Beiträge von ipo

    Ich mag Urlaub nicht so sehr!
    Niklas Kahl ist schon lange hier im Forum unterwegs. Eine viel, viel größere Menge an Menschen dürfte ihn jedoch als Drummer von Lord Of The Lost kennen. In der Wohnung der Band durfte ich ihn dankenswerterweise ein paar Fragen stellen. Da es sehr kurzweilig war, vergingen die fast drei Stunden wie im Flug! Vielen Dank an Niklas!


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    Foto: Lennard Schmitt


    DF Dein Nickname DBDDW steht zufällig nicht für 'Das bedeutet dem Drummer wenig'?

    NK: Haha, ja das könnte man meinen. Aber, es ist viel einfacher, als ich mich mit 15 angemeldet habe, waren bei mir Die Ärzte angesagt und in Anlehnung nannte ich mich 'Der beste Drummer der Welt'. Das gab allerdings Probleme mit dem Layout des Forums und so wurde ich von Patrick gebeten, mir einen kürzeren Nicknamen zu suchen. Damit ist denn wohl klar, wofür die Buchstaben stehen, haha.

    DF Wie bist du aufs Forums aufmerksam geworden?

    NK: Damals haben wir uns ja noch viel in Chaträumen rumgetrieben und ein Kollege aus Bad Harzburg meinte, das Drummerforum sei etwas für mich.
    Zu Anfang war ich ja richtig aktiv und habe auch viel geschrieben. Das ist dann aber deutlich weniger geworden. Mitgelesen habe ich habe immer. Ich habe das Forum tatsächlich noch immer als Startseite im Browser. Ich bin schon über 20 Jahre dabei.

    DF: Seit wann spielst du Schlagzeug und warum dieses Instrument?

    NK: Ich habe mit fünf angefangen, weil es geil ist! Haha! Ich bin in einer Musikerfamilie aufgewachsen, Sohn von zwei Tastenquälern. Die Versuche meiner Eltern mich für Instrumente wie Akkordion oder so etwas zu begeistern, schlugen fehl. Für mich gab es und gibt es nur die Trommeln! Ich glaube, es war Jost Nickel, der mal sowas gesagt hat, wie: „Ich setzte mich ans Instrument und bin glücklich!“ Genau das ist es! Sobald ich darauflos spiele bin ich happy. Es gibt Drummer, denen siehst du das auch an.
    Abgesehen davon, Schlagzeug ist für mich auch das vielseitigste Instrument. Es gibt eigentlich keine Regeln. Ausser vielleicht, dass 16tel eben doppelt so schnell sind wie 8tel. Du musst deine Trommeln nicht auf einen bestimmten Ton stimmen. Es gibt keine Grenzen und das macht mir einfach Spaß.

    DF Was bedeutet das Instrument für dich?

    NK: Alles! Ohne Rhythmus funktioniert kein Song. Das ist die absolute Basis und allgegenwärtig.

    DFWas macht für dich einen guten Drummer aus?

    NK: Songdienlich spielen! Man kann auch mal übertreiben, dann aber bitte nur kurz, denn das Spiel sollte der Musik zugute kommen. Das heißt nicht, dass da keine kleinen Schwankungen sein dürfen, vielleicht macht das sogar den Groove aus. Wo ich aktuell ein Problem mit habe, sind die Drummer, die in den sozialen Medien eine Zeit lang gehypt werden. Zum Teil ist das sehr beeindruckend, was die Kollegen da abliefern, aber sie neigen dazu, Songs zu zernageln und viel zu viel zu spielen und so den Song kaputt zu machen. Ich zeige diese Videos gerne meinen Schülern, damit sie merken, worauf es beim gemeinsamen Spiel mit anderen Musikern ankommt. Wenn man so will, auf der einen Seite habe ich die Artisten, die unwahrscheinlich viel und schnell trommeln können und auf der anderen Seite Musiker, die in der Lage sind, ein Lied zu unterstützen.

    DF Seit wann kannst du vom Trommeln leben?

    NK: Ich war ja faul in meiner Jugend und habe mich nicht nur ums Schlagzeug gekümmert. So bin ich nach der Schule auch erst in die IT gegangen. Das war aber auch nicht gut, denn nach der Ausbildung und einem halben Jahr als Softwareentwickler wusste ich, dass ich das als Beruf nie wieder machen möchte.
    Zu der Zeit unterrichtete ich schon und da es in Deutschland immer besser ist, etwas mit Zeugnis vorweisen zu können, kam ich auf die Idee in Richtung Sozialpädagogik zu gehen und fing eine Ausbildung zum Erzieher an. Einfach, um es schwarz auf weiß zu haben, dass ich fähig bin, mit Kindern und Jugendlichen arbeiten zu können. Weil aber das mit den Bands und dem Unterrichten immer mehr wurde, habe ich die Ausbildung nicht abgeschlossen. Allerdings konnte ich noch nicht völlig davon leben, sodass ich stundenweise als Erzieher gearbeitet habe. Seit Anfang 2012 mache ich das aber nicht mehr, bin also ab da Profi.


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    Foto: Lennard Schmitt


    DF Was gefällt dir am Profidasein und was magst du weniger?

    NK: Nun, es gibt den Aspekt, dass du als Profi ja auch ein Unternehmer bist. Deswegen ist Bürokratie gerade in Sachen Steuern ein Teil der Arbeit, denn du nicht unterschätzen solltest. Dann gibt es noch die Themen wie Selbstvermarktung z.B. übers Internet, also die Promotion in eigener Sachen. Du musst auch in der Lage sein, eine Website zu pflegen und auch vieles anderes mehr, was mit dem eigentlichen Trommeln nur wenig zu tun hat. Das mag ich nicht immer, aber es gehört eben zum Job dazu.
    Das ermöglicht mir dann aber, frei zu sein und keinen Job mit immer den selben Arbeitszeiten und -themen machen zu müssen. Diese Freiheit hat allerdings noch einen anderen Preis: Es ist nicht immer garantiert, dass du weißt, wo das Geld im nächsten Monat herkommt, mit dem du deinen Kühlschrank auffüllen kannst. Das Positive überwiegt aber deutlich; mit Lord of the Lost habe ich einen Hauptgewinn gezogen, denn ich darf das, was ich am Liebsten mache, überall in der Welt machen. Mir ist schon klar, dass das nur wenige Trommler so erleben dürfen.
    Was ich noch betonen möchte, ist, dass du in Sachen Steuern auf jeden Fall dir Hilfe holen solltest. Nachdem ich umsatzsteuerpflichtig wurde, macht das für mich ein
    Steuerberater. Er hat mich schon viel Geld gespart, weil er Dinge abzusetzen weiß, auf die ich selbst niemals gekommen wäre.

    DF Wie hast du die Veränderungen im Musikbusiness der letzten Jahre, ja eigentlich schon Jahrzehnte erlebt?

    NK: Anfang der 2000er war ich das erste Mal auf der Musikmesse in Frankfurt. Das war immer ein Ereignis, du konntest alles anfassen, hast andere Trommler kennengelernt und manchmal gab es spontane Sessions, wo mehrere zusammen gespielt haben. Es gab zudem ja auch die kleinen Aussteller, da hast du ganz abgefahrene Sachen sehen können. Z.B. gab es da einen Franzosen, der hatte Pedale erfunden, mit denen du zusätzlich mit den Knien spielen konntest. Tja, und dann wurde es immer weniger und selbst die großen Firmen konzentrierten sich auf die NAMM in den Staaten.
    Ich war übrigens noch nie in den USA, bis auf einmal einen Tag in Miami, als wir Anfang des Jahres 2024 die 70000tons Of Metal, eine Festival-Kreuzfahrt, gespielt haben. Im Herbst gehen wir aber erstmals auf eine ausgedehnte USA-Tour.

    DF Sollte ein Trommler einen ausgleichenden Charakter haben? Also nicht nur sich selbst in den Mittelpunkt stellen?

