Magnus Öström - den eigenen Weg gehen

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    Magnus Öström trommelt beim Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.) und dürfte nicht nur Jazzern ein Begriff sein. Experimentierfreudig setzt er elektronische Effekte ein um seinen Sound zu kreieren.
    Drumsandbeats hatte die Gelegenheit ihn ein paar Fragen zu stellen. Vielen Dank! Außerdem gilt der Dank Burning, der rasend schnell die Übersetzung schickte.



    DF: Wann und warum bist Du angefangen, Musik zu machen?


    MÖ: Also das Wann ist wesentlich einfacher als das Warum. Ich glaube, ich war 7 oder 8 Jahre alt, als ich begann, die Welt der Musik zu entdecken, jedoch in sehr groben Zügen. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich im Badezimmer mit zwei Zahnbürsten als Sticks auf ein paar Plastikgläsern herumgetrommelt habe, und meine Mutter auf der anderen Seite der Tür versuchte, mich rechtzeitig zur Schule zu bekommen…
    Nach einer Weile habe ich mir ein Drumset selbstgebaut, aus leeren Farbtöpfen (Mein Vater war Maler), und dann angefangen, darauf zu spielen. Ich war besonders auf meinen Snaresound stolz. Die Snare war eine verkehrt herum aufgestellte Blechdose, und wenn man die Plastikkappe oben auf den Metallboden gelegt hat, gab es einen Sound wie bei einer richtigen Snaredrum. Hab ich zumindest damals geglaubt.
    Als ich 11 war, bekam ich von meinen Eltern mein erstes richtiges Schlagzeug zu Weihnachten. Es bestand nur aus einer Bassdrum, Snare und einer Hihat, aber für mich war es wie im Siebenten Himmel.


    Das Warum ist wesentlich schwerer, es fühlt sich an, als sei es gerade erst passiert, als ob alles mögliche dafür der Auslöser gewesen sein könnte, und ich denke, in meinem Fall war es die Musik, die mich interessiert hat. Es ist einfach eine dieser Mysterien im Leben. Ich weiß zum Beispiel, dass meine Mutter eine kurze Zeit lang Saxophon gespielt hat, aber das war vor meiner Geburt. Sie spielte außerdem noch ein wenig Akkordeon. Ich fand später heraus, dass mein Vater alte Platten mit Glenn Miller, Tommy Dorsey, Duke Ellington und einigen anderen bekannten Künstlern besaß. Ich hörte mir diese Platten sehr oft an, besonders „In the mood“, „Pennsylvania Six Five Thousand“ und diese ganzen Hits. Es gab da einfach irgendwas im Groove, das mich gefesselt hat. Dann ging es weiter zu Bill Haley’s „Rock around the clock“. Diese Platte habe ich so lange gehört, bis sie fast komplett abgenutzt war, dann jedoch hat mein Bruder sie mit zu einer Schulparty genommen und kaputt gemacht.
    Es mag merkwürdig sein, dass ich diese alte Musik gehört habe, obwohl eigentlich in den frühen Siebziger Jahren die Rock- und Pop-Szene entstand. Aber ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, diese alten Sachen so früh in mich aufzusaugen. Mein drei Jahre älterer Bruder hat seine erste Jimi Hendrix Platte, Band of Gypsies, bekommen, als er Acht war, so konnte ich also schon mit Fünf diese Art von Musik in meine Venen aufnehmen, ohne es richtig zu bemerken. Es war einfach ein großartiger Mix. Die erste Platte, die ich mir selbst gekauft habe, war „Ballroom Blitz“ von The Sweets, mit diesem berühmten Drumintro. Und wenn ich so darüber nachdenke, gibt’s da genau diesen besonderen Groove, der mich schon so an Glenn Miller’s „Pennsylvania Six Five Thousand“ und „Rock around the clock“ gefesselt hat. Die Songs sind irgendwie miteinander verknüpft, komisch, da hab ich sonst gar nicht drüber nachgedacht.



    DF: Welchen Stil würdest du als deine Wurzeln bezeichnen?


    MÖ: Ich dachte eigentlich immer, dass meine Wurzeln im Pop liegen würden, z.B. wegen der „The Sweets“-Ära, aber wenn ich ein wenig mehr darüber nachdenke, waren Rock und Jazz früher da, noch bevor ich es richtig erlebt habe. Obgleich der erste Groove, den ich spielen konnte, ein ganz gewöhnlicher 2/4 Pop-Beat war.


    DF: Welche Drummer haben dich am meisten beeinflusst?


    MÖ: Normalerweise zähle ich Billy Cobham und Roy Haynes als meine größten Einflüsse auf, aber wenn ich ein bisschen tiefer grabe, stoße ich auf all die großartigen Jazzdrummer der Dreißiger, Vierziger und Fünfziger Jahre. Ich muss natürlich auch die großen Rockdrummer wie z.B. Mitch Mitchell, Buddy Miles, Ian Paice und John Bonham dazuzählen. Es ist sehr interessant, sie alle haben eine Art jazziges Feel in ihrem Spiel, die kamen wirklich noch von der alten Schule.
    Ich denke allerdings, ich habe von fast jedem tollen Drummer, den ich je gehört habe, etwas aufgenommen. Elvin Jones, Paul Motian, Tony Williams, Buddy Rich, Max Roach, Gene Krupa, Baby Dodds, Jo Jones, Philly Joe Jones, Jack de Johnette , Harvey Mason, Steve Gadd, Jeff Porcaro, und so kann ich ewig weitermachen…
    Wir dürfen nie vergessen, dass wir auf den Schultern der Riesen vor uns stehen.
    Und ich bin immer noch der Meinung, dass Mick Tucker ein toller Drummer ist. Und natürlich auch Ringo Starr, Levon Helm, Jim Keltner…



    DF: Spielst du außer Drums noch andere Instrumente?


