Gerald Kloos - Drumstudio 1 - Viel Erfahrung und Sachkompetenz

  • Persönlichkleit und Authenzität
    Gerald Kloos, hier als Drumstudio 1 unterwegs, kann auf einen immensen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Er unterrichtet nicht nur, sondern ist im weiten Feld der Produktberatung und -entwicklung unterwegs. Er hat eine fundierte Meinung, die nicht irgendwelchen Zeitgeisterscheinungen hinterherrennt. Er sagt, was er denkt, auch wenn er damit aneckt.
    Das Interview mit ihm durfte ich letztes Jahr in seinem "Drumstudio" führen. Es hat mir neue, unbekannte Einblicke in das Drumbusiness gegeben. Nicht nur dafür möchte ich mich bedankten, denn Gerald ist ein freundlicher und offener Gesprächspartner, mit dem es sich sehr gut reden lässt. Auch hat er sehr schnell die Korrektur des Interviews geschickt, an ihm hätte ich mir ein Beispiel nehmen sollen. Mea culpa!



    DF: Seit wann spielst du Schlagzeug und warum dieses Instrument?


    GK: Seit 1979; ich hätte gerne eher angefangen, aber meine Eltern waren zunächst dagegen.
    Für sie war das so eine Laune: "Jetzt will er ein neues Spielzeug". Ich habe jahrelang gebettelt.
    Ursache dafür war wohl, dass ich schon im Sandkasten unseren Nachbarn trommeln gehört habe.
    Das hat mich total geprägt! Die Hauptmotivation war aber letztlich, dass das Schlagzeug das energetischste und bewegungsintensivste Instrument von allen ist.
    Das faszinierte mich schon als Kind. Es liegt wie kein anderes Instrument in der Nähe von Sport, gleichzeitig ist aber eben nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch Technik gefragt.
    Zum Glück durfte ich dann 1979 Unterricht nehmen und die Abmachung war, wenn das klappt und mir zusagen würde, dann wären meine Eltern bereit, mir ein günstiges Schlagzeug zu kaufen.
    So ist es dann auch gekommen.


    DF: Seit wann kannst du davon leben?


    GK: Das ist schwer zu sagen. Das war bei mir ein schleichender Übergang. Mir war eine "anständige" Ausbildung, ein "seriöser" Beruf sehr wichtig.
    Während des Studiums hatte ich zeitweise vier Bandprojekte, aber irgendwann packte ich das nicht mehr. So konzentrierte ich mich auf die Prüfungen.
    Tja, professionell, wenn man das Wort verwenden will, ist es erst seit ca. 2003.


    DF: Was macht für dich einen guten Schlagzeuger aus?


    GK: Das wird viele verwundern: Persönlichkeit! Wenn mich jemand als Person überzeugt, dann kann der am Instrument einen Handstand machen oder im Schlafanzug spielen - das hat dann keine Relevanz mehr.
    Es sind die Persönlichkeit und der Spirit, die mich fesseln. Es ist mir weniger wichtig, wie schnell einer spielen kann, wir sind ja nicht bei der Olympiade.
    Lieber mag ich einen ausdrucksstarken, markanten Stil mit hohem Wiedererkennungswert, z.B. wie bei Phil Rudd oder insbesondere Bobby Chouinard seinerzeit bei Billy Squier.
    Es ist ja toll, wenn die Kollegen schnell sind, aber, den 20. Klon vom Maskenmann brauche ich nicht. Selbst wenn einer mit Lichtgeschwindigkeit blastet, ohne Persönlichkeit dahinter ist das langweilig.
    Wichtig ist für mich die Innovation oder Authentizität. Es kommt auf die Einzigartigkeit an. Dann falle ich auf die Knie. Dann ist es auch prinzipiell egal, welche Musik und welcher Stil.
    Aber ich bin sicher sehr stark durch Rock und Hardrock geprägt worden. Anderseits, wenn einer im Jazz aufgeht, und gerade in kleinen Clubs spürst du das ja auch - fantastisch!
    Es ist eben ein Unterschied, ob da jemand sitzt, der nur die Wünsche der anderen Musiker erfüllt oder primär mit Herzblut trommelt und sich unverwechselbar selbst einbringt. Man spürt, ob jemand aufrichtig und authentisch spielt.


    DF: Was sind für dich die Vorteile und was sind die Nachteile deines "Jobs"?