    NK: Starke oder große Egos sind niemals zielführend. Du musst ein Teamplayer sein. Aber, das betrifft alle Musiker. Wenn du als Band gut funktionieren willst, müssen alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Starallüren gehen gar nicht! Wir haben das so geregelt, dass jeder eine Stimme hat, also basisdemokratisch. Wenn wir aber anfangen uns im Kreis zu drehen, dann hat unser Sänger Chris, der auch Geschäftsführer ist, das letzte Wort.
    Das Tolle ist, dass wir alle so gleich ticken und auf einer Welle sind, dass bei Lord of the Lost es nur ganz selten ist, dass Chris ein Machtwort sprechen muss. Das war das, was mich von Anfang an fasziniert hat, wir haben uns sofort verstanden. Mittlerweile ist es so, dass wir uns so gut kennen, dass manche Sachen nicht mehr groß diskutiert werden müssen, weil alle wissen, wie der jeweils andere tickt. Das gilt auch für die Crew! Das macht uns zu einer starken zweiten Familie!
    Dazu gehört aber auch, sich gegenseitig Freiräume zu geben. Wenn an einem spielfreien Tag der Bus irgendwo steht, dann hängen wir nicht nur zusammen ab. Ich gehe dann auch gerne alleine viel spazieren. Es ist dann auch mal schön, wenn kein Mensch um mich rum ist. Wenn allerdings Abends ein Gig ist und wir dann weiter zum nächsten fahren, dann bekomme ich in der Regel von der jeweiligen Stadt nichts mit. Das ist manchmal schade. Ich sammle meine Eindrücke und habe eine Liste, da notiere ich Orte, wo ich noch mal hin möchte.

    DF Da fährst du dann im Urlaub hin?

    NK: Um ehrlich zu sein: Ich hasse Urlaub! Das ist tatsächlich immer wieder ein Thema bei uns zu Hause mit meiner Frau. Sie hat einen Job mit normalen Arbeitszeiten und möchte dann natürlich im Urlaub vereisen. Ich dagegen bin froh, wenn ich mal nicht aus dem Koffer leben muss, sondern einfach mal im Garten und am Haus etwas machen kann. Dazu kommt noch, dass ich nervös werde, wenn ich mal 10 Tage nicht trommeln kann. Deswegen habe ich, wenn wir wirklich mal privat verreisen, immer ein Paar Sticks dabei.


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    Foto: Jan Borowski


    DF: Wie ist bei dir das Verhältnis zwischen Technik üben und reinem Spielen?

    NK: Ich übe relativ wenig, so Sachen wie Open-Handed-Spielen sind nebenbei entstanden. Ich trommle sowieso jeden Tag, wenn nicht mit Lord of the Lost, dann im Unterricht mit meinen rund 30 Schülern. Wenn ich mal übe, dann ist das zielorientiert. Ich muss mir also etwas draufschaffen, was ich demnächst dann gebrauchen kann. Ich gehe immer den Weg des geringsten Widerstands. Ich spiele allerdings mit dem Gedanken, mal wieder selbst Unterricht zu nehmen bei einem coolen Lehrer, um neue Impulse zu bekommen. Übrigens habe ich alle Bücher von Jost Nickel und die sind schon sehr inspirierend. Die ersetzen aber nicht den persönlichen Austausch mit einem Lehrer.

    DF Inwieweit bist du bei LOTL beim Schreiben der Songs involviert?

    NK: Mehr oder weniger ja, aber, es kommt immer darauf an, denn manchmal kommt wer an und hat genaue Vorstellungen vom Drumming. Die Basis entsteht im Rahmen der Vorproduktion, im Studio wird dann nur noch an den Feinheiten gefeilt. Dann macht auch gerne mal der Spruch 'Biet' mal an die Frucht' die Runde.
    Als ich 2017 quasi über Nacht in die Band eingestiegen bin, musste ich klären, was ich bei jedem Song von den Vorgängern, die ja zum Teil ganz anders spielen als ich, übernehme und an welcher Stelle ich eigene Ideen umsetzen konnte. Von Chris kam dann das Feedback, dass er auf mein musikalisches Verständnis vertraue, sprich, dass ich weiß, wann ich was eins zu eins übernehmen muss, was essentiell ist und wo ich variieren kann. Ich hatte und habe also alle Freiheiten, ich kann z.B. die meisten Fills so gestalten, wie ich es möchte. Auf der anderen Seite ist aber klar, dass es gewisse Parts gibt, die einen Song ausmachen. Als Beispiel möchte ich 'In The Air Tonight' von Phill Collins nennen. Wenn du in einer Top40 Band aushilfst und das eine bestimmte Fill – wir kennen es alle - nicht so spielst, dann brauchst du bei der Band nicht wieder kommen.


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    Foto: Lennard Schmitt


    DF Wie läuft es live ab? Haltet ihr euch an die Studioproduktion?

    NK: Nee, überhaupt nicht! Manchmal improvisieren wir Blödsinn und es ist dann schon hart, nicht völlig raus zu kommen. In einem Songs gibt es ein eintaktiges Fill-In, das ich irgenwann mal etwas länger gestaltet, in den nächsten Takt hinein gespielt habe. Im Lauf der Tour spielte ich den immer länger und jedes Mal ein bisschen anders. Da kommt dann kurz vorher Pi, unser Gitarrist, vorbei und guckt immer extra gespannt, was ich wohl heute draus mache. Das macht irre Spaß und wir feiern das regelrecht ab. Das merken dann natürlich auch die Leute im Publikum, dass die da auf der Bühne gut drauf sind.
    Das funktioniert aber selbstverständlich nicht an jeder Stelle und das Tolle ist, dass wir uns inzwischen so gut kennen, dass wir wissen, wann können wir spontan etwas verändern und wann halten wir uns an unsere selbst auferlegten Vorgaben.

    DF Irgendwelche Pläne für die Zukunft?

    NK: Immer Risikobereit sein! Wir haben da ja z.B. unser jährliches Lordfest: Beim ersten Mal hatten wir die Halle mit weniger als 2000 Leuten nichtmal halb voll. Es gab die Überlegung es abzusagen, aber unsere Partner wollten das Ding mit uns durchziehen, weil sie Potential darin sahen. Zum Glück haben wir es dann durchgezogen, denn beim zweiten Mal waren wir dann mit 4000 ausverauft. Darauf könntne wir uns jetzt ausruhen, das nächste LordFest wieder in der selben Halle machen und es sicherlich auch wieder ausverkaufen. Wir wollen aber wachsen und unser Motto ist: wenn wir es nicht riskieren, werden wir es auch nicht schaffen. Deswegen gehen wir in diesem Jahr in die nächst größere Venue, die Alsterdorfer Sporthalle. Die fasst maximal 7.500 Leute.
    Bisher hat es sich eigentlich immer ausgezahlt, Dinge zu riskieren und zu investieren.
    Wir drehen ja auch überdurchschnittlich viele Musikvideos. Zu unsere Blood & Glitter Album haben wir beispielsweise zu jedem Song, bis auf einen, ein Video gedreht. Es gibt viele Kollegen, die uns immer wieder sagen: Macht Euch doch nicht so einen Stress! Das kostet nur unnötig viel Zeit und Geld.
    Aber: es begab sich in 2019, dass Steve Harris von Iron Maiden zufällig eines unserer Videos auf YouTube sah, es ihm sehr gefiel und wir daraufhin in 2022 und 2023 zwei Touren mit Iron Maiden spielen dürften.
    Deswegen: Immer bereit sein, Risiken einzugehen. Nur so kann man wachsen.

    Den eigenen Charakter finden
    Max Sonntag trommelt u.a. bei Final Virus, einer Band, bei der auch schon Bodo Stricker auf dem Hocker saß, der hier im Forum nicht unbekannt ist. Außerdem ist der Sohn von Peter Sonntag für Piroth-Drums (nichtalltägliche Trommeln, die einer näheren Betrachtung verdienen) tätig und hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um für das Interview nach Lübeck zu kommen. So fand dieses als Erstes auf meinem eigenen Küchensofa statt. Danke an Max sowie Martin und Mathias Mersmann, die den Kontakt vermittelten.


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    DF: Seit wann spielst du Schlagzeug und warum dieses Instrument?

