Lautstärke, Dezibel, Dynamik, Übersteuern & Gesamtbild

  • Hey Audioprofis,


    ich bräuchte mal eure Unterstützung im Bereich der Audioaufnahmen. So ganz schlau bin ich noch nicht daraus geworden. Ich erklär euch mal, wie ich bisher mit meinem Spatzenhirn in Sachen Audio vorgegangen bin. Bitte nicht lachen, sondern korrigieren :)


    Ich hab verschiedene EIngangsquellen. Zum Einpegeln verwende ich sowohl mein TD12-Drummodul, als auch mein Yamaha-Keyboard, evtl. auch mal gerne eine HQ Audioquelle aus meiner MP3-Library. Als erstes natürlich mein Drummodul. Ich verwende dabei nicht das OUTPUT-Audio-Signal meines TD12-Moduls, sondern über MIDI wird SuperiorDrummer2 auf meinem PC angesteuert und spielt die Sounds ab. Ich seh an meinem RME HDSP Softwaremixer genau die Pegel. Meine Vorgehensweise:


    - ich lasse an meinem TD12-Modul das Standard-Pattern Nr.1, 2, 3 und 4 abspielen. Das sind Drumloops, beinhalten sowohl Kick, Snre, Tom, und Crash Sounds. Also damit werden garantiert alle Spitzen erreicht.
    - an meinem RME HDSP Mixer habe ich den Aufnahmekanal ganz genau auf 0db gesetzt


    Ergebnis --> sowohl RME Mixer als auch der Aufnahmemonitor von AdobeAudition zeigen mir kein CLIP (Übersteuerung an). Die Spitzen (Peaks) kommen ganz genau auf 0,0 dB aber nie darüber, liegen aber meist so zwischen -7 und -3dB. Aufgenommen in Adobe Audition sieht das Ganze so aus.
    Meine Schlagzeugaufnahme:


    Jetzt nehme ich mal als krassen Vergleich ein fertiges Lied, da sieht man deutlich dass die Dynamik natürlich ganz anders aussieht.


    Das ist ein MP3 von PhilCollins, es wird natürlich auch hier niemals über 0,0dB hinausgeschossen, die Peaks kommen vielleicht mal kurz an diese Grenze,schießen aber nie hinaus.


    Und hier das gleiche von einem YouTube-Song, ebenfalls immer im Rahmen, also alle Signale sind unter 0dB, aber deutlich zu sehen dass das Gesamtbild lauter ist.


    Ich hab natürlich keine Ahnung wie sich das verhält aber mit meiner logischen Theorie deute ich das folgendermaßen. Wenn ich nur Schlagzeug aufnehme sind natürlich viel weniger Sounds zu hören, wie in einem gesamten Musikstück wo zig Instrumente werkeln und das natüröich auch bearbeitet wurde. Mir ist klar, dass es sich bei meinem aufgenommenen Drumsample um -ich sage mal- Rohmaterial handelt. Es wurde nicht nachträglich bearbeitet, hat keine EQ, Kompressor, oder sonstige Effekte beinhaltet. Das fertige Musikstück wurde ja ganz klar bearbeitet und angepasst.


    Wenn ich mir die Kurve eines Musikstücks anschaue, dann sieht das für mich als Ahnungslosen so aus, als ob mit einer Art "Normalizer" über die Aufnahmesumme gefahren wurde. Da ist also keine Dynamik drin, wie bei meinem aufgenommenen Drumloop, oder?


    Warum ich frage? Ich hab z.B. einige MP3s aus Schlagzeug-Lern-CDs. Das ganze sieht so aus:


    Wenn ihr auch mein aufgenommenes Schlagzeugwave weiter oben anschaut, dann wird klar, dass wenn ich die zwei Sachen kombinieren, mein Schlagzeuggespiele kaum zu hören ist. Würde ich aber jetzt mein Schlagzeug lauter aufdrehen, dann würde bei jedem Kick, oder Snareschlag deutlich übersteuert werden, weil dann über 0,0dB rausgeschossen wird.


    Wie muss ich das also richtigerweise angehen, wenn ich zu einem Playalong mittrommeln möchte?

  • Ich weiß es nicht, das war jetzt nur von mir so "reingeworfen". Mein Problem besteht halt darin, dass mein Schlagzeugsound weit unter dem MP3-Musikstück Pegel liegt wenn ich mir den Durchschnitt betrachte. Klar, wenn ich auf die Snare schlage oder auf die Bassdrum dann komm ich auch auf die -0,3dB aber alles andere ist deutlich drunter und wird dann vom MP3-Musikstück (Gesang oder sonstige Streichinstrumente) übertönt. Muss ich evtl. in SD2 in dem ausgehenden Bus irgendwie einen Kompressor einbauen, der das ganze Schlagzeuggetrommel anhebt, aber gleichzeitig auf 0,0dB limitiert? Geht das denn überhaupt?

