Ein Beitrag Einführung von KI-Diensten zur Herstellung von Gesang

  • Erstaunlich mit welcher Begeisterung in einem Forum für Musikproduktionen ein neuer KI-Dienstleister zur Herstellung von Gesang jeder Art und Richtung gefeiert wird.


    Ich konnte nicht anders:



    Die neue Glückseligkeit – Künstliche Intelligenz und Gesang per Mausklick
    Was waren meine Freunde und ich doch für bemitleidenswerte Idioten. Jedenfalls gemessen an den bahnbrechenden Innovationen der Musikproduktion und ihrer…
    stompology.org


    Viele Grüße


    Christian

  • Sehr schön geschrieben, aber..

    Nicht überall wo KI draufsteht ist auch KI drin.
    Diese Tools basieren auf maschinellem Lernen und arbeiten nach strengen Mustern um Ergebnisse zu berechnen.
    Anders als zb. der ganze Werbemist der uns von Google, fb und Co um die Ohren gehauen wird.
    Dort Arbeiten Maschinen selbstständig und treffen Entscheidungen.
    KI in der Musik oder der Kunst generell ist nur möglich wenn es Vorgaben von echten Künsterln gibt, die man verwertet oder weiterführt, oder sich daran orientiert.
    Ähnlich wie Coverbands die auf die Künster angewiesen sind, welche Nachschub erschaffen.
    Eine KI die eigenständig Texte, Gesang und sogar ganze Arangements generiert die nicht als solche zu erkennen sind wird es vielleicht irgendwann mal geben.

    Aber schafende Künstler wird es auch weiterhin geben.
    Einige nutzen diese Möglichkeiten auch als Mittel zum Zweck, als ein Werkzeug.
    Ich selbst nutze sowas für die Musik und die Produktion. Es vereinfacht die Arbeit und bietet neue Möglichkeiten.


    Aber es ist ja Satire :)

    don´t panic

  • Dank für das Lesen und deine Gedanken.


    Für mich ist das kein Weg. Bin ja gerade am „Abspecken“ und möglichst Computer allein zur Digitalisierung eines „handgemachten“ Produktes zu nutzen.


    Fast bin ich bei der Verbreitung von KI in Musikproduktionen geneigt das „Recording Manifest Lofi Dogma“ sympathisch zu finden.


    Rund um KI Anwendungen in der Kunst (!) bestehen interessante Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln. Am Ende landet man wahrscheinlich bei dem Versuch einer philosophischen Orientierung.


    Verstehe ich Kunst im Sinne von „Botschaft“ ist es eigentlich völlig unbedeutend wie diese Botschaft entsteht.


    Es bleibt ein Unwohlsein. Vermutlich aus meiner verletzten Eitelkeit, dass jedermann mit dem Computer ein hörbares Produkt erstellen kann. 😀

  • ich frag mich schon lange, trotz allem was der markt so alles an know how, hergibt,

    warum mich so alte frührere aufnahmen, vom raumgefühl (ich will da nicht mal unbedingt nur von stereo sprechen),

    und nicht selten auch insgesamt, mehr an sprechen, wie manch mit modern und viel aufwand produziertes.


    ich finde deine herangehensweise schön, interessant und gut - auch hörbar gut, vor allem auch räumlich.

    von deinen aufnahmen und dem ganzen drum und dran inkl. an alter technik bin ich oft begeistert.


    die forschung der menschlichen (noch dazu persönlich) hörverarbeitung/- wahrnehmung (psychoakustik) schreitet ja auch stetig voran und ist noch nicht zu ende,


    l.g.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Sowas hier ist schon mal ziemlich cool, aber Bedarf wirklich auch einiges an Können:


    There I Ruined It auf Instagram: "Voice reveal! 😬"
    47K likes, 957 comments - there_i_ruined_it am February 29, 2024: "Voice reveal! 😬"
    www.instagram.com



    Aber die Forschung wird immer besser, wenn es darum geht echte Musik zu komponieren. Sowas hier zB:


    MusicLM


    Das ganze kann man (mit entsprechendem Google Account) hier ausprobieren:

    MusicFX


    Die Ergebnisse sind schon recht beeindruckend!

  • Danke orinocco für die Ermutigung! Das freut mich sehr. Wenn ich über Ostern die inzwischen eingetroffene Grundig-Hallbaueinheit aus dem Jahre 1966 vom Rost befreie, denke ich an deine Worte.