    MS: Ich begann mit 9 Jahren Schlagzeug zu spielen. Begeistert hatte mich für das Schlagzeug ein Drummer einer Speedmetall-Band, das muss so um 1997 gewesen sein. Seine Band nahm im Studio meines Vaters auf und er spielte ein richtig großes Set! Zwei Bassdrums und einem Beckenwald, das hat mich damals total beeindruckt. Aber auch seine Spielweise, immer bis an seine Grenzen, faszinierte mich, denn nach jedem aufgenommenen Song kam er völlig fertig in den Regieraum. Diese körperliche Energie, die er ausstrahlte, hat mich nachhaltig beeindruckt.
    Ich hatte das Glück, dass im Studio immer ein Schlagzeug stand und ich teilte Peter, mein Vater, mit, das ich das Lernen wollte. Er unterstützte mich von Anfang an. Eine bessere Ausgangssituation kann ich mir nicht vorstellen.

    DF: Sonst sind Eltern ja eher geneigt zu sagen, Alles, aber kein Drumset...

    MS: Genau! Außerdem hatten wir z.B. tolle Nachbarn, sodass ich zu Hause üben konnte. Zudem hatte ich durch meinen Vater Zugang zu guten Lehrern, wie z.B. Tom Bräutigam, der mit meinem Vater bei Final Virus spielte. Ich bin ihm bis heute dankbar, dass er mein Lehrer gewesen ist! Sowohl musikalisch als auch technisch erweiterte er meinen Horizont enorm.
    Als ich 13 war, stieg Tom bei Final Virus aus und nach einigen Vorspielen diverser Drummer, fragte mich mein Vater, ob ich die Songs spielen kann. Da ich jedes Wochenende da war und auf allen Konzerten dabei sein durfte, kannte ich alle Songs sehr gut. Verrückter Weise war es dann so gut, dass die Band mich als Schlagzeuger haben wollte. Das war der Beginn meiner Karriere bei Final-Virus. Ich durfte dann mit 13 Jahren alle Konzerte spielen und habe Tourneen in den Ferien gehabt. 2004 haben wir dann zusammen mit Bodo Stricker auf der Zappanale gespielt. Ein tolles Festival! Glücklicherweise könnte ich dann nach der Schule direkt als Berufsmusiker arbeiten und wir bekamen einen sehr guten Plattenvertrag. Dieser bescherte uns dann ein Videodreh in Mexiko, wo auch Arnold Schwarzenegger den Film Predator gedreht hat. Darauf hin wurden wir offiziell bei einem Konzert auf der Popcomm von den Veranstaltern des Woodstockfstivals eingeladen, dort zu spielen. 2009 war es dann soweit und das war das größte Konzert , auf dem ich bis heute gespielt habe. Damals war ich bei Box of Trix (Sibi Siebert) und hatte von ihm eine Taye-Drumset und Anatolian-Becken bekommen. Vorher waren es Masterwork und Istanbul. 2012 waren wir dann zusammen in China auf der Musikmesse tätig, bzw eigentlich, seit dem ich denken kann in Frankfurt auch...

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    DF: Wie ging es weiter mit dem Leben als Profidrummer

    MS: Ich habe zwischenzeitlich nach dem Ende der Schule auch andere Wege beschritten, aber das Schlagzeug stand immer im Mittelpunkt. So habe ich z.B. auch als Chemielaborant gearbeitet. Dieser Job hat jedoch so viel Zeit gefressen, dass ich irgendwann Angst hatte, dass meine Kreativität leiden würde, denn zu dieser Zeit war nach Feierabend das Sofa mein bester Freund, denn für alles andere war ich viel zu kaputt!
    2019 erkannte ich, dass Musik der wichtigste Teil in meinem Leben sein sollte. Es war wichtig, dass ich zuvor Abstand zur Musik als Hauptgeldquelle hatte, denn so merkte ich erst, wie wichtig sie für mich ist. Es ist eben ein Unterschied, ob du etwas machst nur des Geldes wegen oder ob auch Leidenschaft im Spiel ist. Insofern sehe ich die Zeit als Chemielaborant nicht als Verschwendung. Ich habe zudem gemerkt, dass ich auch in anderen Bereichen außerhalb der Musik etwas erreichen kann, das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt und das wiederum beeinflusste auch mein Schlagzeugspiel.

    DF: Dieses Jahr hat sich ja noch etwas geändert?

    MS: Ja, genau, denn seit ersten April arbeite ich offiziell bei Piroth-Drums https://piroth-drums.com/. Ich bin sehr froh, dass wieder die Musik mit ihrer Wirkung auf mich einen großen Raum in meinem Leben einnimmt und ich nicht etwas aus finanziellen Gründen machen muss. Wichtig ist auch, dass ich zum Beispiel mit Bands wie Final Virus, in denen ich spiele, regelmäßig etwas mache und einen menschlichen Bezug habe. Das stabilisiert auch in sozialer Hinsicht, wie es gerade in den letzten Jahren mit der Pandemie zu merken war.

    DF: Was macht für Dich einen guten Drummer innerhalb einer Band/Projekt aus?

    MS: Da gibt es für mich zwei Faktoren. Erstens: Ein guter Drummer spielt immer für den Song. Alleindarsteller sind nicht gefragt, da stehe ich nicht drauf, denn es geht immer um die Musik. Zweitens: Finde ich aber auch Drummer gut, die den Mumm haben, die Charakterköpfe sind. Damit meine ich, dass sie ihre Ecken und Kanten, die jeder hat, zulassen können. Es geht eben nicht darum, jemanden zu kopieren, sondern seinen eigenen Stil und Ausdrucksweise zu finden. Wenn das dann richtig gut gelingt, dann bin ich in der Lage, nach ein paar Takten raus zuhören, dass z.B. Gavin Harisson am Set sitzt. Die Spieltechnik ist dabei gar nicht so wichtig. Außerdem sollte die Spielfreude rüber kommen. Es geht darum, die Leute mit zu nehmen und dass das Publikum den Spaß am Trommeln spürt.
    Dabei ist auch wichtig, unverkrampft an die Sache ran zu gehen. Das ist der Vorteil, wenn du in jungen Jahren anfängst mit dem Trommeln, dann beschäftigst du dich nicht so sehr, wie und was andere machen, sondern legst einfach los. Natürlich ist es wichtig, sich von anderen Schlagzeuger inspirieren zu lassen, aber, du wirst nie so wie deine Vorbilder spielen, das kann auch frustrierend sein. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass ich so mich selbst beschränke, wenn ich mir zu sehr Gedanken über andere Trommler mache.

    DF: Da kann ein guter Lehrer dir dann auch helfen.

    MS: Ja, unbedingt! Ein guter Lehrer sollte dich weiter bringen, dich selbst zu finden und dein eigenes Spiel zu entdecken und deine Persönlichkeit am Drumset weiter zu entwickeln. Und ganz wichtig ist auch, den Spaß am Spiel nicht aus den Augen zu verlieren, im Gegenteil, der sollte immer im Vordergrund stehen und eben auch im Unterricht vermittelt werden. Dabei ist ein Punkt, dass die Ziele nicht zu hoch angesetzt werden.
    Nichtsdestotrotz muss natürlich erst Mal eine Basis geschaffen werden, auf die dann später aufgebaut werden kann. Das passiert in meinen Augen nur durch das machen, was du willst. Für mich steht deswegen immer das Spielen im Vordergrund. So bezeichne ich meine Zeit alleine im Proberaum auch nicht als 'üben'. Mich hat es weiter gebracht, dass ich eben nicht nach Plan jeden Tag zwei Stunden übe, sondern, nach Lust und Laune etwas mache. Ansonsten hätte ich die Lust verloren und hätte rebelliert.
    Im Idealfall findet jeder heraus, was für ein Lerntyp er ist. Es gibt Kollegen, die gehen sehr systematisch und diszipliniert vor. Sie üben eben erst Mal eine gewisse Zeit Rudiments, bevor sie sich dem Spiel an sich widmen. Das bewundere ich, aber, das war und ist nicht so mein Ding. Als Lehrer muss du das merken und dementsprechend auf die Schüler eingehen.

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    DF: Du unterrichtest Selbst?

