SPF - Markus Ostfeld - Hobby zum Beruf gemacht

  • Den Traum leben
    Markus Ostfeld aka SPF ist ja schon länger im Forum unterwegws. 2004 spielte er beim DF 5.0 mit seiner Band Miami Ice. Auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt beschallte er vom Nachbarstand (Rohema Percussion) aus nicht nur das DF-Messe-Team.
    Vielen Dank an Markus für die schnelle Rücksendung der Antworten.



    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?


    SPF:Wann es bei mir genau los ging, ist eigentlich nicht genau zu definieren. Ich habe als Kleinkind schon auf allem herum getrommelt, was der Haushalt so zu bieten hatte.
    Mamas Kochtöpfe wurden öfter als Drumset missbraucht, als dass jemand darin Essen zubereitet hat. Jedenfalls bekam ich dann zu meinem dritten Geburtstag ein Kinder Elektro- Schlagzeug.
    Das konnte man zwar noch lange nicht „Schlagzeug spielen“ nennen, jedoch habe ich in dem Alter meine ersten Erfahrungen mit diesem Instrument gemacht. ;)


    DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?


    SPF: Wie ich schon sagte, habe ich seit frühester Kindheit meine Eltern mit dem Trommeln genervt. Also bin ich mit der Zeit in dieses Instrument hinein gewachsen.
    Mein Vater spielte schon damals E-Bass in einer Amateur Coverband und nahm mich zu vielen Auftritten mit. Das Einzige, worauf ich während der Konzerte achtete, war der Schlagzeuger.
    Genau von diesem Beobachten habe ich auch das Meiste gelernt.
    Das Schlagzeug bedeutete schon immer sehr viel für mich und ich denke, es wird auch mein ganzes Leben lang immer sehr viel für mich bedeuten.
    Wobei ich mich ja inzwischen mehr auf Percussion spezialisiert habe und fast schon mehr Jobs damit spiele, als mit dem Schlagzeug.
    An der Percussion reizen mich die Traditionen und Kulturen, welche mit den einzelnen Instrumenten verbunden sind.
    Zum Beispiel die kubanische Tradition und ihre Salsa Musik, oder die indische Tabla Musik mit ihren Talas.
    Das ist eine ganz andere Welt, als man sie hier in Europa für gewöhnlich kennt und diese Welt hat unglaubliche Reize.



    DF: Ab wann professionell?


    SPF: Professioneller Percussionist und Schlagzeuger bin ich seit Anfang diesen Jahres (2006). Den Anstoß, aus dem Hobby mehr zu machen, gab mir 1999 Simon Phillips.
    Ich besuchte das TOTO Konzert in Essen und kannte vorher nur die typischen Rockdrummer und ihre solide Arbeit. Durch Simon Phillips lernte ich ein ganz anderes Drumming kennen und verliebte mich quasi neu in mein Instrument.
    Ich lernte den Jazz und seine Verwandten kennen und beschloss mein größtes Hobby zum Beruf zu machen.


    DF: Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?


    SPF:Jeder Job hab Nachteile. Man hat kein festes Einkommen und braucht ein sehr gutes Finanzmanagement oder man ist viel unterwegs und hat leider nur wenig Zeit für seine Freundin.
    Aber die positiven Dinge überwiegen. Armin Rühl hat es mal sehr passend ausgedrückt: „Wer kann seinen Kindern schon sagen, der Papa geht jetzt Spielen.“ ;)
    Man ist selbstständig, unabhängig und geht einfach jedem Tag seinem Traum nach. „Some people live their dreams“


    DF: Was macht einen guten Schlagzeuger aus?