    Hi Jörn! Johnny Cash sings "Barbie Girl"? Was ist eigentlich mit den postmortalen Persönlichkeitsrechten der so verewigten Künstler und Künstlerinnen? Geht das digitale Simulieren denn grenzenlos unter dem Recht auf Kunst- und Satirefreiheit? Wenn dann noch Geld damit verdient wird, wird es noch seltsamer.


    Liebe Grüße

    Christian

  • In der Tat eine interessante Überlegung.
    Stimme fällt wohl nicht unter das Urheberrecht.
    Denke das wird behandelt wie Samples, kopieren und verwursten ohne Freigabe ist verboten, nachbauen aber nicht.

    Wobei beim Modelieren ja erstmal das Original benötigt wird.
    Aber das wird es ja bei Ampsimulationen und Effektplugins auch.

    don´t panic

  • Verbote wären wohl der falsche Weg. Das Mindeste wäre aber eine Kennzeichnungspflicht, meine ich. Dann wäre klar für Verbraucher, dass z.B. ein Song nicht von Johnny Cash gesungen wurde. Und damit wäre auch das „echte“ Werk nicht durch Täuschung beschädigt Diese Pflicht wird dann wohl mit der EU Richtlinie zur AI kommen.


    Müsste ich mal nachlesen, wie weit diese reicht und welche Produkte einbezogen sind.

  • "Pflicht" und die EU Richtlinie(n) :D :saint:


    Bitte melde dich an, um diesen Inhalt zu sehen.

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    die Dörfer getrieben werden.



    3 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • „Genie ist 99 Prozent Transpiration und ein Prozent Inspiration“

    Dieses Thomas Alva Edison zugeschriebene Zitat stammt aus einer Zeit lange bevor an künstliche Intelligenz überhaupt nur zu denken war.

    Vermutlich können wir uns relativ schnell darauf einigen, dass das eine Prozent Genius nur schwer zu substituieren ist. Ich unterstelle, dass von den verbleibenden 99% ein großer Teil problemlos durch KI zu ersetzen ist, aber nicht alles.

    Neben dem 1% künstlerischem Schöpfungsakt ist nicht nur die Fleißarbeit, das Ausarbeiten, Notieren, Produzieren entscheidend dafür, ob am Ende ein eigenständiges Kunstwerk steht oder nette Dekoration, sondern auch das Probieren, das Scheitern, die Sackgassen und die individuellen Strategien des Kunstschaffenden, da wieder herauszufinden, egal ob in der bildenden oder darstellenden Kunst oder in der Musik.

    Natürlich kann auch ein künstliches System so etwas ähnliches darstellen, kann den Zufall spielen lassen und dann sortieren, eine Art musikalische Mutationszüchtung durchführen. Eins ist das Ergebnis jedoch nicht: Auratisch.


    Und etwas anderes stimmt mich skeptisch: Hat man viel mit Künstlern zu tun, stellt man gewisse Häufungen fest an Verhalten, das man eigentlich nicht gerne hinnimmt von seinem Gegenüber. Unter denen, die große Kunst machen, haben überdurchschnittlich viele auch einen großen Knall. Ja, es gibt auch die sozialkompetenten, umgänglichen großen Künstler. Die Regel ist das aber nicht. Der Star des Abends schaut jedem Rock hinterher? Geschenkt. Der Künstler behandelt seine Entourage und alle anderen herablassend? Das kann er sich leisten. Der große Meister rastet je nach Tagesform krass aus, feuert Mitarbeiter im Minutentakt und schreit herum? Das gehört halt dazu.

    Müsste man der KI also erst einmal angewöhnen, ein Arschloch zu sein? Oder sollten wir genau das sein lassen?


    Möglicherweise gibt es auch ein ganz grundsätzliches Problem: KI - Modelle funktionieren, weil sie das Wahrscheinliche, das Erwartbare, das Sinnvolle tun. Künstler funktionieren, weil sie das Unwahrscheinliche, das Unerwartete, das Sinnlose tun.


  • Müsste man der KI also erst einmal angewöhnen, ein Arschloch zu sein? Oder sollten wir genau das sein lassen?



