Entwicklung der Musik

  • Wer dem "Einheitsbrei" entgehen will, der kann. Es gibt ja rechts und links der Charts (und manchmal auch in ihnen selber) nach wie vor tolle Dinge zu entdecken. Das Problem ist imho die stark angewachsene Angebotsvielfalt und die natürliche Faulheit des Otto-Normal-Konsumenten. Ich behaupte mal, dass der nämlich gar keine Lust hat, in dem Dickicht des Angebots seine Perlen zu finden sondern frisst aus Bequemlichkeit das, was auf dem Heavy-Rotation-Silbertablett dargeboten wird (womit wir wieder den Kreis zum Junkfood geschlossen hätten). So wird Nachfrage erzeugt und mit dieser Nachfrage das weitere Angebot gerechtfertigt.


    Seelanne: Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich bin zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen was die zeitliche Lage des "gesellschaftlichen Zenit" angeht und finde vor allem die etwas weiter greifende Analyse bzw. Diskussion aktuell recht spannend, aber das würde vermutlich den Topic-Rahmen sprengen.


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

  • Zitat

    Original von Tulpe


    Ih, Romantik.


    Wenn dann bitte Bach. Der Rest ist mir zu modern, diese Jugend von heute Oo


    Pachebel und Romantik? Naja, egal, lassen wir das.


    Ich habe mittlerweile erkannt:


    Es gibt seit hunderten von Jahren gute Musik, und das Angebot wird von Tag zu Tag größer. Dass gute Musik (was natürlich eine subjektive Wertung ist) in den Massenmedien teilweise nicht genügend repräsentiert wird ist schade, aber die neuen Medien bieten Wege diese Schranken zu umgehen, die unsere Vorfahren nicht hatten.

    - - - - -
    Es wird immer weitergehn - Musik als Träger von Ideen
    [kraftwerk - musique nonstop]

  • Zitat

    Original von Fraggy
    Dass gute Musik (was natürlich eine subjektive Wertung ist) in den Massenmedien teilweise nicht genügend repräsentiert wird ist schade, aber die neuen Medien bieten Wege diese Schranken zu umgehen, die unsere Vorfahren nicht hatten.


    Allerdings helfen die neuen Medien aber auch dabei, jeden Dreck flächendeckend zu verteilen.

  • oft liegt es garnicht an der musik, dass man die scheisse findet, sondern an einem selber.
    das verlangen nach musik ist bei mir in jugendzeiten deutlich grösser gewesen. das war so ende der 70er als das losging. ende der 90er war ich dan relativ durch damit. ok, ich mag immer noch musik, aber so wichtig wie früher ist sie mir nicht mehr.
    bei sochem relativen desinteresse haben es neue kapellen natürlich recht schwer bei mir. wenn der sound mich nicht sofort anfixt sind sie raus aus dem sinn, auch wenn das unfair ist.

    Satellite of Love

  • Zitat

    Original von seppel
    das verlangen nach musik ist bei mir in jugendzeiten deutlich grösser gewesen. das war so ende der 70er als das losging. ende der 90er war ich dan relativ durch damit. ok, ich mag immer noch musik, aber so wichtig wie früher ist sie mir nicht mehr.
    bei sochem relativen desinteresse haben es neue kapellen natürlich recht schwer bei mir. wenn der sound mich nicht sofort anfixt sind sie raus aus dem sinn, auch wenn das unfair ist.



    Das ist bei mir exakt genauso. Aber ich mache mir mehr Sorgen um die ganzen ausführenden Musiker heutzutage als um die musikproduzierenden Kollegen und die Musikrichtungen. Es gibt immer mehr spitzenmässig ausgebildete Leute und immer weniger lukrative Jobs.


    Wenn ich sehe wieviele Topmusiker keinen vernünftigen Job als Musiker in einer Band, Orchester oder was auch immer haben und ihr Dasein als Musiklehrer an irgendwelchen Kreismusikschulen in irgendwelchen Dörfern fristen um noch mehr gut ausgebildete arbeitslose Musiker zu produzieren oder noch schlimmer als Verkäufer beim nächsten Instrumentenhändler, am besten auf 400 € Basis arbeiten, kommt in mir schon ein wenig Wut auf die ganze Entwicklung der Digitalen Instrumente auf.


