Mel Gaynor - Über einfache Gemüter, Feeling und Technik

  • Emotionen und Ego
    Mel Gaynor ist vielen als der Drummer von Simple Minds bekannt. In den 1980ern war "Don`t you" oft im Radio zu hören und wird auch heute noch von vielen Sendern gespielt. Darüber hinaus ist Mel auch in vielen Workshops zu erleben, wie in den News zu lesen ist.
    So war meine Freude groß, als Sibi Siebert von Box of Trix mir ein Interview mit Mel ermöglichte. Zwei Fotos stammen auch von Box of Trix. Bedanken möchte ich mich außerdem bei Burning, der mich mal wieder als Übersetzer unterstützte.



    DF: Wann hast Du mit dem Trommeln angefangen, und warum ausgerechnet dieses Instrument?


    MG: Professionell begann ich im Alter von 15, glaube ich. Mit dem Schlagzeug angefangen bin ich allerdings bereits mit 6 Jahren.
    Der Grund und die Inspiration dazu waren fantastische Drummer wie Buddy Rich und Bands wie Led Zeppelin.
    Die Drums haben mich einfach mitgerissen, das war eine großartige Erfahrung.
    Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie, mein Vater spielte Trompete und mein Bruder spielt Gitarre.
    Musik lag also in der Familie und ich bin mit damit aufgewachsen.


    DF: Worin liegt die Faszination am Schlagzeug für Dich?


    MG: Yeah, es ist die Inspiration der großen Drummer, die Lautstärke und so. Es ist eine emotionale Sache, weißt du? Man steckt seine Emotionen und seine Stimmungen rein, wie bei jedem Instrument. Aber bei den Drums geht es auch um den physikalischen Aspekt. Wenn du nen beschissenen Tag hast, wirst du die Energie in die Drums stecken.


    DF: Wie würdest Du einen guten Schlagzeuger für eine Band oder ein Projekt beschreiben?


    MG: Ein guter Drummer sollte die Time halten, aber gleichzeitig offen für die anderen Musiker sein. Ich denke, eine Menge Drummer spielen für sich selbst und um ihre Technik zu zeigen. Aber in einer Band zu spielen bedeutet mit den anderen Musikern zu spielen, und darin liegt die Kunst. Man muss anderen Leuten zuhören, und nicht nur auf sich selbst.



    DF: Was ist für Dich die Rolle eines guten Schlgzeugers?


    MG: Es gibt keine Rolle, man muss hauptsächlich die Time halten, das Grundgerüst der Band bilden. Ich denke, wenn man einen Drummer hat, der zu sehr von sich überzeugt ist und ein zu großes Ego hat, ist es nicht gut für die Band. Ich glaube, man sollte ein gutes Verständnis für andere Musiker haben, und sie mit Respekt behandeln.


    DF: Wie siehst Du die Beziehung zwischen Technik und der emotionalen Seite eines Drummers?


    MG: Technik kann man lernen, Feeling nicht. Es ist eine Frage des Charakters. Natürlich braucht man ein gewisses Ego um ein Instrument zu spielen. Man benötigt aber auch das Feeling um sich auszudrücken. Ich sah vor kurzem eine russische Keyboarderin im Fernsehen. Sie ist gerade mal 18, aber sie weiß wie sie spielen muss und fühlt die Musik. Sie hat den richtigen Spirit dafür.



    DF: Was bedeutet Dir das Instrument? Gibt es einen Unterschied zwischen jetzt und damals, als Du angefangen hast?


    MG: Ich denke, es gibt heute viel mehr Wettbewerb. Es gibt viel mehr gute Musiker und Talente. Und heute geht es nicht nur ums Spielen, sondern auch ums Business. Es ist heutzutage sehr schwer, den Durchbruch zu schaffen. Man darf nicht nur ein guter Musiker sein, sondern muss noch viel mehr bieten.


    DF: Kann man also nicht warten, bis man von Leuten angefordert wird?


    MG: Nein, man muss seine Kunst darbieten. Wenn man darauf wartet, dass das Telefon klingelt, wird nicht viel passieren. Ich hatte Glück, dass meine Karriere damals begann und nicht heute. Selbst für etablierte Musiker wird es jetzt immer härter. Man muss doppelt so hart arbeiten.


    DF: Wie wichtig sind die Simple Minds für Dich?


    MG: Das ist mein Leben. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir waren noch sehr jung als wir begannen. Es ist ein großes Glück, dass wir so eine starke Fanbase haben. Ich hoffe, dass einige von ihnen auch meine eigene Platte anhören werden, die diesen Sommer veröffentlicht wird. Mehr Details dazu findet ihr auf meiner Website.



    DF: Wie stehst Du zum Internet?


    MG: Das ist eine gute Frage! Das Internet ist eine großartige Basis für neue Talente. Auf der einen Seite hilft es so dem Business, aber auf der anderen Seite wird auch die Industrie dadurch ausgehebelt. Wenn die Balance wiederhergestellt ist, wird in Zukunft alles gut sein. Im Moment ist es jedoch noch nicht so weit. Wenn man schlau ist, kann man durch das Internet sein eigenes Business aufbauen. Es ist wie damals, als die Drumcomputer aufkamen. Man muss sich damit beschäftigen und damit arbeiten.
    Wie dem auch sei, das Internet ist für jeden Musiker eine tolle Plattform, aber man muss es vernünftig benutzen.


    DF: Wie denkst Du über die Zukunft der Musikindustrie?


    MG: In der Zukunft wird das Internet die Basis sein. Aber bis dahin wird es noch eine Weile dauern, wahrscheinlich mehr als sieben Jahre.


    DF: Hast Du einen Tipp für die Schlagzeuger da draußen?


    MG: Hört nicht auf zu üben, seid nicht egoistisch und hört auf eure Umgebung. Ich meine, wenn man zuhört und weiß, was um einen herum vorgeht, kann man kluge Entscheidungen treffen.
    Versucht, euch von der Masse abzuheben.


    Weitere Infos: http://www.boxoftrix.de
    http://www.mel-gaynor.com

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