    WIR haben den Quellcode für den ganzen Dünnpfiff entwickelt. Macht dir keine Sorgen, dass KI früher oder später ein Arschloch sein wird.



    Davon abgesehen, mein üblicher Schwank:

    KI ist bestimmt toll für Leute, die ihren Job nicht mögen.

    SUCHE:

    - Sonor Designer Toms in Birdseye Maple/Birdseye Amber

    - Zildjian K Sweet 19" Crash


    "Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!", Ballroom Schmitz (RIP)

  • Wer sich in den Stand der rechtlichen Problematik hinsichtlich KI/Stimmen einarbeiten möchte, bitte sehr:

    Recht an der eigenen Stimme - Sprachsynthese und ihre rechtlichen Auswirkungen auf die Kreativwirtschaft
    Recht an der Eigenen Stimme - Sprachsynthese und ihre rechtlichen Auswirkungen auf die Kreativwirtschaft ein Artikel unseres wissenschaftlichen Mitarbeiters St
    ra-juedemann.de

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Hallo Seelanne, der Beitrag ist wirklich erhellend.


    Bleibt noch die Frage nach der Bewertung des „untergeschobenen“ Songs in das Gesamtwerk eines verstorbenen Künstlers.


    Über den Datenschutz nicht zu lösen. Betroffener verstorben. UrhG / Leistungsschutzrecht geht auch nicht, wenn nicht der Teil eines Songs des Verstorbenen „geklaut“ wurde.


    Um beim Beispiel mit Johnny Cash zu bleiben: nach deutschen Recht könnte eigentlich nur die Tochter etwas gegen die mittels KI erstellten Verbreitungen unternehmen.


    Vielleicht wird es ja in Zukunft zahlreiche Prozesse zu den Fällen der Nutzung der KI-Imitate der Stimme Prominenter zu geben. Nicht nur aus der Geltendmachung des postmortalen Persönlichkeitsrechts. Sondern um die Frage, wem die mit Imitaten erzielten Einnahmen zustehen.


    Verrückte Welt!

  • Hinter den meisten rechtlichen Problemen steckt ja eigentlich eine ganz einfache Wahrheit, von daher man es auch auf einen kurzen und kleinen Nenner bringen kann:


    Stimmen können imitiert werden, sowohl von natürlichen Personen als auch mittlerweile von KI's, und das eben nicht nur bezogen auf bestimmte bereits gesprochene oder gesungene Werke, sondern der ganze Modus kann imitiert werden im Hinblick auf zukünftige neue Werke.


    Unter das Urheberrecht kann aber nur etwas fallen, was mehr oder weniger künstlich erzeugt wurde (und eine gewisse "Schöpfungs-Höhe" hat). Geschützt wird - im Detail gesprochen - ja nicht so sehr das Ergebnis, sondern die künstlerische Schaffenskraft, die in ihm Steckt.


    Natürliche Gegebenheiten dagegen können somit nicht urheberrechtlich geschützt werden: von daher es eben auch kein Urheberrecht an einer Haarfarbe geben kann, einer Augenfarbe und auch sonst an keinem Naturprodukt: und damit eben auch nicht an einer Stimme, genausowenig wie an einem Lachen, einem Augenaufschlag oder einer Handbewegung.


    Die KI ist halt ein völlig neues Medium, was genau in die Schnittstellen unser bereits so ordentlich vorgefertigten Weltordnung greift - und sie aushebelt.


    Und machen wir uns nichts vor: "Skynet" wird kommen, es ist nur eine Frage der Zeit, wann. Und dazu bedarf es gar nicht mal der Vorstellung, dass irgendwann tatsächlich ein göttlicher Funke im Schaltgetriebe der binären Umtriebe ein echtes Bewusstsein schafft. Das unabhängige K. I Bewusstsein wird allein deshalb entstehen, weil es alle Vorgänge in hundertfacher höherer Geschwindigkeit errechnet, durchdenkt, kreiert und umsetzt, wie irgend ein anderes Wesen.

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  • Das ist, so finde ich, wirklich sehr gut zusammengefasst und weiter gedacht. Vielen Dank!


    Dann möchte ich auch an dieser Stelle nicht weiter auf meinem ursprünglichen Gedanken "Verletzung des postmortalen Persönlichkeitsrechts durch Nutzung fremder Stimmen" herumreiten.


