilfreich sein könnten. Wie auch schon beim Drumchart-Writing-Workshop: kost nix und vielleicht hilft's jemandem!! :)


    http://christiansvenson.de/recordingvorbereitung.html

    Hallo Werner,
    naja, wer's nicht braucht, muss es ja nicht lesen :) .


    Ich habe in den letzten Jahren viiiieele Vertretungen gespielt und selbst bei professionellen Bands und Drummern hab ich teilweise die abenteuerlichsten Charts gesehen (wenn es überhaupt welche gab)… Das war der Auslöser, mal meine geistigen Ergüsse in die Textverarbeitung zu hacken.


    Freut mich, wenn Dir das "how to" gefällt.


    Christian