  • Na laut der Wiki-Beschreibung des "Kompressors" sollte ja eigentlich genau damit mein Ziel erreicht werden können. Ich hab allerdings schon mit dem Kompressor im SD2 herumgespielt, aber ich komm auf kein zufriedenstellendes Ergebnis. In der Wiki heisst es ja sogar:


    Komprimierung von Gesamtsignalen [Bearbeiten]


    Bei der Komprimierung eines fertigen Musikstückes werden z.B. nicht wahrnehmbare kurzzeitige (Mikrotime) Pegelveränderungen vermindert. Das Gesamtsignal kann somit näher an die Verzerrungsgrenze gebracht werden. Dadurch wird der Klang insgesamt lauter. Der Effekt wird dem Bereich der Psychoakustik zugeschrieben.


    Häufig eingesetzt wird diese Technik bei Radiosendern (typisches Gerät: Optimod), die das meistens bereits stark komprimierte Originalsignal eines Musikstückes vor dem Senden erneut komprimieren, um eine möglichst hohe Lautheit bzw. akustische Durchsetzung im Vergleich zu anderen Sendern zu erreichen. Die dabei teilweise deutlich hörbare Veränderung des Originals wird hierbei billigend in Kauf genommen.

  • Hallo Renegade,


    die höhere Durchschnittslautstärke bei "fertigen" Songs kommt tatsächlch durch den Gebrauch von Kompressor und (danach) einem Limiter.
    Kurz zum Ablauf: Wenn ein Song gemixt wird, werden zwar auch Kompressoren gebraucht, diese aber meistens auf den Einzelspuren, um deren Lautstärke und Sound zu verändern. Der Mix im Ganzen ist aber bei weitem noch nicht so laut, wie ein "radiofertiger" Song.
    Der Lautstärke-Boost wird beim Mastering erzielt (wenn man es denn selbst kann ... oder man nimmt sich für diesen speziellen, ziemlich heftigen Job einen externen Masterer, wie quasi alle kommerziellen Produktionen). Dort wird mit einem Kompressor auf der Gesamtsumme des Mixes die Dynamik verkleinert und Spitzen glatter gebügelt, wodurch man alles lauter drehen kann, ohne dass es clipt. Ein Limiter dahinter sorgt für einen weiteren Push ... die Lautstärke wird auf maximal 0 dB begrenzt, es kann also nicht mehr clippen, dabei geht allerdings auch wieder Dynamik verloren.


    Also, soviel zum Background ... das ganze kann man auch zu weit treiben, für Info dazu rate ich dir, mal "Loudness Wars" bei YouTube zu suchen.


    Zu deinem Problem: du liegst also schon richtig darin, hinter dein Drumsignal einen Kompressor (und dann evtl. Limiter) zu klemmen. Ich würde dir aber auch raten, keinen Pegel (also deine Drums und den Playalong) bis auf 0dB hochkommen zu lassen.
    Dadurch hast du noch Luft im Mix (sogenannter "Headroom") und auch wenn mal was schief geht, clippt es nicht so schnell. Die Lautstärke, die du dann letztlich zu hören kriegst, kannst du immer noch über den Kopfhörer/Main-Out an deinem Interface kontrollieren, da läufst du keine Gefahr, dass es clippt.


    Hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen!

  • Hi,


    ja danke dir. Das hat mir schon im Verständnis einiges geholfen. Ok, dann lag ich also gar nicht soooo verkehrt mit meiner Vermutung. Das mit dem Headroom werde ich mir merken, danke. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie ich das am SD2 so regeln kann (Compressor + Limiter) damit ich mein Gesamtlautstärkeempfingen ein klein wenig anheben könnte. Kennt sich jemand damit gut aus und könnte mir bei den Einstellungen dieser zwei Effekte (Compr.+Lim.) am Ausgangsbussignal behilflich sein?


    EDIT: Ich glaub ich hab was getroffen, das hört sich soweit ok an und damit übersteuere ich auch nicht. Ist irgendwas daran auszusetzen von Sicht der Audioprofis hier?


  • Ich hab mal schnell 'ne Testaufnahme gemacht. Das Aufgenommene hier ist der Track "Devil on my shoulder" von "Billy Talent", den ich von einer meiner Lern-CDs herhab. Der Track ist ohne Schlagzeug-Spur, also hab ich den zum Testen genommen. Aufgenommen habe ich in Adobe Audition und anschliessend als MP3 gespeichert, also nix bearbeitet. Mein Schlagzeuggetrommle kommt von SuperiorDrummer2 und die Sounds eben aus meinem persönlich angepasstem Drum-Kit in SD2.