    SPF: in guter Drummer muss solide und zuverlässig arbeiten. Sein Groove entscheidet, ob die Leute bei einer Unterhaltungsveranstaltung tanzen oder sich unterhalten,
    ob sie bei einem Jazz Konzert interessiert mitwippen oder sich langweilen. Er muss bei seinem Spiel IMMER an den Song denken und nicht an sein Ego.
    Weniger ist meist mehr und jede Note soll gut überlegt sein. Ein Drummer ist nicht nur Timekeeper, sondern auch Musiker und hat mit seinen Farben, Klängen und Gefühlen großen Einfluss auf das Feeling eines Songs.
    Beim Percussionisten muss man das immer zweigeteilt sehen. In der traditionellen Musik hat ein Percussionist klare Regeln und Vorgaben, nach denen er arbeiten muss.
    Meist spielt er auch nur ein einziges Instrument, wie Congas, Bongos oder Timbales. In der modernen Unterhaltungsmusik (Rock, Pop, Funk, Soul, Hip Hop etc.) hat er jedoch eine ganz andere Rolle.
    Dort spielt er im Normalfall mit einem Schlagzeuger zusammen. Dieser leitet durch den Song und hält Groove und Time. (sollte er zumindest ;) ) und der Percussionist ist für die Schmückung und das Feel des Songs zuständig.
    Egal, ob Tumbao Conga Pattern, Schellenkranz oder Shaker, welche eine Fläche bilden oder Chimes, Becken oder Timbales, welche Übergänge einleiten oder Akzente setzen.
    All diese (und weitere) Instrumente haben einen anderen Einfluss auf das Feel des Songs. Der Percussionist muss immer genau wissen, welches Instrument er zu welcher Zeit richtig einsetzt.



    DF: Wie wichtig ist die zischenmenschliche Kommunikation und sollte ein Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?


    SPF:Die zwischenmenschliche Kommunikation ist, ebenso wie ein ausgleichender Charakter sehr wichtig. Musik funktioniert nur über Kommunikation. Diese erfolgt zum einen mit den Instrumenten,
    zum anderen aber auch verbal oder durch Körpersprache. Abgesehen vom Spielgeschehen, geht es auch ums Kontakte schaffen und erhalten, Aufträge und Proben organisieren oder jeden anderen Kontakt mit Menschen.
    Auch beim Unterrichten sollte man immer auf den jeweiligen Schüler eingehen können und nicht nur Schlagzeuglehrer, sondern ebenso ein Freund sein.
    Oft kommt es dann auch zu privaten Gesprächen im Unterricht, was meiner Meinung nach sehr wichtig ist.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie auch im Hinblick auf das Medium Internet?


    SPF: Ich hoffe sehr, dass die Musikindustrie irgendwann endlich erkennt, dass es viel mehr Wert ist, eine Band oder einen Solo Künstler auf lange Sicht hin zu fördern, anstatt unwissende Opfer immer nur auszusaugen, um das schnelle Geld zu machen.
    Jedoch bin ich da nicht sehr optimistisch.
    Das Medium Internet ist heute nicht mehr wegzudenken. Gut die Hälfte meiner Jobs haben ihren Ursprung im Internet. Meist geht das Ganze dann über meine Homepage.
    Außerdem ist es per Email möglich Noten, Setlisten, Hörbeispiele und anderes Material schnell und zuverlässig zu verschicken. Man kann dem Pianisten Nachmittags die Noten für den kurzfristigen Gig am Abend schicken.
    Mit der Post wäre das undenkbar. Auch Plattenverkäufe funktionieren übers Internet problemlos und unkompliziert.


    DF: Den Tipp für das DF?


    SPF: Es geht nicht darum, wer höher, schneller, weiter kann. Es geht nicht um Gefrickel und möglichst viele Fills.
    Versucht erst mal „Bum Chack“ zum Grooven zu kriegen und überlegt Euch, was ein Song wirklich braucht und was ihm schadet. Weniger ist meist mehr!!!
    Außerdem seid offen für Alles. Nicht immer nur die Musik hören und spielen, die gerade „cool“ oder „in“ ist. Hört Euch so viel unterschiedliche Musik, wie eben möglich an.
    Saugt alles in Euch auf und verwendet es in Eurem Spiel wieder.


    Weitere Infos: http://www.markusostfeld.com

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