Compression (Verständnisfrage)

  • So, ich habe endlich ein Video gefunden, das meine Frage gut illustriert, beziehungsweise die Kompression als Ganzes erklärt und darauf aufbauend ist dann meine Frage.


    Video:
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    Also, wenn man jetzt mal Pause drückt bei 1:48, so sieht man ganz schön, dass dann das grüne komprimierte Signal insgesamt gesehen lauter klingen wird, eben weil man die Teile über dem Threshold leiser macht (hier 2:1) und nachher, um wieder auf die ursprüngliche Lautstärke zu kommen, mit dem Gain das Signal wieder gleichlaut macht.


    Mein Verständnisproblem liegt darin, dass sobald der Attack grösser als theoretisch 0ms ist, so wäre das "Signal affected by Ratio" bis zur eingestellten Attackzeit ja nicht die pinke Linie sondern die ursprüngliche graue Linie, was dann ja auch heisst, wenn ich das gesamte Material um das MakeupGain erhöhe, so ist der Peak höher als der ursprüngliche, um es also gleichlaut zu halten, darf ich ja theoretisch gar kein MakeupGain benutzen und dann bewirkt die Kompression ja eigentlich das Gegenteil, dann hab ich ja dann mehr Dynamik drin...


    Kann jemand meine Gedanken/Frage nachvollziehen und hat irgendwie eine schlaue Erklärung dafür parat, wieso man den Kompressor trotzdem benutzt. Bestes Beispiel bei der Snare wo man eine hohe Attackzeit wählt um den Stick-Attack nicht platt zu bügeln.


    Gruss Marco

  • In der Tat kann es bei schlecht gewählten Einstellungen vorkommen, dass man die Dynamik eines Signals erhöht, z.b. wenn man eine getriggerte Bassdrum ohne Dynamik hat, und die Releasezeit zu lang wählt dass der nachfolgende Schlag noch beeinflusst (verleisert) wird. Dann kommen einzelne Schläge fett, (die zeitlich weit genug ausseinander liegen um die Releasezeit ausklingen zu lassen) aber eine Doublebass passage wird nach dem ersten Schlag plattgebügelt und verleisert, da der Kompressor nie aus seiner Releasezeit rauskommt (bzw. sobald die Relasezeit vorbei ist, läuft die Attackzeit wieder an) und man hat das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich wollte. Mit dem Makeup gain macht man in der Tat die unkomprimierten (unter dem Thresold und in der Attackzeit befindlichen) Anteile des Sounds lauter. Aber so ist das ja auch gewollt, weil dann z.b. eine Snare mehr knallt. Man vergrössert die allgemeine Dynamik aber nicht, sie wird nur etwas "umgewichtet" sozusagen. Weil der Transient z.b. immer durchgelassen wird, und alles danach dann gleichlaut wird. Deine richtige Vermutung ist auch der Grund dafür, warum Kompression bei Drums zum "angleichen der Lautstärken der Schläge untereinander" fast nichts nützt und man dafür einen Clipper bzw. Limiter verwendet. Bei NICHT perkussivem Material, wie z.b. Bassgitarre, wo man KURZE Attackzeiten wählt, z.b. 1-5ms greift der Kompressor schon in der Einschwingphase des Tons, sodass das gesamte Signal verdichtet wird, da unmittelbar nach erreichen des Thresolds komprimiert wird.


    Ich hoffe man versteht das!

    sieg natur.

    Einmal editiert, zuletzt von slo77y ()

  • In der Tat kann es bei schlecht gewählten Einstellungen vorkommen, dass man die Dynamik eines Signals erhöht, z.b. wenn man eine getriggerte Bassdrum ohne Dynamik hat, und die Releasezeit zu lang wählt dass der nachfolgende Schlag noch beeinflusst (verleisert) wird.

    Genau in dem Fall ist es natürlich offensichtlich.


    Man vergrössert die allgemeine Dynamik aber nicht, sie wird nur etwas "umgewichtet" sozusagen. Weil der Transient z.b. immer durchgelassen wird, und alles danach dann gleichlaut wird. Deine richtige Vermutung ist auch der Grund dafür, warum Kompression bei Drums zum "angleichen der Lautstärken der Schläge untereinander" fast nichts nützt und man dafür einen Clipper bzw. Limiter verwendet.

    Man muss also dann am besten einen Kompromiss aus Kompression (dass die Snare knallt) und man den Attack nicht plattfährt, aber eventuell trotzdem Limitten, so dass man beispielsweise leisere Ghostnotes ein wenig anheben kann.

  • Kompression kann man aus vielen verschiedenen Gründen und mit vielen verschiedenen Absichten einsetzen. Bei Studioproduktionen ist es nicht unünlich, dass z.b. eine Snare bis der Song fertig gemastert ist 3 oder 4 Kompressoren durchläuft.


    1. Transient rausbringen (-> knallt)
    2. Per Send an einen Parallelen Bus, bei dem man eine ganz kurze Attackzeit wählt (Transient bewusst töten), um den Bauch hervorzubringen, und dass etwas leiser dazu fahren
    2. ganzen Drumbus komprimieren (Drumset als ganzes zusammenschweissen)
    4. ganzen Mix komprimieren (alle Instrumente zusammenkleben)
    5. insgesamte weitere Verdichtung des Mixes vorm Clipper/Limiter, damit die Gainreduction die dieser ausfürht nicht zu sehr hörbar wird.



    Es gibt aber noch gefühlte 1000 mehr Wege, einen Kompressor im Signalweg zu platzieren und einzusetzen...

    sieg natur.

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