    Solange die eingesetzt werden um Sounds zu kreieren und keine Arbeitsplätze vernichten ok, aber nehmen wir nur den Bereich Tanzmusik, in dem früher Massen von Musikern, gute wie schlechte, Amateure wie Profis regelmäßig ordentlich Geld verdienten, diese Branche wird doch absolut dominiert von Alleinunterhalter die richtig Kasse machen und alle die gleichen Midifiles runterdudeln. Und wenn der grosse Auftritt ansteht werden gnädigerweise mal 2 Musiker als Statisten dazugestellt. Eine Handvoll Bands
    ist noch richtig gut im Geschäft, aber auch die Gagenentwicklung geht in dem
    Bereich meiner Meinung nach zurück, die Veranstalter feilschen heute bei einer
    Band um 100 € um am nächsten Abend der Discoshow mit irgendeinem Radiofuzzi die Kohle hinterher zu werfen.


    Pickel habe ich beim Besuch der Halle 5 auf der Messe bekommen und konnte
    mir die Äußerung nicht verkneifen, das der kpl. Trakt weggesprengt gehört oder sich auf die Cebit verdrücken soll. Im Untergeschoß war ja wohl die
    Krönung, an jedem Stand irgendsoein MP3 Vergewaltiger, damit der DJ von
    heute es leichter hat, vielleicht bin ich ja doch schon zu alt, aber das war echt
    der Albtraum für mich.

  • Zitat

    Original von yoyogun


    Allerdings helfen die neuen Medien aber auch dabei, jeden Dreck flächendeckend zu verteilen.


    Nun ja, die neuen Medien verbreiten generell alles, u.a. auch richtig feine SAchen. Man denke nur mal an den DF Chat, wo über einen spitzen Künstler diskutiert wird, von dem 3/4 der Leute noch nichts gehört haben. Youtube.de und die sache ist gegessen.

  • Tja offenbar hat eine Musikergewerkschaft keine Macht oder es gibt sie nicht in funktionierender Form, denn das was in der Glotze als LIVE verkauft wird ist eine Lüge - weshalb also keine Klage anstrengen, die alle Sender dazu zwingt - so ähnlich, wie die Arzneimittelhersteller bei Werbung auf die Nebenwirkungen hinzuweisen haben - darauf hinzuweisen, dass die dargebotene Musik keine Livedarbietung ist sondern aus der Dose kommt, oder nur einTeil des Gesanges live ist.


    Eigentlich ist diese Live-etikettierung von Playback Betrug oder zumindest arglistige Täuschung.


    Somit sind Profimusiker gefragt sich gegen diese Job-Vernichtung zu wehren.


    Chartsendungen sprießen aus dem Boden wie die Pilze und es verdienen nur die Komponisten, Verlagen und Sender - nicht aber die darbeitenden Musiker.


    Oder gibt`s`vielleicht auch noch - außer Raab - Sendungen wo ein Orchester spielt ???

  • Zitat

    Original von steve.hatton



    Somit sind Profimusiker gefragt sich gegen diese Job-Vernichtung zu wehren.


    ein Boykott können sich die Musiker aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht leisten, selbst wenn man das unter dem Aspekt sieht, dass ein Erfolg eine stark erhöhrte Anzahl an Mukken mit sich bringen würde.
    Es gibt einfach zu viele, dass die Sender keine bekommen würden...

  • EIn kleiner Zusatz für den Threadstarter:


    Kann es vielleicht sein dass "das Volk" , also Populus, definiert was populär ist - dadurch das es das konsumiert...natürlich wird das auch gesteuert, aber letztendlich kaufen Lisa und Fritz das was ihnen gefällt, also was populär ist.


    Andererseits gibt`s Scheiben die einem musikalisch den Vogel raushauen, nur will sie offenbar keiner hören oder gar kaufen.


    Ich erhielt mal von einem Freund einen Song 3rd Leg von Paolo Mendoca zugesandt - ein Hammer. Fast die ganze Scheibe Different Phases ist ein Hammer - nur man kriegt sie nirgends (mehr) weil es offenbar nur eine sehr kleine spezielle Zielgruppe gibt - wohl Musiker.


    Für das Volk ist diese Musik entweder zu anstrengend oder nicht eingängig genug - also gibt`s die Scheibe nirgends mehr zu kaufen!!!


    Andererseits bekommt man an jeder Ecke "alle Scheiben" von Heino, Rex Gildo oder Sweet oder Saxon oder hab ich eine Musikrichtung und deren Banalistiker vergessen(?)...that´s life!

  • @ Dukenukan: Tja mic wundert es auch sehr, dass in einem traditionell strakne "Gewerkschaftsland" wie GB diese Dosenscheisse ebenfalls Einzug gehalten hat - Deep Purple hat afaik bei Top of the Pops noch live gespielt.