    MS: Ja, das mache ich seit über 15 Jahren. Ich habe den Anspruch, zu verstehen, was beim Drummen passiert. Dann kann ich es auch einfach erklären. Es geht auch darum, die Furcht vor dem Instrument zu nehmen, denn viele meinen, dass du mit deinen Körperteilen verschiedene und damit unabhängige Sachen machen musst. Ein einfacher Groove hilft dabei. Die Anfänger merken, dass, wenn ich denn linken Arm oder vielmehr das Handgelenk bewege, ich auch gleichzeitig den rechten Fuß bewegen kann. Damit ist die erste Hürde genommen.
    Ein weiteres Vorurteil ist die Sache mit dem Aggressionsabbau. Sicher sollten Emotionen ins Spiel einfließen, aber das Instrument oder viel mehr die Felle, Stöcke oder Becken mutwillig zu zerstören, ist wohl eher nicht zielführend, da wäre ein Boxsack wohl besser geeignet. Das Schlagzeug ist letztendlich ein Ventil, um dich frei zu machen, indem du dich z.B. zwei Stunden voll auf die Musik konzentrierst und Alles andere dann nicht so wichtig ist.

    DF: Ja, mein Ziel ist, besser gelaunt aus dem Proberaum raus zu gehen als rein gegangen zu sein. Das selbe geht natürlich erst Recht für Auftritte.
    Findest du, dass wir Drummer eher so eine vermittelnde, ausgleichende Rolle einnehmen?

    MS: Das ist irgendwie situationsabhängig. Wenn die anderen Instrumente ihre Soli spielen, sie dabei zu unterstützen. Es macht keinen Sinn, wenn die anderen ihren Streifen spielen, das selbe zu machen. Es geht ja um das Zusammenspielen! Im Idealfall hast du als Drummer soviel Routine, dass du in der Lage bist, dir und der Band beim Spielen zu zuhören. Du nimmst also bewusst war, was gerade passiert.

    DF: Was bevorzugst du, ein enges Korsett an Vorgaben oder eher frei improvisieren ?

    MS: Beides, ich habe Projekte, da spiele ich auf der Bühne zum Klick, weil zu einem gewissen Zeitpunkt Sounds abgespielt werden.. Überhaupt mag ich den Klick. Ich spiele gerne dazu. Manchmal mache ich mir den Spaß und breche mit den Händen bewusst aus, lasse Hihat auf dem Klick laufen, um bei der eins wieder in Time zu sein. Das übe ich gerne und hilft dabei Rhythmen in der Geschwindigkeit korrekt einzuordnen bzw zu eben zu befreien. Der Klick hat einen schlechten Ruf, aber für mich ist er ein gutes Hilfsmittel. Wenn du Mitmusiker hast, die sehr straight und timmingfest spielen, dann macht es zum Klick keinen Unterschied. Wobei, die Mitmusiker können noch justieren, während der Klick gnadenlos ist. Das macht den Unterschied zwischen Musikalität, also das ganze organisch zu gestalten oder sehr straight zu sein, aus.

    DF: Was bedeutet das Internet für dich und wie nimmst du die Veränderungen der letzten Jahre im Musikbusiness wahr?

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    MS: Als ich anfing, war noch Alles doch vor allem handgemacht. Klar, gab es Drummaschinen, aber für die meiste Musik musstest du erst Mal dein Instrument lernen. Ohne Vorbildung ging da nur sehr wenig. Das hat sich radikal geändert, du kannst heute erfolgreich sein, ohne ein guter Musiker zu sein. Der Preis dafür ist, dass die Musik weniger komplex und eher einfacher strukturiert ist. Dem Publikum ist dadurch aber auch die Feinfühligkeit in Richtung Handgemachtes abhanden gekommen. Besonders deutlich ist das beim Formartradio. Viele Leute hören aber diese Sender, das muss ich akzeptieren. Insofern hat es seine Daseinsberechtigung, wenn es die Leute glücklich macht.
    Die Musik läuft mehr im Hintergrund, anstatt wie bei einer Platte oder CD sich bewusst etwas auszusuchen und dann nur Hören ohne etwas anderes dabei zu machen. Auch fehlt zum Beispiel beim Abspielen einer Playlist der ganz haptische Aspekt und sich die Zeit zu nehmen, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Es fehlt die Wertschätzung für die handwerklichen und kreativen Fähigkeiten, die zum Beispiel zum Schaffen eines Albums nötig sind.

    DF: Dein Tipp für Anfänger oder junge Drummer?

    MS: Grundsätzlich steht der Spaß an erster Stelle. Die Frage ist, wie erreiche ich das. Im Idealfall werde ich dabei von einem Lehrer unterstützt, der mir die größten Steine oder Hindernisse aus dem Weg räumt. Es gibt immer Punkte, an denen ich alleine nicht weiter komme. Zu dem hilft ein Lehrer, dass ich mir keine Fehler antrainiere, die später nur schwer zu korrigieren sind.
    Zudem sollte man nicht nur die Hausaufgaben üben, sondern das neu beigebrachte in sein Spiel mit einbringen, damit die Freude erhalten bleibt.


    Vielen Dank an Felix Alexander Müller, der ein Teil der Fotos machte.


    Weitere Infos: https://www.youtube.com/channel/UCVf4CdcblF0nigy0SIBb9wg

    Eine Traumband

    Am Donnerstag, den 23.6.22, hatte ich die Gelegenheit im Maritim Timmendorfer Strand Wolfgang Haffner's Dreamband zu erleben. Im Rahmen des Jazz Baltica spielte der Drummer aus Franken mit seiner Wunschbesetzung. Er hatte so bekannte Namen wie Randy Brecker an der Trompete und Bill Evans am Saxophon eingeladen, die Bühne in der Nähe der Ostsee zu betreten. Der musikalische Leiter des Festivals, Nils Landgren an der Posaune, durfte selbst verständlich nicht fehlen, zumal Haffner schon öfters mit ihm auch im Rahmen des Jazz Baltica gespielt hat.

    So betrat ich dann kurz vor acht den großen Saal des Hotels und war froh, endlich mal wieder Livemusik vom Feinsten erwarten zu können. Gleich zu Anfang fielen mir die fünf Kameras auf. Später erfuhr ich, dass das Konzert aufgezeichnet wurde und in der ZDF-Mediathek zu finden ist. Pünktlich um Acht begrüßte Nils Landgren das Publikum und wurde erst mal für seine mittlerweile zehnjährige Festivalleitung geehrt. Das Publikum, geschätzt in der Mehrheit 60+, feierte ihn mit reichlich Applaus. Kurz: Es war eine gute Stimmung.

    Dann eröffnete Wolfgang Haffner mit einem Solo das eigentliche Konzert. Schließlich kamen nicht nur die schon genannten Solisten sondern auch Simon Oslender am Keyboard, Christopher Dell am Vibraphon und Timothy Lefebvre am Bass auf die Bühne. Gutgelaunt und mit sichtlicher Spielfreude überzeugte die Traumband unter anderem durch nur sehr kurze Pausen zwischen den einzelnen Stücken. Die Solitsten spielten auf höchstem Niveau, aber auch der Rest stand ihnen spielerisch in Nichts nach. Das wurde nicht zuletzt deutlich, als sie ohne Landgren, Brecker und Evans Stücke von Haffners letzten CD prästentierten.

    So vergingen die zwei Stunden wie im Fluge und Wolfgang Haffner zeigte, warum er so ein guter Drummer ist. Denn er weiß, wann er im Sinne der Band sich zurücknehmen muss. Schön war auch, dass Bill Evans und Nils Landgren zum Mikro griffen und auch als Sänger eine gute Figur machten. Insgesamt begeisterte mich, mit welcher Lockerheit die einzelnen Musiker sich die Bälle zuspielten und sichtlich Freude am Auftritt hatten. So war es dann auch klar, dass sie nicht ohne Zugabe das Konzert beenden durften. Als derTrommler aus Franken alleine auf einen Hocker mit seltsamen Plastikteilchen in der Hand Platz nahm, fiel mir wieder ein, dass ich diese Hämmerchen schon mal bei ihn gesehen hatte. Das Publikum lachte über diese Aufführung und auch Wolfgang Haffner saß auch der Schalk im Nacken.

    Gerne hätte ich ihn auch dazu im Rahmen eines Interviews befragt, aber leider wurden ein Tag vorher alle Interviews von ihm abgesagt. Vielen Dank noch an das freundliche Team vom Schleswig Holstein Musikfestival, das mir dieses Konzerterlebnis ermöglichte.

    Aus einer Mail vom 23.3.22:



    Sehr geehrte Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner,

    wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass es am Abend des Dienstag, 22.03.2022 zu einem Schwelbrand in einem abgetrennten Bereich unseres Produktionsgebäudes gekommen ist.