    GK: Das ist die beste Frage seit Jahren! Das ist schwer zu beantworten. Ich versuche es: Die meisten Drummer geben sich Mythen bezüglich der Drumindustrie hin.
    Ich unterrichte nicht nur, sondern berate ja auch diverse drumrelevante Hersteller und Vertriebe in den verschiedensten Ländern. Da gibt es tolle Firmen mit tollen Mitarbeitern, mit denen es richtig Spaß macht zusammen zu arbeiten.
    Aber es gibt eben auch Firmen, da läuft das nicht gut. Das große Missverständnis bzw. ein Mythos ist, dass viele drummer davon ausgehen, die Firmen würden per se ihre Produkte mit Hingabe fertigen und lieben, wie die Käufer dieser Produkte es zum Teil machen.
    Aber dem ist mitunter nicht so! Vieles, was in der Musikindustrie stattfindet, ist genauso Geschäft wie alles andere, z.B. offensive Handy-Vertrag-Vertreter in der Fußgängerzone.
    Das schwierigste für mich war zu erkennen, obwohl ich alles andere als naiv da rangegangen bin, dass es wichtig ist, die Manager bzw. Firmenchefs selbst von meinen Ideen zu überzeugen.
    Du wirst fast immer ausgebremst von irgendjemandem auf den diversen Hierarchiestufen vorher. Ich sage das immer sinnbildlich: "Es halten Mitarbeiter von innen die Türen zu und stemmen sich dagegen, wenn sie hören, der Kloos kommt."
    Meist ist es die Angst, etwas nachgewiesen zu bekommen, was jahrelang falsch gemacht wurde. Aber ich will definitiv nicht deren Job, es geht mir nur um Verbesserungen und Innovationen - dem Produkt und dessen Qualität und Anwendungsfunktionalität zuliebe.
    Es ist nicht einfach zu vermitteln, dass ich nicht den Arbeitsplatz möchte und auch Finanzielles für mich völlig sekundär ist, sondern die produktverantwortlichen Mitarbeiter zusammen mit der Firma und deren Produktgüte voranbringen möchte.
    Leider ist es heute vielen Firmen egal, wie lange sich ein Produkt in dem mittlerweile schnelllebigen Markt halten wird. Für viele Firmen gilt leider: Hauptsache, kurzfristig wird Geld verdient.
    Schneller Umsatz, schnelle Abverkäufe, das ist angesagt. Ein Mythos ist auch, dass produzierende bzw. "engineerende" Firmen fit in Materialkunde sind und einen vitalen Blick für Produktfunktionalität und Produkthandling haben.
    Es ist erschreckende Realität, dass viele Firmen sich mit diesen so wichtigen Themen leider nicht wirklich auseinandersetzen - ja nicht einmal einen diesbezüglich geschulten Mitarbeiter haben.
    Sich oftmals bestenfalls auf einzelne Endorser stützen, die davon aber mitunter auch nicht so viel verstehen.
    Das Positive hingegen ist, wenn es gelingt, mit viel Ausdauer die Firmen zu finden, die für solche und andere Fragen wirklich offen sind und mit denen ein möglichst lückenloser Kommunikationsprozeß im Sinne konsequenter Produktverbesserung möglich ist.
    Das sind meine Partner. Mit denen erfolgt der Austausch auf Augenhöhe. Von jenen, bei denen diese Einstellung leider nicht gegeben ist oder diese Einstellung nur vorgetäuscht wird, trenne ich mich.



    DF: Was gehört in diesem Kontext zu deinen Aufgaben?