    Heute bezieht sich wohl der Begriff "live" nur auf den "Star" : Er ist noch lebendig - that`s it....


    yoyogun: Wenn`s reicht, denn damahls kamen die Fideln ja noch aus dem Geigenkasten, nicht aus dem "klinper"-Kasten oder der DOSe.


    Es ist halt wohl wieder mal wie überall:
    Wenn der Kunde/Endverbraucher, der das alles ja bezahlt, nicht aufmuckt und die Sachen einfach nicht mehr kauft, ob Plastik statt Holz im Auto, DOSen-Sound statt real Musicians auf der Platte, Playback statt spielende Musiker bei angeblichen "Live"-Übertragungen, wird`s so bleiben.
    Der Schuhmacher um die Ecke hat auch schon lange gegen die "Leichenschuhe" aus Bangladesh verloren......(Leichenschuhe weil so viel Giftstoffe drin sind dass man sie lebendigen eigentlich nicht anziehen dürfte....ca. 2$ für das Paar Handgenähte ! = 19-39 € bei uns)
    So lange wir alle in "Geiz-ist-Geil" mit einsteigen werden wir uns alle selbst wegrationalisieren!


    Der Verbraucher hat die Macht: Wird das billige nicht gekauft, stellt sich die Industrie sehr schnell um!


    Mich stört zB auch dass - so toll die Downloaderei über iTunes & Co. sein mag - auf den mitgelieferten CD-Covers bei iTunes gerade mal die Titel stehen nicht aber die Komponisten oder gar Musiker.....
    Allerdings sind in den Plattenläden (ich nenn die immer noch so) bei richtigen CDs auch meist "Covers" oder richtiger Einleger drin die den Namen nicht verdienen - sind eher nichtssagende Fetzen - 1 Blatt mit 2 Bildern und wenig Text...schade schade....(gehört wohl eher in den Thread "Arme Plattenindustrie"?)

  • yoyogun: Somit ist bei den Musikern jetzt auch eine Entwicklung angekommen, die die "arbeitende" Bevölkerung im letzten Jahrhundert schon kennen gelernt hat: Automatisierung und Rationalisierung. Für industrielle Produktion eigentlich nur konsequent. Begrüßenswert ist das sicherlich nicht, aber unaufhaltsam.


    Ich prognositiziere mal vorsichtig, dass der Musiksektor aber nicht annähernd solchen Umbrüchen unterworfen sein wird wie die Industrigesellschaft des 20. Jh. Klar, wird das seine Spuren hinterlassen (hat es ja schon), aber solange ein Herr Lehrmann sagen kann, er habe das schneller eingespielt als jemand anders es programmiert habe, ist das Handgemachte noch das Maß der Dinge und schwierig bis gar nicht reproduzierbar.


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

  • Zitat

    …schon ein wenig Wut auf die ganze Entwicklung der Digitalen Instrumente auf.


    Die können da nichts für! Es sind die Menschen die sie bedienen und damit machen, was sie eben machen. Ein Instrument ist nur so kreativ wie der Musiker der es einsetzt.


    Ok, 3 Euro fürs Phrasenschwein!

    Gruss


    miles_smiles


    ______________________________________________________


    ich und so



    Zitat:
    D
    as video beweist eindeutig, dass Thomas auch im Hochgeschwindigkeitsbereich sich nicht verstecken muss und nicht nur perfekte Grooves in Jazzbands vom Stapel lässt!!!

  • Aber es ist schon witzig…


    Ich kenne ein paar Covermusiker die sich auf Hochzeiten den Arsch wund spielen und dann mit 100 Euro nachhause gehen. Die beklagen sich dann, daß die Musik ja nun am Boden liegt und man früher ja noch mit eigener Musik auf Stadtfesten spielen konnte. Heute wollen „die Leute“ ja nur „den Radioschrott“ hören und vorgesetzt bekommen. So wird der Musiker immer mehr zum Soundtracklieferant für Kollektivbesäufnisse. (Betriebsfeiern, Hochzeiten etc.) Aber wer zwingt denn diese Musiker dort zu spielen? Der finanzielle Druck?