    Viele Grüße


    Christian

  • Postmortal ist ohnehin nochmal 'ne gesonderte Nummer, da die Vererbung von Persönlichkeits-Rechten hoch strittig ist (Ausgangspunkt war hier seinerzeit mal der Mephisto-Fall rund um gleichnamigen Roman von Klaus Mann, dieser anspielend auf Gustav Gründgens: da ging es - unter anderem - erstmalig vor dem BverfG um die Vererbung von Persönlichkeitsrechten).


    Dein skeptischer Ansatz ist aber schon richtig: alles hier ist hoch suspekt, was an einem Beispiel deutlich zu machen ist: Wenn ich Elvis Presley imitiere und mit seiner Stimme singe, ist das grundsätzlich Urheberrechtlich nicht fassbar. Singe ich aber mit der Elvis-Stimme "Love Me Tender", bin ich auf einmal urheberrechtlich haftbar, aber nicht wegen der Stimme, sondern wegen Verwendung des Stückes. Nun weiß aber jeder, dass Love Me Tender, gesungen von Herbert Grönemeyer, Mick Jagger oder Heino höchstwahrscheinlich nicht diesen Erfolg gehabt hätte. Stimme und Song sind gewissermaßen eine Einheit. Ähnliche Problematik ist ja aktuell bei der Pumuckl-Diskussion und der Hans-Clarin-Stimme festzustellen.


    Auch auf den Instrumentalbereich lässt sich dies anwenden: "Every breath you take" ist urheberrechtlich ausschließlich von Sting notiert: Er hat Musik und Text geschrieben. Unstreitig ist aber, dass der Song bei den Studio-Aufnahmen vollkommen desolat da stand und drohte, gar nicht aufs Album zu kommen, bis Gitarrist Andy Summers sich in die Kabine setzte und die Grund-Akkorde in seinem unnachahmlichen Gitarrenstil auflöste. Eigentlich ist er definitiv Mitauthor, Aber sein Beitrag ist halt nicht griffig zu fassen. "Stil" und "Techniken" (letzteres ausnahmweise bei bestimmten Herstellungsverfahren) sind nicht quantifizierbar, so kriegsentscheidend sie auch im Einzelfall sein mögen.


    Ein weites Feld.....

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    Einmal editiert, zuletzt von Seelanne ()

  • Es gibt einen interessante Parallele zum Bestand des allgemeinen Persönlichkeitsrechtsrecht über den Tod hinaus in einer sehr frühen spezialgesetzlichen Ausprägung entstanden nach dem Tode von Bismarck und dem damals neuen Phänomen der Reporter-Fotografie.


    Ich meine das Kunstuhrherberrechtsgestz (KUG). Es sieht ausdrücklich diesen „postmortalen“ Schutz der Würde und Ehre auch des Verstorbenen vor. Umfasst ist auch die Störung durch Doppelgänger-Fotos.


    In sofern hatte der Autor des Artikels, den Du verlinkt hast, auch eine gute Überschrift gewählt.

    Es drängt sich zum „Recht am eigenen Abbild“ nach KUG mit der neuen massenhaften Reproduktion der Stimme als etwas höchstpersönliches auch ein „Recht an der eigenen Stimme“ auf.


    Dein Verweis auf den Mephisto-Fall zeigt auch die Grenzen des Kreises der Klagebefugten. Ich meine, dass die Problematik auch im Fall der Kohl-Tagebücher aufgetaucht ist. Wirklich ein Interessantes Thema.

    Es gehört wohl nicht in dieses Forum in dem Umfang und den Details.


    Aber es freut mich, dass es zum Thema „Musik und KI“ einen Austausch gab/gibt.

  • Berufskrankheit. Bitte um Nachsicht: Muss noch mal nachlegen zum Stand der Erkenntnis.


    Belehrung in der Diskussion durch einen Medienrechtler im „Juristen Darknet“ LinkedIn:


    „Postmortaler Schutz der Stimme wurde von der Rechtsprechung angenommen (BGH zu Marlene Dietrich, OLG HH zu Heinz Erhardt) - ist in der Literatur aber selten erwähnt.“


    Tja, dann man auf in die Rechtsstreitigkeiten, die die KI-Diensteanbieter für Musik zum „Singen wie Elvis“ und weiterer Künstler und Künstlerinnen demnächst überschütten werden.


    Viele Grüße

    Christian

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