    Zu allererst sind wir froh darüber, dass keine Personen verletzt worden sind. Durch das schnelle und effektive Eingreifen der Feuerwehr konnte der Schwelbrand sehr schnell unter Kontrolle gebracht werden.

    Die haupsächlich betroffene Abteilung ist unser Lager für halbfertige Waren. Derzeit bewerten wir die Auswirkungen von Ruß und Rauch auf die eingelagerten Materialien.

    Sobald wir weitere Informationen vorliegen, werden wir Sie natürlich darüber informieren.

    Mit freundlichen Grüßen aus Aue

    Olrik Mrowka
    Sales Administration Manager
    o.mrowka@sonor.de
    Christian Figgen
    Sales Administration Manager
    c.figgen@sonor.de

    Die Zukunft im Blick haben

    Auf der Suche nach einem Proberaum stieß ich unter anderem auf den Namen Peter Miklis, der in meiner neuen Heimat Lübeck unterrichtet. Ihn habe ich als Drummer von Heinz Rudolf Kunze in Erinnerung. Unkompliziert war schnell ein Termin mit ihm gemacht und so besuchte ich ihn in seiner Musikschule Dr.ums Perc.usison.


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    DF: Seit wann und warum spielst du eigentlich Schlagzeug?


    PM: Mein Bruder hatte in einem Spielmannszug angefangen zu trommeln, hat das aber wieder aufgegeben. So lagen aber bei uns zu Hause Sticks herum. Die schnappte ich mir und trommelte damit auf einer Keksdose. Da war ich etwa zwölf Jahre alt.

    Nach etwa einem Jahr konnte ich meinen Vater überreden, mir ein richtiges Drumset zu kaufen. Das mussten wir mit dem Zug abholen und es war nicht gerade einfach, die Teile dann vom Bahnhof nach Hause mit dem Fahrradanhänger zu transportieren.


    DF: Du sagtest, dass du Autodidakt bist, wie ging es weiter?


    PM: So mit 14 fing ich dann an, richtig auf dem Set zu spielen, davor musste ich z.B. die kaputten Felle ersetzen. Die erste Band kam so mit 15 und mit der hatte ich dann auch meinen ersten Auftritt in einem Wohnzimmer während einer Geburtstagsparty.

    Dann so nach drei Jahren machte ich einen großen Sprung: Im Briefkasten fand ich einen Zettel, auf dem in etwa Stand: „Lieber Musikfreund! Wir suchen einen Trommler und wenn du Lust hast, komme doch mal vorbei!“ Der Typ, der den Zettel geschrieben hatte, kannte ich vom Sehen. Er wohnte in der Nachbarschaft und sah immer aus wie ein Rockstar.

    Der hatte mich tatsächlich mal spielen gehört, weil wir mal eine Vorband waren. So richtig gut spielen konnte ich da natürlich noch nicht, aber, ich war laut, das muss ihn wohl beeindruckt haben


    DF: Damals war es als Drummer ohne PA nicht so einfach gegen Verstärker durchzukommen?


    PM: Genau! Der Zettelschreiber war übrigens Bassist und hatte vier Marshallboxen, da musste ich mich schon anstrengen. Da bin ich dann jedenfalls hin mit meinem Set und die lachten erst Mal, was ich nicht verstand. Später dann erzählten sie mir dann, dass mein Set einen erbärmlichen Eindruck gemacht hätte. Jedenfalls ging es mit diesem Trio zur Sache, ich habe dann auch mehr geübt. Das lag auch daran, dass die beiden anderen nicht nur älter sondern auch besser als ich waren.

    Das ist denn auch so ein Ratschlag, den auch viele andere Musiker geben: Sucht euch Leute, die besser als ihr seid, dann kommt ihr weiter. Wenn Mitmusiker schlechter spielen, dann ruht man sich aus. Abgesehen davon, eine Band motiviert ja eigentlich auch zum Üben. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass, wenn man nur alleine übt, man sich viel zu sehr auf die Technik konzentriert und nicht Dinge übt, die in einer Band wichtig sind.


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    DF: Wie etwa songdienlich spielen?


    PM: Genau! Ich habe auch viele Schüler, die keine Band haben wollen. Wenn ich mit denen übe, wie ein Groove zu halten ist über eine längere Zeit, dann kommen sie sehr schnell an ihre Grenzen. Sie haben den Drang, das zu zeigen, was sie technisch können. Das kann aber einen Song kaputt machen. Deswegen ist auch mein Tipp, egal welches Instrument, junge Musiker sollten sich möglichst schnell eine Band suchen. Die Musikalität entwickelt sich nämlich erst im Zusammenspiel mit anderen.

    Wenn du jeden Tag meinetwegen fünf der Topdrummer auf Youtube nacheiferst, kann das auch motivieren, aber ein besser Musiker wirst du dadurch nicht. Ich habe mir auch schon Clips angesehen und da Anregungen gefunden, wie ich etwas spielen kann. Insofern ist das Internet eine gute Sache, nur, du darfst dich darin nicht verlieren. Denn ich habe die meisten Dinge in einer Band gelernt.


    DF: Zum Beispiel?


    PM: Du kannst ruhig Fehler beim Auftritt machen, wichtig ist, zusammen anfangen und zusammen aufhören. Wenn was schief geht, darf das Publikum das möglichst nicht merken. Da hilft, immer so zu tun, als wenn das Absicht wäre. Grobe Schnitzer bekommen die Leute natürlich schon mit, wenn die Lieder bekannter sind. Für Feinheiten ist dann eher die Musikerpolizei, wir sagten früher Beatpolizei, zuständig.


    DF: Ab wann konntest du davon leben?


    PM: Ich muss ein wenig ausholen: Ich habe mich dann irgendwann zu einer Prüfung bei der Musikhochschule hier in Lübeck angemeldet und bin da natürlich kläglich gescheitert. Die haben mir da Noten hingelegt und ich sagte dann nur, dass ich ja mich da angemeldet hätte, um Noten zu lernen. Ich hatte mich überhaupt nicht informiert und bin da ganz naiv hingegangen.

    Zum Glück saß in der Jury ein Schlagzeuger des NDR-Sinfonieorchesters, der hat mich dann umsonst unterrichtet. Er war mein Mentor und hat mich dazu gebracht, dass ich Berufsmusiker geworden bin. Zudem lernte ich dann noch Klavier und Gehörbildung, das war für die Prüfung wichtig.

    Daneben und danach habe ich dann verschiedene Sachen gemacht, wir sagten dazu mucken, und habe schon ganz gut verdient. Ich bekam Bafög und kam gut über die Runden. So richtig davon leben ohne Unterstützung konnte ich dann nach dem Studium 1981.


    DF: Bist du dann nach Hamburg gezogen?


    PM: Nee, ich bin immer hier in Lübeck bzw. in der Nähe geblieben. Trotzdem war ich oft in Hamburg, habe da auch viele Studiojobs gemacht. Das lief solange, bis die ersten Drumcomputer sich durchgesetzt hatten.


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    DF: Kleiner Sprung: Was macht für dich einen guten Schlagzeuger aus?


    PM: Die Grundvoraussetzung ist ein vernünftiges Timing. Allerdings besteht da die Gefahr, dass es übertrieben wird und du nur noch zum Klick spielst. Ich finde, ein Groove muss atmen. Früher wurden Welthits produziert, in denen das Tempo schwankt. Bei Proben nutze ich dann aber schon zumindest zum Einzählen den Klick, weil gerade die langsameren Stücke schwierig vom Tempo her zu spielen sind.

    Ein guter Drummer erkennt seine Rolle innerhalb der Band. Die Kunst ist, deine technischen Möglichkeiten so zu verteilen und anzuwenden, dass sie den Song unterstützen und nicht stören. Und da komme ich wieder darauf zurück: Das kannst du nur in einer Band lernen!


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    DF: Sollte ein Drummer einen ausgleichenden Charakter haben? Wir stehen ja vermeintlich nicht so im Vordergrund.


    PM: Wobei ich beobachtet habe, dass das Schlagzeug mehr in den Vordergrund gerückt ist. Es gibt in Hamburg einen Drummer, der hat das umgedreht. Der hat auf einen Podest sein Set vorne auf der Bühne aufgebaut. Bei Konzerten merke ich selber, das auch Leute, die selbst nicht spielen, sich für das Instrument interessieren. Wenn ich mit dem Gig-Pig auftrete, kommen vor allem Frauen zu mir und sagen, dass es wie eine Waschmaschine aussähe und sind ganz erstaunt, was für Klänge da raus kommen.