    Das ist natürlich eine schöne Bequeme Sofarundecke auf der es sich gemütlich rumkacken läßt. Ich spiele ja nur was andere hören wollen. ICH kann ja nichts dafür das Wolle Petry so gefragt ist. Wenn ICH könnte wie ich wollte, aber man läßt mich ja nicht. Ehrlich gesagt geht mir das gemotzte dieser Wochenendmucker gewaltig aufs Ei. Wenn ich nur den scheiß spiele um die Erwartungshaltung von Menschen zu erfüllen, die kulturell in der Welt der Dreizeiler großgeworden sind, dann darf ich mich hinterher aber nicht beklagen das die „Malle Feten Hits“ der Verkaufsschlager der Saison ist, denn ich trage da dazu bei, diese Musik zu verbreiten. Für mich sind das reine Dienstleistungsmusiker.


    Was ist dagegen zu sagen? NICHTS! Wer Spaß dran hat und spielt um jeden Preis, der soll es machen. Ich finde es nur komisch das sich diese Leuten dann über die Anspruchslosigkeit beschweren die in die Bierzelte Einzug gehalten hat.


    Um es klar zu sagen. Ich münze meine Aussagen ausschließlich auf Erlebnisse privater Natur. Es möge sich hier bitte niemand angespuckt fühlen der gerne covert.


    Ich möchte nur daran erinnern, daß WIR diejenigen sind, die in die Welt hinausziehen um die Fahne der Musik hochzuhalten. Es ist UNSERE Verantwortung!


    „Ich gebe den Leuten nicht was sie wollen, ich gebe ihnen was sie brauchen.“
    (Jojo Mayer)

    Gruss


    miles_smiles


    ______________________________________________________


    ich und so



    Zitat:
    D
    as video beweist eindeutig, dass Thomas auch im Hochgeschwindigkeitsbereich sich nicht verstecken muss und nicht nur perfekte Grooves in Jazzbands vom Stapel lässt!!!

  • Zitat

    Original von miles_smiles


    Ein Instrument ist nur so kreativ wie der Musiker der es einsetzt.


    wenn es dann hoffentlich noch von einem Musiker eingesetzt wird, in meiner
    Nachbarschaft gibt es zwei totale Computerfreaks, von Musik keine Ahnung, aber ihr neuestes Hobby ist es, meine Meinung zu Ihren "grandiosen selbstkomponierten Hits" einzuholen, es sind Nachbarn, d.h. immer schön freundlich bleiben, aber eigentlich müsste man die erwürgen, die handieren da mit Sounds und Technik rum die vor Jahren noch den Einsatz eines Synclaviers
    bedeutet hätte mit der entsprechenden finanziellen Investition, also ist es
    kein Wunder das die Musik immer flacher und nichtssagender wird und jeder
    ahnungslose das Internet mit Musik vollknallt.


    Klar wird es immer wieder gute Sachen dabei geben, aber die breite Masse
    stumpft doch in Sachen Musik kpl. ab, da sie keine Ahnung haben was dahintersteckt und das alles konsumieren, haben sie zwar früher auch schon
    getan, nur nicht in diesem gigantischen Ausmaß.

  • Ich denke wie immer hat die Medaille zwei Seiten:


    Günstiges Equipment ermöglicht es auch weniger betuchten musikalische Ideen umzusetzen ohne gleich ein Studio buchen zu müssen.


    Günstiges Equipment und dann noch geklaute Software versetzt auch völlig untaugliches Personal in die Position mit wenigen Tastendrücken und zusammenwürfeln von Loops "Musik" zu machen und die Welt damit zu vermüllen.


    Sucht Euch aus was besser ist.


    Wie die Oma immer sagte: Dass fuffzigerl und das Eis gibt es nicht !

  • yoyogun
    OK, dann töte die Menschen aber verschone das Equipment!

    Gruss


    miles_smiles


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    ich und so



    Zitat:
    D
    as video beweist eindeutig, dass Thomas auch im Hochgeschwindigkeitsbereich sich nicht verstecken muss und nicht nur perfekte Grooves in Jazzbands vom Stapel lässt!!!

  • Irgendwo hab ich mal gelesen oder gehört dass ein Komponist eine "Wahnsinnssoftware" und Supersamplesvon Orchestern zur Verfügung gestellt bekam um Demos für so weit ich weiß Filmmusik zu machen - aber unter der Bedingung dass die endgültigen Tonaufnahmen für die Filme dann mit Orchestern und echten Musikern gemacht werden.


    Ich glaube mich zu erinnern dass es das London Symphony Orchestra waren und der Komponist ist glaub ich ein Herr Zimmer in USA.
    (Bitte kreuzigt mich nicht gleich wenn ein Detail nicht ganz stimmt)


    Das ist ein optimaler Lösungsansatz in meinen Augen: Kostenersparnis bei der Vorproduktion und am Ende doch ein paar Fettaugen in der Mittagssuppe de Musiker...

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