    GK: Das kann das Testen von Prototypen oder bereits auf dem Markt befindlichen Produkten betreffen, die ich akribisch untersuche.
    Ich analysiere aber auch en Detail, was die Konkurrenz im jeweiligen Preissegment macht, und mache darauf aufmerksam.
    Aber das sehen längst nicht alle Firmen als Notwendigkeit. Umfassende Tests, weit über das hinausgehend, was man so von Produktreviews zu kennen glaubt, und die genaue Analyse der Marktsituation sind wirklich nicht selbstverständlich - sondern die Ausnahme.
    Darüber hinaus unterbreite ich auch viele Produktideen, die aber mitunter aufgrund des technischen und drumkonzeptionellen Unverständnisses mancher Firmenmitarbeiter auf der großen Ablage verschwinden oder nach Beendigung der Konsultation mit mir Monate später von Mitarbeitern als ihre eigene ausgegeben werden.
    Es benötigt eine hohe Frustrationstoleranz und Ausdauer, selbst Fairplay zu befolgen - aber selbst Nackenschläge en Masse von jenen einzustecken, die sich an Fairplay nicht halten. Stichwort Haifischteich und Stutenbissigkeit.
    Da sind Aufzeichnungen mit versteckter Kamera meiner produkt- und produktionsablaufspezifischen Aussagen im Firmengebäude noch die harmloseren Vorkommnisse. Das ist die Haupt-Crux meines Drummer-Lebens: Gesprächspartner zu finden, die überhaupt bewerten können, ob und wie wichtig meine Vorschläge sind - diese dann aber auch noch als die meinigen zu erinnern.
    Davon abgesehen bin ich aber auch oftmals an profanen Dingen wie dem Entwickeln marktspezifischer Produktstrategien und/oder Kataloggestaltung diverser Hersteller involviert.


    DF: Technik oder Feeling, musikalischer Ausdruck, Gefühle?


    GK: Beides ist wichtig. Mich begeistern technische Drummer, wenn sie tolle Ideen demonstrieren. Es muss für mich neu oder eigenständig sein. Anderseits gibt es eben Kollegen, die bei simplerer Musik wie z.B. AC/DC einen Groove zimmern, der auch in der Microtime seinesgleichen sucht. Es ist eben nicht damit getan, bum-tschak zu spielen.
    Um so zu klingen, dazu gehört viel mehr! Deswegen schätze ich beides. Es gibt minimalistische Drummer, die ich toll finde. Dann gibt es auch Techniker, die ich Klasse finde.
    Portnoy zum Beispiel kann mich begeistern. Er zaubert oftmals virtuos viele Klangfarben in einen Song, der mehr technische Raffinesse und komplexe Breaks und Klangfarben enthält als ganze Alben anderer Bands.
    Wichtig ist für mich, wie gesagt, dass der Drummer sein Ding lebt und nicht nur wegen der Kohle da spielt.


    DF: Sollte ein Schlagzeuger vom Charakter her betrachtet eher ausgleichend sein? Wie siehst du die Rolle eines Drummers innerhalb einer Band?


    GK: Mich hat noch der Spruch geprägt, dass der Drummer ja nur ein Begleitmusiker sei. Das hat mir nicht gefallen!
    Schon als junger Bursche nicht. Auch diese verklemmten Musiklehrerinnen, die vor einen standen und immer nur "Leiser, Junge, leiser!!!" sagen konnten, das war und ist überhaupt nicht mein Ding.
    Zu demotivieren, Freude und Spontaneität zu nehmen und den musikalischen Ausdruck zu knebeln ist gerade jungen Menschen gegenüber ein pädagogisches Verbrechen.
    Für manche Lehrkräfte war Klassik ganz oben angesiedelt, dann kam irgendwann der Jazz und noch später erst die Rockmusik. Rock war der Bodensatz, der musikalische Abschaum ganz unten.
    Das hatte für mich elitär-faschistische Züge. Dem wollte ich mich nie unterordnen. Ich halte eine derartige Abwertung ganzer Musikgenres oder das Ausspielen einzelner Musikstile gegeneinander für fatal oder einfach für dumm und unreflektiert.
    Aber in diesem Tenor verlief ein Teil meiner Schulzeit. Das mag für manche heute unvorstellbar klingen. Es ist auch keinesfalls so, dass ich Drummer abwerte, die sich als Begleitmusiker und Dienstleister sehen. Wenn sie damit glücklich sind und ihr Ding authentisch rüber bringen können, warum nicht.
    Trotzdem zählt für mich ganz unabhängig von diesen Parametern zuallererst die Persönlichkeit.



    DF: Was magst du in diesem Zusammenhang?


    GK: Mich begeistert, wenn wie bei Portnoy das Schlagzeug nach vorne gemischt wird. Da hat in den letzten Jahren oder vielmehr seit Billy Cobham und Co. eine tolle Entwicklung stattgefunden.
    Das Drumming und die Rolle des Drummers hat sich immens emanzipiert.
    Wichtig für mich persönlich war es oft auch, dass ich mich beim Songwriting etwas einbringen kann. Ich habe immer gerne Songtexte geschrieben.
    Mich hatte zuvor manche Textzeile der Bandkollegen frustriert, da habe ich dann versucht, selber was zu schreiben.