    Bitte nicht auf mein spielerisches Nichtkönnen herumpochen :) , ich hör meine Ungleichmäßigkeiten selbst heraus, ich bezeichne mich ja selbst noch als ein Anfänger :rolleyes: mir geht's hier wirklich nur um den Sound. Irgendwas stört mich noch, ich weiß aber nicht was es ist. Ist es die Bassdrum, die sich nicht durchsetzen kann, oder eine zu laute HiHat ? Was sollte ich eurer Meinung unbedingt noch anpassen? Clippen tut hier jetzt gar nix, ist alles unter 0dB.


    Bin über jeden Tip und Hilfestellung sehr dankbar.


    Downloadlink (knapp 3 Megabyte): http://www.megaupload.com/?d=ELQHQ0DW


    Fröhliche Weihnachten wünsche ich allen,
    Renegade.

  • höhere frequenzen erscheinen deutlich lauter als tiefe gleicher intensität
    die bassdrum zb. hat quasi nur druck, ist auf meinem laptop fast gar nicht hörbar


    die becken sind vielleicht etwas zu laut, je nachdem wie mans haben will .. außerdem gefallen die mir nich :P
    aber die toms sind für mich auf jeden fall zu dominant, ansonsten gehts für e-drums schon in ordnung


    allgemein verschenkste viel der möglichen "maximallautstärke" schon dadurch, dass du meist stärker in den negativen signalbereich gehst als in den positiven (= die ausschläge nach unten sind stärker)
    schaffst du es, die zu begrenzen, am besten schon in den einzelspuren, kannste nochmal etwas mehr rausholen
    ab hier gehts dann mit (sidechain-)kompression und limiting weiter

  • Hi Bong und danke für dein Feedback,


    mir ist auch schon aufgefallen, dass die Ausschläge nach unten meist höher sind wie nach oben. Ich kann mir aber nicht erklären, warum das so zustande kommt? Du meinst die Crashbecken sind zu laut, oder auch die HiHat ? Es sind übrigens die Sabian HHX Evolution Ozone Crashes, aber gut, über Geschmack lässt sich ja bekannterweise streiten :rolleyes: Wegen der Bassdrum, meinst du es liegt an Sound selber? Ich verwendete dafür eine 22" Premier Gen X-Open, die mir wegen dem Subbereich ganz gut gefallen hatte. Aber wahrscheinlich habe ich die über den Kompressor so kastriert, dass der eigentlich KICK nicht zu hören ist, stattdessen nur der Druck. Denkst du es liegt am Kicksound selber (Premier Gen-X Open) oder an dem Kompressor-Effekt?


    danke für deine Hilfestellung.

  • Zitat

    Es sind übrigens die Sabian HHX Evolution Ozone Crashes

    das erklärt einiges :rolleyes: :D
    nee ernsthaft, ich mag die allermeisten becken aus solchen serien nicht

    Zitat

    Du meinst die Crashbecken sind zu laut, oder auch die HiHat ?

    ich mein, dass sie (alle zusammen) zu laut sein könnten, wenn man sie eher zurückhaltend mag

    Zitat


    Wegen der Bassdrum, meinst du es liegt an Sound selber?
    ...wahrscheinlich habe ich die über den Kompressor so kastriert, dass der eigentlich KICK nicht zu hören ist, stattdessen nur der Druck.

    Zitat

    Aufgenommen habe ich in Adobe Audition und anschliessend als MP3 gespeichert, also nix bearbeitet.

    ;)


    Zitat

    mir ist auch schon aufgefallen, dass die Ausschläge nach unten meist höher sind wie nach oben. Ich kann mir aber nicht erklären, warum das so zustande kommt?

    das gibts bei echten drums sogar noch stärker, kann man per kompressor gradebiegen


    bitte :)

  • Wegen den zitierten Absätzen und deinem Smiley: Der Kompressor, den ich angewendet habe, das ist direkt in SD2 im Mixer so eingestellt. Das meinte ich. In Adobe Audition nehme ich nur auf, da habe ich nachträglich keine Effekte drübergebügelt oder sonstige Filter angewendet.


    Den Kompressor verwendete ich laut Empfehleung deswegen, damit ich die Gesamtlautheit ein wenig anheben konnte, aber nicht über 0dB schieße. Das mit den unteren Spitzen tritt allerdings auch ohne eingesetzen Kompressor auf *ratlos_guck*

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