    Was die Ausgangsfrage anbelangt, ich denke, es ist von Vorteil. Viele Drummer sind in der Lage, ihr Ego nicht in den Vordergrund zu stellen. Da spielt auch die Position auf der Bühne eine Rolle: So von hinten, vielleicht auch leicht erhöht, sieht das Ganze anders aus. Außerdem bist du als Drummer ja auch eher außen vor, wenn es um kompositorische Dinge wie die richtigen Töne und Ähnliches geht.


    DF: Nichtsdestotrotz spielst du ja auch Melodieinstrumente. Hilft dir das beim Trommeln?


    PM: Auf jeden Fall, ich verstehe Songstrukturen viel besser und kann dementsprechend auch passendere Pattern anbieten. Außerdem brauchst du nicht soviel mitzählen, du merkst einfach, wann ein Wechsel kommt.


    DF: Wie siehst du das Medium Internet gerade in Hinblick auf die massiven Veränderungen der letzten Jahrzehnte?


    PM: Wie ich vorhin schon angerissen habe, so rein informativ ist es für Leute, die sich kein Unterricht leisten können oder wollen, hilfreich, das gilt natürlich nicht nur fürs Schlagzeug. Aber leider gibt es auch viele Infos, die falsch sind. Das kann ein Anfänger nicht filtern.

    Dennoch glaube ich, das Positive überwiegt schon. Ich kann allerdings Anfängern nur den Rat geben, zumindest mal ein paar Anregungen von Leuten sich zu holen, die schon länger spielen. Es geht darum, zu lernen, worauf auch beim Gucken von Videos zu achten ist. Sonst kann eine Menge versaut werden, das nur schwer wieder gerade gebogen und nur schwer wieder abtrainiert werden kann. Ansonsten finde ich die Entwicklung positiv.


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    Was antrainierte Fehler anbelangt, so habe ich die wohl alle gemacht, denn ich hatte keine Anleitung, als ich anfing. Selbst bei Konzerten konnte ich kaum sehen, was der Drummer da so treibt, denn ich war ja immer lütt, also von der Körpergröße her nicht der Größte.


    DF: Wie hast du die letzte Zeit, die ja sehr stark von der Pandemie geprägt ist, erlebt?


    PM: Mir ist es gelungen, meinen Unterricht online weiter machen zu können. Außerdem konnten wir wenigstens ein paar Konzerte spielen. Diese Konzerte wurde dann auch gestreamt, weil vor Ort war ja kein Publikum. Zudem gab es eine ordentliche Gage.

    Finanziell ging es mir zum Glück auch relativ gut. Aber, ich hatte eben mir Rücklagen schaffen können. Das ist denn auch ein Tipp an Leute, die ans Geldverdienen mittels Trommeln denken. Verballert, wenn möglich, nicht alles an Kohle, sondern denkt an die Zeit, wenn die Gagen nicht mehr so üppig sind. Das habe ich zum Glück immer gemacht und konnte so auch Entscheidungen treffen, die letztendlich gut für mich waren.


    DF: Wie zum Beispiel bei Heinz Rudolf Kunze auszusteigen?


    PM: Genau! Und ich habe dafür gesorgt, dass nicht nur der Staat meine Rente bezahlt. Klar ist aber auch,. dass das heute viel schwerer ist. Will sagen, die Bedingungen für Berufsmusiker sind heute viel härter.


    DF: Du kannst dich entspannt zurück legen?


    PM: Ich freue mich, dass mein Plan aufgegangen ist und ich zum Beispiel mit der Loredda Jacque Band spielen darf ohne aus nur rein finanziellen Gründen trommeln zu müssen. Also so Mucken wie früher muss ich nicht mehr annehmen.


    Weitere Infos: http://www.dr-perc.com

    So steht es auf der Heimseite der Messe:


    'Auf Anweisung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration können die „Musikmesse Plaza“ (3. und 4. April) sowie die Konzerte des „Musikmesse Festivals“ (31. März – 4. April) mit über 1.000 Besuchern vor dem Hintergrund der verstärkten Verbreitung von SARS-CoV-2 Infektionen nicht stattfinden. Zum aktuellen Zeitpunkt kann leider nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Lage für einen zeitnahen Nachholtermin der internationalen Musikmesse ändert. Daher wird auch die Musikmesse in 2020 nicht mehr stattfinden. Der Termin für die Musikmesse 2021 wird in Kürze bekannt gegeben.'


    Deswegen passe ich die Überschrift des ersten Beitrages an.

    Nach Rückfrage beim Teppichhändler aus Mainz-Kastel kann ich folgendes aufzählen:


    14x8" 6mm Buche, 12, 14 und 16" Aluminium


    Einige hier aus dem Forum durften das Set in der Manufaktur von Wahan spielen und waren ebenso wie Armin und seine Crew begeistert. Ein schöner Gruß an Mister Bonham! ;)


    Desweiteren möchte ich betonen, dass es für mich nicht selbstverständlich ist, Grönemeyer-Konzerte so erleben zu dürfen, auch wenn es jetzt seit 2007 schon das fünfte Mal war. Vielen Dank an Armin, Nicole, Jan und Wahan, ohne sie wäre das so nicht möglich gewesen!

    Am Montag spielte Herr Grönemeyer mal wieder in Frankfurt am Main. Wieder durfte ich vor der Show ein paar Bilder auf der Bühne machen.





    Vielen Dank an Wahan, Armin und seinen Drumtec Jan, ohne die drei hätte ich so dieses tolle Konzert nicht erleben können.



    Dann ging der Tumult los und Herbert Grönemeyer rockte unermüdlich das Stadion. Ich war froh, dass ich keinen Stehhplatz hatte, denn über drei Stunden präsentierte sich die Band in bester Spiellaune. Aber auch ernstere Themen wie der Kampf gegen Hass, Ausgrenzung und Intoleranz wurden vom quirligen Entertainer Grönemeyer angeschlagen. Und wer seine Texte kennt, weiß, dass Emotionen eine große Rolle spielen!

    Kreativ die Musik unterstützen und nicht zu viel spielen
    Als Drummer der The-Cure-Tributeband 'piCtUREs of you' war es für mich schon etwas sehr Besonderes mit Jason Cooper, der seit Mitte der Neunziger Jahre zur Besetzung von The Cure zählt, in Kontakt treten zu können.
    Unkompliziert und schnell schickte er die Antworten auf meine teils bekannten Fragen. Die Handyaufnahmen stammen vom Hyde Park am 7. Juli 2018.


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    DF: When did you start playing drums and why did you choose this instrument?


    JC: I started playing age twelve, I had played piano and violin but did not stick with it and when my form teacher asked if anyone wanted to play drums I jumped at the chance. He had a big old seventies SONOR-Kit and would show me a few rhythms. The school built a basic recording studio and within a few months I formed a band with my friends.


    DF: What is the meaning of drums for you?


    JC: Many things, joy, the chance to play great music with The Cure, to be creative, to see different places, face challenges and hit things musically.


    DF: When did you start playing professional?


    JC: I played with various bands in Hong Kong and Germany when I was 18 but my first proper job was to play with Jean Jaques Burnell of The Stranglers aged 19.


    DF: How do you prepare a long tour like 2016 and how hard is it to perform so many songs more than three hours?


    JC: By getting fit: swimming, running, yoga and eating well. It can be hard to play for 3 hours if I am really tired or unwell otherwise you just get on with it.


    DF: What do you like on your job as a professional drummer and what is not so good?


    JC: I actually feel very lucky to do something I love doing. The only downside is missing my family.


    DF: How would you describe a good drummer and what is his/her part inside a band?


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    JC: Someone who makes the music feel good, not to overplay and get in the way of the music, someone who is easy to get on with, good to be around and have other interests beside the drums.


    DF: How important is human communication in a band and able to deal with it?


    JC: Important, is there any other type of communication in a band!


    DF: Are drummers a special type of musicians?


    JC: Ha, Ha, no, but hopefully people see us as musicians!


    DF: Do you have any other projects/bands beside The Cure?