    DF: Im Metal werden ja gerne Klischees bedient...


    GK: ...genau das hat mich genervt. Deswegen habe ich mich nicht immer mit stereotypen Plattitüden zufrieden gegeben. Aber auch das ist nicht leicht, man fällt schnell selbst den Klischees zum Opfer.


    DF: Dabei fällt mir ein, so eine Maske kann ja auch verbergen, dass man sich kaputtlacht über die "Fans", die einem die Mucke als "true and evil" abkaufen. Aber ich will da niemandem etwas unterstellen.


    GK: Noch zu der Ausgangsfrage, wenn jemand es mag, musikalisch offensiv zu sein, dann soll er das ausleben.
    Wenn aber ein anderer sonst in seinem Leben auch eher introvertiert ist, dann ist es für ihn vielleicht doch authentischer und sinniger, eine unauffälligere, musikalisch defensivere Rolle in einer Band zu spielen... es hängt eben sehr viel von der Person und der individuellen Persönlichkeit ab.
    Mitunter existiert aber auch das Gegenteil: Dass ein eher Introvertierter am Instrument Gefühle und Ausdrucksmöglichkeiten offenbart, die man sonst im Alltag von ihm nie zu sehen bekommt. Das Wichtigste ist für mich, dass alle Spaß haben und möglichst natürlich und unverkrampft Musik machen.
    Ich habe ein Problem damit, wenn ich merke, dass etwas erzwungen ist. Gerade in meiner Generation war es verbreitet, dass der Drummer mit angezogener Handbremse spielen soll. Ihm wurde nicht selten vorgeschrieben, wo die Breaks und Licks hin sollen. Das war mir stets zu regulativ bzw. zu dogmatisch.
    Wenn es ein Song erlaubt: warum soll er dann nicht mit Leben gefüllt werden? Ich habe mich entschieden, dass ich mich auch für Geld nicht verbiege. Die Musik ist mir irgendwie heilig, da verdiene ich mein Geld lieber mit anderen Sachen.


    DF: Themenwechsel: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie?


    GK: Ich sehe da ganz schwarz! Das hat nichts damit zu tun, dass ich womöglich die Vergangenheit glorifizieren würde.
    Früher lief im Business ganz sicher auch vieles nicht rund und es gab auch da schon viele Leute, die interessierten sich vorrangig für die Kohle und erst sekundär für Musik.
    Als Ende der 1990er das Internet immer wichtiger wurde, waren viele Kollegen der Meinung, das sei die Zukunft für Musiker. Also die Selbstvermarktung ohne Plattenindustrie. Man könnte alles selber machen.
    Ich aber vertrat damals die Meinung, dass es kein genereller Segen für Musiker sei, denn es würde ein Überangebot an schlechter Musik kommen.
    Die wenigen, echten Perlen könnten einfach nicht mehr vor lauter Schrott entdeckt werden. Das empfanden viele als Schwarzmalerei von mir.
    Es sieht wohl leider so aus, als wenn ich damit Recht gehabt hätte. Heute kann jeder mit ein bisschen Ahnung so tun, als sei er ein richtiger Musiker. Natürlich gibt es noch Musiker, die ihr Handwerk gelernt haben, aber wer kann sie noch von den anderen, die vielleicht nur geschickt mit der Maus sind, unterscheiden?
    Ich vermisse auch immer mehr echte Songs mit toller Hookline, geschicktem dramaturgischen Aufbau und Atmosphäre.
    Natürlich hat die Industrie gerade mit der Preisgestaltung bei den CDs kapitale Fehler gemacht. Das war ein Suizid auf Raten. Wenn ich daran denke, dass eine LP mal 20 Mark gekostet hat. Aber, da war dann vielleicht sogar ein Poster dabei. Auf jeden Fall hattest du mit der LP was in der Hand - ein handfester Gegenwert der diverse Sinne ansprach: hören, tasten, sehen!
    Mit Aufkommen der CD´s wurde finanziell alles abgeschöpft, was möglich war. Die Preise für CD´s stiegen und stiegen. Aber spätestens als die ersten CD-Brenner auf dem Markt kamen, hätte reagiert werden müssen. Um es mal deutlich zu sagen: Gegen illegale Kopierer muss, insbesondere wenn jene sich damit privat bereichern, vehement vorgegangen werden.
    Aber die Preise für reguläre Tonträger sollten so sein, dass sich die Leute die Sachen kaufen können. Auch die Veröffentlichungsstrategie hätte eine andere sein müssen: Nicht alles, was technisch von der Spiellänge machbar ist, sollte ausgereizt werden, sondern die Qualität der Songs sollte Vorrang haben!
    Warum wurde durch eine Verlängerung der Spielzeit - die LP´s waren ja meist ca. 35 - 45 Minuten lang - plötzlich die Kreativität der Musiker so viel besser, dass diese durch die CD´s plötzlich 60 - 80 Minuten pro Jahr veröffentlichten? Das habe ich nie verstanden.
    Für mich als Musikkonsument hat die Gesamtqualität des Songwriting vieler Alben seit der CD-Einführung und der Ausnutzung der längeren Spielzeit dramatisch! abgenommen. Wenn auf einer CD nur zwei gute Songs drauf sind, warum soll ich für den Rest dann viel zu viel bezahlen?
    Da haben die Labels wirklich auch geschlafen, eine attraktive Preisgestaltung bzw. andere CD-Formate pfiffig anzubieten.
    Aber vielleicht nochmal zurück zum Web und den Folgen der ungehemmten Kopierszene: Das generelle Problem ist, dass eben nicht nur Arbeitsplätze bei den Plattenfirmen selbst verloren gegangen sind und weiterhin gehen. Da hängen auch andere Branchen wie Druck, Foto oder Grafikgestaltung immens mit drin.
    Das überschauen viele Konsumenten nicht. Viele sind im naiven Glauben, es ginge nur um ein paar finanzstarke Plattenbosse, die aufgrund des Kopierens oder des übermächtigen Web etwas weniger Umsatz machen - die Realität ist leider eine ganz andere.



