Hi Trommeltotti,
ja, da gebe ich Dir recht. Was mich am meisten schockiert ist die Erkenntnis, dass Übeltäter wie MIDI, Audiointerface-Latenz, etc. fast schon harmlos sind, wenn man sich mal anschaut, wo und wie ein rechnerbasiertes System viele Millisekunden an Latenz aufbaut, die theoretisch auf den ersten Blick gar nicht da sein dürften. Und wie lahm manche Triggermodule sind und Ewigkeiten brauchen, bis sie die MIDI-Note mal auf den Weg bringen.
Beispiel: Mein Audiointerface erzeugt 1,8ms Latenz bei der Audioausgabe. Eine MIDI-Note braucht ne gute Millisekunde zur reinen Übertragung (Datenmenge/Schnittstellengeschwindigkeit). Ein gutes und schnelles Triggerinterface braucht gute 2 Millisekunden (nicht die Roland-Module a la TD-12, die gleich mal 4ms benötigen). BFD erzeugt mit 32 Samples @44.1 nochmal 0,7ms. Die addierten Werte sollten also eine Gesamtlatenz von 6ms ermöglichen. Die Realität lag bei mir über 12ms. Der Laptop ist auch nicht der aller langsamste (Core2Duo,SSD,4GB DDR3 RAM). Wenn man dann noch ein durchschnittliches Triggermodul (Roland), geht unter 15ms gar nichts. Und Module wie das Alesis Trigger I/O sollen sich auch nicht mit Ruhm bekleckern, wenn es um Geschwindigkeit geht (hatte man doch erst gehofft, MIDI sei der Flaschenhals und Alesis habe das mit USB umgangen - Pustekuchen).
Ich habe vorerst daraus den Schluss gezogen, dass ein rechnerbasiertes System zurzeit für mich noch nicht in Frage kommt. Daher spiele ich nun ein DDrum3, welches mit Multisamples aus BFD gefüttert wird und ein DDrum4 für die Cymbals (und mehr). Da bleibe ich immer deutlich unter 3ms. Das DDrum4 liegt unter 2,5ms Gesamtlatenz und das DDrum3 werde ich noch messen. Aber es soll nicht langsamer gewesen sein.
10-15 Jahre später sind die E-Drum-Module am Markt langsamer, können keine eigenen Multisamples laden und die Rechnerlösungen befinden sich fern ab von vertretbaren Latenzwerten. Einziges aktuelles Modul, was da eine Ausnahme bilden könnte, ist das 2box. Aber das kommt aus anderen Gründen für mich (noch?) nicht in Frage, aber die Richtung ist grob schon mal die richtige aus meiner Sicht.
Es scheint mir so, als wenn man Drummer im E-Bereich sehr einfach zufriedenstellen kann, bzw. fast schon veräppeln kann. Wenn die Playability (Mesh Heads, halbwegs annehmbare Cymbal Pads) gegeben ist, kann ein Hersteller viele Tausend Euro für ein E-Kit verlangen, dass mit "durchschnittlichen" Latenzen, PCM-Wellentechnik aus den 80/90ern und sehr langsamer MIDI-Umsetzung daher kommt. Ich habe den Eindruck, dass Keyboarder da wesentlich kritischer und anspruchsvoller sind und sich nicht so leicht veräppeln lassen. Aber Drummern kann man viel (eigentlich wenig) für viel Geld andrehen. Das funktioniert nachweißlich. Von daher habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass die Drummer-Kundschaft die Hersteller dazu nötigt, sich mal langsam Mühe zu geben. Im Gegenteil, Geschwindigkeitsrückschritte zur Technik von vor 20 Jahren werden ja auch in Kauf genommen ...
Ich bin aber sehr interessiert daran, ob und wie Du ein Rechnersystem mit geringen Latenzen hinbekommst. Evtl. ist es ja möglich, durch gezielte Komponentenauswahl, Konfiguration, Tunen, etc. dem Rechner die Bummelei auszutreiben, so dass sich die Gesamtlatenz auf Triggerverarbeitung,Audio-Interface, etc. reduziert. Wenn Du da erste Ergebnisse hast, würde mich das brennend interessieren. Ich habe nach den ersten Ergebnissen schnell aufgegeben und mich an DDrum Modulen erfreut.
Was mir noch zum Thema Triggerinterface einfällt: Ich kenne das Megadrummodul nicht. Aber wie ich verstanden habe, setzt es ebenfalls auf USB. Ich finde folgenden Ansatz interessant. Man nehme ein schnelles Audiointerface (z.B. RME) und benutzt die analogen Audioeingänge als Triggereingänge! Die Hersteller geben sich ja Mühe, schnelle Audiointerfaces mit minimalster Latenz zu bauen. Hersteller von Drummodulen schlampen hier ganz heftig. Vielleicht wäre es clever, auf ein schnelles Audiointerface als Triggereingänge am Rechner zu setzen. Somit sind die Signale direkt und schnell im Rechner. Dann müsste "nur" noch eine potente Software her, die das unterstützt und umsetzt. Hochwertige Audio-Wandler wären zwar für die Triggersignale ein paar Perlen vor die Säue, aber wenns damit schnell wird ....
Gruss.