    JC: Yes, I write film music. My most recent is a film by director Stephen Merchant called ‘Fighting with the family’ about wrestling. Vik Sharma wrote the music with myself and Graham Coxon of Blur on guitar.


    DF: What are your future plans?


    JC: To go to NYC to be inducted into the Rock & Roll Hall of Fame, Australia to play at Sydney Opera House, Europe to play many festivals, to complete our album, do more film music and go birdwatching.


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    DF: How will you describe the future of the music industry and how important is the internet for you?


    JC: As anyone who owns intellectual property it is a very challenging time for artists, authors and musicians. I hope and believe that although Pandora’s Box has been opened there is a way back. Finding ways to help people see that by paying for something are continuing a fine tradition of helping elevate the quality of art produced.


    DF: Your tip for young drummers and the user of Drummerforum?


    JC: Write music, listen to as many drummers/music as possible, try something new, birdwatch.

    Etwas Offtopic, gestern habe ich mich in der Halle 12 rumgetrieben, um mal wieder erleuchtet zu werden. Sehet selbst:



















    Dabei hatte ich die Gelegenheit mit einem Produktmanager zu reden, der auch von der Lichtumsetzung der The-Cure-Tour 1989/90 begeistert war. Während mein Konzerterlebnis der Grundstein für eine nun schon 30-Jährige Begeisterung für die Mannen um Robert Smith legte, war das für ihn der Grund, warum er Lichttechniker werden wollte.
    Schade, dass ich erst auf der Prolight und Sounds ein interessantes Gespräch führen konnte, machen diese doch erst den Reiz einer Messe aus.

    Leidenschaft, die in die Wiege gelegt wurde
    Vor einiger Zeit staunte ich nicht schlecht, als ich im TV meinen ehemaligen Mannheimer Proberaumnachbar Patrick Metzger als Drummer von Beatrice Egli sah. Auf der diesjährigen Musikmesse trafen wir uns wieder und dann bot sich mir die Gelegenheit, ihn in seinem Proberaum zu besuchen. Danke an Patrick!



    DF: Seid wann spielst du Schlagzeug und warum ausgerechnet dieses Instrument?
    PM: Ich habe angeblich im Alter von vier oder fünf Jahren m dem Trommeln angefangen. So erzählt es zumindest mein Familienkreis heute noch. Warn ich mich erinnern kann, ist die Snaredrum, die tatsächlich mal unterm Weihnachtsbaum lag. Mein Vater war Hobbyschlagzeuger und irgendwie habe ich alles nachgemacht, was der Papa so macht. Dann fing ich an, Noten zu lernen, spielte automatisch im Musikverein, in dem auch mein Opa, mein Vater und mein Onkel waren. Später waren dann meine Kumpels auch im Verein.
    Mit neun dann habe ich mein erstes eigenes Schlagzeug bekommen. Mir ist das also praktisch in die Wiege gelegt worden.


    DF: Seit wann kannst du davon leben?
    PM: Eigentlich seit dem Beginn meines Studiums, das ich mit Gigs und Unterricht geben finanzierte. Ich bekam zwar BAFÖG, aber das reichte höchstens für die Miete.
    Mein Studium begann im September 2000 und das ist für mich auch der Start meiner Karriere als Profidrummer. Ich habe in Dinkelsbühl angefangen, weitere Stationen waren die Niederlande und schließlich die Popakademie hier in Mannheim, ich gehörte zu den ersten Jahrgängen. Ich bin dann auch bis heute in Mannheim geblieben.


    DF: Tja, und dann bist du irgendwann hier in die Proberäume eingezogen und musstest u.a. mein Getrommel ertragen.
    PM: Ja, wir standen ja auch des Öfteren draußen rum und haben gequatscht statt zu proben. Umso mehr hat es mich gefreut, dass du mich auf der Messe wegen dem Interview angesprochen hast.


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?
    PM: Als Erstes fällt mir spontan Leidenschaft ein, die mir ja in die Wiege gelegt wurde. Ich kenne auch nichts anderes und aus der Leidenschaft wurde eine Berufung. Natürlich ist es auch mein Beruf, aber trotz Allem, es hat ja nie jemand zu mir gesagt, dass ich das machen muss. Ich wollte und will trommeln!
    Auch wenn es manchmal sehr stressig ist und zum Beruf sehr viel mehr als das reine Spielen gehört, die Leidenschaft ist noch da. Wer einmal mit dem Virus infiziert wurde, egal als Hobbytrommler oder Profi, der hat einfach Bock zu spielen.
    Ich habe zwar nach der Schule noch eine Ausbildung als Orthopädie-Techniker gemacht, aber nie in diesem Beruf gearbeitet. Damals zwischen 1996 und 98 habe ich neben der Ausbildung schon viel gespielt und wollte das zu meinem Beruf machen, nur, ich wusste nicht, wie. Die Möglichkeiten, die sich uns Trommler heute bieten, gab es so noch nicht.


    DF: Videokassetten?
    PM: Genau, ich sage nur Superdrumming. Mit dem Videorekorder meines Vaters nahm ich das auf und analysierte, was die da so im Fernsehen machten. Leider guckte ich so oft und viel, dass das Band riss und ich den Rekorder schrottete.



    DF: Was sind die weniger schönen Seiten des Profidaseins?
    PM: Was ich nicht leiden kann, ist Unverlässlichkeit. Das hat jetzt nichts mit einer vermeintlichen Unpünktlichkeit zu tun, es kann immer mal ein Anruf kommen, den du als Freiberufler annehmen musst!
    Es gibt in unserer Branche einen Ehrencodex, wir haben ja keine Gewerkschaft, dass auch eine mündliche Zusage zählt. Es geht auch darum, wenn ich einen Gig zusage, dann kann ich nicht noch einen anderen annehmen, der besser bezahlt ist, und kurzfristig absagen. Aber, klar, Kollegen, die so handeln, werden irgendwann nicht mehr gebucht, weil keiner mehr mit ihnen arbeiten möchte.
    Was aber auf jeden Fall einem klar sein muss, dass du oft mehr Zeit am Schreibtisch oder im Auto verbringst als am Schlagzeug. Autofahren und Schreibtischarbeit gehören eben genauso zum Job wie das eigentliche Spielen. Aber, andererseits kann ich jetzt nicht sagen, dass mich das total nervt. Das ist eben bei Freiberuflern, die wir alle jenseits jeglicher Romantik nun mal sind, es sei denn, wir sind fest in einer Band.


    DF: Darüber sollte man sich im Klaren sein, wenn man als Profi seine Brötchen verdienen möchte.
    PM: Genau! Nur gut Trommeln können reicht heutzutage nicht mehr aus. Sicher, du musst dein Instrument beherrschen und deine Hausaufgaben gemacht haben. Aber, die Selbstvermarktung zum Beispiel mit der Hilfe von Social Media nimmt viel Zeit in Anspruch und es gibt ein großes Angebot an Leuten. Du musst dich behaupten und auf dich aufmerksam machen. Das passierte alles neben der eigentlichen künstlerischen Arbeit.



    DF: Was magst du besonders an deinem Beruf/deiner Berufung?
    PM: Da gibt es zum Glück viel! Das Trommeln an sich gefällt mir immer noch sehr. Wenn ich am Set sitze, dann ist der Stress, der vielleicht vorher da war, nicht mehr so wichtig. Es ist für mich immer noch etwas Besonderes, wenn ich am Set sitze und spielen kann. Wenn ich zusagen meiner Berufung folgen kann.
    Aber genauso schön ist es, wenn ein Schüler mit einem Problem zu mir kommt und ich kann ihm helfen. Oder, wie dieses Jahr auf der Messe im Rahmen des Drumcamps, wenn ich zusammen mit namhaften Drummern auftreten darf. Das ist ein Privileg und definitiv ein Highlight in meiner Karriere.