    DF: Die Zukunft?


    GK: Es wird vielleicht noch ein, zwei große Labels geben und vielleicht ein paar unabhängige Firmen. Ich kenne ein paar "Independents", denen geht es aber auch nicht wirklich gut.
    Auch da wird in der öffentlichen Berichterstattung oft schöngeredet. Als sei es "nur" ein Übergang von Majors zu Independents. Als ersetze das eine "einfach" das andere. Auch vielen der kleinen Vertriebslabels geht es schlecht - bzw. Musiker werden nicht mehr angemessen entlohnt. Da reden viele für mich völlig unverständlich nicht darüber - vielleicht aus Scham?
    Somit sehe ich für viele Musiker in Sachen Zukunft nichts gutes. Auch nicht bei den Independents.
    Auch ich habe schon an Produktionen mitgewirkt, da war der Lohn eine CD für mich. Ein einziges Exemplar! Eventuell noch ein paar Cents über Tantiemenausschüttung durch einzelne Textzeilen, die ich beisteuerte.
    Wenn ich dann parallel sehe, dass im Internet CD´s, auf denen ich mitwirkte, illegal umsonst zum Download angeboten werden bzw. in Tauschbörsen die Datensätze auftauchen, kann ich mich nicht freuen.


    DF: Letzte Frage: Dein Tipp für das Drummerforum bzw. für junge Drummer?


    GK: Arbeitet an der eigenen Persönlichkeit. Ich bin übrigens entschiedener Drogengegner. Es ist viel mutiger, authentisch und man selbst zu sein als Zeit und Ressourcen oder gar die psychische und physische Gesundheit sowie Familie und Freunde für ein Trugbild zu opfern bzw. für etwas, was man nicht ist.
    Authentizität ist ein hohes Gut - das haben viele von uns vergessen. Auch wenn es seltsam klingt: Stellt Fragen! Fragen erweitern das Wissen - auch wenn die ersten oder am schnellsten gefundenen Antworten nicht immer die besten sind. Gerade auch im Web.
    Meine Motivation für's Unterrichten ist die Tatsache, dass ich früher von manchen Lehrern keine wirklichen Antworten bekommen habe. Es gibt heute ja ganz viele Quellen, aber ich brauche auch Erfahrung, damit ich die Qualität so mancher Aussage beurteilen kann.
    Deswegen ist der Wissenstransfer von uns alten Hasen und das Respektieren und Ernstnehmen der Fragen der jungen, wißbegierigen Drummer wichtig. Jede Überheblichkeit ist da Fehl am Platze.
    Ich freue mich über jeden, der sagt: "Ich möchte noch mehr wissen".

    Weitere Infos: http://www.geraldkloos.de

    Einmal editiert, zuletzt von ipo ()

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