    MÖ: Wenn du meinst, ob ich die so spielen kann, wie Schlagzeug, dann ist die Antwort Nein. Aber ich spiele ein wenig Piano und Gitarre zu Hause.


    DF: Seit wann arbeitest du als professioneller Schlagzeuger?


    MÖ: Seit 1987. (Wow, nächstes Jahr sind das schon 20 Jahre. Beängstigend…)


    DF: Ist das Esjbörn Svensson Trio die einzige Band, in der Du spielst, oder hast du noch Nebenprojekte?


    MÖ: Im Moment nicht. Vor zehn, fünfzehn Jahren habe ich in vielen verschiedenen Bands gespielt, aber heutzutage verschlingt e.s.t. die meiste Zeit. Aber ich spiele manchmal Sessions, und das macht richtig Spaß.


    DF: Könntest Du uns ein wenig über Dein Equipment und die Effekte, die Du benutzt, erzählen? Womit hast Du angefangen, und wie war die Entwicklung bis zum heutigen Tage?


    MÖ: Ich benutze einen Lexicon Jamman, das ist eine Art Delay/Loopmaschine. Aber Live spiele ich nie zu Loops, ich benutze nur den Delaypart. Es ist ein großartiges Gerät, leider wird es seit fast 10 Jahren nicht mehr gebaut.
    Ich verwende auch ein DOD Envelope Filter Pedal, ein Line6 Distortion Pedal, ein Line6 Filterpedal und ein Digitech Whammy. Auf dem bald erscheinenden Album „Tuesday Wonderland“ benutze ich auch ein Digitech „Jimi Hendrix“ Pedal als Wahwah/Distortion. Ich versuch immer, das in mein Setup mit einzubauen, aber da ist kein Platz mehr auf dem Boden…
    Ich glaube, es fing alles mit dem Jamman, DOD und der Distortion an, von da an hat sich das dann entwickelt. Man hört irgendwo einen Sound, in seinem Kopf oder auf einer Platte, oder wo auch immer, und man versucht herauszufinden, wie man den bekommen kann.



    DF: Was sind Deine Ratschläge für jemanden, der gerade anfängt, Effekte und Elektronik zu benutzen? Womit fängt man am besten an?


    MÖ: Die erste Überlegung ist immer: wird das der Musik, die man macht, etwas geben, oder ist es einfach nur eine Spielerei? Es bringt nichts, viel Elektronik zu haben, wenn man dadurch anfängt, Energie aus der Musik herauszunehmen anstatt welche hinzuzufügen. Das ist ein genereller Ratschlag für alle neuen Arten von Sounds. Darüber hinaus sollte man einfach seinem Herzen folgen, neugierig sein und keine Angst haben, Neues auszuprobieren, so wie zum Beispiel: wie hört es sich wohl an, wenn man 12 Musser Vibraphone nimmt, diese vom Kölner Dom auf ein Orchester wirft, das gerade dabei ist, seine Instrumente zu stimmen, während im Hintergrund die Feuerwehr angerauscht kommt, um das Feuer zu löschen, dass deine 10.000 € teuren Feuerwerkskörper verursacht haben… oder so ähnlich.


    DF: Was sind Deine besonderen Schätzchen in Deiner Drum- und Beckensammlung?


    MÖ: Ich bin in der glücklichen Situation, ein Set alter K Zildjians zu Hause zu haben, und wenn ich wählen müsste, wären das meine wertvollsten Schätze. Und das nicht nur, weil ich Zildjian-Endorser war.


    DF: Was rätst Du allen jungen Drummern da draußen?


    MÖ: Ich weiß nicht, ob ich der richtige bin, um Ratschläge zu geben. Ich kann nur sagen, was für mich am wichtigsten war:
    1. Meine Ohren… Natürlich, mag man jetzt denken, das ist ganz klar. Aber deinen Mitmusikern zuhören zu können ist die wichtigste Sache, besonders für einen Drummer, denn der kann wirklich viel zerstören, wenn er oder sie nur an sich selbst denkt.
    2. Spiel soviel wie möglich mit anderen Leuten zusammen. Es ist natürlich immer gut, zu üben, aber bei der Musik geht es darum, mit anderen zusammenzuspielen (wenn man nicht gerade eine Karriere als Solodrummer anstrebt. Das kann zwar klappen, aber es ist ein schwerer Weg).
    3. Spiel so viele verschiedene Stile wie möglich, besonders während du noch jung bist. Du wirst dadurch hoffentlich deinen Stil finden und deine Persönlichkeit weiterentwickeln.
    4. Hab keine Angst davor, deinen eigenen Weg zu gehen. Wenn du meinst, dein Drumset sollte aus einer Snare als Kickdrum, einem 6“ Splash und einer 351“ Floortom bestehen, dann los…

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