Hi Drumex1212,
das Mitleid ist mit Dir, weil die meisten hier dieses Leid schon längst mit Dir geteilt haben. Nun müsste man fairerweise Euch mal gehört haben, denn es könnte ja sein, dass Du tatsächlich wie verrückt draufzimmerst. Aber so klingt's nicht und die "Argumente" dagegen sehr vertraut.
Mein persönliches Fazit aus diesen Debatten: Der Raum macht die Musik! Seit wir einen neuen Proberaum haben, spiele ich deutlich lauter (soll heißen: nicht mehr mit massiv angezogener Handbremse) und doch gibt es keine Beschwerden mehr, ganz im Gegenteil. Das Thema ist absolut vom Tisch. Es lohnt sich wirklich über einen anderen Raum oder Veränderungen an der Raumakustik nachzudenken.
Außerdem hilfreich: Mal mit einem (evtl. geliehenen) Handyrekorder von einer günstigen Stelle das ganze aufzunehmen. Oftmals hört man da ganz erstaunliche Sachen. Bei uns damals zum Beispiel, dass man den ach so lauten Drummer kaum noch hören konnte, weil die drei Bläser ja ach so leise waren. Solche Rekorder können schon ein verdammt neutrales Argument beissteuern.
Denn sachlich geht's ja nicht zu:
1.: "Leise spielen klingt nicht anders als laut" (Also dann scheint mein Set wirklich außergewöhnlich zu sein... Meine Holzsnare entwickelt erst ab ner gewissen Lautstärke ihren schönen warmen Charakter )
2.: "Nur leise spielen ist Dynamisch" (Dynamik ist doch wenn man laut und leise gekonnt mischt oder bin ich blöd?! zumindest hab ich das im Drum-Unterricht so gelernt...)
3.: "Schon alleine dass du einen Gehörschutz trägst zeigt, dass du eindeutig viel zu laut spielst" (Ich benutze das normale Alpine Music Safe Set... Ich bin erst 24! Ich wollte mit 30 eigentlich nicht taub sein )
4.: "Ihr müsst immer so leise wie möglich spielen damit der Sound optimal ist. Lautes spiel zerstört den sound" (Ich finde so leise wie möglich, aber doch so laut wie nötig oder?)
Zu 1.: Jaja, is klar. Deswegen kann man ja auch laut flüstern und leise schreien. Jeder würde den leisen Schrei auch sofort als solchen erkennen. Auch hier: Argument einfach auf der Sachebene ausschalten: Becken streicheln, aufnehmen. Becken laut anspielen und aufnehmen. Danach beide Aufnahmen auf den selben Pegel bringen und den Leuten vorspielen. Fertig. Argument erledigt.
Zu 2: Falsch. Du hast es ganz genau beschrieben. Ich würde mal aus dem Lexikon eine Definition kopieren und beim nächsten Mal vorlesen. (Nimm den Bockhaus o.ä., nicht Wikipedia, dem vertrauen Väter nicht so.)
Zu 3: Falsch und schlimm. Hier würde ich Äußerungen von Fachleuten zusammentragen und beim nächsten Mal vorlesen. Ich kenne das Genöle aber auch. Hier hilft nur Physik: Mach den Leuten klar, dass eine Snare gerade mal einen halben Meter von Deinen Öhrchen ist.
Zu 4: Naja: Lautes Spiel kann den Sound zerstören. Bei leisen Spiel hat man mehr Spielraum für Spiel und Klang. Das ist schon so. Aber es gilt eben auch: Eine schwere Powerballade kann ich nicht mit Besen spielen.
Fazit: Die Argumente sind teilweise übel, in jedem Fall auszuhebeln ... nur ... hier geht's ja ganz offensichtlich nicht um die Sache, sondern darum, sich mit der eigenen Vorstellung durchzusetzen. Vielleicht hilft mal ein ruhiges Gespräch außerhalb des Proberaums. Ich hab öfters auch mal erklärt, dass man Instrument nun mal keinen Lautstärkeschalter hat und
a) nur sehr, sehr gute Musiker bei leisem Pegel noch kraftvoll klingen
b) mein Spielgefühl und damit die Spielfreude an bestimmte Bewegungen gekoppelt sind. Ein fetziges Stück extrem verhalten Spielen macht mir dann so wenig Spaß, dass ich's dann lieber lassen möchte.
Ich würde als erstes über den Raum nachdenken oder mir eine andere Band suchen bzw. (falls alle damit fein sind) auch mal über eine andere Musikrichtung/-ausprägung nachdenken. Es gibt ja schon Musikrichtungen, die so leises Drumspiel ermöglichen, dass man sogar auf den Gehörschutz verzichten kann.
Viel Erfolg!
Hajo K