    DF: Was macht für dich ein guter Drummer aus?
    PM: Haha, die Standardfrage, egal ob Profi- oder Hobbydrummer, egal welcher Stil, er oder sie sollte wissen, wie die eigenen Fähigkeiten sind und sich selbst nicht überschätzen. Ich sollte mich musikalisch und technisch sicher fühlen um die Band sauber zusammen zu halten.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte ein Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben, sprich soziale Kompetenz?
    PM: Das macht sehr viel aus, ich sage es al ganz drastisch: Mit einem Arschloch will ja keiner etwas zu tun haben! Wenn du eher als anstrengend denn als entspannt giltst, du dir also einen schlechten Ruf erarbeitet hast, dann hat kaum noch jemand Lust, mit dir auf Tour zu gehen. Ich habe z.B. eine gewisse Art von Humor, die manche auch als makabrer bezeichnen, und so hat jeder seinen Eigenarten. Aber, trotzdem muss man miteinander klarkommen. So gesehen ist der soziale Aspekt der zweitwichtigste nach dem musikalischen Können.



    DF: Wie muss ich mir eine Produktion wie bei Beatrice Egli vorstellen? Wer hat zum Beispiel die Musiker ausgesucht?
    PM: Es gibt einen Bandleader. Unser Keyboarder ist der musikalische Leiter, der auch gleichzeitig zum Produzententeam gehört. Zu seinen Aufgaben gehört auch, die Band mit Musik und Infos wie die Setliste zu versorgen.
    Es kommt häufiger vor, dass die Band ohne Beatrice anfängt zu proben. Das liegt auch daran, dass sie ganz andere Verpflichtungen wie Interviews und Promotion hat. Aber ich muss sagen, wenn sie dabei ist, ist es immer cool! Es macht Spaß und die Stimmung ist gut, wir lachen viel. Das macht den Job dann aber auch aus, sonst könnte ich ja auch anders mein Geld verdienen.
    Zudem haben wir einen gewissen Freiraum, da werden auch mal Ideen in den Raum geworfen und jeder kann sich einbringen. Generell probieren wir viel aus. Unser Hauptaugenmerk ist natürlich, dass Beatrice sich mit uns wohlfühlt.


    DF: Dann ist das nicht nur ein Job, sondern auch mehr?
    PM: Absolut! Der Bassist und ich sind zum Beispiel seit 2013 dabei. Wir kennen uns relativ gut und dann ist das nicht mehr nur ein Kollege sondern es hat sich eine Freundschaft entwickelt. Durch das Touren und gemeinsame Warten lernt man sich u.U. besser kennen und redet auch mal über andere Sachen als das, was jetzt nur mit der Band zu tun hat.
    Das macht dann auch die Stimmung in dieser Band aus. Dass ich menschlich da irgendwie reinpasse, ist sicherlich ein Grund, dass ich seit fünf Jahren dabei bin und immer wieder gebucht werde.



    DF: Mag eine blöde Frage sein, aber, wie oft wurdest du schon gefragt, ob du Schlager spielst nur wegen der Kohle?
    PM: Ja, die Leute haben oft Vorurteile. Mein Anspruch ist immer, dass ich es gut spielen und präsentieren kann und versuche, mein Niveau entsprechend zu trommeln. Hinzukommt, dass ich zu 90% die sogenannten Four-On-The_Floor-Grooves spiele. Solche Grooves habe ich schon vorher z.B. auf Galas mit Coverbands getrommelt, da ist also kein Unterschied. Der Unterschied ist, dass ich Einfluss auf die Songs habe und u.U. meine Ideen einbringen kann.
    Wenn ich aber nur des Geldes wegen das machen würde, dann bekäme das Publikum das unterschwellig mit. Wenn mir das keinen Spaß machen würde, dann verbrächte ich ganz schön viel Zeit mit einem Job, den ich nur bedingt mögen würde. Dafür sind mir mein Leben und meine Zeit zu schade! Alle, die in Beatrices Band mitspielen haben Bock drauf, sonst würde das Ganze so nicht funktionieren.


    DF: Ohne Leidenschaft läuft es nicht.
    PM: Genau, wenn ich Leute auf der Bühne sehe, egal ob Hobby- oder Berufsmusiker, die offensichtlich keinen oder nur wenig Bock haben, dann frage ich mich, warum machen die das?! Es zwingt sie doch keiner, niemand wird geboren mit der Maßgabe, dass er oder sie Musiker werden muss. Dasselbe gilt auch für Leute, die Unterricht anbieten. Ich denke schon, dass jeder seines Glückes Schmied ist.


    DF: Wie ist zu deinem Engagement in der Band gekommen?
    PM: Der musikalische Leiter hatte die Aufgabe, die Band zusammen zu stellen, nachdem Beatrice DSDS gewonnen hatte. Er hat versucht mich anzurufen, während ich im Urlaub in Tunesien war. Ich habe dann zurück gerufen, obwohl ich die Nummer nicht kannte. Ich dachte mir, es könnte ja wichtig sein. Das ist eben typisch für unseren Job, du weißt nicht, ob der nächste Anruf wichtig ist oder nicht.
    Wichtig ist, dass du dir einen Ruf als zuverlässiger Musiker erarbeitest. Die Agenturen zum Beispiel rufen dich nicht mehr an, wenn sie davon ausgehen können, dass du eh absagst. Zudem musst du dich präsentieren und einen gewissen musikalischen Level anbieten. Dafür nutze ich selbstverständlich auch und gerade das Internet.


    Weitere Infos: https://www.patrickmetzger.com

    Timekeeper with Flair & Imaginiation
    Während eines Gigs einer meiner Lieblingsbands, Mogwai, bemerkte ich, dass der Drummer irgendwie anders aussah. Da ich sehr weit hinten stand, konnte ich ihn nicht so genau erkennen. Dann stellte sich aber raus, dass es sich nicht um Martin Bulloch handelte, der erkrankt war, sondern Cat Myers schwang derart gekonnt die Stöcke, dass es mir zunächst garnicht auffiel, dass sie da trommelte. Wer sie mit ihrer Band Honeyblood erlebt, merkt, dass sie nicht nur eine Kopie eines Kollegen ist!
    Per Email nahm ich Kontakt mit ihr auf und stellte meine Fragen.


    DF: When did you start playing drums and why did you choose this instrument?


    CM: I started playing drums when I was 8, I my dad used to jam guitar around the house & I wanted to join in!


    DF: What is the meaning of drums for you?


    CM: Like a lot of people, music has always been a massive part of my life & learning how to drum along to my favourite albums as a kid was the best feeling ever. These days I get that same feeling every time I step on stage.


    DF: When did you start playing professionally?


    CM: I started playing professionally when I was around 22


    DF: What do you like on your job as a professional drummer and what is not so good?


    CM:A s far as I’m concerned I have the best job in the world however nothing comes easy & there are many difficult aspects to life as a drummer. Touring can be amazing but it is also hard to be away from home & loved ones for so long. At the start it was pretty difficult to make a living & I often had to get part time jobs to sustain myself, I feel very lucky that I don’t need to do that anymore.


    DF: How would you describe a good drummer and what is his/her part inside a band?


    CM: I think that really depends on the band, different bands require different attributes from a drummer. For me though a good drummer is an excellent time keeper with flair & imagination.


    DF: How important is human communication in a band and able to deal with it?


    CM: It’s hugely important, a band is like a weird marriage & for it to be successful it requires everyone to be open, honest, listen & have patience. If you find these things difficult then it will make life in a band much more difficult!


    DF: Are drummers a special type of musicians?


    CM: Haha, possibly!


    DF: What are your future plans?


    CM: This summer & autumn I’m recording with my band Honeyblood & we’ll be back out on tour at the start of next year before the release of our third album!


    DF: How will you describe the future of the music industry and how important is the internet for you?


    CM: Who knows where the music industry is headed but I think people will always appreciate live music & musicians have to be open to adapt to change with the times!


    DF: How did you became the backup-drummer at Mogwai?


    CM: The Scottish music scene is very small so Mogwai knew of me through other people, when they figured that Martin might not be able to play some shows they came to see me play with my band Honeyblood & then gave me a call shortly after.


    DF: Can you describe, how hard it is to play accurately like Martin?


    CM: I love Martin’s drumming. Learning the Mogwai songs was one big memory game, he plays so accurately & I wanted to imitate him as closely as possible. I transcribed all the drum parts to start with, then after a few gigs I had them memorised.


    DF: Your tip for young drummers and the user of Drummerforum?


    CM: Keep practising, play music you love to play as many styles as possible, don’t take rudiments for granted - they are at the heart of the most fun things to play on the kit. And if you want to make a career out of it then just never give up... just keep on going. Be nice to people, don’t expect to get rich & don’t give up!



    Weitere Infos: http://www.catmyers.com